Posts by Centralbahnhof

    Die nächste Verzögerung bei einem Kölner Großprojekt: Seit 2013 wird das Domhotel saniert, doch die Fertigstellung verschiebt sich abermals. Statt im Sommer 2024 soll es nun erst im Frühjahr 2025 eröffnen. Grund sind nicht näher genannte "Probleme mit dem Bau".

    Artikel (hinter der Bezahlschranke):

    Exklusive Einblicke: Kölner Dom-Hotel wird später fertig – so könnten die geplanten Luxusläden aussehen
    Überall Baustellen mit Problemen am Dom, nun reiht sich erneut das Edel-Hotel ein: Es wird mehrere Monate später als geplant fertig saniert sein.
    www.ksta.de

    Der Ortsverband Köln wird am 24.11. um 19:00 eine Veranstaltung vor Ort in Köln ausrichten.


    Prasentation.jpeg


    Ich zitiere aus der Ankündigung bei facebook:


    Wir laden alle Interessierten herzlich ein zu einem Vortrag über die Architektur des alten Köln, gehalten vom Leiter unseres Ortsverbandes, Matthias Beusch. Im Anschluss wird er noch den Verein Stadtbild Deutschland e.V. und den Ortsverband Köln vorstellen. Danach soll es noch Raum für eine Diskussionsrunde geben.

    Da der Raum begrenzt ist, bitten wir um eine verbindliche Anmeldung per Mail an:
    koeln@stadtbild-deutschland.org


    Vielleicht stößt ja noch jemand hier aus dem Forum dazu. Ihr seid herzlich eingeladen!

    Ich finde, man muss bei sowas immer das Gesamtergebnis im Auge behalten. Und eine in der Gotik umgebaute romanische Kirche lässt sich eben nicht mehr mal so eben wieder in die Romanik zurückbauen. Die Einzelteile passen dann nicht mehr so zusammen, wie man an diesem Beispiel sieht. Dann müsste man auch den romanischen Chor wieder errichten und die Seitenschiffe wegreißen. So ist das doch nichts halbes und nichts ganzes.

    Man muss doch auch die Frage stellen, was bietet den besseren Raumeindruck, die romanischen Blendbögen oder die gotische Gewölbedecke. Also ich würde da eindeutig pro gewölbter Decke entscheiden.

    Ich finde die Flachdecken in St. Maria im Kapitol und St. Pantaleon ehrlich gesagt auch ziemlich misslungen. Am Ende ist eine Gewölbedecke eben auch einfach eine architektonische Weiterentwicklung, ein Upgrade gegenüber einer flachen Balkendecke. Und der romanische Raumeindruck ist dank der anderen Umbauten sowieso dahin.

    Die wenigsten Bauten sind doch stilrein. Der Versuch, sie zu bereinigen, muss in den meisten Fällen scheitern. Und dann landet man da, wo man bei den romanischen Kirchen in Köln bei den Innenräumen zuletzt gelandet ist: Nachdem man die mittelalterliche Ausstattung barockisiert hatte, hat man im 19. Jahrhundert alles barocke weggerissen und die Kirchen historistisch ausgestaltet. Nach den Kriegszerstörungen hat man dann weitestgehend alles aus dem 19. Jahrhundert rückgängig gemacht und so sind die meisten romanischen Kirchen heute von innen kahl, trist und leer.

    In Köln Mülheim wird aktuell ein "Märchenbrunnen" aus dem Jahr 1914 saniert. Zu Füßen einer spielenden Jungengruppe aus Bronze sitzen vier Wassertiere, ebenfalls aus Bronze:


    Marchenbrunnen.jpeg

    Bilquelle: Wikimedia, Krimliquarz, https://de.wikipedia.org/wiki/…%C3%B6ln-M%C3%BClheim.jpg


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    Die Wassertiere wurden in einem Container direkt neben dem Brunnen gelagert. Dieser wurde nun aufgebrochen und die Figuren gestohlen.


    Köln-Mülheim: Brunnen wird saniert – Passanten machen schreckliche Entdeckung
    Unbekannte haben insgesamt vier Bronzefiguren aus dem Stadtgarten in Köln-Mülheim gestohlen. Die Polizei ermittelt.
    www.express.de


    Und da soll man sich nicht über die Zustände in diesem Land aufregen...

    Riegel: Ich frage mich, was du mit so einem Beitrag sagen willst. Wenn du der damaligen Stadt "nichts abgewinnen" kannst, findest du das heutige Köln dann auch nicht schlimmer? Das klingt so, als fändest du jede für Köln verwendete Mühe sinnlos, weil es ja schon immer hässlich war. Bei allem Respekt für eine andere Meinung kann ich mit so einer Aussage im Kontext unseres Forums dann irgendwie nicht so viel anfangen. Wir sprechen immer noch von Kleinteiligkeit, architektonischen Details, Geschichte und eine Stadt in menschlichen Maßstäben.


    Eine Mischung von Historismus und vorgründerzeitlicher Bausubstanz hat es doch im Grunde in jeder Stadt gegeben, das kann doch kein negatives Ausschlusskriterium für Köln sein.


    Was Rekonstruktionen angeht: Köln war in der Tat nicht angefüllt mit herausragenden Einzelbauten, die waren eher selten anzutreffen. Die Stadt hat vielmehr im Ensemble gewirkt, deswegen würde ich auch sagen, dann muss man eben auch Ensembles rekonstruieren.

    Natürlich ist Köln nicht Frankfurt und auch nicht Nürnberg gewesen, aber es hatte doch wie jede Altstadt ein unverkennbares Gesicht, dass wiederzugewinnen ein großer Gewinn wäre, ob es nun in Teilen gründerzeitlich überformt wurde, oder nicht.

    Ich habe gestern abend die Pressestelle der Dombauhütte angeschrieben und nach den Farbunterschieden gefragt. Hier die Antwort:


    Quote from Dombauhütte, Pressesprecher Matthias Deml

    Bei der Reinigung des Portals wurden nur die schwarzen Krusten auf der Oberfläche mit Hilfe eines Reinigungslasers entfernt, die gelblich-ockerfarbene Patina, die sich unmittelbar auf der Steinoberfläche gebildet hat, ist verblieben – nicht zuletzt um die Skulpturen nicht zu beschädigen. Die erneuerten Partien sind daher durch den deutlich helleren Ton deutlich erkennbar. Für die Erneuerung der zerstörten oder teilzerstörten Baldachine und Figuren wurde zunächst ein französischer Kalkstein aus Tercé verwendet (drei Figuren) der im Vergleich zu den im 19. Jahrhundert verwendeten Kalksteinen etwas heller ist. Daher ist man aufgrund neuer Erkenntnisse zu den im 19. Jahrhundert verwendeten Kalksteinen bereits sehr bald auf Kalkstein aus Caen umgeschwenkt, dasselbe Material, das im 19. Jahrhundert für die Anfertigung der Archivoltenfiguren Verwendung gefunden hat.

    Inwiefern die helleren Steinvierungen noch durch eine Retusche farblich an den gereinigten Originalbestand angepasst werden, ist noch nicht abschließend entschieden. Eine Anpassung würde das Gesamtbild optisch stärker zusammenfassen. Die neuen Steinvierungen hell zu belassen würde hingegen die Eingriffe in den Bestand deutlich zeigen und die wechselvolle Geschichte des Portals ablesbar machen. Beide Vorgehensweisen sind vom Grundsatz her möglich. Mit der Entscheidung wurde bewusst auf die Zeit nach dem Gerüstabbau gewartet – da man erst jetzt den Gesamteindruck beurteilen kann.

    Das Laserverfahren stellt also offenbar tatsächlich keine Komplettreinigung dar, wodurch der gelbliche Farbton entsteht.

    Auf der einen Seite würde ich mir ja einen einheitlicheren Gesamteindruck wünschen, aber die neuen Figuren jetzt künstlich einzufärben, käme mir irgendwie auch komisch vor. Am Ende ist es vielleicht das Beste, es einfach natürlich nachdunkeln zu lassen.

    Auf der Ostseite sind schon drei Gebäude abgerissen in Vorbereitung auf den Durchbruch für die Deutzer Brücke und den Bau der Markthalle, auf der Südseite fehlen ebenfalls zwei Gebäude, wo man eine winzige Gasse aufgeweitet hatte. Das schmälert natürlich den Eindruck einer geschlossenen Bebauung.

    Es ist allerdings richtig, das mittelalterliche Köln war sehr groß in der Fläche, aber dafür nicht sehr hoch bebaut. Allerdings waren dafür die Straßen relativ schmal und im Stadtzentrum alles sehr dicht bebaut. Kam man aus den engen Gassen, muss der Heumarkt riesig gewirkt haben.


    Hier ein Blick nach Nordwesten auf die andere Seite:

    17-rba_065071.jpeg

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_065071, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/40025924