Dresden, Neumarkt - Quartier III/2

  • Ja, verglichen mit der Visualisierung sieht der (hoffentlich nicht) Endzustand der Fassade enttäuschend aus. Da wäre mehr gegangen, und war ja wohl auch geplant.

  • Spontan würde ich dem Augustiner Bräu / Bauherren mal eine (wirklich) freundliche Email schreiben und sagen, dass man die Farblosigkeit der Fassade sehr bedauert und konstruktive Vorschläge für eine Verbesserung machen (die es hier ja schon gab). Ich glaube, dass man da tatsächlich gute Chancen hätte. In Nürnberg hat das Augustinerbräu auf Vorschlag der Altstadtfreunde einen ganzen Aufzugserker (!) rekonstruiert, nach einer Zeichnung aus den 1830ern wohlgemerkt.

    Zitat von Altstadtfreunde Nürnberg

    Die Augustiner-Brauerei zeigte sich sehr aufgeschlossen und übernahm die vollen Kosten des neuen Erkers. Dazu gab es noch eine Malerei auf der Untersicht, die den gekreuzten Freisinger Bischofsstab zeigt.

    Ich glaube, die sind für solche Themen echt aufgeschlossen :thumbup:

    Bilder vom Erker gibt's hier: Altstadtfreunde Nürnberg e.V. (@altstadtfreunde.nuernberg) • Instagram-Fotos und -Videos

  • Ich muss dich enttäuschen : soviel ich weiß, war die jetzt vorhandene Farblosigkeit explizit auf den Wunsch des Bauherrn zurückgegangen.

    Deine freundliche Email würde ich aber trotzdem schreiben!

  • Das Ergebnis ist, soweit zu sehen, überzeugend. Hier wurde (endlich mal aus privates Hand) ein Bürgerhaus aufgebaut. Ein Wert an sich, da es bei der Kritik um den Wiederaufbau des Neumarktes vor allem auch um die Zuschnitte der Parzellen und Eigentumsverhältnisse geht. Hier wurde ein Haus mit einem abgeschlossenen Programm entwickelt. Real geteilt, historisch korrekt. Keine Mehrfacherschließung, Durchbrüche, angeglichene Geschosshöhen etc. Dies ist Beispielsweise ein Grund, warum der Wiederaufbau im Gründerviertel nochmals überzeugender ist. Ich finde das absolut herausragend und es sollte auch in zukünftigen Quartieren viel mehr von diesen kleinteilig entwickelten Projekten geben.

    Die vorschnelle Aufregung über nur teilweise fertiggestellte Fassaden und Ensembles ist hier oft sehr ermüdend. Das Positive und die Freude kommen dadurch viel zu kurz. Der Nachbar rechts ist noch eingerüstet (Wirkung der Fassade im Kontext), das Erdgeschoss nicht fertiggestellt. Ggf werden noch Lampen angebracht oder der Schriftzug. Die sichtbaren Sandsteineinfassungen sind absolut Dresden-typisch und überall da, wo wirklich Orginalsubtanz vorhanden ist auch selbstverständlich vorhanden. Sie werden fantastisch und in Würde altern können. Auch die Farbe ist sehr gut gewählt, man schaue auf die Veduten von Bellotto. Für mich bleibt die Schwachstelle an anderes Stelle und hier weicht die Gestaltung wirklich deutlich von den sehr schönen Ansichten auf dem Bauschild ab. Die Umsetzung der Gauben ist leider sehr viel einfacher ausgefallen als zunächst dargestellt. Der Nachbar rechts zeigt hier an, wie man einem zusätzlichem Gesims und einem Schlusstein den hohen Dachaufbau sinnvoll Gliedern kann. Hier kämpfen wir als Gestalter ohnehin mit dem erhöhen Schwierigkeitsgrad, dass die Anforderung zur Energie nach GEG nur mit deutlich höheren Wandaufbauten als den historisch verbürgten zu erreichen ist. Gerade an Bauteilen wie Gauben, fällt dies immer wieder sehr negativ ins Auge und verlangt entsprechende Details.

  • Die sichtbaren Sandsteineinfassungen sind absolut Dresden-typisch und überall da, wo wirklich Orginalsubtanz vorhanden ist auch selbstverständlich vorhanden. Sie werden fantastisch und in Würde altern können.

    Was ist daran Dresden-typisch?? Das verstehe ich nicht. Das soll kein Bau aus dem 19. Jh. sein!

    In 30 Jahren werden sie rabenschwarz sein und das Haus wird gegenüber den anderen optisch eklatant abfallen.

  • Also ich bin schon froh, dass ich dort jetzt wenigstens eine Ahnung davon bekommen kann, wie das alte Dresden gewirkt haben muss. Wie wohl mittlerweile die meisten von uns, kann ich es leider nicht aus eigener Anschauung mit dem Zustand von vor der Zerstörung vergleichen . . .

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Chris1988, warst du mal näher ran? Ist das tatsächlich eine Ritze oder Fuge, die quer über die Fassade läuft?
    Ich kann mich mit vielem anfreunden an dieser historisierenden Fassade, was allein tausendmal besser als jeder moderne Füllbau ist. Aber was soll dieses hässliche Detail, das auf mich wie...Pfusch am Bau wirkt.

  • Hier ist noch eine Ansicht der Häuser.

    https://abload.de/img/img_20220619_085431llk0x.jpg

    Es bleibt abzuwarten, in welcher Farbe sich der linke Nachbar nach der Gerüstentfernung präsentiert. Wenn der ebenfalls sehr hell gestrichen wird, wäre das tatsächlich nicht so schön.

    Dieser Teil des Neumarkts ist einer meiner allerliebesten Plätze, da es einem so richtig den Flair des alten Dresden vermittelt, wenn man die Frauenkirche im Rücken hat und von links (Kunstakademie über Palais Cosel) nach rechts (bis zu den beiden Zeibig Häuern) den Blick schweifen lässt. Die beiden neuen "Altbauten" verstärken dieses Gefühl dann gleich noch einmal! Wirklich schade finde ich allerdings den absolut unpassenden Neubau neben den Zeibighäusen, der mit seinen bodentiefen Großfenstern und der vorgehängten Steinfassade einfach nur billig wirkt, aber das wird man zukünftig vielellicht einmal wieder korrigieren können.

    • #1.311
    • Ich finde den Schattenwurf gerade des Erkers wunderschön. Na, man hatte es halt drauf früher - und beim Neubau ebenso. Sowas fehlt heutzutage leider!

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten