Beiträge von Philon

    Philon, ich weiß nicht zu welchem Zeitpunkt Du das ins Spiel gebracht hast und Du auf Ablehnung gestoßen bist, aber mittlerweile glaube ich, dass wir ziemlich offen sind auch Dein Anliegen zu berücksichtigen.

    Nun ja, als ich das Thema zuletzt im Telegram-Chat angesprochen habe, bekam ich unter anderem zur Antwort, das sei so nicht "vermarktbar". Aus Marketing-Gründen sei es sinnvoller, die Rekonstruktion von bedeutenden Einzelbauten und Platzensembles zu fordern. Für die kleinen und scheinbar unbedeutenden Häuser (die das Gefüge einer alten Stadt ausmachten) könne man niemand begeistern. Das sei verlorene Liebesmüh und eventuell sogar kontraproduktiv. Wirklich widersprochen hat dem dann auch kaum einer.

    Genau so ist es. Ich habe in meinen Galerien unzählige einfache Handwerkerhäuser gezeigt, die jeder Altstadt ihren Charakter geben. Aber ich habe stets nur Verständnislosigkeit und Ablehnung geerntet. Häuser mit glatter Fassade ohne Stuck und Schmuck werden von vielen hier rundweg abgelehnt. Alles muss immer groß und "schön" sein. Die ganze Reko-Idee scheint sich auf große und "wichtige" Gebäude zu beschränken. Wenn man diese Haltung hier im Forum jahrelang beobachtet, dann hat man irgendwann die Lust verloren, weil das Verständis für die wahre Schönheit jeder Altstadt faktisch fehlt.

    Danke, Philon, für die Beschreibung dieses Unverständnisses, das das ganze Forum durchzieht und nahezu jede Diskussion beherrscht.

    Ich kann dir sagen, dass das zu Anfang noch nicht so war. Der kleine Kreis, der den Verein vor fast 20 Jahren gegründet hat, war sich dessen vollkommen bewusst. Je mehr Leute dazugestoßen sind, umso mehr kam jenes Un- bzw. Missverständnis auf. Ich kämpfe dagegen immer wieder an, aber auch ich habe nur begrenzt Zeit und Kraft.
    Und wenn ich dann sinngemäß von den Leuten, die im Moment im Verein das große Wort führen, immer wieder höre, man müsse sich auf schöne, große Einzelbauten oder maximal auf Platzanlagen konzentrieren, und alle, die mitlesen, dem applaudieren, dann verliere ich auch irgendwo die Hoffnung. Wenn man das selbst in einem Verein, der sich eigentlich Rekonstruktionen widmen soll, der Mehrheit nicht klarmachen kann, dann besteht keine mehr.

    Im Fall Nürnberg ist es für mich nicht getan, paar Leitbauten wieder zu rekonstruieren. Gerade die kleinen Nischenhäuser machen für mich die Altstadt so interessant.

    Das ist tatsächlich ein Riesenthema, das auch bei "Stadtbild" meinem Eindruck nach noch nicht richtig angekommen ist. Was eine vormoderne Stadt ausmacht, liegt gerade in den kleinen und in den vermeintlich "unbedeutenden" Häusern, die aber ganz entscheidend für die Atmosphäre und das Gesamtbild einer Stadt sind.
    Ich bin gerade in Regensburg und könnte stundenlang durch die kleinen, engen Gässchen gehen, wo kein einziges "bedeutendes" Bauwerk steht, aber hunderte kleiner, individueller mittelalterlicher Häuser, wo es fast an jedem Haus irgendein interessantes Detail oder irgendeine pittoreske Besonderheit zu entdecken gibt. Ganz zu schweigen vom Zusammenspiel dieser Häuser in Form von engen, krummen Gassen. Diese Art von "Unverfügbarkeit" macht überhaupt erst die Atmosphäre einer Stadt.
    Das haben leider viele sogar im Forum und im Verein noch nicht verstanden. Da wird meinem Eindruck nach immer noch wesentlich in Kategorien von "bedeutenden Einzelbauten" oder allenfalls noch von Platzensembles gedacht. Aber das ist gar nicht so sehr der Punkt, um den es geht.
    Verloren würde ich Nürnberg in dem Zusammenhang nicht ganz geben. Es gibt sogar in der Altstadt noch viele Ecken, wo großflächige Bebauung aus den 70ger Jahren steht (Parkhäuser, Büroblöcke etc.), bei deren Abriss ganz Altstadtviertel rekonstruiert werden könnten. Dafür wäre aber in Nürnberg ein ganz gründlicher Gesinnungswandel um 180° notwendig.

    Was bleibt einem also übrig? Man muss das gesellschaftliche Klima beeinflussen, damit im Idealfall die eigene Position irgendwann Konsens ist [...] Wenn eine Gesellschaft das will, dann wird sie das auch hinbekommen.

    Das ist ganz genau der Punkt, aber darüber gibt es leider im Verein meinem Eindruck nach einen gewissen Dissens. Ich bin auch der Meinung, dass unsere ganze Arbeit Stückwerk bleiben muss, wenn wir es nicht schaffen, das gesellschaftliche Klima so zu beeinflussen, dass Rekonstruktionen einmal so selbstverständlich werden wie heute Denkmalschutz oder Klimaschutz. So, dass irgendwann jeder, der in einer Innenstadt ein Gebäude abreißt, um neu zu bauen, automatisch als Erstes an eine Rekonstruktion denkt.

    Dazu muss man aber langfristig angelegte Grundsatzdebatten führen. Es gibt allerdings einen nicht unbeträchtlichen Teil innerhalb des Vereins, der solche Grundsatzdebatten für unproduktiv oder sogar kontraproduktiv hält, weil man damit irgendjemanden verschrecken könnte oder möglicherweise als politisch unkorrekt erscheint. Das würde, so die Argumentation, konkrete Rekonstruktions- oder Erhaltungsprojekte wiederum behindern oder unmöglich machen. Der besagte Teil des Vereins will sich deshalb lieber auf konkrete Einzelprojekte (hier eine kleine Fassadenrekonstruktion; da die Erhaltung eines Gründerzeitlers etc.) beschränken und reagiert teilweise sogar regelrecht verschnupft auf Grundsatzdebatten im Forum.

    Wie fast zu erwarten war, hat der Hinweis von Fachwerkliebhaber statt zu einer Diskussion über die Inhalte des Buchs zu einer Kontroverse über den Verlag geführt, in dem es erschienen ist. Uns ist seitens der Moderation bewusst, dass der Verlag umstritten ist, aber bei einem Buch geht es um dessen Inhalte und nicht um den Erscheinungsort. So lange diese Inhalte nicht extremistisch o.ä. sind, darf hier jedes Buch diskutiert werden.

    Wir bitten daher seitens der Moderation, bei den Inhalten des Buchs zu bleiben. Diese dürfen gerne auch kontrovers diskutiert werden. Politische Diskussionen über den Verlag oder die Person des Autors werden demgegenüber gelöscht.

    Die Stadt Nürnberg kam mit der Idee auf die Altstadtfreude zu, das schwarze Pellerhaus wiederaufzubauen. Allerdings hat dies im Stadtrat die Grünen und die SPD zu einem späteren Zeitpunkt abgelehnt. Die CSU war gespalten und die FW waren für die Wiederrichtung des schwarzen Pellerhaus und ggf. später auch das weiße Pellerhaus.

    Ja, also wird die Rekonstruktion derzeit von der Stadt Nürnberg blockiert. Nichts anderes habe ich gesagt.

    Ich habe die Beiträge mit den gelöschten Fotos jetzt ebenso deaktiviert wie die Beiträge, die darauf Bezug nahmen. Den Strang lasse ich erst einmal bestehen, falls der Ersteller es sich noch anders überlegen sollte und die Fotos wieder einstellt.

    Normalerweise setzte die britische Royal Airforce auf Nachtangriffe und flächendeckende Bombardierung, die United States Army Airforces hatten hingegen genauere Zielgeräte (und mit den B-17 auch zuverlässigere Flugzeuge) und griffen normalerweise auch punktgenau militärische Einrichtungen oder Infrastruktur an (siehe Punkt 1, also ein Fehlabwurf).

    Ich glaube, du verwechselst da die strategische und die taktische Ebene. In der Tat haben die Briten während der strategischen Bombenkriegskampagne auf Flächenbombardements ziviler Ziele gesetzt, während die Amerikaner (relativ) präzise militärische Einrichtungen, kriegswichtige Industrie und Infrastruktur angegriffen habe.

    ABER: Das galt eben nur für den strategischen Bombenkrieg, nicht für die taktische Ebene. Da sieht die Sache nämlich ganz anders aus: Während des Vormarsches in Deutschland war es eine "Standardtaktik" der Amerikaner, jedes Dorf und jede Kleinstadt einfach ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung platt zu bomben, wenn sie in der Stadt bzw. dem Dorf (oder auch nur in deren Umfeld) auf militärischen Widerstand gestoßen sind. Manchmal haben die Amerikaner auch Kleinstädte und Dörfer sogar einfach nur ausradiert, wenn sie befürchtet haben, sie könnten dort auf militärischen Widerstand stoßen. Grund war die Angst vor Straßenkämpfen.

    Des Weiteren haben die Amerikaner aus demselben Grund öfter Dörfer und Kleinstädte in geplanten Vormarschgebieten einfach nur präventiv vernichtet, um den Vormarsch auf dem Boden "vorzubereiten" (siehe die Bombardements von Zweibrücken, Pirmasens, Neunkirchen und Saarlouis in Vorbereitung der Überschreitung der Reichsgrenze Anfang 1945).

    Dem muss ich leider widersprechen. 50% der Speicherstadt sind im Krieg zerstört worden. Die Verluste waren nur deshalb nicht verheerend, weil die Brandschutzmaßnahmen in der Speicherstadt einen sehr hohen Standard hatten, auf vielen Ebenen. Ein Altstadtviertel aus Fachwerkbauten hätte da keine Chance gehabt. Insofern können wir uns letztlich doch darüber freuen, dass die Speicherstadt gebaut wurde.

    Oh, das war mir nicht bewusst. Ich war bislang nur einmal dort und hatte damals den Eindruck, dass sie nichts abbekommen hätte. Dann ist das natürlich was anderes.

    Angesichts der Tatsache, dass auf dem Areal vorher ein komplettes Altstadtviertel existierte, finde ich den Bau der Speicherstadt eigentlich nur bedauerlich.

    Die Speicherstadt wurde im Krieg nicht von Bomben getroffen, so dass auch dieses Altstadtviertel heute noch existieren würde, wäre es damals nicht für den Bau der Speicherstadt abgerissen worden. Dann hätte Hamburg noch eine richtige Altstadt.

    Damit knüpft Koblenz an der Rekonstruktion seiner preußischen Bauten an, die ganz ohne Lärm wie in Potsdam vonstatten gehen.

    Die Festungskirche in Koblenz wurde ja auch nicht rekonstruiert, sondern lediglich saniert. Das ist etwas komplett anderes. Wenn die Garnisonkirche noch stehen würde, würde eine eventuell anstehende Sanierung auch nicht groß diskutiert oder gar bekämpft, sondern einfach gemacht. Umgekehrt würde eine Rekonstruktion der Festungskirche (wenn sie im Krieg zerstört worden wäre), in Koblenz genauso kontrovers diskutiert bzw. bekämpft wie die der Garnisonkirche in Potsdam.
    Ich weiß nicht, warum hier so viele Leute immer wieder ein Problem haben, zwischen Rekonstruktionen auf der einen Seite und Renovierungen bzw. Sanierungen auf der anderen Seite zu unterscheiden.

    Anläßlich einer Bemerkung, die ich gerade im Königsberg-Strang zu Ähnlichkeiten zwischen dem alten Königsberg und Schwerin gemacht habe, ist mir aufgefallen, wie spärlich die Schwerin-Galerie aktuell bestückt ist. Viel habe ich nicht beizutragen, aber ich denke, die Fotos unten (aus dem Februar 2023) geben vielleicht einen kleinen zusätzlichen Eindruck von der Altstadt:






    Das seh ich ja auch so. Allerdings war das etwas Atmosphärisches, dazu das viele Wasser mit den pittoresken Uferfluchten, die komplexe Verschachtelung der einzelnen Stadtteile, dazu Fixpunkte wie Dom und Schloss, Speicherviertel Aber die Substanz an qualitativ hochwertigen Altstadthäusern war wohl äußerst gering.

    In allen diesen Hinsichten erinnert das alte Königsberg verblüffend an Schwerin. Ich war vor einigen Wochen nochmal dort und die Stadtansichten ähneln sich, was die Struktur der Stadt angeht, wirklich bis in Details.

    Und warum sperrst du Beiträge, wo nur Straßenseite zu sehen ist. Das ist öffentlicher Raum.

    Mal bitte nachdenken, bevor man handelt.

    DANKE

    Weil ich nicht jedes einzelne Foto daraufhin überprüfen kann, ob da nur Straßenseite oder vielleicht doch ein privater Bereich zu sehen ist.

    Wenn ich da einen Fehler mache, ist der Verein ruiniert. Es sei denn, du würdest dich bereit erklären, die 2000 bis 3000€ zu übernehmen, die dann ggf. anfallen

    Bitte, gern geschehen.

    Er könnte z.B. auch mit einer Milliarde willigen Eigentümern einen 100%-Zuschuss für Dachrekonstruktionen und Wiederbestuckungen in Aussicht stellen.

    Ja sicher, kosmetische Verbesserungen an noch bestehenden Gebäuden wären natürlich mit dem entsprechenden Geld auch so machbar. Ich meinte aber echte Rekonstruktionen.

    Zum Thema Rüstung sage ich nichts, um keine off-topic-Diskussion auszulösen. Nur soviel, dass ich das Programm in seinem aktuellen Umfang sinnvoll finde.