Berliner Schlossplatz - Schlossbrunnen - Breite Straße

  • Da müsste mal einer oder eine mal auf den Tisch hauen und wir akzeptieren die mehrheitlich Meinung der Bevölkerung, der Neptunbrunnen gehört vors Portal ll. Basta!


    Dazu eine Kolumne aus der. " Berliner Zeitung" aus dem Jahr 2015.

    Seit 1969 ziert der Neptunbrunnen die wenig anmutige, mittlerweile haltlos gewordene Staatsachse der DDR zwischen Fernsehturm und dem früheren Palast der Republik. 1888 hatten die Berliner Stadtväter das Werk in Auftrag gegeben und es drei Jahre später – nicht ohne Spott und Hintersinn – Kaiser Wilhelm II. geschenkt. Geschaffen von dem Berliner Bildhauer Reinhold Begas, stand der Brunnen vor der Südfront des Schlosses und überdauerte wie das Reiterstandbild des Alten Fritz eingemauert den Bombenkrieg. Nun soll er zum Schloss zurück, wie nicht wenige finden. Ich bin dafür, die Entscheidung zu vertagen, aber am früheren Standort vorsorglich die Wasseranschlüsse zu verlegen.

    Die Idee, dem noch jungen, 1888 inthronisierten Kaiser ein derartiges Geschenk vor die Nase zu bauen, stammte von einem der bedeutendsten Berliner Oberbürgermeister, dem Linksliberalen Max von Forckenbeck (1821-1892). Wilhelm II. hatte sich 1890 rundweg geweigert, diesen 1890 mit überwältigender Mehrheit wiedergewählten Mann im Amt zu bestätigen. Er trug ihm nach, dass er im Preußischen Abgeordnetenhaus gegen den Autoritarismus Bismarcks angetreten war, im Reichstag gegen die Erhöhung der Militärausgaben.

    Forckenbeck hatte zu jenen 75 führenden Köpfen Berlins gehört, die 1880 gegen den Antisemitismus protestierten. Gemeinsam mit Theodor Mommsen, Rudolf Virchow, Werner Siemens und anderen wies er den „Rassenhass“ zurück, der „neuerdings in tief beschämender Weise wie eine Seuche“ auftrete. Er verlangte, „alle Deutschen in Rechten und Pflichten gleich zu achten“, was nicht nur Sache der Obrigkeit sei, sondern „des Gewissens jedes einzelnen Bürgers“. Wilhelm II. unterlag. Schließlich musste er Forckenbeck im Amt bestätigen. Ihm verdankt Berlin die städtische Autonomie und vieles mehr. Ehren wir diesen Mann – ein Gegenbild zum verbissenen Pickelhauben- und Hass-Deutschen.

    Verlegen wir seinen Brunnen wieder an die Stelle, wo er einst stand: zwischen Schloss und Marstall (heute Hochschule für Musik Hanns Eisler). Schaffen wir dort den Max-von-Forckenbeck-Platz. (Letzteres kann am demonstrativ-dumpfen Antiliberalismus heutiger Kommunalpolitiker/Innen scheitern. Soweit die Geschichtswissenschaft herausfinden konnte, fällt F. nämlich weder in die Kategorie weiblich, homo- oder intersexuell; auch war er kein Opfer des Kolonialismus, nur Gegner.)

  • Bin zwar kein Berliner, aber in der DDR geboren und aufgewachsen. Für mich gehört der Neptunbrunnen zum Fernsehturm und Roten Rathaus. Ein Wunder, das er überhaupt so lange überlebt hat!

    Klar stand er früher vorm Schloß, das will ich nicht schlechtreden. Doch für uns alle Nachgeborenen steht er seit Ende der 60 ger Jahre dort, wo er jetzt steht. Dort ist er doch bekannt geworden und stellt er nicht auch einen Bruch zwischen Modern > Fernsehturm und seinen Pavillons und Alt > er selbst, Marienkirche und Rotes Rathaus dar? Auf seinem jetzigem Standort ist er ein beliebtes Fotomotiv von so vielen Menschen geworden, warum muss diese Blickbeziehung vom Brunnen zum Fernsehturm und seiner Umgebung unbedingt verändert/zerstört werden? Wenn die Pläne zur Umgestaltung des Marx - Engels - Forums mit den vielen Grünanlagen kommen sollte, was ich sehr begrüßen würde, dann passt doch dieser Brunnen herrlich hin!

    Ja, was kommt vor das Schloß, was keins mehr ist/sein darf? Etwas modernes vielleicht, ne Kopie vom Neptun - ich weiß es nicht. Darüber sollte ehrlich diskutiert werden. Wieviel sind die ,, Mehrheit der Bevölkerung'' ?

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Das kann ich auch so sagen. Aber es gehört zur Aufarbeitung der DDR, dass Fehlentwicklungen korrigiert werden sollen. Nur weil der 2. Weltkrieg ein Trümmerfeld hinterlassen hat und das Land nicht in der Lage war, damit anders umzugehen als noch mehr abzureißen und Brachen zu schaffen, heißt das nicht, dass das alles für immer so bleiben muss.

    Der beste Kompromiss wäre, einen Wettbewerb für einen dem Neptunbrunnen sehr ähnlich aussehenden Berolinabrunnen zu machen. Dann kann Neptun auf den Schlossplatz zurück und der neue Berolinabrunnen steht in Sichtweite vor dem Roten Rathaus oder auch Rathaus Berolinensis. So lange die Proportionen stimmen, wird kein Mensch merken, dass dort dann ein etwas anders aussehender Brunnen plätschert. Berlin bleibt sich treu (alles doppelt) und authentisch wird es, weil Historisches zurück kommt (Ehrlichkeit) und trotzdem die Zeitgeschichte bewahrt wird (Authentizität - 2 Brunnen).

  • Auch die Berolina würde gut vors Rote Rathaus passen. Es gab, oder gibt es nicht noch einen Förderverein.


    Zur Wiedererrichtung des Berolina-Standbilds wurde im Jahr 2000 der Förderverein zur Wiedererstellung und Pflege der Berolina e. V. gegründet. Laut Förderverein hat sich bereits ein Unternehmer gefunden, der ihren Wiederaufbau finanzieren würde.[5]


  • Gute Idee! Mit der Berolina als zentrale Figur ließe sich ein schöner, imposanter Brunnen machen.

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • kaffeesachse

    Ich respektiere die Motive der in der DDR sozialisierten Berliner, die „ihren“ Neptunbrunnen aus Gewohnheit am Platz zwischen Rotem Rathaus und Marienkirche erhalten wollen. Wenn man aber Gewohnheit bei Seite lässt, könnte man vielleicht erkennen, dass der Neptunbrunnen auf dem weitläufig-gesichtslosen Platz, ohne bauliche Rahmung klein, verloren und stilistisch unpassend wirkt. Die bauliche Rahmung durch modernen Fernsehturm, moderne HF-Ostfassade und große, profillose Gebäudeblöcke wirkt beziehungslos und weit entfernt. Auch eine neue Bebauung auf dieser Fläche wäre sicher modern. Marienkirche und Rotes Rathaus stehen ebenfalls räumlich entfernt und in Position und Stil beziehungslos.

    Der Schloßplatz (Süd) würde dagegen eine unmittelbare räumliche und stilvolle Fassung bilden: Der Neptunbrunnen wurde von Begas bewusst in neobarockem Stil auf die barocken Fassaden des Schlosses und die Nachbarschaft des Neuen Marstalls hin entworfen und direkt vor Portal II gestellt. Dort würde zudem eine perfekte Sichtachse von der Lustgartenseite Portal IV durch die neuen Uffizien des Schlossbaus durch Portal II auf den Brunnen gebildet.

    Wenn man sich auf Ästhetik und Harmonie in Stil und Proportionen konzentriert, wäre der Neptunbrunnen zwischen der barocken Schlossfassade und dem Neuen Marstall, dort, wo auch viel mehr internationale Besucher verkehren, viel passender und ein viel ansprechenderer Besuchermagnet, auch als Foto-Objekt. Auf dem weitläufigen Platz zwischen Fernsehturm und großen Nachkriegsblöcken wäre ein größerer, moderner Springbrunnen viel wirkungsvoller.

  • Ich bin fassungslos über die Entscheidung zum Neptunbrunnen. Grüne und Linke sind raus, wer wenn nicht eine Groko hätte den Umzug durchziehen können. Die Gunst der Stunde wurde nicht genutzt. :kopfwand:

  • Das ist Politik. Die CDU möchte die Zustimmung der SPD-Basis. Also gibt es ganz viel Entgegenkommen. Dabei möchte man offenbar niemanden groß vor den Kopf stoßen. Nach der Zustimmung kann sich Politik aber wieder ändern. Vor allem, wenn es von den Bürgern kommt und plausibel klingt. Ich wette, wenn es einen super schönen Berolina-Brunnen geben würde, dann sagt plötzlich eine Mehrheit: "Ja, jenau, nu stellt mir mal die Dame da hin, den ollen Neptun könnta jerne hintert Schloss stellen (obwohl eigentlich Vorderseite) ..."

  • Wie gesagt, es wird ja keine Lüscher mehr sein, unter der die neue Brunnenanlage entworfen und gebaut wird, sondern voraussichtlich Frau Kahlfeldt. Ich glaube fest, sie wird da ein Auge drauf haben, dass es kein modernistisches, stadtbildgefährdendes Monstrum wird.
    Ich kann mir, wenn es unbedingt modern sein soll, so eine Lösung wie im Lustgarten vorstellen. Dessen Gestaltung ist praktisch eins zu eins von Schinkel übernommen, und wurde nur zeitgemäß umgesetzt. Das würde meiner Meinung nach auch gut am Schlossplatz funktionieren.

  • Ich schaue dem entspannt entgegen. Denn das Umfeld um das Berliner Schloss wurde sowieso komplett anders gestaltet, als es sich die meisten hier sicher gewünscht hätte.

    1. Rossbändiger
    2. Oranienfürsten
    3. Adlersaule
    4. Terrassen (Ursprung)

    …fehlen…


    Ob hier jetzt der Neptunbrunnen oder ein Brunnen in ähnlicher Form seitlich des Schloss entsteht, ist dann auch egal.

  • Neptunbrunnen bleibt vorm Rathaus
    Neptun planscht weiter vor dem Roten Rathaus. An seinem historischen Standort vor dem Schloss (bis 1951) wird ein neuer Brunnen errichtet.
    www.bz-berlin.de


    Aus dem Artikel der B.Z.

    "Neptun planscht weiter vor dem Roten Rathaus. An seinem historischen Standort vor dem Schloss (bis 1951) wird ein neuer Brunnen errichtet.

    Schwarz-Rot will keinen Rück(um)zug auf die knapp 500 Meter entfernte Südseite des Schlossplatzes. Lieber etwas Neues, Hauptsache Wasser.

    „Aktuell ist der Platz vor dem Humboldt Forum noch eine beton-graue Tristesse ohne Sehenswürdigkeiten. Zudem entstehen auf der großen Steinfläche an heißen Sommertagen schnell unerträgliche Temperaturen. Die Pläne für den Bau eines neuen Brunnens und zusätzliche Bepflanzungen sind deshalb der richtige Weg, um den Platz attraktiver zu gestalten“, sagt Stefanie Bung (45), CDU-Stadtentwicklungs-Expertin."

  • So eine Diskussion über die Rückführung des Neptunbrunnen gibt es wahrscheinlich nur in Deutschland da können wir noch viel von den Ungarn lernen die uns um Jahre wahrscheinlich Jahrzehnte enteilt sind.

  • Ich würde den Schloßbrunnen sanieren und auf den Schloßplatz zurück stellen. Dafür muss dieser ohnehin abgebaut werden. Anstelle des Neptunbrunnens würde sich das Marx-Engels-Denkmal als Brunnen eignen - das kann ruhig Patina ansetzen.

  • Der Neptunbrunnen gehört ganz selbstverständlich vor Portal II, Südfassade des Schlosses/Humboldt-Forums, genau in der Sichtachse des Nord-Süd-Durchgangs

    1. wegen der von Begas speziell für diesen Platz gestalteten Form und Größe

    2. wegen des Barockstils des Brunnens, passend zur Schlossfassade

    3. wegen der ehemals zum "historischen" Schlossbau passenden Fluss-Symbolik der 4 Flüsse

    4. wegen des um das Humboldt-Forum viel umfangreicheren Besucherverkehrs

    5. wegen der wichtigen nahen räumlichen Platzfassung durch passende Bauten (HF+Marstall)

    6. wegen der nicht vorhandenen Platzsituation am Rathausforum

    7. wegen geplanter bzw. konkurrierender Neubau-, Altbau- oder DDR-Retroprojekte

    Die wertvolle Zeile an der Breiten Straße (links im Bild) kann man schön, hochwertig und für Besucher attraktiv gestalten oder durch einen großen, nüchternen Kasten, so wie rechts, verhunzen. Ich bin gespannt.

  • Das Blöde an der Breiten Straße: Die wird für immer verbaut bleiben, weil das Staatsratsgebäude so weit von ihr weggerückt ist und man vor es aber auch kein anderes Gebäude setzen kann und dürfen wird.
    Hey, kann man das Staatsratgebäude vielleicht einfach um ein paar Achsen verlängern :lachen:?

    Zu der Brache:
    Warum ist die da seit Jahren und warum wird sich darüber totgeschwiegen? Über den Molkenmarkt und das Rathausforum, und deren Bebauung wird dauernd debattiert, warum nicht hierüber? Wann packt man das endlich an?

  • Wahnsinn eigentlich, was für (architektonische) Brachen - also nicht nur keine Gebäude, sondern mindergestaltete Gebäude - sich unsere Hauptstadt an zentralster Stelle erlaubt. Bald 80/35 Jahre haben noch nicht ausgereicht, die Stadt wirklich wiederherzustellen.

  • Befand sich nicht an der Breiten Straße, oder zumindest unweit davon, nicht bis zur Kriegezerstörung noch ein Palais der Generalfeldmarschalls Georg von Derfflinger?