Berlin - Staatsbibliothek Unter den Linden

  • Da hätte ich meine Masterarbeit lieber geschrieben, als in der VM-Bibliothek der TU.

    Ich frage mich, wie man einst auf diese Keramikrosette mit den Früchten kam. Also, super schön und ein Farbklecks (oder eher Pixel) in dieser doch recht monochromen Umgebu. Aber es ist doch keine Orangerie oder so. Wissenschaftliche Motive hätten doch mehr Sinn gemacht?

  • Versteckt ist die Uhr zwar nicht, aber ihre Wirkung wie hier im alten großen Lesesaal ist ihr jetzt total genommen. :kopfschuetteln:


    Schade, das sich keiner an eine ähnliche Rekonstruktion des großen Lesesaal herangewagt hat.

  • Der alte Lesesaal ist ein riesiger, schmerzlicher Verlust. Nach dem Krieg war der Raum noch deutlich erkennbar in seiner Grundstruktur erhalten, aber der DDR fehlten wieder mal die Mittel zum Wiederaufbau, und daher kam 1975 final Dynamit zum Einsatz. Schade dass man sich nach der Wiedervereinigung nicht zu einer Rekonstruktion bzw. wenigstens zum Bau einer neuen Kuppel durchringen konnte.

    Der heutige Lesesaal vermittelt m.E. gleichwohl eine würdige und angenehme Atmosphäre, nur der orange-rote Teppich, den man fast im ganzen Haus verlegt hat, scheint mir in seiner grellen Performance nicht so richtig passend zu sein.

    1080px-Staatsbibliothek-Berlin-Haus-Unter-den-Linden-Lesesaal-Berlin-Mitte-03-2016.jpg

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…tte-03-2016.jpg

  • Der rote Teppich (und die Holzregale) sind die einzigen Elemente, die diesem funktionalen bzw. auf mich dystopisch wirkenden Raum den Hauch von Wärme vermitteln. Mein subjektives Empfinden.

  • Ich versteh aber irgendwie nicht, warum man 70er Jahre Retro-Innenarchitektur machen darf, aber historisch korrekt rekonstruiert geschichtsklitterung gewesen wäre. Oder ist dieser 70ger Lool tatsächlich mal so gewesen?

    Finde aber trotzdem das es alles in allem ganz gut geworden ist.

  • "Virtueller Rundgang" durch die fertig sanierte Staabi:

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    Ein stattlicher, edler Bau. Allerdings sind diese Assoziationen ganz der alten, überlebten Bausubstanz zu verdanken. Der Bau is trotz der modernen Bauteile sehr schön und nicht wegen ihnen. Das sagt schon alles...
    Man wird auch nach spätestestens 20 Jahren bemerken, dass die modernen Bauteile und Möblierung bereits wieder aus der Mode gekommen sind und dass deren Alterung und Abnutzung sie nicht würdiger erscheinen lässt, wie das mit allen alten Bauteilen und Möblierung der Fall sein wird. Woher ich das jetzt schon wissen kann? Sagen wir, durch etwas Erfahrung und Vorstellungsvermögen. ;)

  • Mal sehen, ob sie jetzt mal in die Hufe kommen - jedenfalls wurde begonnen, die Charlottenstraße freizuräumen.

    Da ja auch Straße und Gehweg erneuert werden müssen, glaube ich noch nicht mal an eine Fertigstellung in diesem Jahr, wenn man zudem berücksichtigt, in welcher Stadt wir uns befinden.

    An der Universitätsstraße zur Dorotheenstraße ist der Containerriegel bereits seit geraumer Zeit verschwunden; das war es aber dann auch schon - bloß nichts überstürzen, ist das Motto.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das Reichstagsgebäude hätte man auch so sanieren können wie die Staatsbibliothek: alles schön wie entworfen mit allen Statuen und Quadriga auf dem Dach UND mit modernster Bundestag Plänarsaal. Der Kuppel: alter Formen aber mit Besuchertreppen.

    Aber nein. Alles Wilhelminische musste weg, Saal und Empfangsträumen wurde völlig entkernt, Statuen vom Dach und nicht mastäblichen Norman Foster Kuppel stat Originalentwurf. Bleibt schade........

  • Die Staatsbibliothek Unter den Linden hat im Weltkrieg zwar sein größtes Juwel, den Großen Lesesaal und auch den kleinen Lesesaal einbüßen müssen- jedoch haben die äußeren Fassaden und der Innenhof den Krieg erfreulicherweise überraschend gut überstanden.

    Bis auf einige Einschusslöcher sind die Fassaden komplett erhalten- möchte man meinen?

    Was den Meisten hier nicht bewusst sein sollte, ist das die drei Porträtbüsten des Hauptportals in den Nachkriegsjahren entfernt wurden.

    Die reliefplastischen Büsten befanden sich unter den Fenstern am Hauptportal. Während mir der genaue Grund der Abnahme nicht bekannt ist, habe ich eine starke Vermutung: Die mittlere Büste zeigt einen Soldaten des Regiments der Garde du Corps. Vermutlich wurde diese Darstellung eines preußischen Soldaten aus ideologischen Gründen entfernt- und mit ihr auch die zwei weiteren Reliefs.

    Zum Ende noch eine hübsche Detailaufnahme der Kandelaber des Großen Lesesaals.

  • Das ist möglich- und das war zugegebenermaßen auch mein erster Gedanke. Doch ich halte es für eher unwahrscheinlich und ungewöhnlich, dass sich Wilhelm II. zu eigenen Lebzeiten zentral an das Hauptportal der Staatsbibliothek anheften ließ.

    Es war normalerweise Gang und Gäbe, dass man erst nach seinem Tod mit Denkmälern und gewidmeten Reliefs gewürdigt wurde. Natürlich gibt es einige wenige Ausnahmen von Wilhelm II., doch ich würde es nichtsdestotrotz in diesem Fall für eher unwahrscheinlich halten.

    Ich habe noch nach anderen historischen Aufnahmen des Hauptportals gesucht- und vermag noch nicht wirklich das Antlitz des letzten Kaisers in der Büste zu erkennen.

  • Vielleicht Friedrich III. der sich auch für das heutige Bodemuseum eingesetzt hatte. Zwar wurde die Bibliothek erst 1903-1914 errichtet, aber vielleicht ging die Anregung für den Neubau auf selbigen zurück. Ich weiß, alles nur Spekulatius, aber was sollte irgendein Soldat an so prominenter Stelle darstellen? Und wer sind die beiden anderen Köpfe rechts und links?

    Eine andere Überlegung geht in Richtung Mythologie:"Im Römischen Reich wurde Minerva zunächst vornehmlich als Beschützerin der Handwerker und des Gewerbes betrachtet. Später wurden Elemente des griechischen Athenekultes in das Bild der Minerva übernommen, somit wurde sie auch Schutzgöttin der Dichter und Lehrer. Minerva war die Göttin der Weisheit, der taktischen Kriegsführung, der Kunst und des Schiffbaus sowie Hüterin des Wissens. Seit Augustus hat man sie als die siegverleihende oder die Geschicke des Staates lenkende Göttin verehrt."

    Dann allerdings bestände kein Grund sie zu entfernen, es sei denn sie wurde im 2. Weltkrieg beschädigt.

  • Es würde mich interessieren, wie die Befürworter moderner Architektur den Umgang mit der Uhr im alten Lesesaal erklären. Es ist doch eine Sensation, dass sie stehen geblieben und bis heute erhalten ist. Ich hätte sie als Blickfang auf jeden Fall in den neuen Saal integriert, das wäre Geschichte gewesen, das ist authentisch. Das hätte diesen einfältigen Milchglasklotz wenigstens eine kleine Abwechslung gegeben.

    Da sie jetzt jedoch hinter einem Treppenhaus versteckt ist, warum hat man die Geschichte zusätzlich verfälscht und sie orange eingefärbt? Also wenn ich die Uhr als arroganter moderner Architekt nicht in mein Konzept einbeziehe, warum verändere ich sie dann und warum ist das vom Denkmalschutz erlaubt worden?

    Meine Frage: Sind das auf dem eingefärbten Foto die Originalfarben? Sie war im Original auf jeden Fall nicht orange!

  • Auf diesem Bild kann man eine Vorstellung bekommen: Link

    Die linke Büste zeigt ziemlich sicher Friedrich Schiller. Die rechte Büste eine Person mit barocker Perücke, da kann man erstmal nur mutmaßen.

    Bei der mittleren Büste sieht's auf jeden Fall nach Garde-du-corps-Uniform aus. Vielleicht wirklich Willy II, das würde die Demontage erklären.

  • Ich denke, dass das rechts Leibniz sein könnte.

    Zitat aus Wikipedia:

    "Erfolgreicher waren seine Verbindungen zum brandenburgisch-preußischen Hof, wo Leibniz oft zu Gast war: Mit Königin Sophie Charlotte, Schwester seines Hannoveraner Dienstherrn, pflegte Leibniz einen engen intellektuellen Austausch. Mit Unterstützung Sophie Charlottes konnte 1700 in Berlin eine Kurfürstlich Brandenburgische Societät der Wissenschaften nach englischem und französischem Vorbild gegründet werden, die nach der Krönung von Kurfürst Friedrich III. zum König Friedrich I. in Preußen 1701 in Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften umbenannt wurde. Leibniz wurde ihr erster Präsident.[16]"

    Hier im Gebäude der Staatsbibliothek war die Akademie der Wissenschaften mit untergebracht.

    Hier mal die Büste in Vergrößerung:

    Staatsbibliothek