Posts by Mozart

    VanWuerzburg

    "Auf der Homepage des Berliner Schlosses gibt es aktuelle Bilder von den aufgestellten Skulpturen des Schlüterhofes!"

    Vielen Dank für den Hinweis... Umwerfend!! Der fertiggestellte Risalit des großen Treppenhauses - oder wie er ja auch oft genannt wird - Portal VI - ist für mich wirklich das schönste Stück Architektur in Berlin...

    @ riegel: "Instagram, Facebook und wie all das Zeugs heißt, existiert in meiner Welt nicht."

    Immerhin haben wir einem Instagram-Nutzer zu danken, dass wir wenigstens ein paar aussagekräftige Photographien von der Aufstellung der Skulpturen betrachten können. Diese Bilder sind Mangelware, denn ich habe weder in den Medien wie "Tagesspiegel" oder "Berliner Abendschau" noch auf der Website des Fördervereins diesbezüglich etwas entdecken können. Während wir dank der Webcam beispielsweise die Montage der Kuppellaterne live verfolgen konnten, sind wir doch von der Entwicklung im Schlüterhof seit langem abgeschnitten, und ich weiß, dass das einige User des Forums das sehr bedauern, da sie gerade diesen Teil des Berliner Schlosses besonders schätzen. Auch ich hätte viel darum gegeben, wenn man via Internet die eigentliche Vollendung des Schlosses hätte beobachten können.

    Sollte man sich nicht eher freuen, dass der Schlossneubau auch außerhalb Deutschlands auf Interesse stößt? Es unterstreicht doch ohne Zweifel die Bedeutung dieses Bauwerks in Berlin, das in den internationalen Architekturgeschichtshandbüchern bekanntlich nicht mit allzu vielen Beispielen vertreten ist. Und Englisch ist nun einmal die Lingua franca unserer Zeit, die auch in Arabien, China usw. verstanden wird.

    Die am Eosanderportal noch fehlenden Schmuckelemente bestanden wohl aus verschiedenen Materialien: Ich zitiere jetzt einfach mal Albert Geyer:(Geschichte des Schlosses zu Berlin. Vom Königsschloss zum Schloss des Kaisers. Der Text. Berlin 1992, S. 130):

    "1902 wurde am Portal III die giebelartige Aufrollung, die ihm einst Eosander gegeben hatte, neu herausgearbeitet und außerdem Teile des Festschmuckes von 1897, der von Otto Lessing zunächst in Gips ausgeführt war, als dauernde Zierde in wertvollerem Material angebracht, die große Königskrone in Zinkblech, das Wappenschild in Sandstein, die Inschriften- und Relieftafeln in vergoldeter Bronze. Auf der rechten Seite wurde folgende Inschrifttafel eingelassen:

    FRIDERICVS I

    BORVSSORVM REX, ELECTOR BRANDENB.

    MDCLXXXVIII.

    SIC GESTVS SVM PRINCIPATVM VT SCIAM

    REM POPVLI ESSE, NON MEAM PRIVATAM.

    Darunter die Relieftafel, die die beiden großen Abschnitte des Schloßbaues in Erinnerung bringt: Schlüter führt das Modell für den Umabu des Schlosses vor; auf der Staffelei die Zeichnung für die Front des Neuen Schlosses an der Schloßfreiheit, im Hintergrund Eosander, sich vor Königin Sophie Charlotte, seiner hohen Gönnerin, hofmännisch verbeugend."

    Ich will jetzt auf keinen Fall als Nörgler dastehen, der sich über Kleinigkeiten unnötig aufregt, daher will ich sichergehen, dass ich hier keiner optischen Täuschung erliege: Sehen die übrigen Forumsmitglieder auch, was ich hier wahrnehme? Am südlichen Teil der Westfassade, unmittelbar dort, wo sie an die südliche Kehlung des Portals III stößt, sieht es am Fenster des dritten Obergeschosses so aus, als hätte man da zu wenig Farbe aufgetragen. Eine deutlich konturierte, helle Fläche hebt sich da vom Vanillesaucen-Gelb der restlichen Fläche ab, und sie schließt so exakt mit den Vorsprüngen der Fenstereinrahmung und der Grenze zum Architrav des Portals ab, dass dieser Eindruck kaum auf eine Fehlfunktion der Webcam zurückzuführen sein dürfte, wie es ja wohl bei dem letzten Pseudo-Graffiti-Alarm der Fall war.

    Jetzt, da die Hüllen am Portal III fallen und sichtbar wird, wie notwendig die vier Figuren oberhalb der Kolossalsäulen sind, um den oberen Teil des Portals mit dem unteren harmonisch zu verbinden, bin ich heilfroh, dass wenigstens Antinous, Herakles, Meleager, Apollon, Borussia etc. bereits finanziert sind und wohl auch schon bereitstehen, um zumindest die in meinen Augen schönsten Portale des Schlosses, nämlich die Risalite im Schlüterhof, demnächst zu krönen!

    Also, alle Freundinnen und Freunde des Schlosses, eifrig spenden für den Skulpturenschmuck auf Kuppel und Portalen!

    Bei der Farbfotografie der modernen Stadtsilhouette fällt mir gerade auf, dass das kupfergedeckte Dach des "Adlon" bereits den charakteristischen grünlichen Farbton alten Kupfers angenommen hat. Dabei zählt dieser Bau doch erst gute zwanzig Jahre! Da werden wir vielleicht doch noch eine patinierte Schlosskuppel erleben! Interessant finde ich auch, dass das oxidierte Kupfer der Kuppeln von Dom und Schloss und das der Dächer von Rathausturm und Hotel Adlon auf der historischen Abbildung beinahe weiß wirkt. Die Kuppel des Stadthauses hingegen scheint nicht mit Kupfer gedeckt (gewesen) zu sein.

    @ KLs Befürchtungen einer Verunzierung des Schlosses durch Sprayer:

    Die Zahl von Graffitis im historischen Zentrum Berlins hält sich wirklich in erträglichen Grenzen und beschränkt sich in der Regel auf Bauzäune oder andere temporäre Einrichtungen. Offenbar werden die Monumentalbauten der Stadt auch nachts effektiv überwacht. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass das neue Schloss in bestimmten Kreisen als besondere Herausforderung empfunden wird...

    @ Treverer: "Da Schlüter genannt wurde: Mehr als auf das Aufsetzen der Laterne freue ich mich ehrlich gesagt auf den Tag, da der Schlüterhof uns in voller Pracht präsentiert wird. Meiner Meinung nach ist er einer der schönsten, beeindruckendsten und einzigartigsten barocken Innenhöfe Europas."

    Das sehe ich ganz genauso.

    @ Meister Lampe: "Wenn man diese Bilder sieht verstehe ich immer noch nicht warum Walter Ulbricht (SED) das Stadtschloss hat sprengen lassen. Warum hat sich der ehemalige Staatslenker nie Gedanken gemacht, dieses Schloss wieder aufzubauen, wie in der damaligen Sowjetunion."

    Ich habe mich schon des öfteren gefragt, ob bei Walter Ulbricht neben den rein ideologischen Gründen, nach denen die Winterresidenzen der preußischen Könige in Berlin und Potsdam als Symbole des reaktionären, imperialistischen preußischen Militarismus zu betrachten waren, der als Steigbügelhalter des Faschismus gedient habe, nicht auch gewisse sächsische Ressentiments gegenüber Preußen vorlagen. Immerhin hatte Sachsen ja mehrfach unter dem nördlichen Nachbarn leiden müssen.

    Ein vergleichbares barbarisches Wüten gegen kostbare Zeugnisse der Vergangenheit hat Ulbricht in Sachsen meines Wissens nicht angeordnet. Die ähnlich schwer beschädigten Prunkbauten der Wettiner wurden jedenfalls nicht für viel Geld abgerissen.

    Nach dem Zeugnis von Wolfgang Leonhardt hatte Ulbricht allerdings ganz allgemein keinerlei Interesse für Kunst, Literatur, Musik oder Architektur.

    @ East Clintwood: "Luther rief dazu auf, die Bauernaufstände mit äußerster Brutalität niederzuschlagen, Synagogen zu zerstören und den Talmud zu verbrennen. Und auch hier: man muss es aus der Zeit, aus der charakterlichen und religiösen Prägung Luthers, aus den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, den Machtverhältnissen usw. betrachten, um es verstehen zu können (was nicht gutheißen bedeutet)."

    Im Prinzip stimme ich der Auffassung, dass jede Handlung eines Individuums im Kontext ihrer Zeit betrachtet und beurteilt werden muss, zu. Dabei ist dann allerdings auch zu fragen, ob sich das jeweilige Individuum, dessen Taten uns Heutigen zweifelhaft oder verwerflich erscheinen, gewissermaßen "auf der Höhe seiner Zeit" war. Und das ist gerade im Fall des besonders ausgeprägten Judenhasses von Luther entschieden zu bezweifeln, denn Luther war sowohl der diesbezüglich tolerante Standpunkt des Humanisten Reuchlin (immerhin der Lehrer Melanchthons) bekannt als auch die rühmliche Aktion Papst Leos X., der den Talmud drucken ließ. Er hätte es also besser wissen können.

    Man muss übrigens seinen Blick nicht bis zu den schönen Kirchen Roms schweifen lassen, um die charakteristischen barocken Proportionen von Laterne, Kuppel und Tambour im Vergleich zum Berliner Schloss zu studieren: Auch ein Blick auf die Kuppel des nur wenige Kilometer weiter westlich gelegenen Schlosses Charlottenburg ist hier aufschlussreich:

    https://www.berlin-welcomecard.de/de/partner/charlottenburg

    Dieser Moment kann nur noch übertroffen werden, wenn der in meinen Augen schönste Teil des Schlosses, der Risalit des Großen Treppenhauses im Schlüterhof, durch die Aufstellung der Götter- und anderen Figuren über den Kolossalsäulen vollendet werden wird.

    Ich verfolge die Diskussion über das Für und Wider des Kreuzes bzw. der Kuppelinschrift und die damit verbundenen Verbalinjurien gegenüber Andersdenkenden in diesem Forum mit wachsendem Unbehagen, und ich überlege mir ernsthaft, ob ich hier in künftig noch Beiträge lesen oder gar einstellen werde.

    Vor allem missfällt mir die pauschale Verurteilung von vermeintlichen oder tatsächlichen "Linken", denen hier ein um das andere Mal so etwas wie "Kulturbolschewismus" etc. vorgeworfen wird. Einige Beiträge, die hier im Forum publiziert wurden, sind geradezu Wasser auf die Mühlen derjenigen, welche ebenso pauschal und unreflektiert den Schlossbefürwortern eine rechte, nationalistische, reaktionäre oder monarchistische Gesinnung unterstellen.

    Ich selbst würde mich auch eher im politisch linken Spektrum verorten, bin aber trotzdem (?) ein vehementer Befürworter der Schlossrekonstruktion, und zwar sowohl aus historischen als auch aus ästhetischen und städtebaulichen Gründen, die ich hier wohl kaum im einzelnen zu wiederholen brauche. Sie alle sind hinlänglich bekannt.

    Damit - und das sollten sich meiner Ansicht nach einige Forumsmitglieder wirklich einmal "hinter die Ohren schreiben" - bin ich auch nicht allein: Es gibt prominente "Linke", die gleichfalls zu den Unterstützern des Schlosswiederaufbaus zählen. Ich erinnere hier nur mal an Lea Rosh oder Wolfgang Thierse, und auch der kürzlich hier so geschmähte Jens Bisky gehört dazu.

    Was die Umschrift an der Kuppel betrifft: ich halte es für absolut legitim, sie zu kritisieren. Ich selbst hätte mir angesichts ihres UNBESTREITBAREN Absolutheitsanspruches auch gewünscht, dass sie nicht wieder angebracht worden wäre. Ganz ohne Inschrift freilich hätte man die Kuppel freilich nicht lassen sollen. Im gleichen Schriftduktus hätte ich mir etwas Neutrales wie "Humboldtforum Berlin Wiederaufbau dank bürgerschaftlichen Engagements" oder auch eine alle Religionen einbindende Formel von Kant oder Lessing anstelle des jetzt in luftiger Höhe prangenden Bibelzitats gut vorstellen können.

    Schließlich sei mir noch ein Hinweis darauf gestattet, dass Europas Kultur nicht allein auf dem Christentum basiert. Bei konsequenter Beachtung des jüdisch-christlichen Bilderverbots wäre ein großer Teil der abendländischen Kunst schlicht nicht existent, und ohne die in der "heidnischen" Antike entwickelte Formensprache sähe auch unser geliebtes Schloss völlig anders aus. Es sind der Skulpturen mit antik-heidnischem Bezug gerade an diesem Bau so viele, dass der frömmelnde Friedrich Wilhelm IV. unter anderem auch deshalb darauf bestand, christliche Symbole anzubringen.

    Ich hoffe sehr, dass in Zukunft hier in guter alter preußischer Tradition etwas mehr Vernunft und Toleranz einziehen mögen.

    Die Erklärung für die miesen Proportionen der Ecktürme des Doms liegt im Imponiergehabe Wilhelms II. begründet; die Hauptkirche des deutschen Protestantismus sollte gemäß seinem Auftrag an Raschdorff "auf jeden Fall größer als der Dom in Köln" sein. In der Tat übertraf die Grundfläche des Berliner Doms, solange die Denkmalskirche noch existierte, den Kölner Dom um etwa 100 Quadratmeter. Das Problem war dabei, dass der Baugrund für ein derart dimensioniertes Bauwerk eigentlich zu klein war. So hat Raschdorff von der Lustgartenseite her den Eindruck eines Zentralbaus mit gleich hohen Türmen erweckt, und die westlichen Türme passen ja durchaus zur Kuppelhöhe. Man durfte eben bei der Südseite nicht so genau hinsehen, und bei der Nordseite zog ja die Denkmalskirche die Blicke auf sich...

    Da ich diesen Strang für mich erst vor kurzem entdeckt, aber noch nicht vollständig gelesen habe, verzeiht mir bitte, wenn ich jetzt in Bezug auf die Rossebändiger etwas wiederholen sollte, was hier schon mal gepostet wurde: Im Zeitalter der Restauration, in dem diese schönen Plastiken vors Schloss kamen, fand die geistreich-scharfe Zunge des politisch bewussten Berliners sehr ätzende Spitznamen für die beiden Gruppen, zumal sie ja Geschenke vom russischen Alliierten der Heiligen Allianz waren: Man nannte sie "der behinderte Fortschritt" und der "beförderte Rückschritt."

    "Mäßigung" scheint mir in der Tat das rechte Wort zu sein. Ich glaube wohl sagen zu dürfen, dass es die allermeisten Mitglieder des Forums begrüßt hätten, wenn das Schloss von dem erst recht spät in die Planung eingeschmuggelten Dachrestaurant verschont geblieben wäre und wenn noch mehr hätte rekonstruiert werden können. Ich bitte aber einfach mal zu bedenken, wieviel wir bekommen haben, wieviele Jahre es völlig unsicher war und geradezu phantastisch erschien, dass überhaupt auch nur eine Teilrekonstruktion des von uns allen so geliebten Bauwerks eines Tages Realität werden könnte. Und in welcher Qualität der Ausführung im Detail steht das Werk jetzt fast vollendet da! Freuen wir uns der Schönheit des Erreichten. Sie überstrahlt wahrhaftig die wenigen Unstimmigkeiten!
    Und wenn irgendein "Mehr" überhaupt realistisch ist, dann ist es im Laufe der kommenden Jahrzehnte der eine oder andere Innenraum, der rekonstruiert werden kann. Lasst uns die Energie dafür aufbringen, anstatt sie in nutzlosem Streit über das zu vergeuden, was nicht mehr zu ändern ist.