Posts by Klinker

    Nichts gegen die gezeigten Architektur-Beispiele, aber findet ihr diese dutzendsten Aufgüsse von Neoklassizismus, die in den meisten amerikanischen Beispielen zu sehen sind, wirklich architektonisch interessant?

    Manches ist gelungen und manches nicht. Es gibt ja glücklicherweise kein unumstößliches Gebot, dass nur "Neo-Neoklassizismus" eine Alternative zum Modernismus sein darf. David M. Schwarz hat zum Beispiel auch Art déco im Angebot.

    Ich habe damit dieselben Probleme wie mit Patzschke und Co. Ich finde das einfach öde und auf seine Art genauso beliebig und unspezifisch wie die architektonische Moderne. Und richtige Ensembles entstehen so auch nicht. Mir sagt das alles genauso wenig wie das Bauhaus.

    Auch wenn der karge Stil Patzschkes meiner Meinung nach nicht das Gelbe vom Ei ist, so ist er immer noch deutlich besser als das, was die Bauhaus-Epigonen heutzutage zustande bringen.

    In die USA mag das alles ja insofern passen, als der Frühklassizismus so etwas wie der amerikanische "Nationalstil" aus der Zeit der Gründung des Landes ist. Aber in Europa?!

    Wenn überhaupt, dann ist der Klassizismus der europäische "Nationalstil" schlechthin, weshalb er ja auch immer wieder eine "Renaissance" erlebt.

    Als Musikstudent habe ich es auf jeden Fall so erlebt. Alle lieben die klassischen Werke (und nein, damit meine ich nicht die Große Fuge), aber nur die wenigen, die sich, wie du es sagst, spezialisierten, lieben auch die Musik des 20. Jahrhunderts ebenso sehr. Die junge Generation sehnt sich vor allem wieder nach romantische Musik, ist meine (auch meine eigene) Erfahrung!

    Ist es nicht merkwürdig, dass in den Konzerthäusern und Opern dieser Welt überwiegend Werke aufgeführt werden, die mindestens 100 Jahre alt sind?

    Aber der renovierte Altbau aus dem 19. Jahrhundert erfreut sich seltsamerweise ja auch einer ungebrochenen Beliebtheit.

    Es ergibt sich, ähnlich wie in der Architektur allerdings die Frage, wie weiter, wenn nicht modern?
    Das ist keine rhetorische Frage, ich wüsste wirklich gerne eine Antwort, wie Musik sich weiterentwickeln kann als "Ernste Musik" (jenseits von Pop), ästhetisch und doch nicht immer auf der Stelle tretend.

    Wer sagt denn, dass sich die Musik oder Architektur immer weiterentwickeln müssen bzw. überhaupt dazu in der Lage sind?

    Vielleicht ist das lineare Fortschrittskonzept der Moderne in Sachen Kunst einfach unpassend.

    Aus laienmäßiger Sicht wird man sagen, dass diese Musik zu seiner Architektur passt:

    Als plebejischer Laie finde ich, dass diese Musik zu dieser Architektur wie die Faust aufs Auge passt.

    Aber genau darum geht es im Grunde bei der ganzen "Avantgarde", ob nun in der Architektur oder in der Musik, ja auch, dass nämlich etwas geschaffen wird, woran sich höchstens ein kleiner elitärer Kreis erfreut, der sich dann über den "ungebildeten Pöbel" echauffie­ren kann.

    Guten Abend,

    ich war heute bei Dussmann in der Architektur-Abteilung und konnte neben Brutalismus und 99% englischbetitelten Werken über allen möglichen Krimskrams der globalen Architektur nur begrenzt Bücher und Bilderbände über historische Bauten finden. Ein paar waren dabei, auch in der lokalen Abteilung (Berlin) — allerdings sehr zerstreut und überall mal zu finden.

    Dieses Buch könnte dir gefallen: Berlin der Kaiserzeit

    Stichwort Berlin... In welchen Spielen und Filmen findet ihr eigentlich die Darstellung Deutschlands (aus architektonischer Sicht) am gelungensten? Bzw. was gibt es überhaupt Relevantes?

    Deutschland und Berlin taugen leider viel zu oft nur als Schauplatz von Spielen und Filmen mit NS-Thematik.

    Die satirische und stark klischeehafte Wolfenstein-Reihe ist in dieser Hinsicht aber durchaus sehenswert.

    Das sieht auch alles sehr cool aus, auch z.b. bei Bioshock. Ich mag dennoch lieber positive urbane Visionen. Leider gibt's da wenig. Theed auf Naboo in Star Wars ist zB eine wunderbare Vision einer klassisch inspirierten neuen Stadt.

    Würde dir da noch etwas einfallen? Ich zum Beispiel hätte da eher an Star Trek als an Star Wars gedacht.

    Abgesehen davon ist der Untergang von Rapture die Folge eines gescheiterten sozialen Experimentes, weshalb man die Idee einer Unterwasserstadt im Art-déco-Stil durchaus als positive urbane Vision ansehen kann.

    Architektur in Science-Fiction-Filmen ist einfach klasse, vor allem wenn es so einen überwiegend positiven Touch hat und nicht alles nach Apokalypse ausschaut.

    Die Postapokalypse ist besser, wie zum Beispiel in der Fallout-Reihe mit ihrem retrofuturistischen 50er-Jahre-Szenario. Die Architektur in der Reihe greift verschiedene Stile aus der ersten Hälfte und der Mitte des 20. Jahrhunderts auf, unter anderem Art déco, Stromlinien-Moderne und Googie. Diese spezielle Mischung wird auch als Raygun Gothic bezeichnet.

    Es gibt außerdem auch etwas Modernismus und noch einen weiteren, aber für mich nur schwer definierbaren Stil, der vor allem bei Hochhäusern zur Anwendung kommt, wie beispielsweise hier oder hier.

    Nun zu etwas, dass mir in vielen Disney-Filmproduktionen aufgefallen ist:
    Seit Schneewittchen (1937) scheint Disney eine Abneigung dagegen zu haben, Filme in Deutschland spielen zu lassen, während andere Länder, wie England oder Frankreich, wirklich überproportional vertreten sind, und man in diesen Fällen wirklich alles tut, um klarzustellen, dass man sich in diesen Ländern befindet (französische Akzente etc.). Deutschland hat nach Disneys Sicht wohl ein kleines Imageproblem... Selbst Filme, die auf einer deutschen Geschichte basieren, werden in andere Länder oder Fantasieländer verfrachtet, wie Rapunzel (nach Corona, ein Fantasieland) und neulich Der Nussknacker (nach England.) Schon etwas seltsam, dass Familie Stahlbaum bei Herrn Drosselmeyer in London zur Weihnachtsfeier eingeladen ist... Trotz dieses Umstands scheinen sich Disneys Konzeptkünstler reichlich gerade in Deutschland zu bedienen, wenn es darum geht, ihre Settings möglichst märchenhaft auszugestalten.

    Sollte so eine Diskussion wirklich in diesem Strang geführt werden?

    Das entscheidet die Moderation.

    Wahrscheinlich das realistischste und beeindruckendste Raumerlebnis in einem Videospiel. Zumindest was ich erlebt habe. Was ich nicht weiß: Ist der Kuppelsaal eine freie Erfindung der Konzeptkünstler, ist er eng inspiriert von einem realen Vorbild oder gar eine exakte Kopie?

    Das Vorbild dürften die Kapitelhäuser der englischen Kathedralen darstellen, wie zum Beispiel in Wells oder York. Wobei in diesem Fall vermutlich die zentrale Lobby im Palace of Westminster als Vorlage gedient hat, was ja auch zum viktorianischen Szenario passen würde.