Das obige Bild – aufgenommen vom Obergeschoß der Neuen Börse aus - entstand zwischen dem Jahr 1886 (in welchem die historistische Überformung des ehem. Constumptionshauses vorgenommen wurde, die auf dem Bild bereits zu sehen ist) und 1888, dem Jahr, in dem die Alte Börse abbrannte, die hier rechts neben dem Roland (am Südrand des Liebfrauenkirchhofs und Beginn der Oberstraße gelegen) noch vollkommen intakt ins Bild kommt. Es zeigt die Häuser am Markt 12 und 9 in der vollen Pracht der Weser-Renaissance (wenn auch - wie gesagt - z.T. historistisch nachinterpretiert), wohingegen die Ratsapotheke und auch die beiden Gebäude zwischen Fleisch- und Obernstraße eine recht banale Formensprache aufweisen, weshalb die letzteren im Laufe der nächsten drei Jahrzehnte ja auch durch dem Marktplatz würdigere Bauten ersetzt wurden. Gekrönt wird die Photographie von dem im Hintergrund aufragenden Turm von St. Anschari, der über mehrere Jahrhunderte (vor allem nach dem Verschwinden der Turmhelme des Domes und von St. Stephani) die unangefochten höchste Spitze der Stadt war und damit zu dem Symbol Bremens schlechthin wurde.
Schon komisch, daß somit gerade jene Bauten, die für lange Zeit fast gänzlich auf sich allein gestellt, ästhetisches und symbolisches Rückgrat gezeigt hatten und damit für die Bedeutung Bremens und dessen Anspruch eine Stadt mit großer Vergangenheit zu sein, eingestanden waren, von der Wiederaufbaupolitik nach dem Zweiten Weltkrieg so bedenkenlos geopfert worden sind, obwohl sie – vor dem Hintergrund obiger Tatsachen - alle eine Rekonstruktion mehr als verdient gehabt hätten ! Da bleibt nur zu sagen: Undank ist der Welten Lohn !
Das zweite Bild beleuchtet dieselbe Ansicht aus einer etwas anderen Perspektive: