Posts by PJG

    Dass sich überhaupt etwas in der Altstadt außerhalb des Dom-Römer-Areals tut ist angesichts der fast 60 Jahre währenden städtebaulichen Stasis schon einmal ein sehr gutes Zeichen. Und wie auch zwischen Dom und Römer sollte man nicht von ersten Entwürfen bereits auf das Endergebnis schließen. Wichtig ist vor allem, dass der historische Grundriss wo möglich berücksichtigt und wiederhergestellt wird. Flächendeckende Rekonstruktionen wird es zwar mit großer Sicherheit nicht geben, aber wenn der Grundriss stimmt, ist es zumindest möglich, einzelne bedeutende Baudenkmäler möglicherweise aus privater Initiative wiederaufzubauen.

    Genauso wichtig wird es sein, Bevölkerung und Politik zu vergegenwärtigen, dass die Altstadt mehr war als nur das Fleckchen was nun dankbarerweise neu bebaut wird. Es wäre wünschenswert, für das restliche Altstadt-Areal ebenso eine (etwas weniger strikte) Gestaltungssatzung zu haben, um städtebaulichen Wildwuchs und modernistische Exzesse zu verhindern.

    Über Details wie Sprossenfenster etc. würde ich mir derzeit noch keine Sorgen machen, denn die Entwürfe sind eben nur das, keine verbindlichen Bauzeichnungen. Detailänderungen dürften mit Sicherheit noch bei allen Entwürfen einfließen. Über die Qualität kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen, insgesamt eine sehr positive Überraschung, vom westlichen Markt natürlich abgesehen. Es scheint fast, als hätte man diese Ecke bewusst den auf Kontrast ausgerichteten Architekten zur Verfügung gestellt.

    Die große Preisfrage bleibt nun, wie Markt 40 aussehen wird, schließlich wird es dereinst das "Gesicht" der neuen Altstadt sein.

    Amüsant auch, dass Häuser wie die Braubachstraße 25 offiziell nicht rekonstuiert werden können, der prämierte Entwurf scheinbar aber genau das vorsieht...

    Sehr beeindruckende Bilder, vielen Dank Erpel! Dass so viele Vorkriegs-Hochhäuser erhalten geblieben sind war mir vollkommen neu, die geläufige Vorstellung amerikanischer Großstädte ist ja leider, dass man seit den 60er Jahren stets skrupellos abgerissen und neu gebaut hat...

    Wer vergleichen möchte, hier ein paar historische Aufnahmen vornehmlich aus den 30er Jahren:

    http://www.shorpy.com/node/6136
    http://www.shorpy.com/node/6157
    http://www.shorpy.com/node/6084
    http://www.shorpy.com/node/6076
    http://www.shorpy.com/node/6073
    http://www.shorpy.com/node/6068
    http://www.shorpy.com/node/6049
    http://www.shorpy.com/node/2711
    http://www.shorpy.com/node/8270

    Mit "view full size" bekommt man immer hochaufgelöste Versionen mit zum Teil unglaublicher Detailfülle. Überhaupt ist diese Seite sehr interessant, wenn man sich für amerikanische Geschichte oder Städtebau interessiert, Architekturfotos sind sehr häufig darunter.

    Die FAZ schrieb ebendieses im Mai 2007, und die CDU hat selbstverständlich auf die Grünen und ihre Fachwerkphobie Rücksicht genommen, um die Regierungskoalition nicht zu gefährden:

    http://www.faz.net/s/RubFAE83B7DD…n~Scontent.html

    Ich räume ein, dass mich die Erinnerung etwas getrübt hat und nur von "äußerlichem" Wiederaufbau die Rede war, aber das wäre immernoch besser gewesen als das, was da potenziell noch auf uns zukommen kann.

    Ich denke es ist etwas müßig, für den Bau des Technischen Rathauses die Probleme der Nachkriegszeit verantwortlich machen zu wollen, diese waren zu dessen Bauzeit nämlich schon samt und sonders überwunden. Übrig blieb die noch heute zu beobachtende Tendenz, alles vor 1945 kategorisch als überkommen und negativ zu betrachten, vornehmlich aus Bequemlichkeit, um sich über die Ursachen und Zusammenhänge der deutschen Geschichte keine reflektierten Gedanken machen zu müssen.

    Würde man 50er-Jahre-Wohnblocks im Umfeld für Rekonstruktionen abreißen, wäre Frau Roths Argumentation eher gerechtfertigt, obgleich dort ebenso wenig direkter Wohnungsmangel eine Rolle gespielt haben kann. Dafür ist die Bebauung nämlich viel zu offen und weitläufig, wäre es nur darum gegangen, möglichst vielen Menschen möglichst rasch ein Dach über dem Kopf zu bieten, wäre der Wiederaufbau wesentlich dichter erfolgt.

    Direkte Kritik kann in diesem Kontext nur an die Entschlusslosigkeit der 50er bis 80er Jahre gerichtet werden, die zum heutigen Salat an Gebäuden und Baustilen in diesem Gebiet beigetragen hat. Aber vermutlich verbietet es innerpolitische Solidarität, die eigenen Amtsvorgänger für ihre teuer zu korrigierenden Fehler direkt verantwortlich zu machen. Letztlich sollten wir aber immernoch froh und dankbar sein, dass die gegenwärtige politische Großwetterlage in Frankfurt ein solches Projekt überhaupt ermöglicht hat. Nochmal zur Erinnerung: Nach dem Willen der CDU wäre das gesamte Quartier rekonstruiert worden!

    Aus heiterem Himmel eine weitere Reko, und mindestens drei weitere als realistische Option....Es geschehen doch noch Wunder! :schockiert:

    Mal sehen wann sich der erste linksliberale Gutmensch über den erhalten geblienen Winzer von der Braubachstraße 21 aufregt, ist schließlich laut Spolienstudie ein strammer Parteigenosse von 1940... :lachen:

    An Neubauten am Marktplatz kann ich mich nicht erinnern, ich glaube es handelt sich um ein durchaus historisches, aber frisch saniertes Steingebäude. Habe leider kein Foto der Ecke gemacht. Zumindest in den Altstadt-Bereichen in denen ich unterwegs war ist mir auch kein Gebäude aufgefallen, was definitiv jünger als 100 Jahre ist.

    Dass die Anwohner ihre Autos nicht extra muros parken sollen ist ja allgemein verständlich - meine Kritik bezieht sich auf die geschätzten 90% Durchgangsverkehr, von Leuten die einfach nur zu faul oder zu geizig sind, ihr Blechspielzeug etwas außerhalb zu parken und die Altstadt zu Fuß zu erkunden. Das hat nichts mit Lebendigkeit zu tun. Diese Leute kaufen nichts, zahlen keine Parkgebühren und haben somit für die Stadt nicht den allergeringsten Nutzen. Die gesamte Altstadt nur für Anwohner und Lieferverkehr freizugeben würde da sicher nicht schaden, es gibt rundherum genug Parkplatzflächen.

    Nun aber zu meinen Fotos vom 1. und 2. März diesen Jahres:










    Diese widerlichen Plastikfrösche finden sich im gesamten Stadtgebiet, der tiefere Sinn erschließt sich mir nicht... Man beachte das in Büdingen sehr beliebte Kulturgut-Schutzsymbol, vor Amphibienbefall schützt es aber wohl nicht...
















    Ich habe vor ein paar Tagen auch ein bisschen fotografiert dort, ich kann die Bilder nachher mal zeigen.

    In der Tat ein hübsches kleines Städtchen, nur der penetrante Autoverkehr, fahrend wie ruhend, stört doch erheblich. Besonders schön zahlreiche Ausflügler die zum "mal gucken" einfach nur durch die Altstadt fahren, statt sich mal eine halbe Stunde aus dem Sitz zu erheben. In der äußeren Vorstadt türmt sich darüber hinaus Bausünde auf Bausünde, und besonders schmerzhaft sind einige gnadenlos verstümmelte Bauten des 19. Jahrhunderts. Fotografiert hab ich die allerdings nicht :lachen:

    Die Alte Börse wird so schnell nicht wiederkommen, dafür ist der vergrößerte Paulsplatz viel zu beliebt. Selbst einen Wiederaufbau des alten Salzhauses halte ich langfristig für wahrscheinlicher als die Wiederkehr der Börse. Rekonstruktions-Ressourcen würde ich aktuell allerdings lieber auf die Rathaus-Türme und den Nordbau konzentriert sehen.

    Ein interessanter Artikel heute in der FAZ, über die Probleme in Warschau und wie man sie in Frankfurt vermeiden könnte:

    Moderationshinweis (Pilaster): Artikel gekürzt. Volltext s. Link oben.

    Zu meiner ungemeinen Erleichterung hat man die Gauben im Vergleich zum ursprünglich präsentierten Entwurf erheblich verschmälert, auch das "echte" Mansarddach ist neu. Scheinbar ist man doch lernfähig, oder die Stadt Frankfurt hat dezent mit Verweis auf die anfangs klar missachtete Gestaltungssatzung interventiert. Wie auch immer, das Resultat ist eine erhebliche Verbesserung. Man darf auf das Gesamtergebnis gespannt sein.

    Hier ist die Liste: http://www.muk.uni-frankfurt.de/news/hp/269/index.html

    Die Distanzierung ist allerdings nur gegenüber der entstandenen Vandalismusschäden erfolgt, was ich in dieser Form teile. Protest gegen die missratenen Reformen der letzten Jahre ist gut und wichtig, aber nicht auf diese Art. In Marburg beispielsweise wurde ein besetztes Gebäude freiwillig geräumt, nachdem die Unileitung mit Räumung gedroht hatte. Man hat sogar vorher noch aufgeräumt und saubergemacht...

    Die Sache ist inzwischen schon gelaufen, der Sachschaden beläuft sich laut Gutachter auf rund 200.000 Euro plus 50.000 Euro Schaden und Verdienstausfall für das die Mensa betreibende Studentenwerk. Ebendieses will den AStA auf Schadenersatz verklagen, hoffentlich mit Erfolg. Ich bin selbst Student in Frankfurt, und was sich dieses Gremium bisher erlaubt hat, spottet jeder Beschreibung.

    Der Weihnachtsmarkt wurde anlässlich der Umbauarbeiten auf der Zeil dauerhaft zurück in den Altstadtbereich verbannt und beginnt nun erst an der Liebfrauenstraße. Wenn ich nochmal dort hinkomme, werde ich die Augen offen halten nach besagtem Fachwerkhaus, bislang ist es mir nicht aufgefallen....

    Aber kommen wir zur Neuheit des Jahres:







    Wie man unschwer erkennen kann, sind gut drei Viertel des Gebälks neu angefertigt worden. Schnitzereien beschränken sich auf die Eckpfosten "vorne rechts" von der Bethmannstraße aus gesehen (Bilder 5 bis 7). Die innere Strukur wurde, soweit ich das auf der kurzen Inspektion erkennen konnte, auch komplett neu aufgebaut. Man beachte auch, dass weite Teile des Hauses verschraubt sind, um jahrmarktsgerecht schnell auf- und abbauen zu können. Verbindungen, die nicht ständig gelöst werden, sind dagegen traditionell mit Holzzapfen gesichert.

    Frankfurt hat quasi über Nacht ein neues Fachwerkhaus bekommen - wenn auch nur temporär. Ein Imker von der Bergstraße hat das über 300 Jahre alte Haus im Vogelsberg gekauft, abgetragen, die verfallenen Balken erneuert und verwendet es nun als Weihnachtsmarktstand. Ich bin mir noch nicht ganz sicher was ich davon halten soll, auch wenn ein Erhalt am alten Standort sicher zu bevorzugen gewesen wäre, ist dies sicher einem (dauerhaften) Abbruch vorzuziehen... Werbung für den Wiederaufbau der Altstadt ist es allemal.

    Dies alles heute in der Frankfurter Neuen Presse. In Ermangelung eigener Fotos verweise ich auch auf diesen Beitrag im DAF. Vielleicht komme ich morgen dazu, ein paar Detailfotos für unsere Experten anzufertigen.

    Eine Chance wäre es natürlich, aber wer sagt denn, dass das nachfolgende in irgendeiner Weise besser wäre? Nachdem der BDA im Altstadt-Kernbereich eine herbe Niederlage einstecken musste, würde ein Neubau dort nach allen Regeln der Kunst ein modernistischer Albtraum werden. Und die Politik ist auch noch nicht weit genug, um Altstadtweit ähnlich rigide Gestaltungssatzungen einzuführen...

    Wenn es noch etwas dauert, fällt der Bundesrechnungshof vielleicht von selbst zusammen.....So ein dekoratives Trümmergrundstück hatten wir auch lange nicht mehr :lachen:

    Die Hauptwache zu verschieben dürfte etwas schwierig werden, soweit ich weiß hat man im Untergeschoss auch Technik der Station Hauptwache eingebaut. Um wie viele Meter wurde die Hauptwache eigentlich versetzt? Wenn man historische und aktuelle Bilder vergleicht, kann es eigentlich nicht sehr viel sein. Ich glaube der Aufwand ist das Ergebnis nicht wert, nicht solange es dringendere Projekte gibt. Hauptsache, der Schillerplatz und das Schillerdenkmal kriegen wieder ein ansprechendes Ambiente.

    Wenn ich das richtig sehe, steht der Hörsaalbau vor dem Bettenhaus, an der Seite zum Main hin. Dort ist nun wirklich nichts mehr an Ensemblewirkung kaputt zu machen :lachen:

    Mich wundert aber die unglaubliche Ignoranz der Architekten, die offensichtlich noch nicht realisiert haben, wie Sichtbetonfassaden nach 30 Jahren aussehen. Oder ist der authentische Atlantikwall-Look in der heute etwas ästhetischer orientierten Zeit wieder nötig geworden, um die ausreichende Menge Kontrast zu erzeugen? Oder gar ein neohistoristischer Rückgriff auf deutsche Bildungsbauten der letzten 40 Jahre? Paradoxerweise wird grade das Bettenhaus modernisiert, um dessen Waschbetonfassade loszuwerden...