• Nachdem ich die Diskussion nun eine Weile verfolgt habe, möchte ich Anhand des folgenden Zitats aus dem taz-Artikel vom 03.04.24 (entschuldigt dass ich Euch das hier antue) eine Erklärung versuchen, warum hier zwei Denkansätze so dermaßen diametral aufeinander treffen.

    "Forderungen ....

    5. Ausschreibung eines künstlerischen Wettbewerbs, der zum Ziel hat, die preußenverklärende äußere Erscheinung des Gebäudes zu brechen, in dem etwa auch Spuren aus der Geschichte des Ortes nach Ende des Kaiserreich (Revolution 1918, Weimarer Republik, II. Weltkrieg, Nachkriegszeit, DDR) in das Bauwerk eingeschrieben werden und somit bislang verdrängte Perspektiven auf die deutsche Geschichte hier sichtbar gemacht werden. Es ist dafür Sorge zu tragen, dass die deutsche Gewaltgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts nicht hinter den Fassaden verschwindet."

    Für Oswalt und seine Mitstreiter müssen an diesem Bauwerk, vielleicht etwas überspitzt ausgedrückt eigentlich an der gesamten gebauten Umwelt in Deutschland die Revolution, das Kriegsleid, die Zerstörungen und die politischen Verwerfungen durch Brüche sichtbar gemacht werden.

    Während wir (ich selbst inbegriffen) uns nach Heilung des Stadtbilds sehnen und versuchen, Maßstäbe für ein harmonisches Gesamtbild eines Gebäudes, eines Straßenzugs, eines Stadtviertels... zu definieren, lehnt die "Gegenseite" dieses Streben nach Harmonie strickt ab. Begründet wird diese Ablehnung damit, dass wir diese Harmonie aufgrund der deutschen Geschichte insbesondere seit 1918 "nicht verdient" haben. Wir sollen als erzieherische Maßnahme tagtäglich anhand der gebauten Brüche auf das Leid der Vergangenheit hingewiesen werden. Das Unharmonische, gebrochene wird damit ideologisch zum einzig akzeptablen Stilmittel der Gegenwart respektive der Zukunft und es wird postuliert, dass aufgrund der Herleitung auch nur diese Sichtweise im linken politischen Spektrum eine Berechtigung haben kann. Somit wird quasi per se jede Geldzuwendung, die eine Harmonisierung (hier des Schlossbaus) ermöglicht, eine politisch rechts verortete Einflussnahme gegen dass Ideal der Brüche.

    Daher geht es nur vordergründig um die Gesinnungsprüfung der einzelnen Spender. In Wahrheit ist es das Produkt, dass die Spendengelder erst ermöglicht haben, welches in dieser nun wahrnehmbaren Form keinen Bestand haben soll. Ketzerisch würde ich die Behauptung aufstellen wollen, dass bei einer spendenbasierten Rekonstruktion des Wolkenfoyers in einem zukünftigen Neubau in Frankfurt rechts verortete Spendengelder mit der Begründung angenommen würden, dass hier jemand auf den "richtigen Weg" zurück gefunden habe - aber das ist nur meine persönliche Mutmaßung!

    Mit diesem rigorosen beharren von Oswalt auf einer Sichtweise als einzig gültige Wahrheit kann und will ich mich aber nicht abfinden. Seit der Antike gibt es schier unendlich viele Herangehensweisen, sich mit der Ästhetik der Schönheit auseinanderzusetzen und den gewonnen Erkenntnissen in von Menschen geschaffener Kunst Ausdruck zu verleihen. Und seit ich mich für Architektur interessiere treibt mich die Frage um, warum soll / darf die geschaffene Schönheit, das Streben nach Perfektion hin zu einem Idealbild heute kein Leitgedanke mehr sein? Ich denke, wäre eine Bereitschaft vorhanden, das kunstvoll Geschaffene als einen Wert an sich, losgelöst von einer politischen Wertung zu betrachten, gäbe es diese zunehmend enervierenden Anfeindungen nicht. Aber leider scheint die Entwicklung eher in die andere Richtung zu gehen...

  • Eigentlich wollte ich es nicht lesen. Jetzt tat ich es doch.

    Punkt 4, finde ich noch absurder:

    4. Die durch solche Spenden vollständig oder teilweise finanzierten Bauteile werden geschwärzt oder anderweitig temporär am Bau kenntlich gemacht.

    Jawohl!

    Das ist so ein Käptn Ahabs „Moby Dick“,das pure Böse „Ich jag ihn bis zum Kap Horn und wieder zurück.“

    Zitat

    Zugleich ist in den letzten Tagen durch die Debatte über die Spenden für die Propheten an der Schlosskuppel nochmals klar geworden, dass der Förderverein weniger ein neutraler Treuhändler des Willens tausender Spender ist, sondern – etwa durch behauptete Zweckbindungen von Spenden – eine eigene Agenda verfolgte. Diese zeichnete sich dadurch aus, dass sie mit der Rekonstruktion zusätzlicher Bauelemente über die vom Bundestag 2002 beschlossenen Barockfassaden hinaus die Symbolbedeutung des Projektes immer mehr nationalistisch-reaktionär radikalisierte. Gerade die christlich-monarchische Botschaft aus der Zeit der Reaktion und des Kaiserreichs ist antidemokratisch und in ihrer Symbolik einer offenen, diversen Gesellschaft abträglich. Entsprechend ist das nachträgliche Montieren einer dezidiert christlichen Botschaft auch als ablehnender Kommentar zu einer multi-ethnischen und multi-religiösen deutschen Gesellschaft zu lesen, und bietet einer völkischen Unterwanderung Tür und Tor. Es fördert die gesellschaftliche Spaltung.

    Beauty matters!

  • Ich konnte es nicht bis zum Ende lesen, mir wurde speiübel.

    https://blogs.taz.de/freiraum/das-v…-humboldtforum/

    Der Mann wird immer hysterischer und schlägt immer wilder um sich.
    Ich glaube nicht, dass er sich und seiner Sache damit einen Gefallen tut. Er macht sich jedenfalls nicht mehr Freunde.
    Selbst eine Frau Roth, die früher nur all zu gerne an das Schloss "ran wollte", kann ich mir vorstellen, will das Ganze, diese erzwungene, hysterische und aufgebauschte Debatte nicht mehr hören. Sie hat ihre eigenen tatsächlich handfesten Debatten und Probleme...

    Der Artikel war aber sehr unterhaltsam und amüsant, ich wollte fast schon etwas Popkorn dafür machen.
    Besonders amüsant fand ich, dass selbst "rechtsextreme Spender*innen" politisch korrekt und höflich angesprochen werden. Es soll sich ja niemand ausgeschlossen fühlen.ablachen:)

  • Letztendlich wird hier Klassenkampf ad infinitum geführt.

    Die Feudalherrschaft ist zwar überwunden und die Besitztümer des Adels sind zum größten Teil an den Staat übertragen, aber solange vermeintlich reaktionäre Kräfte Symbole des alten Herrschaftssystems als ästhetisch schön einordnen und bereit sind, Geldmittel für deren Rekonstruktion bereit zu stellen, muss dieser Kampf weitergeführt werden.

    Oder vereinfacht ausgedrückt:

    Nachbar hat schöneres Haus als die anderen = Nachbar (oder seine Vorfahren) muss für die Bezahlung des Hauses andere überdurchschnittlich ausgebeutet haben = Haus ist Symbol der Ausbeutung und dies muss sichtbar gemacht werden

    Nur dieser kausale Zusammenhang wird als Wahrheit akzeptiert - die Schönheit des Hauses an sich hat in dieser Sichtweise keinen Wert.

  • Aber Oswalt und Co zu diffamieren und dämonisieren ist dann komischerweise ok? Wie wäre es denn, wenn wir einfach versuchen, beide Extreme zu meiden?

    Hasserfüllte Menschen zu kritisieren die in ihrem Hass, ihrer maßlosen Selbstüberschätzung und ihrer Verlogenheit so weit gehen dass sie sogar Tote diffamieren und posthum deren Ruf massiv schädigen - ich erinnere an den Fall Bödecker - ist nicht "dämonisieren".

    Der gute Herr Oswald hält sich für anti-faschistisch und wähnt sich auf "der guten Seite", ich bin ganz sicher. Und wo die Bösen sind, hat er ja auch klar gemacht.

    Albern und grotesk, das ganze.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Ich verfolge seit über 10 Jahren die Diskussionen über das Berliner Schloß in diesem Forum. Von Beginn an war ich interessiert daran, dass dieses Gebäude samt Umfeld wieder entsteht und im Erscheinungsbild weitgehend rekonstruiert wird. Nach der Ablehnung des hässlichen Aufmarschplatzes, Trabbi-Parkplatzes, des Palastes d.R. und Innenministeriums, aufgrund der mittelmäßigen Architektur und städtebaulichen Katastrophe war die Entscheidung der Rekonstruktion ein dringender Befreiungsschlag. Ich hatte zu keiner Zeit irgendwelche politischen, altpreußischen, linken, rechten, DDR-nostalgischen, ideologischen, historisch oder retrogetriebenen, modernistischen oder sonstigen Absichten, sondern nur die städtebauliche Schönheit als Ensemble an dieser Stelle im Auge gehabt. Auch deshalb war ich für die eigentlich selbstverständliche Rückkehr der Kunstwerke eingetreten. Ich meine, wir Mitglieder in diesem Forum ließen uns in den Diskursen immer wieder in ausgelegte Fallen ideologischer Diskussionen, Provokationen, Unflätigkeiten und Rechthabereien treiben. Lassen wir uns doch nicht beirren, sondern treten wir selbstbewusst für ein schönes, prächtiges und kunstvolles Stück repariertes Berlin ein.

  • Und wer tut das nicht?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich habe grade erst diesen TAZ Artikel von Eiserner Pirat entdeckt und habe soeben hineingeschaut.

    Bereits im ersten Satz wird das Schloss mit "rechtsradikalem Netzwerk" geframed. Ich denke, so schnell brach ich noch nie das Lesen eines Artikels ab, nämlich noch bevor der erste Satz zu Ende war. Sorry, so eine kranke Sch**** ziehe ich mir nicht rein, es ist wirklich für zivilisierte Menschen nicht mehr zumutbar.

    Ich verfolge ja die aggressiven Aktivitäten des Herrn Oswalt schon seit Längerem, und zwar mit Entsetzen. Ich machs mal in Form einer Frage:

    Haltet Ihr das noch für normal?

    Ganz ohne Polemik, (..). Ich finde seine Attacken und Hass-Orgien gefährlich.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Oswalt ist ein Symptom unaufgearbeiteter Geschichte, zumindest sehe ich es so. Er teilt sein „Gebrechen“ (das ich nicht auf ihn allein beziehe, sondern als kollektive Neurose bezeichnen möchte, die sich in dauernden Ängsten und Vermeidungsstrategien äußert und die er hier auf die Architektur überträgt) mit einem großen Teil der deutschen Bevölkerung, der dafür sehr empfänglich ist (sonst bekäme er diese Plattform ja nicht). Ich glaube tatsächlich, er meint, eine normale und gesunde Sichtweise zu vertreten, wie so viele Deutsche, die ich kennenlernte. Sie glauben, mit solchen Ansichten und „Bedenken“ endlich Teil einer „normalen“, ja für die ganze Welt gar vorbildlichen Nation zu sein und merken nicht, dass sie mit ihren Zwangsgedanken und Phobien alles dafür tun, ein einmaliger Sonderfall zu bleiben. Der „Clash“ kommt spätestens im Ausland, wo man für diese Spinnereien immer weniger Verständnis aufbringen kann. Der Artikel liest sich für mich wie eine Satire und an vielen Stellen musste ich tatsächlich lachen.

  • mit einem großen Teil der deutschen Bevölkerung, der dafür sehr empfänglich ist (sonst bekäme er diese Plattform ja nicht).

    Das ist hier im Forum eine der größsten Fehleinschätzungen. Es ist genau umgekehrt, nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung bekommt von diesen Debatten überhaupt was mit, und die die es tun, nur höchst oberflächlich. Wer eine Plattform bekommt entscheidet auch nicht die große Masse. Ein Paradebeispiel ist dabei der Deutschlandfunk, Oswalts engster medialer Partner, nimmt man deren schiere Masse an Beiträgen mit Oswalt und ohne auch nur einzelnen Beiträgen von Gegenrede.
    Ich kann zumindest für Süddeutschland Wetten abschließen, dass wenn ich jemanden aufkläre zu dem Thema, es nahezu kein Vorwissen gibt. Es gibt in der Regel auch gar keine Festlegungen dieser Art, wie sie hier einige Foristen gerne zuschreiben würden scheinbar, weil die meisten nicht mal mit den Verknüpfungen vertraut sind, die da angeblich ja ach so verbreitet wären, Thema Übertragung des ehemals rechtsradikalen ,,Schuldkult"-Begriffs auf die Architektur. Damit kann keiner was anfangen.
    Es ist viel eher umgekehrt: Wenn ich hier mit Leuten spreche, erzähle, dass die Frankfurter Innenstadt oder das Berliner Schloss rekonstruiert wurden, dann kommt, ja das habe ich gelesen, selten auch mal, ja schon besucht. Erzähle ich dann weiter, wie hoch umstritten das Ganze ist, dann werden schon die ersten unsicher, ja, ich glaube da gibt es irgendwelche Debatten um die Wiederherstellung. Ich weiter: Architekturtheoretiker halten das.... - Moment was ist ein Architekturtheoretiker, gibts sowas? ...... Warum wollen die überall Brüche, usw. usf......

    Oswalt lebt davon, dass seine Schmutzkampagnen irgendwo in den Köpfen der Menschen als ,,hoch umstritten" abgespeichert wird, ohne wirklich die Hintergründe zu kennen, und damit zum Bauchgefühl beitragend, dass es eventuell ein Fehler ist.

  • Majorhantines das habe ich früher auch gedacht. Und bei der normalen Bevölkerung teilte ich die gleichen Erfahrung, aber nicht bei den Kulturschaffenden. Es ist schon einige Jahre her, da war ich bei einer Diskussion im Scharrer-Gymnasium dabei, es ging um Rekonstruktionen. Da warf ich das Berliner Schloss als Erfolgsbeispiel in den Raum. Mir wurde von der Seite der Stadtplanung widersprochen, gerade das Schloss wäre doch ein Negativbeispiel, wegen des vielen Streites und des schlechten Images..

    Zu der Frage: Oswalt ist nicht das Problem, er wird aber in Titel-Thesen-Temperamente, Deutschlandfunk, taz, überall durchgereicht. Von den Universitäten wird auch wohl auch volle Rückendeckung bekommen.

    Zukünftig, kann sich jeder dreimal überlegen, sich solch einem Risiko der öffentlichen Rufschädigung anzutun. Und mit einfachem Weglächeln ist es leider nicht getan.

    Beauty matters!

  • Es ist genau umgekehrt, nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung bekommt von diesen Debatten überhaupt was mit, und die die es tun, nur höchst oberflächlich

    Die meisten Leute interessiert das ganze überhaupt nicht, die sehen auch überhaupt keine Notwendigkeit zu Stadtreparatur. Ich habe während meiner langen Jahre in Stuttgart lange versucht, z. B. Nachbarn zu sensibilisieren, was da städtebaulich schlecht gelaufen ist, aber ohne jeglichen Erfolg.

    Man erkennt die Problematik überhaupt nicht ("man kann in Stuttgart doch toll einkaufen" usw.) und weiß auch das alte Stuttgart gar nicht besonders zu schätzen ("das alte Rathaus, das war doch nur Gründerzeitkitsch"), dafür wird einem von Florenz oder New York erzählt.

    Das hiesige Forum ist da überhaupt nicht repräsentativ, und die große Mehrheit findet zwar Rekonstruktionen (wenn sie mal stehen) gut, aber wenn sie nicht kommen, ist es auch egal. Ich habe z. B. auch mal versucht, Freunde nach dem IAA-Besuch 2019 noch in die rekonstruierte Frankfurter Altstadt zu lotsen, aber das Interesse war überhaupt nicht da.

    Gilt übrigens auch für Architekturforen, obwohl ich die teilweise sogar per URL in Mails anpreise, ist der Erfolg null.

    Easy does it.

  • Und bei der normalen Bevölkerung teilte ich die gleichen Erfahrung, aber nicht bei den Kulturschaffenden.

    Das ist tatsächlich aber das Problem dabei, weshalb ich die Architekturdebatte für eine Elitendebatte halte. Just jene Eliten, die eben dann Einfluss nehmen, was wo gebaut wird (damit meine ich nicht einfach irgendwelche Gestaltungsgremiumsmitglieder, sondern auch genau jener kleiner Teil der Bevölkerung, den Du mit Kulturschaffenden subsummierst, der dann an Bürgerbeteiligungsformaten sehr interessiert ist - bzw. auch einfach die Zeit und Energie hat werktags, und unter TAZ Artikel kommentiert). In diesem Sinne ist es so wichtig, was der Verein hier macht. Er nutzt nicht-elitäre Kommunikationsplattformen und Ansprachen (und eben nicht z.B. ein Kulturmagazin in irgendeinem Kulturspartensender), und bindet so hoffentlich mehr Bevölkerung in die Debatte ein. Manchmal ist mein Eindruck, dass die, die heute über Architektur streiten, sehr gerne dieses Elitäre kultivieren, gerade um eine recht abgeschlossene und damit diskursärmere Entscheidungsfindung zu realisieren. Da steckt viel Machtanspruch drin, wenn ich Diskurse so führe, dass sie quasi nur unter Kulturschaffenden selbst stattfinden.

    Zu der Frage: Oswalt ist nicht das Problem, er wird aber in Titel-Thesen-Temperamente, Deutschlandfunk, taz, überall durchgereicht. Von den Universitäten wird er wohl auch volle Rückendeckung bekommen

    Wie in meinem oberen Abschnitt beschrieben, ist also Oswalt sehr wohl das Problem. Er bietet Inhalte, die für das entsprechende Publikum gestrickt sind und dieses auch sehr effektiv erreichen. Witzigerweise scheint dieses Publikum aber gleichzeitig auch sehr unkritisch, wenn man nur ,,den richtigen Ton", nämlich aus bildungselitärer Richtung, trifft.

  • Es ist wohl unstrittig, dass die äußerlich weitgehend hergestellte Rekonstruktion des Berliner Schlosses detailgenau und künstlerisch hervorragend realisiert ist, richtigerweise orientiert an dem letzten Zustand vor der Sprengung. Der Artikel der taz macht deutlich, dass der Verfasser Oswald in dem untergegangenen Gebäude und ebenso in der Rekonstruktion nicht ein Kunstwerk sieht, sondern ein hohes Symbol nur der Untaten früherer preußischer und deutscher Gewaltherrschaften und entsprechend ein teuflisches Verführungswerkzeug heutiger rechtsradikaler Gruppen, deren finstere Gesinnungen und vermutete Netzwerke auch mit Stiftung und Förderverein, gnadenlos zu entlarven sind.

    Mich ärgert nicht Oswald, der seine über­spitzten, hasserfüllten Botschaften gegen seine vermutete bedrohliche Gegenwelt abschießt. Mich besorgt, wenn eine etablierte Zeitung wie die taz seine langatmig detaillierten Ausführungen ungefiltert an die Öffentlichkeit weiterleitet. Auch andere Medien verlieren hier ihre Seriosität, die aber in der demokratischen Gesellschaft extrem wichtig wäre. Öffentliche Medien sollten nicht absichtsvoll extremen Meinungsmachern als parteiische Brandbeschleuniger dienen.

  • Man erkennt die Problematik überhaupt nicht ("man kann in Stuttgart doch toll einkaufen" usw.) und weiß auch das alte Stuttgart gar nicht besonders zu schätzen ("das alte Rathaus, das war doch nur Gründerzeitkitsch"), dafür wird einem von Florenz oder New York erzählt.

    In diesem Zusammenhang meine ich schon, dass es in gewisser Weise einen genius loci gibt. Das grundsätzliche Verhältnis in Dresden in Bezug auf historische Architektur, Rekonstruktionen und Stadtbildreparatur ist mE ein anderes als in Stuttgart.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Ja, das auf jeden Fall - aber außerhalb des Neumarkts ist das Ergebnis ähnlich desaströs, daß man zur DDR-Zeit nicht anders konnte und durfte, ist mir ja klar, aber eine starke Bürgerschaft müßte doch so etwas 100 Meter neben dem Zwinger verhindern:

    Easy does it.