BurgThor7: Ganz herzlichen Dank abermals für die vielen weiteren Informationen und die interessanten Baubilder! Jetzt wird der Strang hier ja richtig wissenschaftlich fundiert. Die Begründung für den Abschluss knapp oberhalb der Hochblenden leuchtet mir ein, auch wenn es etwas gedrungen wirkt. Ob der Bauher die seitlichen Blenden noch einmal aufreißen möchte, um die fehlenden Doppelluken mit einer Steintiefe anzudeuten, mag man bezweifeln. Sehr zu wünschen wäre es jedenfalls, und inzwischen halte ich bei diesem Projekt nichts mehr für unmöglich! Ich bin erstaunt, dass auch die Blindluken oben offenbar durch die gesamte Tiefe des Mauerwerks geführt wurden. Notwendig wäre es ja nicht gewesen. Mir war bisher nicht bekannt, dass das bauzeitlich offenbar üblich war.
Ebenfalls wusste ich nicht, dass es sich hier um einen Kornspeicher handelte. Wozu dann der Laubengang und die großen, noch heute bestehenden mittelalterlichen Fensteröffnungen zur Straße hin? Hier hätten ja ebenfalls kleine Belüftungsluken gereicht wie man sie z.B. am fast zeitgleich entstandenen Speicher des Heiligen-Geist-Hospitals an der Traufseite zur Großen Gröpelgrube hin findet. War an der Straßenseite eventuell doch auch bauzeitlich schon eine Wohnnutzung vorhanden?
Ein paar eigene Bilder von heute möchte ich noch beisteuern:
Abb.1: Kleine Burgstraße. Rot umrandet der ehemalige Speicher Hinter der Burg 15/Kleine Burgstraße 1-11. Im Hintergrund habe ich die Baumasse der ehemaligen Kirche des Burgklosters, St. Maria-Magdalena, grob eingezeichnet - vermutlich etwas zu niedrig. Die Dachflächen habe ich zur besseren Sichtbarkeit im Kupferpatina-Ton eingefärbt. Das Dach war aber wohl mit Tonziegeln gedeckt. Eventuell war der Kirchturm noch ein klein wenig weiter östlich (rechts), aber es sollte ungefähr so hinkommen. Es ist extrem schade, dass diese grandiose Ansicht mit dem Abriss der Kirche 1818 zerstört wurde.
Ganz links übrigens der frühgotische Kranen- (Crane-) Kovent. Eines der ältesten noch stehenden Häuser in Lübeck.
Abb.2: Die gesamte heutige Straßenfront des großen gotischen Speichers, Kleine Burgstraße 1-11. Ganz rechts Nummer 11. BurgThor7: Gibt es von der Seite auch eine Rekonstruktionszeichnung des Originalzustandes oder, wenn nicht, besteht Deinerseits die Motivation, eine anzufertigen? Das würde mich sehr interessieren. Oder ist die Datenlage dafür zu dünn? Aufgrund der Gleichförmigkeit und der größtenteils noch originalen Maueröffnungen müsste ja der von Dir gezeigte Befund von Nummer 9 ausreichen, um die ganze Front einigermaßen sicher rekonstruieren zu können.
Ganz links am Rand ist übrigens die Innenseite der noch stehenden nördlichen Wand des Kirchenschiffs zu sehen. Diese konnte seinerzeit nicht mit abgerissen werden, da sie gleichzeitig die Außenwand des dahinterstehenden Klostergebäudes ist.
Abb.3: Kleine Burgstraße 1 (links, zum jetzigen Projekt gehörend) und 3. Das Haus Nr. 3 ist in einem sehr erbärmlichen Zustand und "versaut" den ganzen Komplex. Am schlimmsten ist die Verbreiterung des ehemaligen Zwerchgiebels auf die volle Hausbreite, die optisch einer Aufstockung gleichkommt und die gemeinsame Traufe der gesamten Reihe zerstört. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Veränderung schon im 19.Jahrhundert passierte. BurgThor7: Hast Du irgendwelche Informationen, dass sich bei diesem Haus in absehbarer Zeit eine dringend nötige Sanierung abzeichnet, bei der die Aufstockung rückgängig gemacht werden könnte, um das Ensemble unter dem gemeinsamen Dach vollständig wiederherzustellen?
Abb.4: Auf diesem Bild ist an das Dachkante zu sehen, dass die Doppelluken durch die gesamte Mauerstärke gehen. Das war mir wie gesagt vorher nicht geläufig.
Abb.5: Kleine Burgstraße 1. Neben dem linken Fenster im 1. OG ist ein Teil nicht verputzt. Ich vermute, weil die gefasten Steine der linken Seite der Leibung als bauzeitlicher Befund sichtbar bleiben sollten, oder?
Abb.6: Noch einmal die Seite zur Kleinen Burgstraße. Links die Innenseite der nördliche Kirchenwand. An den dort verputzten Stellen wurden beim Abriss der Kirche die nicht mehr benötigtenPfeiler und Gewölbeanläufe abgeschlagen.
Abb.7: Der Komplex noch einmal von Norden gesehen. Der gewaltige ehemalige Speicher ging bis zur eingezeichneten roten Linie unterhalb des Kirchturms von St. Jakobi. Das Riesenrad gehört zum Weihnachtsmarkt auf dem Koberg.
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