Posts by findorffer

    Ich bin ab nächster Woche für fünf Tage in Budapest im Urlaub. Ich wollte dort sehr viel filmen 😀

    Das hört sich vielversprechend an. Mein Tipp: versuch doch, zu Patbal Kontakt aufzunehmen, die Bild- und Gesprächsanteile Eures jetzt noch fiktiven Treffens könnten für uns Forumsteilnehmer interessant sein. So ein Austausch kann das Bewusstsein in höhere Sphären bringen.

    Und es regt sich überhaupt kein Wiederstand??????????????


    Werden die Stuckarbeiten eingelagert oder zerkleinert???

    Ach ja, ich vergaß, Deine zweite Frage zu beantworten. Ich bin mir sicher, dass die Stuckarbeiten in die große Verkleinerungsmaschine kommen. Es sind ja auch keine "echten" Stuckarbeiten der Gründerzeit, denn das Gebäude ist ja eine Rekonstruktion. Und wären sie echt, wäre es aber auch nicht anders. Wir sehen doch, wie Bremen mit den Schmuckanteilen anderer Gebäude aus der Gründerzeit umgeht: ab in den Müll!

    Und es regt sich überhaupt kein Wiederstand??????????????


    Werden die Stuckarbeiten eingelagert oder zerkleinert???

    Kein Widerstand. Ich hatte vor Ort mehrere Anwohner kontaktiert und gefragt, ob da was läuft. Neeeeee, ich könnte ja was machen. Hinzu kommt, die Bürger erfahren das ja erst, wenn es kein zurück mehr gibt. Viele erfahren das erst, wenn die Abrissbagger agieren. Und vorher bekommt man das gar nicht mit. Ich habe ja über die politischen Grundlagen spekuliert, das muss immer verschwiegen bleiben und wenn es rauskommt, muss es schnell gehen.

    Buntentorviertel 2. Teil


    Sehr schön die Stuckarbeiten unter dem Erker






    Zuletzt aber die Kardinalfrage, meine Vorurteile habe ich ja schon zum Besten gegeben:


    Was kommt da hin?



    Aus dem Stadtteil-Kurier

    Buntentorviertel - Abrisse zweier historischer Gebäude


    Die WERKSTATT BREMEN ist ein Eigenbetrieb der Freien Hansestadt Bremen und stellt Arbeitsstätten für geistig, körperlich und psychisch Behinderte zur Verfügung. So werden beispielsweise in den Werkstätten Teile für das Mercedeswerk in Bremen hergestellt. Vor vielen Jahren hatte ich Kontakt zu dem Leiter einer Einrichtung von Werkstatt Bremen. Dieser erzählte mir, er sei seit mehr als 30 Jahren in der SPD, seinen Leiterjob verdanke er nur seinen politischen Kontakten. Inzwischen sei er aus der Partei aber ausgetreten, da er die SPD-Verfilzung in der Stadt nicht mehr ertrage. Diese Aussagen hatten bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen und die Erinnerung daran kam mir aufgrund einer neuen Bausünde jetzt wieder in den Sinn.


    Worum geht es?


    In der Bremer Neustadt, im Buntentorviertel, wird nach Aussagen von Anwohnern das älteste Gebäude am Buntentorsteinweg abgerissen. Auslöser ist das Erweiterungsbegehren der Werkstatt Bremen, die als stadteigener Betrieb über gute Kontakte verfügt. Und so ist es wohl kaum möglich, dass die Stadt Bremen einem Eigenbetrieb den Abriss zweier historischer Gebäude zwecks Erweiterung des Geschäftsfeldes verweigert, dem Abrissbegehren ohne Widerstand zugestimmt. Es macht mir keinen Spaß mehr, in dieser Stadt zu wohnen. Wegen dieser vielen Abrisse. Und wegen dem, was dann dafür hinkommt. Wären die Häuser nur weg, wäre es halb so schlimm. Aber dann wird unsere urbane Umwelt auch noch mit den krankhaft-funktionalen Auswüchsen mieser Architektenentwürfe verschmutzt.


    Was dort hinkommt, war mir schon klar, bevor die die Entwürfe gesehen habe.


    Ein Blick in den Buntentorsteinweg Richtung Osten:




    Das rotweiße Gebäude ist die jetzige Zentrale der Werkstatt Bremen



    Blick nach Westen



    Die Abrisskandidaten




    Das linke Gebäude wurde im Krieg zerstört, dann aber im Gründerzeitstil wieder aufgebaut




    Schluss!


    Zum Schluss kommt, na klar, das Ende. Auf dem großen Friedhof im Stadtteil Walle befindet sich die Familiengruft derer von Knoop. Hier liegt auch Ludwig Knoop. Die monumentale Grabstelle im gotischen Stil mit Insellage ist Knoops gesellschaftlichem Rang im 19. Jahrhundert geschuldet.







    Knoops Park 4. Teil


    Der Admiral-Brommy-Weg verläuft direkt parallel zur Lesum ist aber noch Bestandteil des Parks. Brommy war ein deutscher Konteradmiral, der in Lesum starb. Am Ufer der Lesum erinnert ein Denkmal an ihn, einen Steinwurf davon entfernt liegt das Haus Schwalbenklippe, in dem er lebte. Haus Schwalbenklippe, erbaut nach den Plänen von Friedrich Wellermann und Paul Fröhlich, steht unter Denkmalschutz.



    Haus Schwalbenklippe, direkt an der Lesum gelegen




    Cafè Knoops Park ganz in der Nähe




    Große Villen am Hang im Umfeld von Knoops Park



    Parklandschaft - Landschaftspark





    Die sogenannte Juliushöhe, Mitte rechts



    Blick von der Juliushöhe auf das Werderland, in der Ferne grüße das Stahlwerk Bremen



    Kunst Cafè Kränholm. Dieses Gebäude stand bis in die 60er im Illetal, nicht weit von hier. Wegen einer neuen Autobahntrasse wurde es abgebaut und hierher verfrachtet. Wir sehen von dieser ehemalige Villa der Familie Kuhlenkampff nur noch den ersten Stock und das Dachgeschoss, das Untergeschoss wurde abgerissen. Vermutlich damals nicht transportabel. Heute finden hier Ausstellungen statt, ein Restaurant ist angeschlossen und Parkbesucher trinken hier ihren Kaffe.




    "Lage, Lage, Lage" und "Fläche, Fläche, Fläche", das sind doch die Zauberworte, die Investoren anziehen. In dieser anscheinend guten Lage wird jetzt noch mehr Fläche geschaffen. Darum geht es und sonst: um nichts anderes. Die Architektenschaft, die sich offenbar immer mehr prostituiert, liefert die Investorenbauten und, ausgestattet mir ihrer sogenannten Fachlichkeit, die entsprechenden Narrative. Gibt es Widerstand in der Bevölkerung, kommt diese "Fachlichkeit" mit einer Arroganz zum tragen, dass man es kaum glauben kann. Ich habe das schon - nicht nur einmal - in Bremen erlebt. Ich sprach mal den Innenstadtmanager an, dass Bremen durch den Verlust von Altbauten immer mehr an Attraktivität verliert und dass dadurch der Wirtschaftsfaktor "Tourismus" immer mehr Schaden nimmt. In sehr scharfem Ton wurde ich von ihm am Telefon zurechtgewiesen: "Haben Sie wie ich Architektur und Stadtplanung studiert"?


    Damit war das Thema erledigt und meine Vorurteile wurden bestätigt. Mit dieser Berufsgruppe, gewieft, hinterfotzig, trickreich, ist nicht gut Kirschen zu essen.

    Wie wirklich jeder Mist heute als "harmonische Ergänzung/Einfügung" verkauft werden soll, es ist höchstens tragikomisch. ^^ X/

    Hillig Architekten ist zu lesen. Wir sollten diese Berufsgruppe nicht aus der Verantwortung entlassen. Es sind immer wieder die gleichen Lügen, die uns aufgetischt werden:


    Das neue Gebäude soll sich in seiner Kubatur und Ausdehnung harmonisch in das bereits bestehende Ensemble einfügen.


    Soll, aber nicht wird. Damit wird lediglich eine Absicht kundgetan, die aber nicht realisiert wird. Es geht letztendlich nur um die psychologische Wirkung auf die Bevölkerung, eine Art Beruhigungspille sozusagen.

    Knoops Park, Teil 3


    Auch der hier beim ersten Beitrag schon erwähnten Marga Berck wurde ein Denkmal errichtet:





    die Parkanlagen oberhalb der Skulptur



    ein Blick runter zur Lesum....





    unten noch mal das Denkmal und die Lesum im Hintergrund



    Ausichtsplatform in der Nähe



    Hofmeierhaus



    Knoops Park, zweiter Teil


    Baron Knoop wurde im Park ein Denkmal gesetzt, hier die Skulptur des Bremer Künstlers Homfeld.



    im Umfeld der Skulptur



    Kutscherhäuschen



    weitere Gebäude am Haupteingang





    der hügelige Park grenzt direkt an die Lesum




    Der Prinz


    Knoops Park
    Für mich ist Knoops Park im Burg-Lesumer Ortsteil St. Magnus der schönste Park Bremens. Idyllisch an der Lesum, einem Nebenfluss der Weser, gelegen, bestimmen die hügeligen Ausläufer der Bremer Schweiz maßgeblich das Aussehen des 65 Hektar großen Parkgeländes. Knoops Park besteht aus zwei Teilen: der südliche ist heute der eigentliche Park, der nördliche wird als Knoops Wald bezeichnet, war aber früher auch als Park gestaltet. Dieses Gelände erwarb die Gemeinde Lesum von den Erben des Bremer Industriellen Ludwig Knoop, viertes von acht Kindern einer verarmten Kaufmannsfamilie, und wollte es bebauen, was teilweise nördlich und östlich umgesetzt wurde.



    Begonnen hatte alles damit, dass Ludwig Knoop, unfassbar reich geworden im russischen Baumwollhandel und vermutlich der reichste Bremer aller Zeiten, im Jahre 1859 das Landgut Mühlenthal kaufte. Von 1861 bis 1869 verbrachte er dort die Sommermonate. Einige Jahre später ließ er das Schloss Mühlenthal im Tudorstil errichten und lebte dort mit seiner Familie. Mit der Gestaltung des Parks beauftragte er 1870 den Landschaftsarchitekten Wilhelm Benque, der vorher schon den Bremer Bürgerpark entworfen hatte. Benque orientierte sich bei seinem neuen Parkentwurf am Stil italienischer Renaissancegärten.1933 wurde das vom Verfall bedrohte Schloss abgerissen und 1938 ging der Park in den Besitz der Gemeinde Lesum über, die es nach Plänen des Gartenarchitekten Christian Roselius in einen öffentlichen Park umwandeln ließ
    Der heutige Park ist ein Zusammenschluss mehrerer Landgüter bzw. Villen. Neben dem Schloss Mühlenthal waren das die Villen Schotteck, Lesmona und die Albrechtsburg, die 1959 abgerissen wurde, um dort ein Schwesternwohnheim zu errichten. Inzwischen ist auch das Schwesternwohnheim abgerissen worden. So sehen die bremen-typischen Lösungen in Sachen Denkmalschutz aus. Ach, wenn es nur ein Einzelfall wäre.......





    Oben: das ehemalige Schlossgelände. Im Vordergrund die markierten Außenmauern des Schlosses.



    Der südliche Teil von Knoops Park



    Haus Schotteck



    Haus Schotteck heute - ohne Turm




    Das klassizistische Haus Lesmona - die älteste Villa im Park und Wohnort von Marga Beck während der Sommermonate (siehe weiter unten)





    1. Sommer in Lesmona

    Der Titel geht zurück auf das Buch von Marga Berck, Tochter eines Bremer Kaufmanns. Das Landgut ihres Onkels in Lesmona, die latinisierte Bezeichnung für diesen Ort, stand auf dem späteren Parkgelände - und steht dort heute noch. Die 18-jährige Marga beschreibt in dem Buch, das auf Briefen zwischen Juni 1893 und März 1896 an ihre beste Freundin basiert, ihre erste Liebe. Aber das Buch handelt nicht nur von einer Liebesgeschichte, sondern gibt auch Einblick in die Welt des gehobenen Bürgertums und ist schon deshalb informativ..


    image.jpg


    2. Sommer in Lesmona


    Der gleichnamige Film von 1987 mit der noch jungen Katja Riemann als Marga Beck lief im Fernsehen, Regie Peter Beauvais, Musik Herbert Grönemeyer.


    3. Sommer in Lesmona


    Einmal im Jahr findet das überregional wahrgenommene Musikfest "Sommer in Lesmona" direkt in Knoops Park statt. Die Musiker haben größtenteils internationale Bedeutung, beispielsweise war der britische Geiger Nigel Kennedy schon vor Ort. Es ist ein Fest, das seinesgleichen sucht. Die Besucher strömen aus ganz Norddeutschland zu dieser 3 Tage dauernden Musikveranstaltung, manche tragen in Erinnerung an das Buch der Bremer Kaufmannstocher Marga Berck Bekleidung im Stil des ausklingenden 19. Jahrhunderts, für die Konzerte bringen Besucher Picknickkörbe mit, manche sitzen auf mitgebrachten Decken auf dem Rasen und lauschen den Konzerten,.

    Wenn man nun die von mir unter #45 eingestellte Häuserfront vor der Ansgariikirche mit dem vergleicht, was j e t z t ist und mit dem, was kommen soll (#42), lässt sich doch wohl eindeutig feststellen, dass die ästhetische Qualität in der Vergangenheit - sprich etwa um 1880 herum - um Lichtjahre höher war als heute.

    Mir ist immer noch nicht klar, warum Architekten nicht in der Lage sind, dies zu sehen und festzustellen und daraus zumindest Schlüsse zu ziehen, die die eigenen Entwürfe maßgeblich beeinflussen.

    Was ich bei der Aufzählung der Wappen vermisse, ist eine vollständige Benennung der Wappen. Jetzt ist im Text des Bundestages zu lesen:


    Stilisiert als Bäume mit kronentragenden Wappenschildern zeigen die Tafeln die Wappen der 27 Bundesstaaten, die im Jahr 1871 das Deutsche Reich gründeten. Davon weisen je zwei große Wappen auf der linken Seite auf die Königreiche Preußen und Sachsen sowie auf der rechten Seite auf die Königreiche Bayern und Württemberg hin. Die kleineren Wappen repräsentieren die Hansestädte, Herzog- und Fürstentümer.


    OK, Preußen und Sachsen, die drei Hansestädte, aber was ist mit den anderen Bundesstaaten? Welche Herzog- und Fürstentümer sind dargestellt? Zählen Pommern und Schlesien zu Preußen, oder gibt es aufgrund der politischen Realität eine zurückhaltende Nennung bei den ehemaligen deutschen Ostgebieten? Wie heißen die 27 Bundesstaaten?

    Die Obernstraße ist der typische Wirtschaftswunder-Albtraum. Natürlich war der üppige Historismus nicht oder schwer wiederherstellbar, aber dieser lieferte letztlich den Rahmen, in welchem der kahle Karstadtbau als Kontrast funktionierte. Im heutigen Ambiente wirkt dieser so erbärmlich wie sein Umfeld.

    Auch der Neubau ist, wenngleich ein gewisse Verbesserung, viel zu schwach, um eine Trendwende zu bewirken.


    Auch hier wäre eigentlich nur so etwas wie ein Danziger oder eventuelle auch Münsteranisches Modell mit pseudohistorisierenden, jedoch in sich stimmigen Giebelfassaden in Frage gekommen. Diese rasch schäbig gewordene Primitivmoderne hingegen ist unerträglich.

    Stimme zu, hätte aber einen besseren Vorschlag. Das Haus ganz rechts müsste der Standort sein (ohne Gewähr):


    hbansgks2o4s.jpg

    Ich finde die "Purifizierung" überhaupt nicht verschmerzbar. Der Reichstag war durch und durch symbolisch repräsentativ gestaltet. Jede Ornamentik und jede Figur hatte eine tiefere Bedeutung. All diese Ornamente wurden bewusst nach dem Krieg zerstört. Ich persönlich möchte das der Reichstag weitestgehend dem Ursprungsentwurf von Paul Wallot entspricht. Das man heute im Nachgang die damaligen Zerstörungen als "Sanierung" schön redet halte ich für einen Skandal.


    DEM DEUTSCHEN VOLKE...

    Hättest Du vielleicht einige Beispiele zur "tieferen Bedeutung" der Figuren und zur Ornamentik? Das würde mich brennend interessieren!

    Apollonvilla, aktueller Zustand



    Eigentlich wird die Villa ja durch das Dach sehr gut belüftet. Die Tag und Nacht geöffneten Fenster - rot markiert - wohl eine der Methoden, die den Verfall beschleunigen sollen.

    Keiner der Protagonisten des Abrissmoratoriums und ähnlicher Initiativen hat sich bisher gegen den Abriss eines historischen Hauses gestemmt. Die Klimakarte wird ausschließlich bei hoffnungslos häßlichen Abrisskandidaten der Nachkriegsmoderne gezogen. Das macht die Initiativen leider komplett unglaubwürdig.

    So isses!!!


    Das hängt aber vor allem mit den Anreizen zusammen. Ein historisches Gebäude bietet viele dieser Reiz-Vorteile:


    - für den Investor: aufgrund der hohen Decken lässt sich bei einem Abriss mehr Fläche generieren. Wo vorher drei Etagen waren, gibt es jetzt plötzlich eine Verdoppelung der Gebäudefläche. Beworben wird das Ganze dann mit "Hochwertiger Innenausstattung".

    - für die Architekten: endlich, endlich gibt es wieder neue, lukrative Aufträge. Ein Architekt will bauen, das steht an erster Stelle. Entweder kann er das, wenn neue Baugebiete erschlossen werden oder aber, wenn es zu Abrissen mit angehängten Neubauprojekten kommt.

    - für die Politik. Händeringend werden Wohnungen gesucht. Jeder, der diese schafft, wird mit Handkuss empfangen.


    Das wären die Gruppen, die auf entsprechende Anreize, die historische Architektur bietet, reagiert.


    Schauen wir uns nun den Gebäudebestand ab den 1950-Jahren an:


    Mit den überwiegend modern ausgerichteten Gebäudeformen lässt sich nicht mehr so viel Fläche schaffen wie mit historischen Gebäuden. Da ist eigentlich schon alles ausgereizt -die Decken sind schon nicht mehr so hoch wie bei alten Gebäuden - es sei denn, die Nachfolgebauten werden noch höher, noch breiter, noch tiefer gestaltet. Das wäre dann wieder ein Anreiz. Ein Beispiel aus Bremen wäre der Abriss der ehemaligen Landeszentralbank im Bremer Viertel. Jetzt sollen da über 200 Wohneinheiten entstehen. Das lohnt sich natürlich für die Hamburger Investoren. Zumal die grüne Bausenatorin verkündete: im Viertel gibt es einen Wohnungsdruck, da wollen so viele hin, deshalb unterstützen wir das Projekt. Gegen die Bewohner des Viertels. Denen wird dann Egoismus vorgeworfen (Nimby). Das sind die ewig gleichen Strategien, ich glaube inzwischen, so wird wohl in allen Städten bei ähnlichen Projekten argumentiert.


    Nun gibt es also die Initiativen


    MusterUMbauordnung von Architects for Future, der Charta von Rom von Bauhaus Erde, dem Haus der Erde des BDA und andere.

    Da geht es meist um das Zauberwort: Graue Energie. Graue Energie meint, wir dürfen nicht mehr so viel Energie verschwenden durch den Bau von neuen Gebäuden. Das gilt aber nur, wie Wikos und ich oben ausgeführt haben, vornehmlich für die neueren Gebäude. Wo waren denn in Bremen die Anhänger der Grauen Energie, als das Essighausensemble oder das Medienhaus abgerissen wurde? Mir scheint inzwischen, die Graue Energie ist ein Hebel der Modernisten, um IHRE Gebäude zu erhalten

    Wien wird leider von Jahr zu Jahr hässlicher durch diese Abrisse. Kein Ende in Sicht.

    Ich bin entsetzt, Exilwiener! Wien ist meine Lieblingsstadt, ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, dort mal hinzuziehen. Der Grund: Das geschlossenen historische Stadtbild. Einfach wunderbar. Als ich nun vor 3 Jahren anlässlich einer Ausstellung in Wien war, war eigentlich alles wie immer, wunderschön. Aber Brüche wie der moderne und hässliche Westbahnhof (wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe), schockierten mich. Noch ist viel erhalten, aber wenn ich Deine Berichte hier lese - ich kann das gar nicht recht glauben, vermutete ich doch immer ein bestimmtes Bewusstsein der Stadtväter bezüglich des historischen Stadtbildes. Ernüchtert muss ich feststellen, dass die Stadtzerstörer nun auch in Wien Einzug gehalten haben. Es sind die üblichen Verdächtigen: Architekten, Politiker ohne Gewissen, aber an den Hebeln der Macht, Investoren mit besten Verbindungen in diese Politik, eine Bauverwaltung, die die Abrisse schönredet, als unausweichlich bezeichnet und die modernen Architekten in den Himmel lobt. Bürger, denen die Neubauten nicht gefallen, werden als ästhetische Banausen behandelt, die die Zeichen der zeit nicht erkannt haben.

    Die beiden Häuser wurden jetzt abgerüstet, man muss aber sagen, dass es sich nach hinten um komplette Neubauten handelt, also eine im Prinzip reine Schauveranstaltung. Die beiden Häuser waren nach hinten sehr tief und schmal und verbaut hatten auch noch verschiedene Niveaus der Etagen, so dass eine Sanierung mit dem Bestand wohl sehr viel schwieriger geworden wäre. Nun ist es ein Neubau mit historischer Fassade, atypisch ist nur die wirklich Detailliebe der Wiederherstellung der Erdgeschosszone, nochmal vorher:



    Selbst die Dachzone wird wohl erträglich - das sah im Bau immer sehr nach einer vollkommen unpassenden Konstruktion aus, jetzt werden die Balkone/Fenster (?) anscheinend durch diese horizontalen "Latten" zumindest tlw. kaschiert und der typische Bremer Gaubeneffekt vermieden.

    Also, das neue Dach gefällt mir nun überhaupt nicht. Es wirkt wie ein modernistischer 90er-Jahre-Fremdkörper und macht die ganze Reihe kaputt. Das alte Dach war unauffällig und ließ den Fassaden ihren Raum zur ästhetischen Betrachtung. Das neue Dach drängt sich zu sehr in den Vordergrund, man kann die Vorderseite irgendwie nicht mehr so genießen wie vorher. Das ist ein Stilbruch.