• Man versteht besser, was in dieser Stadt passiert, wenn man sich vor Augen führt, dass die im Senat tonangebenden Linken überhaupt kein Hehl mehr daraus machen, dass sie Berlin "deattraktivieren" wollen. Grund dafür sind befürchtete Gentrifizierungsvorgänge durch eine attraktive Stadt, mit Mietsteigerungen und "Verdrängung". Das unterscheidet die Linke der heutigen Zeit auch sehr stark von der unter dem früheren Oberbürgermeister Wowereit regierenden Linken, bei denen wenigstens noch so eine Art Grundverständnis vorhanden war, dass eine funktionierende Wirtschaft zunächst Voraussetzung dafür ist, mittels Steuergeldern Wohltaten für die Parteiklientel verteilen zu können. Heute interessiert das alles dort anscheinend niemanden mehr, man kann sich das Geld ja von den "Reichen" holen oder nimmt eben Schulden auf.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Der nördliche, 1911 zugemauerte Teil des Kolonnadengangs um die Alte Nationalgalerie wird wieder hergestellt, also die Einbauten entfernt (hier rechts im Bild).

    Interessant ist der Kontext der Zumauerung. Im Zuge der Überführung der sensationellen Funde aus dem heutigen Irak und Nachbarländern nach Berlin brauchte man dringend Raum und Fläche, um die Funde zu reinigen, dokumentieren und in mühsamer Puzzlearbeit zusammenzufügen (das großartige Ergebnis kennen wir). Für diese Arbeiten wurde sogar zeitweilig der Kolonnadengang vor dem Neuen Museum zugemauert. Jetzt wird Arkadien endgültig wieder hergestellt! cclap:)

    Hier die Pressemeldung.

    Dieser Gang wird demnächst nicht mehr an einem Bretterzaun enden:

  • Ist das tatsächlich eine Amazone? Ich dacht immer bei Amazonen fehlt da "was". Aber Walküre paßt auch nicht so recht - die sind vollgepanzert. Weiß einer mehr?

  • Die „Amazone zu Pferde“ erschuf der Berliner Bildhauer Louis Tuailllon. Sie hält mit der rechten Hand eine Doppelaxt. Die Amazone rührt von einem kriegerischen Frauenvolk der Antike her, die auf ihren Rössern ohne Sattel dahinjagten.

    (By the way, in der nordischen Mythologie ist die Frau engstens mit dem Pferd verbunden. Das sieht man in den Bestattungen von Königinnen mit ihren Pferden, den reitenden Göttinnen Holda, der Stallgöttin oder Gode, als wilde Jägerin oder die Botin Gna mit ihrem Ross „Hufwerfer“. Die Walküren waren die Schildjungfrauen Wodans und seine Lieblinge und Kampfgenossinnen. Laut Völuspa hielten sie Schilder und warfen Lanzen. Die berühmteste Walküre ist Brundhild.. die Maid unter Helme, die vom Walfelde Wingskornin ritt.")

    Beauty matters!

  • Die Amazone vorm Alten Museum ist anatomisch auch noch vollstädnig. Vielleicht hat man die physische Mutilation irgendwann auch bei den Amazonen abgeschafft.

  • Der Überlieferung/Sage nach, wurden den Amazonen die rechte Mama entfernt damit diese nicht beim Bogenschießen störe. Bei dieser Amazone hier - oh Wunder- sind noch beide dran.

  • "Klassiker", Du weißt, dass das so gewollt ist. Oder hast Du das vergessen? Oft genug hast Du Dich in der Vergangenheit über "Chippie" aufgeregt.

  • hinzu kommt, dass man den Sächsischen Sandstein nicht einfach "reinigen" kann. Die Schwarzfärbung ist eine Material-typische Eisenoxid-Schicht. Eine Entfernung gelingt nur durch Sandstrahlen bei Abtrag um 2mm.

  • Diese Säulen machen aber einen absolut ungepflegten Eindruck. Es lässt sich alles sanieren.

    Auch sollte das Alte Museum endlich mal eine Hüllensanierung erhalten.

  • Der Überlieferung/Sage nach, wurden den Amazonen die rechte Mama entfernt damit diese nicht beim Bogenschießen störe. Bei dieser Amazone hier - oh Wunder- sind noch beide dran.

    Literatur und bildende Kunst sind verschiedene Dinge. Die alten Griechen hatten einen ausgeprägten Sinn für Schönheit. Den Bildhauern war bewusst, dass sie literarische Vorlagen nicht einfach in Skulpturen umsetzen konnten. Die Kunst der Antike ist eine klassische Kunst, keine naturalistische. Die Darstellung der Amazonen folgt im Wesentlichen jener der Artemis. Es sind blühende Frauenfiguren von meist kräftiger und leicht gedrungener Statur. Eine Brust wird mehr oder weniger vom Gewand bedeckt. Ein Paradebeispiel finden wir in der Berliner Antikensammlung. Der Typus der verwundeten Amazone geht auf einen Entwurf des Kresilas zurück, der ein Zeitgenosse des berühmten Phidias war.

    Verwundete Amazone, römische Marmorkopie nach einem Original des Kresilas, ausgestellt im Alten Museum auf der Museumsinsel

    (Foto: Richard Mortel, Januar 2018, CC-BY-2.0)

    Nach dem Untergang des Römischen Reiches konnten die Bildhauer über viele Jahrhunderte nichts mit dem Amazonenmythos anfangen. In der Renaissance erwachte dann zuerst das Interesse an der Diana und ihren Gefährtinnen. Das hatte mit ihrer Rolle als Göttin der Jagd zu tun, aber auch mit den Metamorphosen des Ovid (Aktäon). Die Amazonen wurden - soweit ich das überblicke - erst im 19. Jahrhundert für die Bildhauer wieder interessant. Sie boten die Möglichkeit, den weiblichen Körper in Aktionen zu zeigen, für die es bislang kein weibliches Rollenvorbild gab. Auch hierzu finden wir ein Meisterwerk auf der Museumsinsel.

    Amazone zu Pferde von August Kiss, aufgestellt auf der östlichen Treppenwange des Alten Museums (Foto: Yair Haklai, Juli 2019, CC-BY-SA-4.0)

    Die 1842 vollendete Amazone macht genau das gleiche wie ihr männliches Pendant, der Löwenkämpfer von Albert Wolff, der auf der westlichen Treppenwange des Museums aufgestellt wurde. Mann und Frau werden hier künstlerisch gleichberechtigt dargestellt. Die Kennzeichnung der weiblichen Figur als Amazone ermöglichte es, eine Frau in einer Rolle darzustellen, die ihr von der Gesellschaft außerhalb der Kunst nicht zugestanden wurde.

    Die Reitende Amazone von Louis Tuaillon, die ja in den vorigen Beiträgen bereits gezeigt wurde, entstand 1895. Tuaillon strebte eine neue Klassik mit einer beruhigteren Sprache an. Er wandte sich damit insbesondere vom malerischen Realismus eines Reinhold Begas ab. Begas neigte zum anekdotischen Plaudern. Dagegen suchten einige Bildhauer im Anschluss an Adolf von Hildebrand nach einem konzentrierteren künstlerischen Ausdruck. Tuaillon stattete seine Amazone mit einem Gewand und einer Streitaxt aus, wie es der antiken Überlieferung entsprach. Fast zeitgleich schuf in München Franz von Stuck eine reitende Amazone, die entfernt an das Werk von August Kiss erinnert, aber doch eher eine Femme fatale des Fin-de-siècle darstellt als eine Kämpferin.

    Franz von Stuck, Amazone zu Pferde, 1897 (Foto: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, CC-BY-3.0)

    Die Abbildung zeigt das Exemplar im Niedersächsischen Landesmuseum. Unten sehen wir die Amazone aus der Sammlung der Alten Nationalgalerie. Ob sie derzeit ausgestellt ist, kann ich nicht sicher sagen. In dem Raum gab es vor einiger Zeit ein paar Veränderungen. Im Dresdner Albertinum ist Stucks Amazone im Klingersaal zu sehen. Es wurden auch vergrößerte Repliken zur Aufstellung im Freien angefertigt. Eine steht in München vor der Villa Stuck.

    Berlin, Alte Nationalgalerie, Ausstellungsraum mit Franz von Stucks Reitender Amazone sowie Gemälden von Beckmann (links) und Stuck

    (Foto: Anagoria, Februar 2012, CC-BY-3.0)

    Den Künstlern der Jahrhundertwende ging es nicht wirklich um die Amazonen der griechischen Mythologie. Ferdinand Lepcke wagte um 1905 dann den nächsten Schritt. Er verzichtete auf die Bemäntelung als Amazone oder Diana und nannte seine Plastik schlicht "Bogenspannerin". Sie zeigt einen weiblichen Akt mit Pfeil und Bogen, ohne mythologischen Schmu. Keine Kriegerin, sondern eine Sportlerin.

    Bogenspannerin von Ferdinand Lepcke, aufgestellt im Kolonnadenhof der Museumsinsel (Foto: Dguendel, 25. April 2018, CC-BY-4.0)

    Die Berliner Museumsinsel bietet einzigartige Möglichkeiten, die Entwicklung der Skulptur vom Alten Ägypten bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zu studieren.

    Im Kolonnadenhof steht auch eine Diana. Reinhold Felderhoff schuf den weiblichen Akt Ende des 19. Jahrhunderts. Attribute sind die Sandalen und der Köcher, den sich die Figur umschnallt.

    Diana von Reinhold Felderhoff, aufgestellt im Kolonnadenhof, im Hintergrund die Alte Nationalgalerie (Foto: Beko, 1. April 2017, CC-BY-SA-4.0)

    Infos zu den Plastiken des Kolonnadenhofs seitens der Staatlichen Museen zu Berlin

  • Heimdall: alles so viel wie möglich (be)reinigen und rekonstruieren. Bin nicht immer gegen Modernisten: im Zeughaus finde ich die moderne Eingriffen wirklich wunderbar und edel. Manchmal sind moderne Eingriffen im alten Museen eher sehr schön. Für Foster und Chipperfield habe ich aber keine Bewunderung. Foster hat der Reichstag total entstellt und Chipperfield hat beim Neues Museum versagt die Aussenseite wieder harmonisch (beiden Flügel gleich) zu rekonstruieren. Die Treppenhalle finde ich zwar modern gestalltet aber zu unsensibel und Betonartig. Dann ist das Bode Museum doch so viel schöner am Innenseite.

  • Wahrscheinlich kann man nicht mal mit "wahrscheinlich nicht" antworten, weil ja in dieser Antwort noch die Möglichkeit steckt, daß es doch klappt.

    Wir sind hier in Berlin.....