Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Bis gestern hatten wir in Berlin Minustemperaturen, bekanntlich nicht so gut für das Bauen, ab heute sind wir im Plus und da sieht man doch wieder Figuren, ähh Arbeiter am Bau.

    Das stimmt nicht so ganz!
    Während der Rohbauphase wurde auch bei Frost betoniert.

    Auckland bei Nacht

  • Naja, ich hatte es bereits mal angesprochen. Ich glaube, dass man neben dem Wetter auch einen anderen Faktor beachten muss, nämlich die Spendensammlung.
    Es werden nur dann noch Spenden eingesammelt werden können, wenn der Spender den Eindruck hat, dass sie nötig sind. Wenn alles fertig ist, wird der Spendenfluss signifikant einbrechen.
    Da das Schloss erst 2019 eröffnen wird, wird man den nicht fertigen Zustand folglich so lange rausziehen, wie es irgendwie geht. Wenn man sieht, wie wenige Menschen auch im Sommer an der Fassade arbeiten, so muss man sagen, dass man vermutlich schon letzten Sommer damit fertig gewesen wäre, wenn man denn gewollt hätte.
    Dass man mit dem Verputzen bis 2018 wartet ist ein weiteres Indiz. Nichts spricht dagegen, den Bau zu verputzen, wenn man im Frühjahr mit der Fassade fertig ist.
    Aber man will dies nicht und ich kann dies nachvollziehen. Wenn der Bau äußerlich im Sommer fertig wäre, dann bliebe man dick im Mimus was den Spendenstand angeht. So will man die jetzt sehr konstanten Spendeneingänge eben so lange wie möglich abgreifen. Eigentlich eine sehr clevere Idee.

    APH - am Puls der Zeit

  • Das sind aber gewagte Vermutungen. Hieß es nicht vor Zeiten, daß es Bauverzögerungen auch wegen Lieferunterbrechungen der Sandsteinwerke gegeben hat!
    Und Minustemperaturen für eine Baupause ist ein gewichtiges Argument! Mauern zu setzen mit Trass-Kalkmörtel und Sandsteinelemente zu versetzen und zu vermörteln/verfugen ist was anderes als Betongießen! Erstes scheint mir empfindlich auf Kälte zu reagieren. Die Kathedralbaustellen wurden über den Winter eingemottet, da lief nix mehr!

  • Hier wurde mal erklärt, wie lange das dicke Ziegelmauerwerk braucht, bis es soweit ausgetrocknet ist, dass es verputzt werden kann. Von über einem Jahr war die Rede, wenn ich mich recht erinnere.

    Man sollte hier nicht Schreckenstheorien entwickeln, wenn man nicht wirklich vom Fach ist - und dann wird man es sowieso nicht tun. Ich kann mir auch nicht recht vorstellen, dass die Spendenbereitschaft mit zunehmender Fertigstellung schwindet. In Dresden war das meines Wissens nicht so!

    Selbst im letzten, doch sehr milden Winter, war über viele lange Wochen hinweg, ein gefühltes Vierteljahr, kein Baufortschritt zu erkennen. Der Bau ruhte, und das tut er jetzt einfach auch.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Wird überhaupt nocht gebaut am Schloss in den lezten Wochen???
    ich sehe auf den Webcam fast keine Bauleute seit mehreren Wochen:Zufall oder nicht??

    Weiss jemand was da los ist?? ?(
    Kein Geld mehr???

    Nun, ich Weiss es. :)
    Um mich kurz vorzustellen, ich bin gar kein Architekt wie viele hier, und komme eigentlich aus frankreich (paris geboren).
    Ich interessiere mich sehr für Rekonstruktionprojekte, und verfolge die Stadtschlossdebatte seit 2001.
    Persönlich bin ich allerdings kein grosser Fan vom Humboldtforum: im Gegensatz zum Beispiel zur Frauenkirche, die möglichst Originaltreu nachgebaut wurde mit Originaltechniken, handelt es sich hier um einem Betonklotz mit Fassaden drüber, also ein bisschen wie Filmdekor.
    Trotzdem schaue ich jeden Tag die Entwicklung auf webcam, und schaue seit 4 Monate regelmässig die Beiträge auf diesen Forum.
    Andere Mitglieder hatten bereits mehrmals gefragt, leider wurden sie aber von den anderen ignoriert, die es besser fanden, sich gegenseitig den Kopf einzuschlagen wegen ein Dachrestaurant.... :thumbdown:
    Ich habe also direkt Anfang Januar den Förderverein angeschrieben, hier ist die Antwort:

    • Wir haben Winter, und es ist normal, dass der Bau dann ruht, da bei Frosttemperaturen Bauschäden vorprogrammiert würden. Wie Sie aber sehen können, wurde der Bau rundum geschlossen, ist also wind- und wetterdicht. Deswegen läuft der Innenausbau ungestört und planmäßig weiter.
    • Wir liegen aber unter Berücksichtigung dieser Winterunterbrechung auch beim Außenbau immer noch im Plan. Dies betrifft ebenso die Kuppel wie auch Portal IV und Portal V. Sowie wieder mittelfristig offenes, frostfreies Wetter zu erwarten ist, wahrscheinlich erst im März, werden die Bauarbeiten wieder aufgenommen.
  • Zitat

    Das sind aber gewagte Vermutungen.

    Ich halte das für keine gewagte Vermutung. Die Fassade ist ja praktisch fertig, es fehlen ja leidiglich noch Reste der Balustrade und kleinere Stellen an den Portalen. Das wars ja eigentlich. Wenn man richtig rein hauen würde wäre man vermutlich in 4 Wochen fertig. Ich bin kein Baufachmann, aber normal sollte man nach einem dreiviertel Jahr wo die eigentliche Fassade jetzt schon steht die Klinker verputzen können und der Außenbau wäre im Sommer gerüstfrei.

    Aber gerade das tut man nicht. Man lässt ihn bis weit in das Jahr 2018 eingerüstet. Das wurde ja bereits angekündigt. Warum sollte man das sonst machen außer mit der Absicht, den Bau möglichst lange nicht fertig aussehen zu lassen? es sind noch 50 mio. zu sammeln. Wenn man im Sommer fertig wäre, gebe ich Brief und Siegel holt man das Geld nicht mehr rein. Marketingmäßg wird man sich für die Jahre 2017 und 2018 die 12 mio. noch mitnehmen und dann 2019 zum Endspurt blasen um die letzten 25 mio rein zu holen. Auch die Laterne wird, obwohl sie vermutlich schon jetzt beauftragt werden muss, erst ganz spät drauf kommen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man sonst die Kohle rein bekommen will. Wie soll man denn Großspendern und dem kleinen Mann erklären, dass er unbedingt noch spenden muss, wenn der Bau schon im Sommer 2017 fertig da steht. Die Logik erschließt sich mir nicht.

    APH - am Puls der Zeit

  • Hm, dass es die von Dir beschriebene Wirkung haben kann, wenn die Gerüste noch stehenbleiben ist nachvollziehbar.
    Aber bedenke: es ist bei weiten nicht soviel fertig, wie von Dir angenommen! Bei Portal 4 und 5 ist noch ne Menge zu tun, vor allem mit den Atlanten, Rundbogenfenster und Säulenstellungen inklusive Figurenschmuck ist noch eine komplexe Arbeit zu tun, die gut Weile braucht, will sie qualitätvoll werden. Und im Schlüterhof ist ungleich mehr noch zu tun. Die Risaliten sind erst etwas mehr als halb fertig und die Gebälkzone wird es noch tüchtig in sich haben, da auch Unterkonstruktionen eingezogen werden müssen.
    Alles nicht zu unterschätzen!

  • Vielleicht kann Donald Trump helfen: er spendet die 50 Millionenld ( is ja fuer Ihm nicht soviel ) Geld und das Problem mit den Finanzen ist geklaert ausserdem ist es ein ausgezeichneter"" Public Relations Stunt"" , oder? Dann werden die Deutschen endlich mal etwas Positives ueber Ihm denken :)

  • Vielleicht kann Donald Trump helfen: er spendet die 50 Millionenld ( is ja fuer Ihm nicht soviel ) Geld und das Problem mit den Finanzen ist geklaert ausserdem ist es ein ausgezeichneter"" Public Relations Stunt"" , oder? Dann werden die Deutschen endlich mal etwas Positives ueber Ihm denken :)

    Nebenbei Van Dyk, es war ein Vergnügen dir deine Frage zu beantworten, brauchst dich gar nicht zu bedanken, :rolleyes:
    (habe mich ehrlich gesagt nur hier registriet wegen deine Frage...)

  • Was mir am BBZ-Konzept zur Umfeldgestaltung zugegebenermaßen gut gefällt, sind die Bäume auf der Fläche des ehemaligen Apothekerflügels. Ich selbst hätte auch lieber letzteren wieder gesehen, aber so hat man wenigstens eine klare optische Trennung von historischer Fassade und Zeitgeist-Fassade. Letztere würde vom Lustgarten aus gesehen, immer eine Randbeeinträchtigung des Gesamteindruckes bewirken. Leider wird es wohl 20 Jahre dauern, bis die notwendige Baumhöhe erreicht sein wird.

    Nun müsste man sich noch etwas Vergleichbares für den Platz hinter dem Eckrondell ausdenken. Hier ragt der Stella-Kasten ja doch (warum auch immer) deutlich weiter vor als in den ursprünglichen Plänen vorgesehen. Vielleicht hat ja jemand einen guten Vorschlag für die BBZ-Planer. Ich selbst hätte an der seitlichen Stella-Fassade eine Reihe von Pflanzlöchern einplant, aus denen dann Efeu die gesamte Fläche hätte begrünen können. Das hätte sogar als historisches Zitat eine gewisse Rechtfertigung gehabt - schließlich waren Teile des alten Nordflügels ebenfalls überwuchert.

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Das entscheidende Problem der Belebung des Schloßplatzes sind die fehlenden Möglichkeiten, hier weitere attraktive Ziele zu schaffen...

    Wird sicherlich nicht einfach.

    Unsere Altvorderen hatten diesbezüglich wohl mehr Phantasie. Wenn uns heutzutage keine bessere Gestaltung einfällt, könnte man auch z.B. diese Wettersäule von Bruno Schmitz kopieren.
    (oder weiß jemand zufällig etwas über das Schicksal dieser Säule?)

    Anbei ein Bild der Wettersäule auf dem Schlossplatz, vor dem Rondell.

    Berlin Schlossplatz, Wetterstation

  • Die Wettersäule hatten wir schon einige Male im Forum thematisiert. Nach meinem Kenntnisstand ist sie, wie so vieles andere, ein Kriegs- und Nachkriegsverlust - sprich: beschädigt und später abgeräumt.

    Hier noch eine schönes Bild aus dem Jahr 1913 in besserer Auflösung.

    Bildquelle: Digitales Architekturmuseum der TU Berlin

    Das ist auch ein interessantes Bild.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Bei aller Sympathie für die Rückkehr möglichst vieler erhaltener Denkmäler aus der Umgebung des Schlosses: die Wettersäule scheint mir angesichts ihrer schon beinahe orgiastisch zu nennenden Vermengung mehrerer Stile (sich tummelnde Rokokoputti an der Spitze; Renaissancevoluten, barocke Giebel und Festons, vom Jugendstil angehauchte Maskarons und Fensterrahmungen, ein eher klassizistischer Sockel - und alles in fragwürdigen Proportionen "komponiert") am ehesten verzichtbar.
    Doch die Büsche im Hintergrund der Photographie der Wetteräule bringen mich auf eine naheliegende Idee. Falls sie hier so oder ähnlich schon jemand vorgetragen haben sollte, bitte ich um Nachsicht - ich habe in letzter Zeit in diesem Forum eher nach neuen Bildern Ausschau gehalten als Beiträge studiert. Wie wäre es, wenn man die drohende betonierte Einöde kostengünstig mit einer an das alte Schlossgärtchen angelehnten Begrünung etwas weniger trostlos gestalten würde? Im Gegensatz zu großen Bäumen würde der Blick auf die Fassaden nirgendwo verstellt; es würde - anders als die an sich sehr schönen Rabatten zu beiden Seiten des Neptunbrunnens - wohl auch nicht die Verkehrsführung beeinträchtigen. Schließlich hätte das Gärtchen auch noch den Vorzug, den von so vielen im Forum beklagten Bruch zwischen Schlüters Eckrondell und Stellas Spreeflügel zu mildern bzw. zu kaschieren.

  • Das sind aber gewagte Vermutungen. Hieß es nicht vor Zeiten, daß es Bauverzögerungen auch wegen Lieferunterbrechungen der Sandsteinwerke gegeben hat!
    Und Minustemperaturen für eine Baupause ist ein gewichtiges Argument! Mauern zu setzen mit Trass-Kalkmörtel und Sandsteinelemente zu versetzen und zu vermörteln/verfugen ist was anderes als Betongießen! Erstes scheint mir empfindlich auf Kälte zu reagieren. Die Kathedralbaustellen wurden über den Winter eingemottet, da lief nix mehr!

    Ja, es liegt ausschließlich am Frost. Nach Weihnachten hatte man ja schon ein paar Tage gearbeitet. Auch vor einigen Tagen wurden an der Westfassade Steine versetzt. Die Arbeiten an der Innenseite von Portal III liefen die ganze Zeit über weiter. Am Geld liegt's nicht, zumal der Bund als Bürge einspringen würde.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Hier nochmal eine bildliche Darstellung der Situation:


    Quelle: http://www.sbs-humboldtforum.de - Ausschnitt aus dem EG-Grundrissplan

    Wie man hier deutlich sehen kann, ist nicht nur die Anlage des kleinen Gärtchens durch die Einfahrt passé, vielmehr wird auch die Ansicht des Eckrondells durch die Rampe noch mehr gestört werden als es jetzt schon durch die nicht weit genug zurückgesetzte Stella-Fassade zu sehen ist.


    Quelle: cam02.berlinerschloss-webcam.de - Ausschnitt aus dem EG-Grundrissplan

    Hier ist die Rampe auf dem aktuellen Webcam-Bild im Rohbau zu sehen. Auf dem obigen Grundriss sieht es aus, als würde sie noch mit einem Geländer eingefasst werden, das dann vor dem Rondell steht. Was mich sehr wundert: Die Einfahrt sieht sehr schmal aus. Da ich nirgends auf dem Grundriss eine weitere Rampe entdecken konnte, stellt sich mir die Frage, ob es zugleich Einfahrt und Ausfahrt sein wird? Zwei Autos nebeneinander passen da doch wohl nicht hin?
    Oder ist die ganze Sache nur für geringfrequenten Anlieferverkehr gedacht und nicht für große Zahlen von Mitarbeitern und Besuchern?

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Auf dem obigen Grundriss sieht es aus, als würde sie noch mit einem Geländer eingefasst werden, das dann vor dem Rondell steht. Was mich sehr wundert: Die Einfahrt sieht sehr schmal aus. Da ich nirgends auf dem Grundriss eine weitere Rampe entdecken konnte, stellt sich mir die Frage, ob es zugleich Einfahrt und Ausfahrt sein wird? Zwei Autos nebeneinander passen da doch wohl nicht hin?
    Oder ist die ganze Sache nur für geringfrequenten Anlieferverkehr gedacht und nicht für große Zahlen von Mitarbeitern und Besuchern?

    Wirklich ein rätselshaftes Konstrukt, zumal nach dem Grundrissplan im Inneren dann nur ein abgeschlossener Raum folgt, keine Tür, keine Treppe o.ä.
    Ansonsten hätte ich spontan ich auf einen Behinderteneingang für Rollstuhlfahrer usw.getippt.

  • Wirklich ein rätselshaftes Konstrukt, zumal nach dem Grundrissplan im Inneren dann nur ein abgeschlossener Raum folgt, keine Tür, keine Treppe o.ä.

    Ich nehme an, die dreieckige Formation in diesem Raum zeigt, ebenso wie im Bereich der Rampe, eine Neigung des Bodens an. Somit dürfte es sich um einen Zugang zum Keller handeln, wenn es denn einen gibt.

  • Somit dürfte es sich um einen Zugang zum Keller handeln, wenn es denn einen gibt.

    ...oder zur Tiefgarage? Ich hätte den Beitrag von SchortschiBähr wohl gleich lesen sollen :sleeping:

    Wie auch immer: am besten wäre es doch, die ganze Fassade rechts des Rondells soweit wie möglich mit Efeu, wildem Wein o.ä. zuranken lassen. Rechts der Zufahrt wäre doch genug Platz für einen kleinen Garten.
    Von mir aus könnte auch anschließend vor der Ostfassade eine größere Grünfläche bzw. ein Garten - auch mit Bäumen - angelegt werden.

    Einmal editiert, zuletzt von newly (20. Februar 2017 um 17:06)