Potsdam - Neubauquartier III am Alten Markt

  • Ob ein DFF nun noch eine senkrechte Sprosse hat oder nicht ist sicher nicht der entscheidende Punkt in dieser Debatte. Es gibt ja auch in Potsdam barocke Dachgauben, die man modifizieren könnte, wobei UrPotsdamer natürlich Recht hat, dass hier die friderizianischen Fassaden stark verändert würden.

    Ein Verzicht auf die Nutzung des Dachraums ist abwegig. Die Mindestgröße der Fenster ist von den Bauvorschriften bestimmt - da kann man nicht einfach sagen die Dachbewohner können es auch etwas dunkler haben. Man kann froh sein, dass die Fluchtfenster für die Feuerwehr zum Hof hin funktionieren.

    Letztendlich liegt das Problem dieser Debatte hier an der Vorstellung einiger Foristen die Häuser zwischen den Leitfassaden seien nur etwas schiefgegangene Rekonstruktionen ihrer Vorgängerbauten. Das Leitbautenkonzept sieht aber ausdrücklich zeitgenössische Bauten vor, die auch als solches erkennbar sein sollen. Auch deshalb haben die prämierten Architekturentwürfe nicht versucht historisierende Altbauten zu entwerfen und diese mit Retro-Stahlfenstern oder Gebrauchtteilen auf alt zu trimmen.

  • Es ist aber auch nicht so, als gäbe es keine ästhetisch ansprechenderen Varianten als die in Potsdam benutzten:

    Historische Dachfenster

    Das bestreitet keiner. Für den Potsdamer Alten Markt sind sie aber untypisch und wurden seitens der Denkmalpflege - aus guten Gründen - verworfen. Es gibt sicherlich auch gute Gründe, die für Dachgauben und gegen Dachflächenfenster sprechen - es ist eine Ermessensfrage. Der Potsdamer Denkmalpflege deswegen aber Unfähigkeit vorzuwerfen wäre unredlich.

  • Das bestreitet keiner. Für den Potsdamer Alten Markt sind sie aber untypisch und wurden seitens der Denkmalpflege - aus guten Gründen - verworfen. Es gibt sicherlich auch gute Gründe, die für Dachgauben und gegen Dachflächenfenster sprechen - es ist eine Ermessensfrage. Der Potsdamer Denkmalpflege deswegen aber Unfähigkeit vorzuwerfen wäre unredlich.

    thommystyle™ hat nur darauf hingewiesen, dass es auch Dachfenster gibt, die historischer anmuten als die dort verwendeten. Er hat sich nicht auf Dachgauben bezogen.

    Ich weiß nicht, wie es zu den verbauten modernen Dachfenstern kam. So etwas muss ja auch zwischen Bauherr und Denkmalpflege ausgehandelt werden. Ich denke, es war eine Frage des Geldes. Dafür mache ich der Denkmalpflege keinen Vorwurf und ich habe auch nicht mitbekommen, dass es andere tun.

  • Manchmal wundere ich mich über die Weltferne hier. Die Bauten am Alten Markt kosten Geld und jeder Investor will das rausholen was geht. Historisch waren die meisten Dächer nicht ausgebaut, doch diesen Raum "verschwendet" kein heutiger Bauherr mehr. Also braucht man Licht in den Dachräumen, wie viel pro qm regelt die Bauordnung. Der hier erwähnte Anbieter https://www.historische-dachfenster.com/ kann ab und an eine Lösung bieten, aber eher im Einzelfall. Hier werden historische Ausstiegsfenster für den Schornsteinfeger zitiert. Das grundsätzliche Problem bei Dachflächenbelichtungen ist, dass die eigentlich ruhige geschlossene Ziegelfläche durch ein schwarzes Loch gestört wird. Da macht es auch keinen großen Unterschied, wenn man 5 möglichst flächenbündige, normale Dachflächenfenster einbaut oder 5 von diesen vermeintlichen Schornsteinfegerfunktionsöffnungen. Die Störung ist da, so oder so. Eine etwas bessere Lösung bilden rote Lamellen, die aber auch wieder das Licht sehr mindern: https://www.bauhandwerk.de/artikel/bhw_Cl…er-1260914.html. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich hier in Potsdam um Neubauten handelt, die sich wirtschaftlich rechnen müssen. Dass die Denkmalpflege hier überhaupt mitreden darf und die Qualitätssicherung macht, und im Übrigen noch vieles erkämpft hat, ist ein absoluter Glücksfall. Denn nach dem Denkmalschutzgesetzt hat die Denkmalpflege hier gar nichts zu suchen, es geht ja nicht um historische Substanz. Das ist ein hier immer wieder zutage tretender Irrtum. Nach dem Verständnis der deutschen Denkmalschutzgesetze ist die Denkmalpflege nicht für die Stadtbildpflege, sondern für den Erhalt historischer Substanz zuständig.

  • Wenn Fensterteilung an den Wandfassaden gut funktioniert, verstehe ich nicht, warum das bei einem Dach so viel anders sein soll. Die Argumentation, dass es sich sich bei der Ziegelfläche um eine ruhige, geschlossene Oberfläche handelt, kann man genausogut auf die Fassadenwand zurückspiegeln. Diese Wände bilden mit Ausnahme von größerer Ornamentik auch ruhige und in sich geschlossene Oberflächen, die von ,,schwarzen Löchern gestört" werden. Und was macht man da? Richtig, man unterteilt die Glasflächen bzw. auch Loggias, Toreinfahrten,.... (bzw. hat es eben früher so gemacht).

  • Wenn Fensterteilung an den Wandfassaden gut funktioniert, verstehe ich nicht, warum das bei einem Dach so viel anders sein soll.

    Der Schluss ist verfehlt. Ein Dach ist keine Fassade und unterliegt einer anderen ästhetischen Wertung.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Der Schluss ist verfehlt. Ein Dach ist keine Fassade und unterliegt einer anderen ästhetischen Wertung.

    Ich bin mir da nicht so sicher. Ich habe da mal schnell zwei Vergleiche zusammengestümpert:

    Ich kann mir nicht helfen, aber meinem Eindruck nach funktioniert dort auch die Glasflächenunterteilung.

  • Ich find es schaut höchstens blöd aus, ändert aber fast nichts.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ändert aber fast nichts.

    Ja, das sehe ich auch so, dass der Unterschied nicht ganz so groß ist im Vergleich zu Fenstern in der Fassade. Dass es blöd ausschaut, kann entweder an meinem schlampigen Entwurf liegen, oder dass man den Anblick nicht so gewohnt ist bzw. umgekehrt die großen Scheiben kennt. Aber zu einer Grundsätzlichkeit würde ich das noch nicht erklären. Ich kann mir nur wenige Gründe vorstellen, warum bei der Dachästhetik plötzlich große Glasspiegel im Kontrast zum feingliedrig rauen Material der Ziegel den optischen Eindruck nicht beeinträchtigen sollen. Er wird halt abgemildert durch die Schrägwinkel und damit der Verzerrung, dass es nach weniger Glasfläche aussieht als es ist.

  • Die Haupteingangspforte ist zur Zeit von schwarzer Plane und Sperrholzplatten verdeckt. Ist nicht erkennbar, ob da schon eine Tür eingebaut ist. Die gesamte Fassade zum Steubenplatz hin ist auch noch eingerüstet.

    Kommandantur 6.4.24

    Kommandantur 6.4.24

    Kommandantur 6.4.24

  • Die Haupteingangspforte ist zur Zeit von schwarzer Plane und Sperrholzplatten verdeckt. Ist nicht erkennbar, ob da schon eine Tür eingebaut ist. Die gesamte Fassade zum Steubenplatz hin ist auch noch eingerüstet.

    Kommandantur 6.4.24

    Kommandantur 6.4.24

    Kommandantur 6.4.24

    Wunderschön! cclap:)
    Warum ist eines der Putten-Reliefs sandsteinfarben während alle anderen weiß gestrichen?

    ...bloß daneben deutet sich heimlich still und leise eine Katastrophe an.

    Der Bau daneben (hat was von Sporthalle) ist wie eine schallende Ohrfeige neben dem Plögerschen, als wäre das die Quittung für dessen Schönheit.

  • Sind euch die überaus witzigen beiden Reliefs links aufgefallen? Und ist das Original oder nachempfunden?

    Katastrophe... Echt Leute, müssen es immer die Extreme sein? Ja, der Bau ist nicht toll, aber katastrophal ist noch ein ganz anderes Kaliber.

  • Er meint die beiden linken auf der Ebert-Straße, die wie Platzhalter für nicht dokumentierte Reliefs aussehen.

    Ich würde auch nicht hinsichtlich des Nachbarbaus von "Katastrophe" sprechen. Ich glaub nicht, das dieser im Gesamtquartier besonders auffallen wird. Dieses wird auf eine gewisse unterkühlte Art ganz modern-schick aussehen und sozusagen eine Fassung für die paar Rekos bieten. Nicht mehr und nicht weniger. Wir "müssen ganz andere Sachen aushalten".

    Was wirklich ärgerlich zu sein scheint, ist die Schwächelei des dritten Achteckenhauses. Das musste nicht sein und ist eine vergebene Chance.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.