Es kann sein, dass der Beitrag nicht im Forum geteilt wurde. Auf Facebook ist vor einem Jahr auf jeden Fall folgender Kommentar auf der Seite des Ortsverbandes eingestellt worden:
Gedanken zu den Vorschlägen eines "Star-Architekten":
Der Kölner Architekt Paul Böhm hat mit einem Experten-Team einen Plan zur Umgestaltung von Kölns zentralster Eisenbahnstrecke vorgeschlagen. Der Hauptbahnhof soll ins Rechtsrheinische nach Kalk verlegt und die bisherige Bahnstrecke durch die nördliche Innenstadt samt Hohenzollernbrücke analog zur New Yorker High Line begrünt und für Fußgänger und Radfahrer nutzbar gemacht werden. Für die Realisierung der Pläne bringt er sogar einen Tunnel unter dem Rhein ins Spiel.
https://www.express.de/.../hauptbahnhof-nach-kalk-mehr...
Die Maßnahmen sollen unter anderem "das Herz der Stadt wiederbeleben und für die Menschen zurückgewinnen", und eine "Platz für eine neue lebendige Mitte schaffen".
Um das Vorhaben zu realisieren, soll nun ein gemeinnütziger Verein gegründet werden, zudem wurde eine Petition an den Kölner Stadtentwicklungsausschuss gestartet: https://www.openpetition.de/.../fuer-ein-lebenswertes-und...
Was ist von den Plänen zu halten? Zunächst einmal ist die Idee, das Köln einen großen städtebaulichen Wurf braucht, für den auch viel Geld in die Hand genommen werden muss (ungeklärt der Frage, wo dies nach den horrenden Ausgaben der vergangenen Jahre herkommen soll), richtig.
Doch wofür sollte das Geld investiert werden? Das Nadelöhr Hohenzollernbrücke mag durchaus eine Herausforderung für die Deutsche Bahn und ihr Fernlinienkonzept sein, ein Problem für die Stadt Köln ist sie nicht. Die nördliche Innenstadt wird von der Bahnstrecke zwar zerschnitten, doch dank Hochtrasse entstehen dadurch keine verkehrlichen Probleme. Wenn es ein verkehrliches Problem in der Innenstadt gibt, dann ist es die Nord-Süd-Fahrt, welche die Innenstadt in zwei Hälften zerschneidet. Eine Neuordnung des Verkehrs sollte sich zuallererst mit diesem Problem beschäftigen.
Will man das Herz der Stadt für die Menschen zurückgewinnen, dann sollte man an die architektonischen Konzepte heran. Anstatt ganze Häuserblocks an einen einzigen Investor zu verkaufen, der sie dann mit wenigen gigantischen Baukörpern bebaut, sollte es eine Rückkehr zur mittelalterlichen Parzellenstruktur geben mit vielen schmalen Häusern mit individueller Gestaltung (in den äußeren Bereichen der Innenstadt wie zum Beispiel dem Severinsviertel liegt diese Parzellenstruktur übrigens immer noch vor). Dazu sollte die in weiten Teilen ästhetisch völlig belanglose Innenstadt mit Rekonstruktionen von Leitbauten aufgewertet werden. Zentrale Plätze wie der Alter Markt oder der nördliche Heumarkt könnten durch eine großflächige Rekonstruktion des Vorkriegszustandes wieder zu echten Hinguckern werden.
Am Dom müssten die Umbauten aus der Nachkriegszeit revidiert werden: Die Domplatte hat mehr Probleme geschaffen als gelöst, das Römisch-Germanische Museum und das Museum Ludwig sollten Neubauten weichen, die architektonisch mit dem Dom harmonieren. Statt den Bahnhof zu verlegen, könnte man die alte Eingangshalle samt Turm wiederaufbauen und hätte einen der schönsten Bahnhöfe Deutschlands wieder.
Gebäude wie das Gericht am Appellhofplatz und viele Wohngebäude in den äußeren Bereichen der Innenstadt könnten durch die Zurückversetzung in ihren Originalzustand durch Wiederbestuckung relativ kostengünstig die Stadt deutlich aufwerten.
Auch die Umgebungsbebauung der meisten romanischen Kirchen lässt stark zu wünschen übrig: Genau wie beim Dom müsste Köln hier die Präsentation seiner weltweit einmaligen Architekturperlen grundlegend neu gestalten.
Andere Städte in Deutschland zeigen, wieviel Erfolg man mit der Rückbesinnung auf das im Krieg zerstörte historische Erbe haben kann. Es braucht keine "visionären Konzepte" von begrünten Eisenbahnbrücken und Tunneln unter dem Rhein, die Milliarden verschlingen und nichts an der architektonischen Belanglosigkeit weiter Teile der Innenstadt ändern. So wundert es auch nicht, dass die Petition nach 3 Wochen gerade einmal 250 Unterstützer gefunden hat.
Der große Wurf, die Kölner Stadtmitte neu zu denken? Ja bitte! Aber es braucht Konzepte, die machbar sind und die nachweislich Erfolg haben würden. Wenn derartige Vorschläge nicht von sogenannten Star-Architekten kommen, müssen sich vielleicht die Kölner Bürger stärker in die Debatte einbringen.