• Das Kulturforum scheitert am Grundproblem der Moderne, nämlich keine Ensembles schaffen zu können. Alles Solitäre deren Qualität im einzelnen ich hier nicht bewerten möchte. Am Potsdamer Platz haben wir doch ein ähnliches Problem. Ich konnte mich noch nie für das am Anfang regelrecht hochgejubelte Sony-Center erwärmen, vom Rest ganz zu schweigen. Wahrscheinlich war die Begeisterung deshalb so groß, weil hier in Berlin endlich mal was gebaut wurde, was sich etwas vom 70er- und 80er-Mief der Westcity und den Platten des real vegetierenden Sozialismus abhob. Aber "gute" Architektur? Mitnichten! Nichts kann das quirlige Chaos des alten Potsdamer Platzes oder die Noblesse einer gewachsenen Museumsinsel, die ja nur eine Halbinsel ist, erreichen was in unserer Moderne geschaffen wurde. Es fehlt einfach das chaotisch-kreative Moment bei solchen Reißbrett-Planungen.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Ich könnte mir gut vorstellen, dass alle Parkplätze und Straßen des Kulturforums unter die Erde verlegt werden und das Kulturforum in den Tiergarten eingebettet wird. Die einzige sinnvolle und kostengünstigste Lösung die ich bei Erhalt der Gebäude sehe.

  • Gute Nachrichten: Berlin bekommt ein Museum der Moderne, die Neue Nationalgalerie bekommt endlich einen Ergänzungsbau! Damit kann auch die Sammlung Pietzsch dauerhaft für Berlin gewonnen werden. :applaus:
    Besonders interessant ist auch dass nun das Kulturforum-Quartier offenbar städtebaulich aufgewertet werden soll:

    Zitat

    Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hatte als Ergebnis der Machbarkeitsstudie den voraussichtlich kostengünstigsten Standort hinter dem Mies-van-der-Rohe-Bau seitlich des Kulturforums in der Machbarkeitsstudie vorgeschlagen. Grütters plädiert für einen Standort direkt an der Potsdamer Straße neben der Matthäuskirche. Darauf läuft es jetzt voraussichtlich hinaus. Mit dem Neubau, so die Kulturstaatsministerin, trage der Bund dazu bei, "endlich eine überzeugende städtebauliche Lösung für das Kulturforum zu entwickeln. (...) Auch um eine Aufwertung der Kulturforums-Brache mit ihren Architektursolitären Mies-Bau, Philharmonie und Staatsbibliothek von Scharoun sowie der Gemäldegalerie wird schon lange gerungen.

    (Quelle)

    Der geplante Standort für das neue Museum ist in dieser Graphik (Nr.11) zu erkennen.

    Mehr zum Thema >>
    http://www.tagesspiegel.de/kultur/museums…n/10975630.html
    http://www.morgenpost.de/kultur/article…erne-kommt.html
    http://www.bz-berlin.de/berlin/museum-…-sammlung-kommt
    http://www.dw.de/neues-museum-d…rlin/a-18061276

    Dieses Filmchen erklärt zudem, welcher Schatz (durch die heutige Entscheidung der Politik) zukünftig in Berlin gezeigt werden kann:

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    .

    2 Mal editiert, zuletzt von Maecenas (13. November 2014 um 18:13)

  • Nachdem vor kurzem die Grundsatzentscheidung getroffen wurde, ein Museum der Moderne auf der trostlosen Freifläche des Kulturforums zu errichten beginnt so langsam nun die konkrete Planung.

    Dass das neue Museum durchaus zu einer Aufwertung und Re-Urbanisierung des ganzen Stadtquartiers führen kann zeigen diese beiden schon älteren Entwürfe für die Freifläche: :daumenoben:
    Entwurf 1
    Entwurf 2 (Quelle)

    Mehr zum Thema >>
    http://www.rbb-online.de/kultur/beitrag…er-moderne.html
    http://www.rbb-online.de/kultur/beitrag…um-Planung.html
    http://www.inforadio.de/programm/schem…411/213231.html
    http://www.inforadio.de/error/404.html…/27/213444.html

  • Beim geplanten Neubau des Museums für die Moderne geht es merklich voran. Die schwierigste Frage dürfte allerdings die nach der Architektur sein, will man "ungewöhnliche Vorschläge" (=ausgeflipptes) umsetzen oder seriös bauen ?? :augenrollen:

    Zitat

    Der wichtigste Punkt ist die architektonische Idee. Wie soll so ein Leuchtturm inmitten von Leuchttürmen aussehen? Ein Museumsneubau – umrahmt von Scharouns Philharmonie, Mies van der Rohes Nationalgalerie und der Matthäuskirche von Stüler, erfordert eine beeindruckende Geste und Anpassung zugleich. Bereits im Mai soll ein offener, internationaler Ideenwettbewerb beginnen, an dem sich auch junge Büros und „Architekten, die noch keine großen Museen oder ähnliche Gebäude geplant oder realisiert haben“ beteiligen sollen, heißt es in Grütters’ Papier. Man ist offen für ungewöhnliche Vorschläge, das ist schon mal gut.


    Mehr zum Thema >> http://www.tagesspiegel.de/kultur/plaene-…t/11658770.html und http://www.morgenpost.de/kultur/berlin-…tet-im-Mai.html

  • Der Ideenwettbewerb zum Museumsneubau ("Museum der Moderne") am Kulturforum ist entschieden: Das Preisgericht hat 10 der 460 eingereichten Entwürfe ausgezeichnet. Diese kommen nun in die Endauswahl.
    Die meisten Entwürfe sind alles andere als "prickelnd", herausragend finde ich lediglich den Entwurf 1281, der einzelne aufgelockerte Gebäudeteile, innere Gärten und Atrien vorsieht. Eine Kombination, die insbesondere für Moderne Kunst sehr reizvoll sein kann, wie z.B. das Museum Lousiania in Dänemark zeigt.
    Alle Entwürfe im Überblick hier.
    Weitere Bilder in der RBB-Abendschau. :trommeln:

    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (12. Februar 2016 um 21:58)

  • Guten Tag in die Runde! Ein spannendes Projekt. Niklas Maak kommt in der heutigen FAZ zu einer ähnlichen Einschätzung wie "Kralle":

    Zitat

    Ein Entwurf (Nummer 1281) immerhin schlägt etwas Interessantes vor: ein Patchwork aus vielen kleinen Gebäuden, Höfen, Wäldchen und Bühnen, das auffällt, weil es wie eine dichte kleine Stadt wirkt und den Großformen von Mies und Scharoun eine selbstbewusste Kleinteiligkeit, einen fast labyrinthischen, modernen Zaubergarten gegenüberstellt [...]. Es ist ein Entwurf, der eine zentrale, grundlegende Frage aufwirft: die, was heute eigentlich ein Museum jenseits der weißen Kiste sein könnte, wie es sich zur Stadt verhält, wie man sich in ihm aufhält.
    [...] ein Museion im griechischen Sinn des Wortes: In der Antike war das Museion kein Einzelbau, sondern ein Hain, ein Heiligtum der Musen [...].
    Ein solches Museion wäre nicht nur dem Ort angemessen, es wäre auch etwas Neues, das den utopischen Energien der Kunst, die hier gezeigt werden soll, besser entspräche. Simple Kisten im internationalen Kulturrepräsentationsdesign gibt es schon genug.

    Quelle: FAZ, 16.02.2016

  • Hatte die Jury nicht mehr alle Tassen im Schrank ??

    Am Berliner Kulturforum wird als neues Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts (Erweiterungsbau für die Neue Nationalgalerie) nun dieses seltsame Gebäude von Herzog & de Meuron gebaut (Architekten der Elbphilharmonie):


    (C) Herzog & de Meuron Basel Ltd., Basel, Schweiz mit Vogt Landschaftsarchitekten AG, Zürich/Berlin 

    In ihren Erläuterungen schwurbeln Herzog & de Meuron unglaublich bla-bla-haft herum, ähnlich wie ein Museumsführer, der ein modernes Kunstwerk beschreibt, das kein Betrachter (ohne so eine Beschreibung) als ein solches wahrnehmen würde:
    Ist es eine Lagerhalle? Oder eine Scheune? Oder vielleicht eine Bahnhofshalle? Ist es nicht vielmehr ein Tempel mit den exakt gleichen Giebelformen wie die Alte Nationalgalerie von August Stüler? Tatsächlich ist es ein Ort des Lagerns wie eine Lagerhalle, ein Ort der Vorräte und der Nahrung wie ein landwirtschaftlicher Betrieb, ein Ort der Begegnung und der Verbindung wie eine Bahnhofshalle. Und – wie ein Tempel – ist es auch ein Ort der Stille und des Nachdenkens, der Wahrnehmung von Kunst, der Wahrnehmung von sich selbst.“ :gehtsnoch:
    (Quelle: Pressemittelung der SPK, weitere Bilder hier, siehe auch Bericht der RBB-Abendschau).

    Schon unglaublich. Da wird also nun eine erstklassige Kunstsammlung aus Picasso's, Dali's und Richter's in ein Ungetüm gepfercht, das nach Angaben der Architekten selber wie eine schnöde Scheune oder Lager- und Bahnhofhalle aussieht. Eine Reminiszenz an Stüler und die Alte Nationalgalerie ist dieser Müll-Entwurf jedenfalls nicht, sondern eher eine Reminiszenz an eine öde Fabrikhalle aus Castrop-Rauxel. :kopfschuetteln:
    .

    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (27. Oktober 2016 um 21:10)

  • Ach, diese Herzogs und de Meuron können`s nicht lassen das Satteldach zu persiflieren. Scheint ihr Stil für Museumsbauten zu sein. Für das Vitra Design Museum haben sie vor Jahren auch einen Erweiterungsbau kreiert und Häuschen mit Spitzdach auf rechteckigem Grundriß kreuz und quer übereinander gestapelt als Persiflage auf das in Deutschland doch so beliebte Satteldach,
    (Bilder hier) hmmm...!?..., dort noch ganz witzig, wenn auch irgendwie sinn- und seelenentleert, hier aber in Berlin nur noch ...
    disgust:):kopfschuetteln::daumenunten: ...

  • Kläglich, kläglich. Sieht wirklich aus wie ein Aldi/Lidl-Schopf.
    Paßt ja zum großen Parkplatz und ist vermutlich kostengünstig.
    So wird das nie was mit dieser Kulturbrache, von der jeder flieht, sobald er aus einem Gebäude raus ist.

  • Wahnsinn. Sowas ist doch unserer Hauptstadt mit Abstand nicht würdig. :(

    Gibt es denn schon eine Petition dagegen bzw. sonst eine Form von Protest? Oder
    ist das mit dem jetzigen Beschluss schon obsolet?

  • Der größte Mangel an dem Sieger-Entwurf ist gewiss die Scheunen- bzw. Lagerhallen-Optik, die vor allem durch das in den Medien als "genial" hochgejazzte Satteldacht hervorgerufen wird. Hinzu kommt als Mangel die ungegliederte und abweisende Fassade.
    Positiv anzumerken ist m.E. lediglich die generelle Verwendung von Backsteinen, die mit den Nachbargebäuden Matthäikirche und Kupferstichkabinett (aus gleichem Material) harmonieren. Sinnvoll ist auch der geplante halbrunde Innenhof im Nordwestteil des Museum, der sich um eine große denkmalgeschützte Platane gruppiert. Auch der Innenraum macht auf mich einen recht ansprechenden Eindruck.

    Insgesamt überwiegen aber die negativen Aspekte, die vermutlich wieder mal in den ideologischen Prämissen der Stadtplanung begründet liegen, wonach man den architekturgeschichtlich herausragenden Nachbargebäuden nicht "die Show stehlen" durfte (ähnliche Problematik wie schon zuvor am Schinkelplatz). :augenrollengruen:

    Update: Bei der Morgenpost kann über den Siegerentwurf abgestimmt werden. Klick >> hier

    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (28. Oktober 2016 um 14:09)

  • Zum Glück wird es kein zweites Vitra Design Museum. Insofern lieber ein schlichter Bau, als ein hässliches Selbstdarstellungsprojekt, der allerdings durch seine Baumasse die Kirche erschlägt. Tja, ein vergrößerte Aldi-Halle hätte es auch getan, hätte aber nicht so designed geklungen.

  • Die Wortwahl von Grütters und Parzinger ist so devot-euphorisch, dass es schon eher peinlich ist.

    Kein Gedanke daran, dass das Gebäude sich auch am bedeutsamsten Bau der Umgebung, der Stüler'schen Matthäikirche, hätte orientieren oder ausrichten hätte können/sollen. Stattdessen wird der Kirche mit dem Großbau auch noch auf die Pelle gerückt, was hinsichtlich der Raumsituation übrigens einer Zerstörung von Nachkriegsgeschichte gleichkommt - hier ausnahmsweise mal völlig irrelevant.

    Die Entwürfe auf den weiteren Plätzen sind übrigens auch nicht so dolle...

    http://www.designboom.com/architecture/h…e20-10-27-2016/
    oder
    http://bustler.net/news/5261/herz…ntury-in-berlin

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • OOPS,
    sieht ja aus wie ne Wellblechhalle mit ner Menge Löcher?
    Also, wenn SO etwas aus einem Wettbewerb als 1. Preis hervorgeht, dürfen sich die Gegner von Rekos doch nicht wundern, dass man dann IMMER Rekonstruktionen den Vorzug geben dürfte...oder sehe ich das falsch?

    Den. 2. Platz hätte ich stimmiger und irgendwie durch die Formen auch organischer gefunden (von außen!)... im Inneren erinnert es mich eher an Kampfstern Galactica ;)