Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Ist eigentlich schon einmal jemand auf die Idee gekommen, im Bereich der ehemaligen Altstadt, wo ja viel Platz zwischen den 50er-Jahre Auten herrscht, einige historische Gebäude zu rekonstruieren? Diser Gedanke kam mir kürzlich, als ich durch die Limpurger Gasse gegenüber dem Rathaus radelte. In Zusammenhang mit dem historischen Rathaus könnte hier ein schöner Gassen-Eindruclk entstehen, verloren ginge nur etwas Pakplatz - so wären die Widerstände vielleicht auch geringer. Sicher gibt es hier auch einige andere Beispiele.

  • die limpurger gass' ist ein trauerspiel. wer sich 5m von frankfurts guter stub' entfernt, der erlebt einen kulturschock: leblose freiflächen, schäbige behördenkisten und wohnblöcke aus den 50ern - eine tote zone im herzen der stadt.

    mal ganz davon abgesehen, wie peinlich das alles auf touristen oder zugereiste wirkt. wie lange eigentlich will sich frankfurt so eine verschwendung von stadtraum in bester lage leisten?

  • Es gibt praktische, ideologische und finanzielle Hemmnisse, um das Ganze mal zusammenzufassen. Die ideologischen muss ich hier nicht weiter ausbreiten, das ist ja das klassische von der Architektenlobby in Politikerhirne gebimste Problem.

    Auch das finanzielle Problem sollte eigentlich klar sein, man kann nun mal nicht aus Steuergeldern einfach mal eben für zweistellige Millionenbeträge etwas rekonstruieren, ohne eine Nutzung bzw. eine Perspektive dafür zu haben. Insofern kann ich die Politik schon verstehen - und wenn die Rekos auf dem TR-Areal ein Erfolg sind, vor allem was die Vermietung als Gewerbeflächen und Wohnraum angeht, so ist dieser Punkt schonmal als gegessen zu betrachten.

    Und schließlich kommen da noch die praktischen, der von dir angesprochene Raum dient als Parkplatz für die städtischen Bediensteten der an den Römer angegliederten Ämter, u. a. das Revisionsamt, das Personal- und Organisationsamt, das Hauptamt, das Büro der OB, das Presse- und Informationsamt usw., also mehrere tausend Beschäftigte, die ja schließlich ein Recht auf einen Parkplatz haben. Den kann man ebensowenig mal eben zubauen wie eine riesige Tiefgarage aus dem Nichts erschaffen, wo die alle reinpassen würden.

    Fazit: am besten mal die TR-Reko abwarten. Wenn die Sache gut über die Bühne geht, und das wird sie, wenn denn die Häuser dann mal gebaut werden, und so, wie beschlossen, so bin ich mir sicher, dass auch die westliche Altstadt, oder Unterstadt (wie sie historisch richtig heißt), eine Chance auf Reko hat. Ich sag' nur Haus zum dürren Baum. ;)

  • Solange, bis die qualitativ extrem hochwertigen Baustoffe der frühen 50er ihren Tribut fordern - jedenfalls hoffe ich das. Wenn es eines Tages soweit sein sollte, werden wir in rascher Abfolge großflächige Abrisse maroder Wohnhäuser in der Altstadt erleben. Bis dahin werden Rekonstruktionen hoffentlich ihre gerechte Chance erhalten...

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Zitat von "RMA"

    ...also mehrere tausend Beschäftigte, die ja schließlich ein Recht auf einen Parkplatz haben. ...


    NEIN!!!

    Die haben kein Recht darauf!!! An meinem Wohnort wurden schon vor über zehn Jahren alle Parkplätze der Stadtverwaltung ersatzlos aufgehoben, inklusive aller Parkplätze für die Lehrer auf den Schulhausplätzen! Und es funktioniert bestens!

  • Bezugnehmend auf: http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?p=60137#60137\r
    http://www.architekturforum.net/viewtopic. ... 0137#60137

    Zitat von "Brandmauer"


    Auch im alten Dresden waeren das zwei der schoensten Haeuser gewesen. Gehoerten sie nicht genauso rekonstruiert wie die "Alte Waage"?

    Zitat von "erbsenzaehler"

    Inwiefern kann denn überhaupt noch darauf Einfluss genommen werden, was auf dem Altstadtareal gebaut wird?

    Soll es genauso ablaufen wie auf dem Neumarkt, sprich dass ganze Quartiere an einzelne Investoren ausgeschrieben werden? Ich hoffe doch nicht....

    Hierher aus dem Ansichtskarten-Thread verschoben, da die Posts nichts mit Ansichtkarten zu tun haben. ;)

  • Welche Frage habe ich denn gestellt?

    (sofern Du dich auf die Parkplatz-Geschichte beziehst, war das nur eine Äusserung von mir. Aber ich habe hierzu keine Diskussion erwartet, da dieses Problem nicht allein Frankfurt-spezifisch ist)

  • Der nächste Dom-Römer-Ausschuss steht kommenden...

    Montag, dem 26. Mai 2008, 16.30 Uhr,

    Rathaus-Südbau, Bethmannstraße 3, 3. Obergeschoss, Sitzungssaal 310

    (Besuchereingang: Bethmannstraße 3)

    ...an. Die Tagesordnung findet sich hier:

    http://www.stvv.frankfurt.de/PARLISLINK/DDW?W%3DGREMIUM+%3D+%27DR%27+AND+DOKUMENTTYP+%3D+%27TAGO%27+ORDER+BY+DATUM/Descend%26M%3D1%26K%3DTO-A-DR%26R%3DY%26U%3D1\r
    http://www.stvv.frankfurt.de/PARLISLINK ... DY%26U%3D1

    Obwohl dort leider immer noch nicht die hochinteressante Spolienstudie genannt ist, die eigentlich präsentiert werden sollte, hoffe ich natürlich auf rege Beteiligung. Wie immer ist es nicht von Nachteil, wenn dort auch Leute von auswärts ihre Meinung sagen.

    Ich habe aber natürlich vollstes Verständnis für alle die, die nicht in den Genuss einer gleitenden Arbeitszeit kommen, und zu einer so frühen Uhrzeit schlicht nicht kommen können. Gleichzeitig weise ich darauf hin, dass die Bürgersprechstunde recht weit hinten auf der Tagesordnung steht, so dass wir damit wohl erst gegen 18 Uhr dran sein werden!

    Vor allem aber der 6. Tagesordnungspunkt lässt aufhorchen, womit von SPD-Seite (!) bzw. dem von mir eigentlich sehr geschätzten Herrn Semmelroth offenbar ein Anlauf unternommen wird, den Hochbunker-Neubau des Historischen Museums zu zementieren, so heißt es dort u. a.:

    Zitat

    [...] Dass dieser Neubau nicht filigran und klein sein wird und sicherlich im Kontrast zu Altstadt und [lexicon='Römerberg'][/lexicon] stehen wird, kann nicht bestritten werden. [...]

    Das klingt ziemlich nach dem alten Spiel, "wir müssen uns halt damit abfinden, dass moderne Architektur beschissen aussieht", wie es in Frankfurt seit Jahrzehnten Tradition ist.

  • Zitat von "RMA"

    "wir müssen uns halt damit abfinden, dass moderne Architektur beschissen aussieht", wie es in Frankfurt seit Jahrzehnten Tradition ist.

    ...was wir jedoch sowieso in keiner Weise beurteilen können, da wir ja nicht Architektur studiert haben.
    Was dieses Stuttgarter Büro Röxröggelddewögg & Partner da entworfen hat, wird schon richtig sein, denn das sind ja schließlich :augenrollen: Fachleute.

  • ^ Weg damit! Das Urheberrecht hat bei einem Gebäude gar nichts zu gelten, schließlich wird der Architekt mehr als ausreichend entlohnt und befindet sich dann idR nicht in seinem Besitz. Zumal das doch auch nur ein Umbau ist, oder?


    Nochmal meine Frage, die noch immer unbeantwortet blieb:

    Zitat von "erbsenzaehler"

    Inwiefern kann denn überhaupt noch darauf Einfluss genommen werden, was auf dem Altstadtareal gebaut wird?

    Soll es genauso ablaufen wie auf dem Neumarkt, sprich dass ganze Quartiere an einzelne Investoren ausgeschrieben werden? Ich hoffe doch nicht....

  • Ja, schau hier:
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=1023&postdays=0&postorder=asc&start=1715\r
    http://www.architekturforum.net/viewtopic. ... start=1715

    Es ist zwar nicht die komplette heutige Bebauung darauf, aber immerhin die Kunsthalle Schirn, das ehemalige Hauptzollamt und die Anbauten des Kunstvereins ans Steinerne Haus. Den Plan mit der projektierten Bebauung hatte ich aus einem PDF-Dokument, welches man mal hherunterladen konnte. Leider finde ich den Link dazu nicht mehr, aber ich habe es bei mir unter diesem Namen gespeichert; vielleicht hilft Dir (oder jemand anders) dies weiter:
    Praesentation_Planung_Dom-Roemer_07-08-30.pdf

  • Artikel in der FR:

    http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/frankfurt/?sid=3110d1d08b563412082348638a0a634f&em_cnt=1337402\r
    http://www.fr-online.de/frankfurt_und_h ... nt=1337402

    Auszug:

    Zitat

    Kann schon sein, dass sich mancher Gast verständnislos abgewandt hat. Es mag möglich sein, dass ihnen gleich durch den Kopf geschossen ist: Die spinnen, die Frankfurter. Denn ambitioniert kann man das Projekt allemal nennen, vielleicht auch als Anfall von Größenwahn bewerten, auf jeden Fall aber Zweifel an seiner Zeitgemäßheit nähren. Die Rekonstruktion der Altstadt ist eben städtebaulich ein Neuanfang. An der gewaltigen Dimensionierung des Projekts im Kernbereich der Innenstadt allerdings zweifelt niemand, der am Dienstag auf Einladung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz nach Frankfurt gekommen ist, um sich von innen aus den eigenen Blick zu weiten.

  • Zitat

    Das können Denkmalpfleger dann blöd finden oder nicht - sie dürften sich wie am Dienstag damit auseinandersetzen müssen, dass der Zeitgeist sich über Grundsätze der 1991 proklamierten Potsdamer Erklärung der Denkmalpfleger hinwegsetzt: "Die überlieferte materielle Gestalt", hieß es damals noch, "ist als Geschichtszeugnis unwiederholbar wie die Geschichte selbst", so dass es also Rekonstruktionen anders als etwa Wiederaufbauten unmittelbar nach historischen Katastrophen eigentlich gar nicht mehr geben könne.

    Sollte es auch nicht. Darauf hätten schon bei der Bebauung der Ostzeile des Römerbergs viele Baumeister beharrt, wie sich Peter Cachola Schmal, der Leiter des hiesigen Architekturmuseums erinnert. In der aktuellen Debatte spiele die mit der Ostzeile in Zusammenhang stehende Bebauung der Saalgasse, der Häuser gleich hinter der Schirn, interessanterweise überhaupt keine Rolle. Als Vorbild nicht, auch nicht als abschreckendes Beispiel. Aber "wahrscheinlich", da will sich Schmal nichts vormachen, "kriegen wie jetzt in weiten Teilen eine Saalgasse II".


    Quelle: http://www.fr-online.de">http://www.fr-online.de (Hervorhebungen von mir)

    Was haelt ihr von dieser Aussage? Erwartet uns am Kroenungsweg und Huehnermarkt tatsaechlich in weiten Teilen eine Saalgasse II?

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Die Saalgasse ist ein Kind ihrer Zeit - der kurzen Phase des Postmodernismus, die Mut zu (relativ gesehen zu dem davor und danach) bunten und verspielten Formen hatte. Der Geschmack hat sich inzwischen geändert. Entweder kriegen wir - wenn das Aufsichtsgremium so arbeitet wie es soll - in Form und Material den Rekonstruktionen angepasste Neubauten, oder, was ich leider befürchte, wahlweise billige Einfamilienhausarchitektur mit unfähigen, hilflosen Nachahmungen spätmittelalterlicher Bauformen oder dekonstruktivistische Amokläufe á la Haus am Dom....

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Es wird bestimmt eine Mischung wie in Dresden am Neumarkt. Einige Leitbauten und der Rest ist mit platten Fassaden und riesigen Fenstern aufgefüllt.
    Aber darüber mache ich mir noch keine Gedanken. Erst muss mal das technische Rathaus beseitigt werden. Bis dahin werden die Pläne bestimmt noch mehrfach geändert.