Berlin - Molkenmarkt und Klosterviertel

  • ...und daneben steht dieser tolle Bau - wohl ein altes Kaufhaus der Gebrüder Tietz: http://goo.gl/maps/g1l7Q

    So schön und wichtig es ist, die leider nur spärlich erhaltene alte Bausubstanz zu restaurieren, zeigt sich auf diesem Bild sehr gut, was mir bei Spaziergängen im alten Stadtkern immer wieder auffällt. Vergleicht man die Lebendigkeit auf den Vorkriegsfotos, wirken ehemals quirlige Straßen und Quartiere heutzutage wie ausgestorben, weil durch fehlende Geschäfte tagsüber die belebenden Passanten und andere belebende Attribute auch an den Fassaden fehlen. sad:)

  • Oooooh jaaaa! ich hoffe inständig, daß dieses Projekt verwirklicht wird... Auch wenn es viel mächtiger vom Volumen her zu sein scheint als die historische Bebauung, ist das etwas, was mein Auge und Herz angenehm berührt....

    Zum Neubau in der Waisenstraße: Grausam! Fürchterlich! Ein Verbrechen! :wuetenspringen: :kopfwand: Warum ist es vor allem seit den frühen 60er Jahren nicht mehr möglich, so zu bauen, daß sich die Neubauten mit dem Altbestand optisch arrangieren. Selbst der schlichte, aber doch gefällige und geschwungene Stil der 50er Jahre, nicht nur im Bauen, paßt besser ins Stadtbild als alles, was später kam. Man kann sich nur fragen, mit welchem Recht heutige Architekten gewachsene Stadtviertel, die es zu reparieren gilt, buchstäblich ermorden.

  • Die Gebrüder Tietz aus der Klosterstraße haben mit der Warenhausdynastie von Oskar und Hermann Tietz nichts zu tun. Der Name "Tietz" kommt rund um Gera sehr häufig vor.

    Die Gebrüder Tietz in diesem Falle stammten aus Annaberg in Sachsen.

    Hier handelt es sich um ein typischen Betrieb der Konfektionsbranche, bei Tietz wurden u. a. Knöpfe hergestellt. Im Haus waren auch noch andere Betriebe der Konfektionsbrache, aber nie ein Kauf- oder Warenhaus.

    Das Produktionshaus der Kaufleute Berthold und Georg Tietz wurde 1904 von Architekt Georg Lewy erbaut, Klosterstraße 64,

    Die Firma war bis 1942 im Adressverzeichnis zu finden, wurde schon vorher Zwangs-"arisiert". Die Besitzer, wenn sie sich nicht in Sicherheit bringen konnten, wahrscheinlich ermordet. Danach wurden die Räume für die Herstellung militärischer Ausrüstung genutzt.

    Blick in die Klosterstraße mit den Häusern 63-67 und Parochialkirche, 1930, (übrigens besonders belebt sieht die Straße hier auch nicht gerade aus)

    Wo jetzt neben de Parochialkirche gebaut wird stand bis zur Zerstörung dieses Gebäude (wurde schon mal gezeigt), Klosterstraße 65-67, um 1925:

  • Danke für die Aufklärung. Habe mich schon immer über den Namen im Zusammenhang mit diesem doch eher kleinen und abgelegenen Geschäftshaus gewundert. Mir ist "wichtiger", dass dieses Haus erhalten geblieben ist, als das direkt neben der Kirche. Ich liebe diese Jugendstil-Geschäftshäuser, von denen man hier und dort doch immer mal eins finden kann.

  • Danke! Toll! Diese weichen Formen, die Moasikfelder unter den Fenstern (wenn sie hier heute auch einfach schwarz sind). Dekorativ ohne überladen zu wirken. Hier ein weiteres Beispiel.

  • Das Tietz-Gebäude läßt erahnen wie bombastisch erst die größeren Kaufhäuser damals ausgesehen haben müssen. Der Faszination solcher Gründerzeit- und Jugendstilpaläste kann ich mich einfach nicht entziehen.

    In dubio pro reko

  • Auf der Seite von eilmes und staub findet sich übrigens eine Visualisierung vom Gebäude Klosterstraße/Stralauerstraße. Es scheint sich um eine Sanierung des Bestandsplattenbaus zu handeln, was sehr bedauerlich wäre. Ich hatte gehofft, dass dieser Bau im Zuge der Neuordnung des Klosterviertels abgerissen werden würde. Hoffentlich überdenkt man diese Entscheidung noch einmal.

    http://www.eilmes.com/files/slider/v…erstr_nacht.jpg

    APH - am Puls der Zeit

  • Ja. Aber ganz so schlimm ist es nicht. Die Sanierung wirkt recht wertig. Die Fassade kriegt stehende Fenster und eine gewisse Profilierung. Zudem kommt ein Staffelgeschoss obendrauf. Unterm Strich wird der Klotz also durchaus ein bisschen eträglicher, als der Status quo.
    (Wobei man bei solchen "Nacht-Visualisierungen" ja immer super tricksen kann ... Aber ich denke, das passt schon)

  • Das Dienstgebäude Mitte der Berliner Feuerwehr in der Voltairestraße Ecke Littenstraße ist ein Bau aus den 50er Jahren. Seine Instandsetzung und angepasste Aufstockung wird in Kürze abgeschlossen sein.

    Gegenüber, hinter der mittelalterlichen Stadtmauer, bietet sich folgender Anblick:

    Ihr wisst schon, dieser angepasste Geniestreich in der Waisenstraße...

    Das Grundstück Klosterstraße 48/Stralauer Straße 46-47 dürfte mittlerweile archäologisch abgearbeitet sein. Vielleicht weiß jemand, was dort geschehen soll?

    Schließlich zu etwas Erfreulicherem, dem schon mehrfach erwähnten Bauwert-Projekt Klostergärten.

    Geschäftshaus Tietz, zukünftige Wohnanlage 'Klostergärten', Parochialkirche, Palais Podewil - das verspricht m. E. eine abwechslungsreiche und gelungene Abfolge, erst recht wenn der Turm wieder steht.

    Die Baugrube mit Abstützungen zur Kirche hin - man hat aus der Geschichte an der Friedrichswerderschen Kirche offenbar seine Konsequenzen gezogen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Geschäftshaus Tietz, zukünftige Wohnanlage 'Klostergärten', Parochialkirche, Palais Podewil - das verspricht m. E. eine abwechslungsreiche und gelungene Abfolge, erst recht wenn der Turm wieder steht.

    Da hast du vollkommen recht. Hier könnte zumindest ein kleiner Abschnitt in der Keimzelle Berlins wieder halbwegs harmonisch hergerichtet werden. Insbesondere der Wiederaufbau des Turms wird Balsam für das geschundene Stadtbild sein. Hoffentlich geht es auch da bald los.

    APH - am Puls der Zeit

  • Und warum sieht dieser Neubau so gut aus? Ja: ein schräges Dach bewirkt schon ein ansehlicher Bau!! Das hat lange gedauert, bis die Architekten dann endlich wieder den Einfluss eines richtigen Daches entdeckt haben. Die Townhäuser augen bestimmt anders, wenn die mit richtigen Dächer versehen würden.

  • Auf die Klostergärten freue ich mich schon immens! Schade, dass die Bauwert Gruppe mitsamt Patzschke nicht auch in Wien oder Dresden baut! Die könnten dort viel bewegen.

    Mich würde interessieren, wie die Patzschke Gebäude von innen aussehen? In einigen Kollhoff Häusern war ich schon drinnen und war begeistert, aber bei Patzschke gelang mir das bis dato leider noch nicht...

  • Exilwiener: was hat Ihnen an Kollhoff Bauten am innern so begeistert? Es sind doch durchaus beide modern und funktionell gestaltete Bauten? Kann mir wenig davon vorstellen.

  • Wenn man denkt, die DDR-Platten wären schon die Bankrotterklärung der Baukultur gewesen, dann sei auf folgenden Umbau einer Platte hingewiesen, die sich direkt im Zentrum an der Klosterstraße Berlins, also in der historischen Keimzelle Berlins. Ich habe selten eine derart schlimme Sanierung gesehen. Es lässt einen erschaudern, was manch ein Architekt da heute auf die Menschheit los lässt:

    https://dl.dropboxusercontent.com/u/52036080/DAF/0200.jpg

    https://dl.dropboxusercontent.com/u/52036080/DAF/0201.jpg

    https://dl.dropboxusercontent.com/u/52036080/DAF/0202.jpg

    Die Platte steht übrigens direkt neben dem Kaufhaus Tietz und der Parochialkirche.

    Quelle: Wikipedia

    Da hat man gedacht, das mit der rekonstruierten Parochialkirche, den Klostergärten und dem Kaufhaus Tietz ein halbwegs harmonisches Ensemble entsteht und dann das. Es ist echt zum Heulen! :weinenstroemen: :weinenstroemen: :weinenstroemen: :weinenstroemen:

    APH - am Puls der Zeit

  • Tja, das ist natürlich eine üble Gestaltung des Dachbereichs, die Platte wird da grobförmig überrahmt und mit einer anspruchslosen Lamellenverkleidung versehen. :daumenunten:
    Dabei hattest du vor einigen Wochen noch diese erträgliche Variante gezeigt.

    Dieses K62-Ungetüm hat auch schon eine eigene Seite.

    So sieht's zur Zeit am Ort des Geschehens aus:

    An der Stralauer Straße gegenüber, vor der niederländischen Botschaft, droht dann bestimmt auch noch etwas Hässliches. :zungeorange:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Entschuldigt, aber beim Anblick von diesem Biest musste ich grad lauthals lachen.. die spinnen die Römer... ablachen:)

    Rache für die Klostergärten? Wir wollen's ja mal nicht zu harmonisch werden lassen in der Ecke...Hat man wohl das Mausbach'sche Gejammer erhört?

    Na bloß gut.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia