Abstimmung über das "Bauwerk des Jahres 2015"

  • Zitat

    Bisher haben gerade mal lächerliche 35 Personen abgestimmt. Ist das alles was unser Forum mit der doch angeblich so großen Reichweite hergibt? Wo sind denn all die tausend Mitglieder?

    Immerhin ist unsere Quote noch wesentlich besser als beim ADAC - bei 18 Mio. zahlenden ADAC-Mitgliedern wählten doch immerhin 3500 Mitglieder den Golf zum "Auto des Jahres" :smile:

  • Ich persöhnlich tendiere zum Gestüt und dem Quatier Alte Fahrt (wobei ich mich da mit "Bauwerk" schwer tue, eher Ensemble des Jahres), das Stuttgarter Palais hat es mir aber auch angetan. :unsure:

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Ich habe meine Stimme dem Frankfurter Bolfrashaus gegeben, um der besonderen und hochwertigen Ausführung der Rekonstruktion in einer abgelegenen Stadt, die nicht besonders hoch in der Aufmerksamkeit steht, ein kleines Zeichen von Anerkennung und Dankbarkeit zukommen zu lassen. Es ist sicher nicht selbstverständlich, in einer armen Grenzstadt ein grenzüberschreitendes Projekt zu realisieren, umso mehr ist es für Frankfurt ein großer Gewinn und ein erster kleiner Schritt, in einer Brachen-Innenstadt wieder einen kulturellen Ankerpunkt zurückzuerhalten.

  • @ Weingeist: Ich freue mich über Deine Wahl, war schon überrascht, dass das Bolfrashaus bisher noch keine Stimme bekommen hat. Ich selber habe auch lange zwischen Bolfrashaus und Anklamer Marktplatz geschwankt und mich dann für Anklam entschieden, da diesen Schritt, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die meisten Stadtplaner sehr modernistisch geprägt sind, mir wesentlich mutiger erscheint als der Wiederaufbau eines einzelnen bedeutenden Bauwerks. Dennoch ist das Bolfrashaus eine der besten Rekonstruktionen der letzten Jahre, allein die strukturelle Ähnlichkeit mit dem Ursprungsbauwerk (Verzicht auf Außendämmung und Betonkern) ist maximal noch in Dresden bei der Rampischen Straße 29 so durchgeführt worden, zumindest wenn ich an die mir bekannten prominenten Rekonstruktionen denke.

    Das Petrikirchenhaus in Mülheim wäre allerdings meine Nummer eins gewesen, wenn es nicht von allen vergessen worden wäre. Im Ruhrgebiet ist so ein unspektakuläres Rekoprojekt doch ein wahnsinniger Meilenstein.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Das Bolfrashaus erinnert mich im Aussehen , und der Qualität der Rekonstruktion an das Schützhaus am Neumarkt in Dresden. Mein Kandidat 2015 wenn auch noch nicht fertig ist das Dinglingerhaus in Dresden cclap:)

  • Welches Gebäude für das Jahr 2015 den Lorbeer erhalten wird, sagen die Tendenzen deutlich aus. Das Quartier von Herrn Kimmerle am Jüdenhof darf man wohl getrost als "Königin der Herzen" bezeichnen, aber es ist de facto ja auch noch nicht ganz fertig. Nächstes Jahr stimmen wir mal nicht ab - unser Bauwerk des Jahres 2016 ist daher:
    Quartier VII am Jüdenhof! :blumen:

  • Ich stimme für das Palais am Reitweg, weil wir meiner Meinung nach ein Gebäude auszeichnen sollten das keine Rekonstruktion ist. So würden wir nämlich Architekten auszeichnen die den Mut haben auch mal einen traditionellen Neubau zu wagen.


    Das sehe ich genauso.

    Deshalb habe ich für das Gestüt Lindhof in Wallern gestimmt, weil es meiner Meinung nach von allen auf der Liste stehenden Neubauten den besten Eindruck macht und am deutlichsten mit dem modernistischen Architekturkanon bricht.

  • Bei Bauten wie dem Gestüt Lindhof habe ich sehr ambivalente Gefühle.

    Ein sehr gelungener Bau, gar keine Frage. Richtig schön sogar. Nur spielt der Bau dermaßen gut die Klaviatur klassischer Architektur zwischen Barock und Klassizismus, dass es schwerfällt, in ihm überhaupt einen Bau aus unserer Zeit zu sehen, statt einem sanierten Original-Altbau. So sehr ich mich gegen dieses Gefühl wehre, irgendwie finde ich das einfach unauthentisch - ein wenig wie ein Burgen-Neubau in diesem Jahrhundert. Beeindruckend und schön anzusehen, keine Frage - aber eben doch etwas museal, freizeitparkartig und irgendwie auch unkreativ. Dann lieber mit einigen Elementen zB aus dem Art Deco, Postmoderne o.ä. kombinieren, sodass man sich der Erbauungszeit vergewissern und neue, interessante Elemente entdecken kann. Oder eben eine originalgetreue Rekonstruktion.

  • Die Abstimmung war natürlich dahingehend unfair, als das Barberini gerade erst entrüstet worden ist und daher frische Begeisterung auslöst, während vom Quartier VII/2 noch nichts zu sehen ist. Wie Weingeist schon erwähnt hat, müsste wahrscheinlich diesem Quartier der erste Platz gebühren. Ich für meinen Teil hätte Barberini und AltenFahrt nicht geteilt, da ja auch das Dinglingerhaus nicht als solches zur Dispostion stand.
    Meine Stimme hab ich der Alten Fahrt gegeben, weil mit ihr zwei der allerschönsten und potsdamischsten Fassaden wiedererstanden sind, für die ich einfach eine Schwäche hab. Aber auch das Bolfrashaus hätte mehr verdient. Der Anklamer Markt ist mE ganz nett und begrüßenswert, aber in toto zu substanzlos. Das Gestüt seh ich so wie Erbse,

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wie angekündigt, schließen wir heute die Abstimmung über das "Bauwerk des Jahres 2015". Dankenswerterweise hat unser Webmaster den Abstimmungsvorgang technisch optimiert. Ich selbst wollte auch über eine Rundmail alle Vereinsmitglieder auffordern, sich an der Abstimmung zu beteiligen, aber mein eigener Internet-Zugang ist aufgrund von Querelen mit der Telekom noch immer blockiert, und über einen Fremd-PC gelang das Verschicken einer Rundmail nicht. So geriet der Vorgang dieses Jahr noch etwas dilettantisch und durch Zeitdruck behindert; nächstes Jahr können wir gleich zu Beginn mit dem Sammeln von Voten beginnen und auch die Facebook-Gemeinde einbeziehen.

    Es ist offensichtlich, dass das Potsdamer Museum Barberini das Rennen gemacht hat. Ich werde Konstantindegeer fragen, ob er uns kurzfristig einen erläuternden Text mit Fotos erstellen kann. Eins unserer Mitglieder hat sich erboten, diesen Text an wichtige Medien weiterzuleiten. Im günstigsten Falle würde also die Auszeichnung eines Bauwerks durch unseren Verein noch zum Ende des Jahres durch Presseorgane bekanntgegeben.

  • Bei Bauten wie dem Gestüt Lindhof habe ich sehr ambivalente Gefühle.

    Ein sehr gelungener Bau, gar keine Frage. Richtig schön sogar. Nur spielt der Bau dermaßen gut die Klaviatur klassischer Architektur zwischen Barock und Klassizismus, dass es schwerfällt, in ihm überhaupt einen Bau aus unserer Zeit zu sehen, statt einem sanierten Original-Altbau. So sehr ich mich gegen dieses Gefühl wehre, irgendwie finde ich das einfach unauthentisch

    Es sieht halt wie was Amerikanisches aus, das klassisch sein will. Die Dachgestaltung gefällt mir gar nicht und Säulen im Eingangsbereich (mit Terrasse!) sind albern für diesen Haustyp.

  • Der Bau vom Gestüt ist schon toll, aber wenn Stadtbild Deutschland ein Bauwerk des Jahres auszeichnet, sollte es schon auch um einen einigermaßen städtischen Kontext (in Deutschland) gehen, nicht oder... ;)

    Wobei ich mir durchaus auch eine Auszeichnung für einen Bau in Österreich oder der Schweiz vorstellen kann, da tut sich ja nun auch einiges, allmählich.

  • Zitat

    Der Bau vom Gestüt ist schon toll, aber wenn Stadtbild Deutschland ein Bauwerk des Jahres auszeichnet, sollte es schon auch um einen einigermaßen städtischen Kontext (in Deutschland) gehen, nicht oder... ;)


    Dem kann ich mich nicht anschließen.
    Nur aufgrund des Namens irgendwelche Einschränkungen vorzunehmen, halte ich für ein recht schwaches Argument.
    Ganz davon ab, dass unser eigentliches Motto ein allgemeines "Architectura Pro Homine" ist.

    Ich begreife das Forum und den Verein als Hüter und Förderer jedweder qualitätsvoller deutscher Architektur und Kultur.
    Stadtgrenzen und die Staatsgrenze der BRD interessieren da wenig.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Hätte es sehr viel interessanter gefunden, wenn zwischen Rekonstruktionen und komplett neu entworfenen Bauten getrennt abgestimmt worden wäre. Seien wir mal ehrlich, selbst der gelungenste Neubau hat es sehr schwer gegen eine Rekonstruktion (vor allem wenn sie schon lange ersehnt wurde). Gleichzeitig sollten aber auch gelungene Neubauten im traditionellen Gewand gewürdigt werden. Dann gibt es davon vielleicht in Zukunft auch mehr. ;)
    Können wir ja für nächstes Jahr machen. In den kommenden Wochen/Monaten sollten einige sehr schöne traditonell gestaltete Neubauten fertiggestellt werden (Eisenzahn, Palais Holler, Kronprinzengärten, Klostergärten etc.).

    Ich habe außerdem nicht ganz begriffen wo und wie abgestimmt werden soll. Alles etwas holprig organisiert.

  • Ein sehr gelungener Bau, gar keine Frage. Richtig schön sogar. Nur spielt der Bau dermaßen gut die Klaviatur klassischer Architektur zwischen Barock und Klassizismus, dass es schwerfällt, in ihm überhaupt einen Bau aus unserer Zeit zu sehen, statt einem sanierten Original-Altbau.


    Dann haben die Architekten anscheinend gute Arbeit geleistet.


    So sehr ich mich gegen dieses Gefühl wehre, irgendwie finde ich das einfach unauthentisch - ein wenig wie ein Burgen-Neubau in diesem Jahrhundert. Beeindruckend und schön anzusehen, keine Frage - aber eben doch etwas museal, freizeitparkartig und irgendwie auch unkreativ. Dann lieber mit einigen Elementen zB aus dem Art Deco, Postmoderne o.ä. kombinieren, sodass man sich der Erbauungszeit vergewissern und neue, interessante Elemente entdecken kann. Oder eben eine originalgetreue Rekonstruktion.


    Ist es eigentlich von dir beabsichtigt gewesen, dass deine Argumentation der von Rekonstruktionsgegnern stark ähnelt? Fehlt nur noch der obligatorische Kitsch-Vorwurf.

  • Es ist ja keine Rekonstruktion. Es ist eben ein Neubau. Das würde ich bei einer Nicht-Reko aber auch ganz gern ohne erklärende Hinweistafel irgendwie feststellen können. Das fällt bei diesem Bau sehr schwer, da käme ich ohne Vorwissen wohl nicht drauf, dass das ein Bauwerk des 21. Jahrhunderts ist. Ob das jetzt ein "Brett im Kopf" ist, sei mal dahingestellt. Es fühlt sich einfach nicht 'richtig' an für mich.

    Als Gegenbeispiel will ich mal die Bauten von David M. Schwarz nennen, Driehaus-Preisträger 2015. Sehr gelungen mE, imposant, aber auch fast durchgehend als neue Kreationen zu erkennen. http://www.dmsas.com/#/portfolio/all

    Könnte jetzt noch etliche weitere amerikanische und britische Architekten nennen. Irgendwie gelingen bei diesen sowohl der Formenkanon der Klassik als auch die Kreativität und Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts meist sehr überzeugend. Aber das wird auch hier allmählich besser.

    Dem Einwurf von Treverer schließe ich mich an, eine Unterscheidung in Wiederaufbauten und Neubauten für nächstes Jahr fänd ich auch besser.

  • Sehr gelungen mE, imposant, aber auch fast durchgehend als neue Kreationen zu erkennen.


    Also bei z.B. der Alpahretta City Hall und vielen anderen sieht man eben nicht aus welcher Zeit sie stammen...und das Mantra der Erkennbarkeit der Entstehungszeit / Jetztzeit gehört aber auch mal langsam abgeschafft...Viel wichtiger als die Ablesbarkeit der "Zeitschicht" ist m.E. die optische Schönheit und Wohlgefälligkeit, im Sinne einer architectura pro homine!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)