Potsdam - Neubauquartier III am Alten Markt

  • Diese kritischen Rekonstruktionen sind so gut wie immer eine Enttäuschung, weil sie nichts Halbes und nichts Ganzes sind. Sie wirken entweder wie ein Entstuckungsopfer (wie hier) oder sie wirken wie 90er Jahre postmoderner Kitsch (neues Haus Einsiedel/Sparkasse). Sie kommen nie an die Klasse und vor allem Zeitlosigkeit der Originale ran. Immer eine vertane Chance.

  • Wenn ich den Ort und seine Geschichte nicht kenne würde, würde ich es im Vorbeilaufen (nach Fertigstellung der beiden Blöcke) sofort dem Traditionalismus der Stalin-Ära zuordnen...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Dieser Fasadendekor ist sehr fragwürdig und geschmäcklerisch. Jetzt sieht das Haus so aus, als ob hier ein klassizistisches Haus entstuckt und irgendwann um 1940/50 mit einem damals zeitgenössischen Dekor wieder aufgehübscht wurde. Nur schon die klassizistisch anmutenden Gesimse und die schmalen Fensterumrahmungen passen überhaupt nicht zueinander. Ein anderer Farbanstrich hilft da nicht weiter.

    Diese eigenartigen Brüstungen an den Fenstern des 2. Obergeschosses sollten am besten entfernt und durch irgendwelche Spiegel ersetzt werden, so wie am Haus gegenüber.

  • Das Haus macht eher den Eindruck, dass hier die Baufirma pleite gegangen ist und nun gerade das Gerüst am noch unvollendeten Rohbau entfernt wird. Darauf deuten auch die Schattierungen von Feuchtigkeit unter- und oberhalb der Fensterrahmungen.

  • Die Fassadengestaltung des Visualisierten Siegerentwurfs ist wesentlich hochwertiger als das, was jetzt nach seiner Abrüstung zu Tage getreten ist. :sad:

    Was willst Du von einer Wohnungsbaugenossenschaft "Karl Marx" mit einem gänzlich ungehobelten Präsidenten in Zeiten steigender Baukosten erwarten? Zudem herrscht für die Genossen in Potsdam fast eine zweite Form von Baurecht - da sie vom OB protegiert werden dürfen sich diese fast alles erlauben.

  • Auch auf die Gefahr hin Widerspruch zu ernten muss ich sagen, dass ich mit schlimmerem gerechnet habe. Anders als meine Vorredner bin ich auch der Meinung, dass das Ergebnis besser ist als das Rendering. Gerade das Hauptgesims, wenn auch sehr spärlich angelegt, ist 10x klassischer als diese grobschlächtige Treppzung aus dem Entwurf. Die Spiegel unter den Fenstern des 2. OGs hätte ich kassettiert anstelle dieser kuriosen Ornamentik aus den 50ern.

    Für mein Dafürhalten sind die Hauptkritikpunkte eine fehlende Struktur der Putzplächen (der Vorgängerbau war z.B. gequadert, was hier auch problemlos möglich gewesen wäre), sowie die Farbgebung. Diese erinnert an die Facetten von Schlammtönen der 50er und 60er. Daher auch die Assoziationen mit entstukten Altbauten.

    Im Großen und Ganzen hätte jedoch schlimmer kommen können, was nicht heißen soll, dass es ein adäquater Ersatz für das ursprüngliche Achteckenhaus ist. Allein schon vor dem Hintergrund, dass es im Wettbewerb einen nahezu perfekten Entwurf gab.

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • ^So isses. In der Auswahlkommission waren die Architekten des Gestaltungsrates für Bruno Fioretti Marquez (Platz 1) und bei den Vertretern der politischen Parteien fehlten mal wieder FDP, Bürgerbündnis und AfD, sodass die CDU und die Denkmalpflege mit ihrer Präferenz für den zweiten Platz gegen SPD, Grüne und Linkspartei relativ alleine stand.
    Naja, das Bürgerbündnis hat sich derweil aufgelöst (der Kern ist zur CDU gegangen) aber FDP und AfD wissen immer noch alles besser und kommen dann nicht zu wichtigen Auswahlentscheidungen.

  • Dein Bild zeigt den zweiten Platz, den Nachrücker, der nicht zum Zuge gekommen ist

    Allein schon vor dem Hintergrund, dass es im Wettbewerb einen nahezu perfekten Entwurf gab.

    Das habe damit ausgedrückt. Deine Fotografie zeigt für mein Dafürhalten aber bereits eine Modifizierung des Hauses. Es gibt Veduten die das Haus gequadert darstellen.

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Das Original hatte eine durchgehende Quaderung (aus Putz). Vielleicht wird wenigstens im Erdgeschoss der Putz etwas mehr als Nichts gestaltet. Einziger Vorteil des Neubaus ist, dass im Erdgeschoss die übergroßen Warenfenster zurückgebaut werden.

    Farbphoto von Lobenstein

    koloriert

    Das verbleibende Eckhaus im Quartier IV, welches am geringsten dekoriert war.

    koloriert

  • Der Putz der Erdgeschosszone soll nach meinen Informationen von der Baustelle statt oben Körnung 1mm eine Körnung 3 mm erhalten. Über die Farbe weiss ich noch nichts. Ich glaube kaum, dass man diese Differenz von 3 zu 1 mm als Passant erkennen wird.

    Für mich sehr der neue Bau klar nach Mussolini-Moderne aus. Wenn man die historischen Bauten nimmt und diese immer weiter vergröbert kommt man - wie bei der heutigen Volksbank, die aussieht als käme sie vom Reißbrett Albert Speer - zu diesen Typologie.