Danke, tegula, ich halte mich aus diesen Diskussionen mittlerweile weitgehend raus, weil sie eben auch von konservativer/pro-Reko-Seite sehr einseitig geführt werden. Man kann es nicht oft genug sagen: Die entscheidende Wende im Umgang mit Altbausubstanz kam gerade MIT der 68er Bewegung, mit den linken Studenten, die sich mit den Einwohnern der zu "flächensanierenden" Viertel verbündeten, um gegen die rigorose Abrisspolitik, die damals in westdeutschen Städten herrschte, zu protestieren.
Ich würde sogar soweit gehen, dass ein nicht unerheblicher Beitrag zur Durchsetzung der später beweinten Hegemonie dieser Bewegung neben der Umweltpolitik eben diese Proteste gegen Flächensanierung a la Kottbusser Tor waren, die eben auch für eine enorme Solidarisierung der ganz normalen Leute mit den "langhaarigen Bombenlegern" führte. Dieser Aspekt wird hier mit tlw. haarsträubender Konsequenz komplett ausgeblendet.
Der normale linksliberal denkende Stadtbewohner, der nicht zu viel Kontakt mit den Ansichten Trübys hatte, wird Rekonstruktionen und einer insgesamt konservativen Baupolitik genauso intuitiv positiv gegenüberstehen wie ein "Wertkonservativer" oder als was auch immer sich die meisten hier bezeichnen würden. Es ist völlig richtig, dass von einschlägiger, meinetwegen auch linker Architektenseite sehr einseitig gegenüber der Rekobewegung polemisiert wird in dem Versuch, diese als "rechtskonservativ" oder, schlimmer noch "rechtspopulistisch" zu brandmarken. In dem wir aber in ähnlicher Weise reagieren, also Kritik per se als, überspitzt, "linksgrünversifft" und 68er-durchseucht benennen, schrecken wir diese immer noch einflussreiche Schicht völlig ohne Not ab und bestätigen noch die Vorurteile, die von modernistischer Seite gesponnen werden.