• Kleiner Zwischenstand für die Westseite der Portaldurchfahrt IV. Es wurde begonnen, auskragende Gesimse mit Zahnfries aufzusetzen; außerdem wurden zwei Basen und sechs Trommeln zu zwei neuen Säulen gestapelt.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Was mir heute aufgefallen ist:

    Die Innentore 2 und 4 sind gar nicht mittig zur jeweiligen Fassadenbreite - die Fassaden neben den jeweiligen äußeren Fenstern sind unterschiedlich breit.

  • Mir sträuben sich jedesmal sämtliche Nackenhaare, sowohl am Dresdner Neumarkt als auch am Berliner Schloss, wenn ich die Betonplatten hinter den Natursteinen sehe.

    Ich weiß, geht wohl nicht anders aufgrund heutiger Bauvorschriften. Trotzdem sehr schade, denn es ist einfach wunderschön zu sehen, dass auch heute wieder /noch immer mit Naturstein , Stein auf Stein, gearbeitet werden kann.

    Und, nein, mein Herren - das ist nicht "rückwärtsgewandt". Mit Naturstein bauen ist, so wie die Natur höchstselbst, zeitlos. :wink:

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Was mir heute aufgefallen ist:

    Die Innentore 2 und 4 sind gar nicht mittig zur jeweiligen Fassadenbreite - die Fassaden neben den jeweiligen äußeren Fenstern sind unterschiedlich breit.

    Am Berliner Schloss war/ist kaum etwas perfekt symmetrisch. Es gibt hunderte kleinere und größere Symmetrieabweichungen.

  • Am Berliner Schloss war/ist kaum etwas perfekt symmetrisch. Es gibt hunderte kleinere und größere Symmetrieabweichungen.

    Waren diese Abweichungen schon beim historischen Baukörper vorhanden ?

    Wenn ja - hat man diese hier bei der Rekonstruktion wissentlich, mit dem Anspruch "1:1", übernommen ?

  • Waren diese Abweichungen schon beim historischen Baukörper vorhanden ?

    Wenn ja - hat man diese hier bei der Rekonstruktion wissentlich, mit dem Anspruch "1:1", übernommen ?

    Zu beidem ein ganz klares JA.

    Das ist doch der Witz daran und gerade darin zeigt sich ja erst, wie enorm qualitätiv hochwertig diese Reko ist.

    Das Büro Stuhlemmer hat dazu jahrelang historische Pläne und Fotos bis ins Detail ausgewertet!!

  • Vielleicht auch würde es sonst künstlicher wirken.

    Richtig! Und das tut es hier bei Schloss eben gerade nicht.

    Unser Auge addiert die unzähligen Maßabweichungen und Unregelmäßigkeiten des Baues zusammen und registriert sie als "historisch" - eben weil in der Historie auch nicht immer alles perfekt war.

    Genial!

  • Auch bei historischen Bauwerken, die nie vollständig zerstört wurden, musste im Laufe der Zeit das Meiste irgendwann aus Verschleißgründen ersetzt werden. Es handelt sich also um Gebäude in der originalen Form, ohne dass die einzelnen Teile alle noch die ursprünglichen sind. (Dies galt ja sogar für große Teile der Fassade des Berliner Schlosses VOR der Zerstörung.) Auch eine Modernisierung des Inneren eines historischen Gebäudes, bis hin zur Entkernung, kratzt gewöhnlich nicht am Status eines solchen Gebäudes als "Original".

    Man kann also argumentieren, dass eine solche normale Entwicklung beim jetzigen Berliner Schloss-Bau lediglich in allen Bereichen gleichzeitig erfolgt ist, und nicht über hunderte von Jahren hinweg.

    Damit wird der Unterschied zwischen "Original" und "Reko" plötzlich ganz klein.

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Ach, das haste jetzt aber sehr fein geschrieben, gefällt mir!

    Ja, das Original ist mehr als das Materielle, auch vor allem der Ort und die jeweiligen optischen und städtebaulichen Bezüge sind wichtig.

    So argumentierten wir damals auch am Neumarkt: Brunnen und Denkmäler noch da, Landhaus und Johanneum noch da, Schloss, Frauenkirche und Kurländer Palais als Ruine noch da bzw. im Wiederaufbau, sehr viele Fragmente..... Dann fehlten eben nur noch die Bürgerhäuser als "größere Retusche". Ich verstehe es nach wie vor nicht, dass diese, vom Original herkommende Argumentation die Denkmalpflege nicht verstehen will. Sehr wahrscheinlich weil die meisten Architekten sind und keinerlei geisteswissenschaftlichen Hintergrund haben.......

  • Die Diskussion erinnert doch sehr an das Schiff des Theseus. Der Einfachheit halber sei hier aus der Wikipedia zitiert.

    Plutarch berichtet:

    "Das Schiff, auf dem Theseus mit den Jünglingen losgesegelt und auch sicher zurückgekehrt ist, eine Galeere mit 30 Rudern, wurde von den Athenern bis zur Zeit des Demetrios Phaleros aufbewahrt. Von Zeit zu Zeit entfernten sie daraus alte Planken und ersetzten sie durch neue intakte. Das Schiff wurde daher für die Philosophen zu einer ständigen Veranschaulichung zur Streitfrage der Weiterentwicklung, denn die einen behaupteten, das Boot sei nach wie vor dasselbe geblieben, die anderen hingegen, es sei nicht mehr dasselbe".

  • Nach Aristoteles bewirkt die Vereinigung einer Idee mit Materie das gegenwärtige Sein. Das heißt: Der Plan eines Gebäudes muss mit Materie, nämlich den Baustoffen verwirklicht werden, damit der Bau existiert. Es ist klar, dass es nicht der Baustoff ist, der dem fertigen Bau seine künstlerische Bedeutung verschafft, sondern der Plan, also die Form. Der Baustoff kann jederzeit ersetzt werden, freilich nicht mit anderen Stoffen als denen des geplanten Baus - der Baustoff ist vom Schöpfer des Plans ja immer mitgedacht.

    Für mich gibt Aristoteles das wichtigste Argument für die Berechtigung von Rekonstruktionen!

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Ich mag gar nicht die ganze Drucksache lesen, die Zusammenfassung reicht mir schon. :boese:

    "Die Bundesregierung begrüßt, dass die Stiftung Humboldt Forum das Kreuz und die Inschrift auf der Kuppel des Berliner Humboldt Forums „durch geeignete Formate und Maßnahmen kontextualisieren“ wird. Dies teilt sie in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion. Der Text einer Informationstafel zur Kuppel, welche über deren historischen Hintergrund und ihre Entstehung informieren und „die Haltung der Akteure des Humboldt Forums zum Ausdruck bringen“ soll, befände sich derzeit in Abstimmung. Als Teil der Auseinandersetzung mit der Symbolik von Kuppel, Kreuz und Inschrift arbeite die Stiftung zudem an der Umsetzung eines Kunstprojektes zur temporären Überblendung der rekonstruierten Inschrift mit alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten. Die technische Realisierbarkeit werde derzeit geprüft. Die Bundesregierung sei sich der Problematik, die von einer städtebaulich und baukulturell begründeten, gleichwohl politisch und religiös interpretierbaren Wiederherstellung der monarchischen und christlichen Symbolik am Humboldt Forum ausgeht, bewusst, heißt es in der Antwort."

    https://dserver.bundestag.de/btd/20/039/2003924.pdf

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Was erwartet ihr anderes??

    Wir haben eine rot-linksextremistische Bundesregierung.

    Man kann froh sein, dass nicht noch Schlimmeres passiert, wie etwa die Weglassung der Balustradenfiguren oder des Adlers an der Westfassade.

    Wenn man sich überlegt, dass vor mehr als 20 Jahren Schröder mit einer rot-grünen Regierung fürs Schloss war, dann weiß man, wie sehr sich der Wind gedreht und das ganze Land "auf links gedreht wurde" (schöne Formulierung übrigens, die nachdenklich macht in ihrer Doppeldeutigkeit)

  • Ich kann sowas nicht mehr ernst nehmen. Das ist eine lächerliche Lachnummer über die ich inzwischen nur noch lachen kann. Diese Regierung sichert sich damit einen sicheren Platz in der Lachparade. Selbst in 300 Jahren wird man darüber herzhaft lachen und den Kopf schütteln , wenn man sich das durchliest.

  • Ich mag gar nicht die ganze Drucksache lesen, die Zusammenfassung reicht mir schon. :boese:

    "Die Bundesregierung begrüßt, dass die Stiftung Humboldt Forum das Kreuz und die Inschrift auf der Kuppel des Berliner Humboldt Forums „durch geeignete Formate und Maßnahmen kontextualisieren“ wird. (...) Als Teil der Auseinandersetzung mit der Symbolik von Kuppel, Kreuz und Inschrift arbeite die Stiftung zudem an der Umsetzung eines Kunstprojektes zur temporären Überblendung der rekonstruierten Inschrift mit alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten.

    Die lächerliche "Kontextualisierung" wäre kein großes Problem, wer interessiert sich schon für moralisierende Erklärbär-Tafeln außen wie innen? Eigentlich niemand, da geht man achselzuckend dran vorbei.

    Ein richtig gravierendes Problem für die Optik des Humboldtforums dürfte aber das "Kunstprojekt" werden, das die Kuppelinschrift verdecken soll. Und was soll dabei eigentlich "temporär" heißen? 30 Tage, 30 Monate oder vielleicht 30 Jahre? Ich gehe nicht davon aus, dass so ein Mist so schnell wieder abmontiert wird, wenn er erst einmal angebracht wurde. Mit was für einem infantilen Unsinn die Schlosskuppel verschandelt werden könnte verdeutlicht z.B. der Vorschlag der Künstlergruppe "Leuchtturm Berlin":

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