Posts by findorffer

    Heinekens Park - Teil III


    Das Gutshaus Heineken von 1790 stammt aus der Epoche des Klassizismus, wurde dann 1871 zu einem siebenachsigen Gebäude mit einem zweigeschossigen Mittelrisalit und einem Giebel erweitert. Seit 2018 befinden sich dort 7 Wohnungen.



    Oben: Im Hintergrund ein achtgeschossiger Wohnblock. Unten: Seitenansicht des Gutshauses. Anbauten aus der Epoche des Historismus.


    Bedeutsam ist der Park aber auch wegen seines Namensgebers, Christian Abraham Heineken. Der frühere Landvermesser wurde später Bremer Bürgermeister. Neben seinem Grundstück in Oberneuland verfügte er auch über ein Stadthaus in der Nähe des Doms. Dort ist heute die Bremer Denkmalschutzbehörde untergebracht.


    Stadthaus Heineken und Landesdenkmalamt Bremen




    Als die letzte der Heinekens, die im Gutshaus wohnte, 2016 Jahren verstarb, gings für die verbleibende Verwandtschaft zur Sache. Die Erben verkauften, gegen den noch zu Lebzeiten erklärten Willen der Mutter, die verbleibenden historisch bedeutsamen Schätze. Im Gutshaus gab es ein Zimmer, in dem man sich nur mit der Geschichte der Heinekens, insbesondere mit seinem Bürgermeister, beschäftigte. Alte Karten wurden ausgestellt bzw. gelagert, sein Zeichenbesteck und sonstiges. Aber warum ist das so wichtig? Weil die Geschichte des Bürgermeisters Heineken auch die Geschichte Bremens ist!


    Der für die Bremer Geschichte so bedeutsame Nachlass der letzten hier noch lebenden Heineken wurde zur Versteigerung zu Sotheby´s in London gebracht. Käufer aus der ganzen Welt griffen zu. Das Staatsarchiv Bremen erwarb noch vor der Versteigerung eine wichtige Karte über Bremens Geschichte, die Heimbachkarte von1748, für einen hohen Preis. Dabei sollte diese und anderes historisches Material aus dem Zimmer nach dem Willen der alten Dame eigentlich an die Stadt Bremen gehen und nicht an private Nutzer und Sammler. Damit aber nicht genug. Der Haupterbe packte auch die Statuen aus dem Garten ein und wollte diese verkaufen. Davon bekam das Landesdenkmalamt noch rechtzeitig Wind und reagiert sofort: ein Verkauf wurde unterbunden, die Statuen stehen unter Denkmalschutz und weiterhin im Garten.



    Zur jüngeren Geschichte:


    Im heutigen Bremer Norden, an der Lesum und in Blumenthal, sowie in Horn und Oberneuland entstanden vor 200 Jahren großbürgerliche Landsitze in aufwändig gestalteten Parkanlagen. Vieles davon wurde hier schon vorgestellt und abgebildet. In den 1970er-Jahren setzte ein Verwertungsdruck ein, der in mehreren Fällen zu gravierenden Eingriffen führte.


    Die Familie Heineken wollte aufgrund zu hoher Kosten für die Erhaltung des inzwischen nur noch 4,78 Hektar großen Privatparks diesen in 2000 m2 große Parzellen für den Bau von Einfamilienhäusern aufteilen.1969 bot sie dem Senat ein 2,7 Hektar große Areal zum Kauf an.Der Senat erklärte sich allerdings aus finanziellen Gründen außerstande, den Park zu erwerben. 1970 sollte auch noch der Rest des Parkgeländes bebaut werden, was aber nach Protesten verhindert wurde. 1971 schlug die Stadt dann einen Kompromiss vor, wie er häufig in Bremen zu finden ist: an der nördlichen Grenze des Parks sollte ein achtgeschossiges, terrassenförmig angelegtes Hochhaus entstehen, errichtet von der Nordwestdeutschen Siedlungsgesellschaft. Andere Grundstücksteile wurden privatisiert und mit Einfamilienhäusern bebaut. Seit 1975 ist der Park öffentlich und steht unter Denkmalschutz.


    Kompromissbau am Parkrand




    Die neueren 70er-Jahre-Einfamilienhäuser kann man kaum sehen, lohnt sich allerdings auch nicht. Dafür sorgen auch schon die Schilder:





    Als kulturgeschichtliches Denkmal ist Heinekens Park unersetzlich. Ein Pfarrer formulierte es mal so:

    Wegen seiner Lustpflanzungen, Alleen und prächtigen Gärten pflegte man Oberneuland als das Bremer Paradies zu bezeichnen. Heinekens Park trägt dazu sicherlich einen Großteil bei.

    Quellen Bilder, Infos, Fotos: Bremisches Jahrbuch Band 59, 1981, Oberneuland Archiv, eigene Fotos.

    Heinekens Park - Teil II


    Heinekens Park war zunächst ein französisch/holländischer Barockgarten mit kunstvoll geschnittenen Hecken. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden daraus Teile zu einem romantischen Landschaftspark umgestaltet. Bemerkenswert ist das noch erhaltene Heckenrondell, das schon um 1770 angelegt wurde. Wohl inspiriert von den großen Vorbildern Versailles und Fontainebleau wurde eine monumentale Heckenarchitektur angelegt. Die Hainbuchenhecke hat eine Höhe von 6,25 Meter und eine von 38 Rundbogenöffnungen durchbrochene Mauerlinie. Sie umschließt einen elliptischen Platz, dessen Längsachse 50 Meter misst, die Breitseite 39 Meter.


    Heckenrondell, zwei historische Aufnahmen





    Die Hecke hat noch ihre "Füße", das sind die Verbreiterungen unten an den Heckensäulen. Die gibt es heute nicht mehr. Vermutlich zu viel Aufwand.


    Heute







    Umgeben ist das Rondell von einem Weg der durch eine weitere 2 Meter hohe Hecke begrenzt wird. Da hier auch nach Vorbildern aus der Barockzeit Theateraufführungen stattfanden, wird diese wohl einmalige Anlage auch als Heckentheater bezeichnet. Die Hainbuchenhecken wurden von den Heinekens als eine Art Familiensymbol angesehen: Hain(h)ecken.


    Bei Theaterveranstaltungen konnten sich die Schauspieler in die zweite Reihe zurückziehen und tauchten dann zwischen den Heckensäulen für ihren Auftritt wieder auf.




    Bedeutsam ist der Park auch wegen seines alten Baumbestands. Hier ein Beispiel, im Hintergrund das Heckenrondell.




    Quellen Bilder, Infos, Fotos: Bremisches Jahrbuch Band 59, 1981, Oberneuland Archiv, eigene Fotos.


    Alter Adel!

    Der Herzog: Heinekens Park (Teil I)

    "Bremens kostbarste Gartenanlage" Der Bremer Denkmalpfleger Rudolf Stein.

    Bewegt man sich auf der Oberneulander Straße vom Park Höpkens Ruh ca. zwei Kilometer weiter, kommt man zum inzwischen nur noch 2,7 Hektar großen" Heinekens Park" mit seinem Landgut und seinem Hofmeierhaus, entstanden im 17./18. Jahrhundert.


    Eingang




    Hofmeierhaus


    Der Name des Parks geht zurück auf den Bremer Bürgermeister (seit 1792) Christian Abraham Heineken, der das Landgut erbte. Heineken war es, der später einen insgesamt 27 Hektar großen Park um das Gutshaus herum vom Gartengestalter Gottlieb Altmann anlegen ließ. Im Park befinden sich heute noch Statuen, sie stellen die vier Elemente Feuer, Wasser und Luft dar. Die Statue Terra (Erde) steht heute im Park des Focke Museums in Schwachhausen.


    Entwicklung des Parks








    Die vier Skulpturen: Feuer, Wasser, Luft und Erde





    Element Erde, heute im Garten des Focke-Museums



    Quellen Bilder, Infos, Fotos: Bremisches Jahrbuch Band 59, 1981, Oberneuland Archiv, eigene Fotos.

    Tolle Dokumentation, tolle Fotos und wunderschön gewordene Gründerzeitgebäude, die ohne die "Einzelperson" Thörner wohl heute gar nicht mehr stehen würden. Es braucht offensichtlich immer jemand, der einen Prozess auslöst, andere springen dann mit ins Boot und es entsteht eine Bewegung. Bremerhaven wird dadurch schöner, in Bremen dagegen sehe ich diesbezüglich kein Land mehr. Hier ist einfach schon so viel zerstört worden in den letzten Jahrzehnten.......

    Burg Blomendal Teil II.


    Die Burganlage liegt am Zusammenfluss des Wesernebenflusses Blumenthaler Aue und der Beckedorfer Beeke, ein kleiner, von Nord-Osten kommender Bach. Beide bilden eine Art natürliche Barriere neben dem von Menschen angelegten Burggraben.


    Die Schönebecker Aue fließt hier Richtung Süden zur Weser.



    Die Blumenthaler Aue, Blickrichtung Mündung. Rechts davon, östlich, befindet sich die Burganlage. Rechts hinter der Kurve fließt die Beckedorfer Beeke in die Aue und bildet so die nördliche Barriere.



    Wir kennen alle die Bilder von der Überschwemmung an der Ahr. Auch dieses kleine Flüsschen Aue kann bei Starkregen zu kaum fassbaren Überflutungen führen.



    Hier nun der "echte", angelegte südliche Burggraben. Links befindet sich die Burg.



    Wie vielleicht schon anhand der anderen Bilder bemerkt, gibt es rund um die Burg einen kleinen, reizvollen Park, einen Katzensprung davon entfernt auch weitläufige Waldgebiete.




    Zum Abschluss noch eine Infotafel, die in das Gemäuer eingelassen ist. Leider nicht gut lesbar, trotz Bearbeitung. Aber wenn man sich anstrengt......


    Burg Blomendal

    Auf dem heutigen Bremer Gebiet gab es mal vier Schlösser und eine Burg. Das Schloss Kreyenhorst im Stadtteil Horn wurde abgerissen, dort befindet sich heute der Rhododendronpark (siehe unter "Horn-Lehe" und "Die Bremer Parks"), das Schloss Mühlenthal gibt es auch nicht mehr, es stand in Knoops Park (Bremer Parks). So verfügt Bremen heute nur noch über das Wasserschloss Schönebeck, hier im Strang abgebildet und das Schloss Wätjens Park (unter Bremer Parks).


    Aber es gibt ja auch noch eine mittelalterliche Burg im Stadtteil Blumenthal, die Burg Blomendal, sie gilt als der älteste Profanbau Bremens..


    Die Vorgänger-Burg stammte aus dem 13. Jahrhundert, wurde aber 1305 zerstört. 1354 wurde eine zweite Burg Blomendal erbaut, die 1436 an den Bremer Rat verkauft wurde. Ab dem 16. Jahrhundert diente die Burg als Verwaltungs- und Gerichtssitz. In den 1970er-Jahren wurde die Burg umfassend restauriert. Heute ist sie Sitz des Heimatvereins Blumenthal e. V und eines Kindergartens. Außerdem finden Konzerte, Theater, Festlichkeiten, Tagungen und Ausstellungen statt. Der Barde Hannes Wader hatte hier vor einigen Jahren einen Auftritt.






    Im Innenhof der Burg




    Details in der Backsteinwand



    Anno 16o2, die 2 ist leider abhanden gekommen





    Ich war ja vor drei Monaten in Leipzig und stand dann plötzlich vor der "neuen" Paulinerkirche. Das war schon wie ein kleiner Schock, der mich spontan erfasste. Reaktion: Kopfschütteln und Abscheu. Ich dachte in dem Augenblick noch: warum verstehen es die heutigen Architekten nicht mehr, Schönheit zu erschaffen. Was dort steht, ist nur noch abstoßend. Immer dieses Festkleben an irgendwie modernen Bauformen. Warum, wenn schon keine Rekonstruktion, etwas ganz neues, aber nicht etwas, was sich an der Moderne orientiert. Da versagen dann aber die "Fähigkeiten" (vermutlich, weil es sie gar nicht mehr gibt).


    Ich habe dann noch ein, zwei Fotos gemacht. Wieder zurück, suche ich im Rechner nach den Fotos. Die waren aber NICHT VORHANDEN! Oha, dachte ich, jetzt hat sogar mein Fotoapparat die Aufnahme verweigert. Dass sogar Fotoapparate (ästhetische) Gefühle zeigen..........

    Wie kann man neben einem Gründerzeit-Altbau mit Kolossalordnung so ein Gebäude hinstellen. Da stellt sich doch zuerst mal die Frage: Wer vergibt eigentlich diesen angeblich so renommierten ArchitekturPreis Berlin? Wer entscheidet, dass dieses Projekt eine “architektonische Qualität, kreative Kraft und technische Innovation der nachhaltigen Gestaltung des urbanen Lebensraumes Berlin" hat?


    Nachhaltig, die Ausrede für alles, da wird mir angst und bange. Nachhaltig Scheiße, würde ich sagen.


    Wer sitzt denn in der Jury. Ist es hier nicht auch so wie immer: Architekten bewerten Architekten. Ich unterstelle, dass sich in der Jury wenig Stadtbild Deutschland Freunde befanden. Und wenn? Dann wären sie in der Minderheit.


    Die Bewertungs-Kriterien sind natürlich Architekten-Kriterien:


    Bodentiefe Schiebefenster, eine gehobene Ausstattung mit Fußbodenheizung in allen Räumen und barrierefreier Zugang zum Aufzug sind Standardeinrichtungen in allen entstandenen Wohneinheiten. Im Kellergeschoss wurden Abstellräume, Pkw- und Fahrradstellplätze eingerichtet.


    Wow, da will ich auch hin!!!


    Der Hinweis, dass sich "heute gründerzeitliche Gebäude und Wohnplatten aus der DDR-Bauepoche einigermaßen unversöhnlich" gegenüberstehen, erscheint wie ein Steilvorlage, so ein Gebäude zu bauen. Dieser Bau erscheint nun als Vermittler, der die beiden Streithähne noch zusammenhält. Denn "das Projekt “m17” soll nach Plänen der verantwortlichen Büros als “Adapter” und Stadtreparatur gleichermaßen funktionieren. Das Gebäude ist als Punkthaus am Blockrand und Wohngebäude mit gewerblichem Erdgeschoss konzipiert worden und greift die gründerzeitliche Straßenflucht und Lochfassade des “steinernen Berlins” auf".


    Adapter und Stadtreparatur, das klingt so positiv. So ein Gebäude will ich haben!!! Unbedingt!!!


    Ich staune immer wieder, wie es die Architekturbüros schaffen, über ihre Architektenprosa der Gesellschaft zu vermitteln, dass sie die "Deutungshoheit" über "gute" Stadtbilder und "gute" Architektur haben.

    Das schafft man, indem man die "radikal moderne Formsprache als architektonisches Verbindungelement" hochjazzt und behauptet, man würde "die bestehenden Stadtstrukturen weiterbauen und sinnvoll ergänzen".


    Wie definiert man "bestehende Stadtstrukturen" und was bedeutet in diesem Zusammenhang "sinnvoll" (ergänzen)?


    Fragen über Fragen, die sich aus den lügenhaften Behauptungen der Modernisten ergeben.

    Muhles Park


    Kommen wir nun zum direkt neben "Höpkens Ruh" liegenden "Muhles Park", damit unser "Fürstenpaar" eins wird. Beide Parks stehen seit 1984 unter Denkmalschutz.


    Landhaus Böving wurde 1815 im klassizistischen Stil gebaut, 1922 umgebaut. Das Hofmeierhaus (nicht abgebildet) entstand 1922 im Stil der Reformarchitektur.


    22362-ober4-2-autoscaled-jpg





    Die Gartenvase und deren Sockel stammen aus dem Jahre 1830.




    Historische Bank



    Weitläufig



    Baumgruppen





    Weiden am Parkrand



    Fazit: Zwei dicht nebeneinander liegende Parkanlagen, die gartenkünstlerisch unterschiedlich gestaltet sind, das ist wohl einmalig in Deutschland. Besucher können einmal den romantischen "Höpkens Ruh" genießen, um dann flugs auf die andere Seite eines Weges zu einem englischen Landschaftspark zu wechseln. Es sind diese unterschiedlichen Eindrücke bremischer Gartenkunst, die den Reiz dieser beiden Parks ausmachen.

    Man muss sich immer vergegenwärtigen, dass das da draußen ja auch noch Bremen ist. (Das ist mir eigentlich bei Knoops Park erstmalig so richtig bewusst geworden.) Nachdem was man so bei Street View sieht, scheint es sich um eine nette, aber wohl auch teure Wohngegend zu handeln. So einen gehobenen stadtdörflichen Charakter findet man hier allenfalls in Isernhagen. Jedenfalls hatte ich Oberneuland überhaupt nicht auf dem Schirm. Sehr schön, wieder was dazu gelernt.

    Das "draußen" hängt u. a. wohl damit zusammen, dass Bremen im Vergleich zu Hannover mehr als 60% größer ist und zudem über große landwirtschaftliche Flächen, die man nicht einer Großstadt zuordnen würde, verfügt. Da Du Knoops Park im Bremer Norden ansprichst, auch die Länge zwischen 40 und 50 Kilometer spielt eine Rolle. Bremen scheint mir die längste Stadt Deutschlands zu sein.

    Bezüglich des stadtdörflichen Charakters Oberneulands: der wurde auch durch die Aktivitäten reicher Bremer Kaufleute im 19. Jahrhundert geprägt, sie bauten hier ihre Landhäuser, versehen mit Parkanlagen.

    Das Fürstenpaar: Höpkens Ruh und Muhles Park


    Im Stadtteil Oberneuland befanden sich mal sehr viele Landschaftsparks, viele wurden aufgelöst, um darauf Häuser zu bauen. Es ist ein Jammer, weil durch den Abriss der darauf stehenden Gebäude auch die Architektur des 19. Jahrhunderts und viele Gartenkunstwerke verschwanden und eher belanglosen Neubauten Platz machen mussten.


    Höpkens Ruh und Muhles Park sind zwei dieser öffentlichen Landschaftsparks, die noch übriggeblieben sind. Sie liegen direkt nebeneinander, nur durch eine schmale Straße voneinander getrennt. Schräg gegenüber befindet sich auf der anderen Straßenseite Ichons Park, gerade erst oben vorgestellt.


    Der sieben Hektar große Park Höpkens Ruh ist als romantischer Landschaftspark gestaltet worden und wurde um 1800 angelegt.1859 erwarb der Kaufmann und Reeder Johann Höpken das Landgut und vererbte es dann 1873 der Stadt Bremen.


    Muhles Park entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der weiträumige Park ist im englischen Stil gehalten: eine freie Sichtachse lässt den Betrachter große Teile des Parks überblicken. Mitte der 1970er-Jahre verkaufte die Eigentümerfamilie das Grundstück an die Stadt Bremen - und nicht an einen Investor!


    Diese zwei nebeneinander liegenden Landschaftsparks sind ein Glücksfall für die Hansestadt. Selten gelingt es, zwei zusammenhängende Parkgrundstücke zu erhalten.


    Höpkens Ruh


    Very romantisch





    Eichenallee





    Linnaeus-Obelisk

    Der Linnaeus-Obelisk wurde zum Gedenken an die Naturforscher Carl von Linné, Albrecht Wilhelm Roth, Albrecht von Haller und Nikolaus Joseph von Jacquin aufgestellt.




    Parkbankanlage, im Hintergrund der Obelisk


    Dampfmühle Behrends


    Über den Brand der Dampfmühle Behrends hatte ich schon berichtet (#9). Siehe Bild unten.


    58783-dampfm%C3%BChle-brennt-19-11-22-wk-2-2-jpg


    Nun war ich mal wieder vor Ort und muss sagen, dass wohl Hoffnung auf den Erhalt der Dampfmühle besteht. Ich weiß es zwar nicht genau, aber es seiht ganz so aus, sonst hätte man die Ruine schon längst abgerissen.



    Stützbalken an der östlichen Seite geben Halt.


    Ichons Park und Landhaus Caesar-Ichon

    Wir machen jetzt einen großen Sprung vom Bremer Norden in den östlichen Stadtteil Oberneuland. Hier gab es mal sehr, sehr viele private Parkanlagen, die aber im laufe der Zeit zu Baugrundstücken umgewandelt wurden. Einige sind aber noch übrig geblieben.

    Ichons Park ist mit seinem beeindruckenden Landhaus ein kleiner, aber feiner, 2 Hektar großer Park und befindet sich direkt an der Oberneulander Landstraße. Das anfangs größere Grundstück wurde 1726 von dem Seidenkaufmann Simon Post erworben und dann 1768 in barocker Form nach Plänen von Gottlieb Altmann angelegt. Im Jahre 1810 wurde er in einen englischen Garten umgewandelt.1826 kaufte der Bremer Senator Gerhard Caesar das Grundstück und baute darauf 1843 ein zweigeschossiges weißes Landhaus mit Mittelrisalit und Walmdach im Stile des Klassizismus. 1912 kaufte die Familie Ichon, nach der der Park benannt wurde, das Grundstück.


    Heute befindet sich auf dem Gelände außerdem der fünfgeschossige Bau einer Seniorenwohnanlage, deren 70er-Jahre-Stil das Parkerleben massiv beeinträchtigt und dessen Abbildung ich uns hier ersparen will. Es ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass durch die Nutzung als Altenwohnsitz der Rest des halböffentlichen Parks erhalten werden konnte. Eine typische Bremer Lösung. Die Stadt hätte seinerzeit das Parkgelände auch selbst kaufen können, verzichtete dann aber darauf.





    Das Landhaus im klassizistischen Baustil


    69154-20231013-125514-jpg


    Das sind die von den Architekten vermutlich als "HIPP" und dem historischen Vorgängerbau Würde und Erinnerung zuteil kommenden Entwürfe. Ich finde, es ist eine Verhöhnung der historischen Architektur, so, als sollte vermittelt werden: tja, die alte Zeit ist Vorbei, ihr seid Geschichte, aber wir zeigen noch, was ihr mal gemacht habt - damals. Es ist wohl diese augenzwinkernde Arroganz, die mich stört und die in dem inzwischen abgehalfterten Satz: "historische Architektur trifft auf Moderne" ihren Ausdruck findet.


    Was in Hannover gemacht wurde, wurde - genau so -in den 70ern auch in Bremen gemacht. Wie ähnlich sich diese "Architektenlösungen" sind (Bremen Innenstadt #30).



    postmoderne.jpg

    Zu meinen begeisterten Darstellungen Hannoverscher Stadtteile (deine Formulierung): Ich mach das nur aus Fun für die paar Leute die das interessiert und ebenfalls begeistern kann. Niemand ist gezwungen meine Liebe für diese Stadtteile zu teilen oder sich die entsprechenden Stränge anzuschauen.

    Ich weiß jetzt nicht so recht, ob Deine Antwort ein Hinweis ist, dass Du mich falsch verstanden hast. Dass Du vielleicht den Eindruck eines kritischen Statements meinerseits zur Schönheit der Gebäude hattest. Das war aber keine Kritik, im Gegenteil: ich gehöre ja zu denen, die Deine "Liebe für diese Stadtteile" teilen und das auch durch meine Reaktionen gezeigt habe. Mir gefielen Deine Beiträge sehr gut.

    Danke für die Info. Jetzt sehe ich auch Findorffers Posts in einem anderen Licht. Ich kenne die Stadt ja nur rudimentär. Erst wenn man sich auch häufiger an einem Ort aufhält und dort mit dem Rad unterwegs ist, werden einem die baulichen Verbrechen der Vergangenheit so richtig bewusst, dass einem die Wut packen kann. Eine Stadt ist ja nicht nur eine Aneinanderreihung von Bauten, sondern ein komplexes Gewebe.

    Ich habe mich mit diesem Gebiet im Ostertor sehr intensiv auseinandergesetzt. Seit Jahrzehnten. Ich habe in der Nähe gewohnt, habe mit Aktivisten, die gegen die Mozarttrasse gekämpft haben, gesprochen und habe mich mit den Leitlinien der modernen Stadtplaner aus den 60er-Jahren auseinandergesetzt . Es gibt ein großformatiges Buch von ca. 300 Seiten, geschrieben von Senatsbaudirektor Franz Rosenberg. Rosenberg war ein großer Anhänger der modernen Stadtplanung, also: Funktionstrennung, Bewohner raus aus der Innenstadt, aufgelockerte Bauweise, autogerechte Stadt. Er und sein Team haben das in Bremen - nachhaltig - durchgezogen. Und er beschreibt seine Planungsideen: die "Ausweitung der Innenstadt" in dieses, noch relativ unzerstörte Wohn-Gebiet im Bereich der Kohlhökerstraße (ich habe bezügl. seiner Planungsideen sogar mehrmals mit seiner Tochter telefoniert).


    Die jetzige Senatsbaudirektorin Iris Reuter nimmt nun dieses Narrativ aus den 60er-Jahren wieder auf: das Gebiet rund um die Kohlkökerstraße und umzu gehöre ja eigentlich zur Bahnhofsvorstadt, dort könne man dann auch in die Höhe bauen, verkündete sie sinngemäß. Außerdem: die 60er-Jahre kommen ja wieder, so wurde ja auch schon in der Überseestadt gebaut. Warum diese neue, alte Leitidee? Weil es passt! Bremen als wachsende Stadt, mehr Einwohner, mehr Wohnungen. Und das Gebiet wurde in den 60ern schon so beschädigt durch die moderne Stadtplanung - man denke nur an die Mozarttrasse, dass dies heute wie eine Steilvorlage für die Vertreter der Zweiten Moderne in der Baubehörde zu werten ist: Hier geht noch was und zwar in die Höhe. Ohne jeglichen Bezug zur üblichen Viertelbebauung, die ja den Charme und die Attraktivität der Ostertors ausmacht.


    2. Zur Nachkriegsentwicklung dieses Gebiets - Kohlkökerstraße und umzu - gibt es ein weiteres Buch vom früheren Landesdenkmalpfleger Hans-Christoph Hoffmann. Der beklagt darin, dass die Denkmalpflege, also sein Vorgänger, es "versäumt" habe (er schrieb, genauer gesagt, von den "Versäumnissen der Denkmalpflege"), diese dort liegenden historischen Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Deshalb haben wir jetzt den Salat.

    Die Entscheidungen der Stadtplanung der 60er-jahre beeinflussen bis heute die Entwicklung dieses Baugebiets.


    Als ich vor 5, oder waren es 6, Jahren das erste Mal las, dass auf diesem Areal mehr als 280 Wohnungen gebaut werden sollten, formulierte ich spontan einen ablehnenden Leserbrief, denn ich konnte gar nicht glauben, dass hier eine derart hohe Verdichtung stattfinden sollte. Ich war der erste Leserbriefschreiber zu diesem Thema, da gab es auch noch keine Bürgerinitiative.

    Das Eckgebäude im 90er Look finde ich jetzt gar nicht so übel.

    Tut mir leid Orakel, aber das kann ich nach Deinen Dich begeisternden Darstellungen zur Schönheit Hannoveraner Stadtteile nicht nachvollziehen. Du hast doch damit auch Deine Schönheits-Maßstäbe formuliert, oder etwa nicht? Da ist Heinzer aber weiter, der findet diese Ecke, wenn ich ihn richtig verstanden habe, hässlich.

    Diese oben dargestellten stadtbildverändernden baulichen Metamorphosen gibt es wahrscheinlich in jeder Stadt. Sie sind immer geprägt von zwei Entwicklungen:


    1. Im Vergleich zum historischen Ursprungsbau werden die Gebäude immer höher, wird mehr Wohn- und Baufläche generiert.


    2. Die Fassadengestaltung der Gebäude wird nach mehreren Abbrüchen und Neubauten immer banaler, die Schönheit bleibt auf der Strecke.


    Es gibt ja im Zusammenhang mit der Moderne zwei grundsätzlich Gestaltungsaussagen: "Reduktion auf das Wesentliche" und "Klarheit"! Diese Grundforderungen an die Gebäudegestaltung sind aber mehr als 100 Jahre alt und deshalb nicht mehr zeitgemäß. Warum sind sie dann noch ideologische Gestaltungsgrundlage vieler Neubauten - das gilt besonders für die Zauberwörter "Klarheit" und "modern"?. Warum der Rückgriff auf einen Stil, der längst schon vergangen ist?


    "Klarheit" vermittelt der Öffentlichkeit, dass man eine bauästhetische Grundlage hat, diese wird dann kommuniziert. Ich denke aber, dass man nicht die Ideale eines alten (= modernen) Stils hochleben lässt, sondern sich der modernen Ideologie bemächtigt, um so zu bauen, wie man heute eben baut: einfach und schnell. Da wirkt das Etikett "Klarheit" als Gestaltungbegründung sinnstiftend, hat aber eine ganz andere Ursache: Ökonomie!


    Schauen wir mal, wie das Hamburger Unternehmen "evoreal" sein Bremer Projekt beschreibt:

    evoreal sichert sich Grundstück in Bremer Bestlage

    evoreal erwirbt mit der leerstehenden Niederlassung der Deutschen Bundesbank in Bremen ein weiteres Top-Grundstück. Das Areal befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Wallanlagen und umfasst eine Fläche von rd. 7.000 m². Gemeinsam mit der Stadt Bremen soll ein Ensemble aus Eigentums- und Sozialwohnungen entwickelt werden. Den Startschuss für das Projekt mit einem Investitionsvolumen von rd. 60 Millionen bildet der städtebaulicher Wettbewerb Anfang 2018.

    Neue Wohnungen für Bremen

    Im Rahmen der Neuentwicklung des Areals an der Kohlhökerstraße, das Potential für die Realisierung von 150 bis 200 Wohnungen bietet, ist ein Abriss des seit Jahren leerstehenden Gebäudes der Deutschen Bundesbank vorgesehen. Die Mehrfamilienhäuser auf dem Grundstück werden weiterhin bestehen bleiben. „Wir haben hier die Chance in bester Lage ein neues Wohnquartier zu entwickeln, das seiner Lage gerecht wird. Die Neubebauung wird ein Gewinn für die Umgebung sein“, erläutert Marius Marschall von Bieberstein, geschäftsführender Gesellschafter der evoreal Holding . In fußläufiger Reichweite befinden sich der Bremer Marktplatz, eine Vielzahl an Dienstleistern sowie an der Contrescarpe Villen und diplomatische Vertretungen. Die Prognosen für das Bevölkerungswachstum der Hansestadt zeigen, dass Bremen auf steigendes Interesse stößt. Bis 2035 sollen über 700.000 Menschen in der Stadt leben. „Mit der Realisierung neuer Wohnungen, bestehend aus Eigentums- und Sozialwohnungen, können wir ein passendes Angebot für die wachsende Nachfrage verschiedenster Zielgruppen zur Verfügung stellen“, fasst Frank Stern, Geschäftsführer der evoreal GmbH, zusammen.

    Die Entwicklung des Investorengrundstücks an der Kohlhökerstraße im Ostertorviertel


    Hier noch mal eine kleine Abfolge der Entwicklung seit den 1960er-Jahren. Damals stand hier noch die imposante Villa von Bremens größtem Mäzen: Franz Schütte.


    kohlhoker29alt_NEW---Kopie.jpg


    Franz Schütte spendierte die spitzen Turmhelme des Bremer Doms,, engagierte sich für den Bürgerpark und gab das Geld für das neue Rathaus. Offensichtlich aus Dankbarkeit für seine Dienste an der Stadt wurde in den 1960er-Jahren sein Wohnhaus abgerissen, mit Zustimmung aus dem Rathaus, das er selbst gespendet hatte. Ich hätte mir für diesen riesigen historistischen Bau Denkmalschutz gewünscht. Vielleicht mit einem kleinen Museum oder Dokumentationszentrum, das über die Verdienste Franz Schüttes für die Stadt, die beispielslos waren, informiert. Vor dem Hintergrund dieser Verdienste war der Abriss seiner Villa eine Respektlosigkeit, wie sie wohl nur in Bremen vorkommt. Die Gleichgültigkeit der politischen Klasse ist hier erschreckend, besonders wenn es um das Stadtbild geht.

    Für Schüttes Wohnhaus kam dann die Landeszentralbank....


    Hintergrund: Die modernen Stadtplaner mit ihren Plänen zur autogerechten Stadt um Senatsbaudirektor Franz Rosenberg fanden die Bremer Innenstadt zu klein und wollten nun über eine Ausweitung ins von Ein- und Zweifamilienhäusern geprägte Ostertorviertel die City erweitern. Dazu mussten historische Gebäude abgebrochen werden. Das galt auch für eine der schönsten und vornehmsten Straßen im Ostertorviertel, der Kohlhökerstraße. An dieser Stelle, nur einige Meter weiter, war das Viertel schon durch die Abrisse für die geplante Mozarttrasse arg ramponiert.


    kohlhoker-29-2.jpg


    Eine Hamburger Investorengruppe kaufte das Gebäude, um es abzureißen, damit hier mehr als 200 Wohnungen entstehen können.


    Gegenwärtiger Stand des Grundstücks nach dem Abriss:







    Zurzeit befinden sich die Bauaktivitäten im Stillstand. Die Investoren haben sich verrechnet. Als sie loslegen wollten, befanden sich die Zinssätze für Baukredite im tief. Jetzt haben wir ein Hochzinshase und plötzlich kommt alles ins schlingern. Freut mich sehr. Denn das, was nach dieser Baugrube kommen sollte, war nur noch schrecklich anzusehen und passe so gar nicht in die zwei-bis dreigeschossige Wohnbebauung des Bremer Ostertorviertels. Die Bauhöhe folgte mit 60 Jahren Verspätung den Plänen der modernen Stadtplaner um Franz Rosenberg. Wenn das erst kommt, werden weitere Gebäude fallen und das Viertel wird nie wieder das Viertel sein.


    Neubau - von der Kohlhökerstraße aus gesehen:


    69052-bildschirmfoto-2023-10-09-um-17-51-53-png


    So sollte es zudem noch hinter der Kohlhökerstraße aussehen - Zusatzbau14 Stockwerke hoch!



    Nach heftigen Bürgerprotesten wurde diese Planung dann zurückgenommen Die Hamburger Firma evoreal will nun so bauen:


    69053-bildschirmfoto-2023-10-09-um-17-55-49-png