Dresden - der Altmarkt

  • Zitat

    Das ist ein "klassischer" Kompromissbau. Weder die Modernisten noch die Bevölkerungsmehrheit werden in Jubel ausbrechen. Ich bleibe dabei, man kann mit ihm leben. Er hat ein Dach und schließt den Platz. So bescheiden bin ich inzwischen.

    So ist es! Irgendwie erinnert mich diese unsere heutige Version des Altmarktes stark an eine etwas Ältere:

    http://www.das-neue-dresden.de/images/2005/hopp2a.jpg

    Und entsprechend ist Dresden auch heute eine Mischung aus ville radieuse und schmerzender Belanglosigkeit!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von "bilderbuch"

    Irgendwie erinnert mich diese unsere heutige Version des Altmarktes stark an eine etwas Ältere:

    http://www.das-neue-dresden.de/images/2005/hopp2a.jpg

    Und entsprechend ist Dresden auch heute eine Mischung aus ville radieuse und schmerzender Belanglosigkeit!

    Immerhin, so ich richtig sehe, hatte dieser ehemalige Entwurf noch Rundbogenarkaden im Erdgeschoss, hätte sich also der gar nicht so schlechten Nachkriegsbebauung besser angepasst.

    Zitat von "Vitruv"

    Das ist ein "klassischer" Kompromissbau. Weder die Modernisten noch die Bevölkerungsmehrheit werden in Jubel ausbrechen. Ich bleibe dabei, man kann mit ihm leben. Er hat ein Dach und schließt den Platz. So bescheiden bin ich inzwischen.

    Bescheidenheit ist eine ehrenwerte Tugend. Auf jeden Fall. Aber zu viel an Bescheidenheit muß man auch nicht üben. Jedenfalls nicht, wenn es um diese zentrale Stelle der Stadt geht.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (15. April 2011 um 04:01)

  • Zitat von "Heimdall"


    Immerhin, so ich richtig sehe, hatte dieser ehemalige Entwurf noch Rundbogenarkaden im Erdgeschoss, hätte sich also der gar nicht so schlechten Nachkriegsbebauung besser angpasst.

    Ich möchte darauf hinweisen, dass der "Entwurf" aus dem Jahr 1946 stammt.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Der Sandstein an der Fassade ist o.k., das Dach für Dresdner Neubauten akzeptabel (wobei ich nur die Ansicht von unten beurteilen kann - wie sieht es von oben aus, verkapptes Flachdach à la Hotel de Saxe oder eine bessere Lösung wie beim Hotel in der Rampischen Gasse?). Aber die Fensterformate sind eine Katastrophe - das ist nichts anderes als ein Affront gegen das alte Dresden. Hier war der Architekt bemüht, Formen zu wählen, die garantiert nicht mit Altbauten, rekonstruierten Bauten oder mit den historisierenden Altmarkt-Zeilen harmonieren, sondern letztere bewußt und in auffälliger Weise ignorieren; daher auch die asymmetrische Gliederung. Auf so eine Haltung spucke ich.

    Insgesamt kann man aber sagen, daß es weitaus schlimmere Bausünden in DD gibt, so daß man den Altmarkt einfach abhaken und sich dem Bereich zuwenden sollte, wo noch einiges richtig (oder auch falsch) gemacht werden kann: Dem Neumarkt.

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Insgesamt kann man aber sagen, daß es weitaus schlimmere Bausünden in DD gibt, so daß man den Altmarkt einfach abhaken und sich dem Bereich zuwenden sollte, wo noch einiges richtig (oder auch falsch) gemacht werden kann: Dem Neumarkt.


    Der Altmarkt ist natürlich perdu (er war es mE fürdem schon spätestens mit diesem ridikülösen Legohaus), und es bleibt in der Tat nichts, als sich vom südl Altstadtgebiet mit Grausen abzuwenden; allein muss konstatiert werden: was ist das für ein erbärmlicher Wiederaufbau, der in Zeiten wie diesen, wo gegenüber den 60er und 70ern Deutschlandweit eine klare Verbesserungstendenz zu sehen ist, in seiner Elendigkeit einzigartig dasteht?
    Hat sich der (architektonisch und ästhetisch letztendlich gescheiterte) Wiederaufbau der DDR auf eine schmale Nord-Süd-Linie beschränkt, so ergibt sich durch das aktuelle Unvermögen der Verantwortlichen eine noch mickrigere Ost-West-Linie. Ein befriedigendes großstädtisches Gefüge wird daraus nie und nimmer erwachsen. Hier wäre der Altmarkt so wichtig gewesen, nicht nur als Verlängerung nach Süden, sondern als Fokus für die gesamte südliche Altstadt, die nun in völliger Belanglosigkeit versinkt und endgültig untergegangen zu sein erscheint.
    Einfach abhaken, wie so einfach gesagt wurde, heißt daher eine Bankrotterklärung für die ganze Innenstadt, die künftig aus einem kleinen Reservat für Touristen entlang der Elbe bestehen wird.
    Auch wenn es einige DDer höchst ungern hören und dagegen auf die Barrikaden gehen werden: man sehe sich als positives Gegenbeispiel bloß Chemnitz' Neue Mitte an - warum war derartiges, also ein Mix aus selbstbewusster Moderne, Kollhoff, erhaltenen Solitären und Stalinbarock hier nicht möglich?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat

    man sehe sich als positives Gegenbeispiel bloß Chemnitz' Neue Mitte an - warum war derartiges, also ein Mix aus selbstbewusster Moderne, Kollhoff, erhaltenen Solitären (Kreuzkirche, Neues Rathaus) und Stalinbarock hier nicht möglich?

    Weil Dresden im Vergleich zu Chemnitz an Selbstverliebheit erstickt...und denkt, auf den alten Lorbeeren ausruhen, reicht für die Zukunft und Dresdens Pracht könnte kein, absolut gar kein noch so hässlicher Neubau einschränken.

    Ich habe hier ein Buch über die Südvorstadt Dresden liegen. Wer sieht, wie diese vor dem Angriff aussah und wie sie es heute tut...dann kommt einem das blanke Entsetzen und Besserung (wie auch, man weiß ja gar nicht..wo man anfangen soll?) ist nicht in Sicht.

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Zitat von "Ursy""

    und es bleibt in der Tat nichts, als sich vom südl Altstadtgebiet mit Grausen abzuwenden

    So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Immer diese Extreme...

    Gerade in der vom Altmarkt aus in südlicher Richtung verlaufenden Seestraße habe ich mich z.Bsp. immer sehr wohlgefühlt.

    Zitat von "Darky"

    Weil Dresden im Vergleich zu Chemnitz an Selbstverliebheit erstickt

    Beste Adresse in der schönsten Stadt... :D

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat

    So schlimm ist es nun auch wieder nicht.


    Offenbar alles eine Frage des Anspruchs.
    Für mich halt indiskutabel, oder wie der Sektionschef schrieb: eine Chuzpe.

    Zitat

    Gerade in der vom Altmarkt aus in südlicher Richtung verlaufenden Seestraße habe ich mich z.Bsp. immer sehr wohlgefühlt.


    Wird wohl am herrlichen Legohaus liegen. Nun ja, suum cuique, wie gesagt wird.
    Stellt sich halt nur die Frage, warum Geld für aufwändige Rekos von komplexen Barockfassaden ausgeben, wenn schon so wenig wie die Seestraße für ausgeprägtes Wohlempfinden ausreicht?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Manche haben hier wirklich jeden Maßstab verloren. Anders kann ich mir nicht erklären wie man, gerade in Bezug auf Dresden, zu solch deprimierenden Ansichten kommen kann. Die Stadt hat in den letzten 20 Jahren mehr als gewonnen. Die dresdener Altstadt war vor '89 noch eine komplette Brache und ist heute doch ein recht ansehnlicher und zunehmend belebeter Ort.

    Alles in allem ist auch der Altmarkt ein - schlagt mich - schöner Platz geworden. Zuvor war er nämlich keiner, sondern eine Schneise, die von zwei Torsi flankiert wurde . Was ihm bis dato fehlte, war die Geschlossenheit. Und da ist die Stärke dieses Baus zu sehen. Er ist nicht gerade ein Highlight. Er zerstört aber auch nicht den Gesamteindruck. Der Stalinbarock am Altmarkt ist aber auch so dominant, dass er gut ohne weitere Kontrapunkte auskommen kann. Insofern erfüllen die beiden Häuser an der Südseite ihren Zweck. Sie geben dem Ort eine gewisse Maßstäblichkeit zurück und knüpfen darüber hinaus Wegebeziehungen in Ost-West-Richtung, die für die Nutzung dieses Stadtraumes essentiell sind. Und das sogar ziemlich einfaltsreich, wie ich finde.

    Klar, als Postkartenmotiv eignet sich die Frontalansicht auf den Block (mit geneigtem Dach) nicht gerade. Aber so erleben die Passanten diesen Bau ja auch nicht. Wer sich aber die Blickbeziehung vonr Altmarktgalerie in die Kreuzgasse vergegenwärtigt wird sehen, dass der Neubau durchaus nette Perspektiven schafft. Und auch die Ansicht aus der Schlossstrasse heraus ist so schlecht nicht.

    2.jpg (image)

  • HalleLuja
    I agree to your point of view. It is simply unbelievable what was achieved in Dresden during the last 20 years. Mistakes have been (and still are) made, but the general picture is very positive. The Altmarkt seems to me to be in the right way to be an enjoying and attractive
    cityspace.

    @Ursus
    Not in the first time, I have the impression that your verdicts are too harsh. If I am not wrong, already before 1945 the Altmarkt was not exactly a harmonious baroque square?

  • Zitat von "ursus polemikus"

    Wird wohl am herrlichen Legohaus liegen.


    Nein, daran liegt es nicht, werther Ursus. Irgendwo habe ich mich schonmal über die Seestraße ausgelassen. Positive Aspekte: Arkaden beiderseits (!), urbanes Raumgefühl, sehr steinern, warme Materialien, Kopfsteinpflaster, farblich aufeinander abgestimmte und stilistisch aufeinander Rücksicht nehmende Fassaden, ... Ich habe einen anderen Anspruch, sehe zudem nicht alles schwarz-weiß und bewerte Architektur nicht abstrakt. Stimmige Ensembles und Raumeindrücke sind mir viel wichtiger, daher kann ich sowohl mit Seestraße als auch Wiener Platz (zum Teil sogar mit der Prager) etwas anfangen. Mir ist die historisierende Seestraße auch sympathischer als die von Dir ins Spiel gebrachte hypermodern-kontrastierende Chemnitzer Innenstadt (so sehr dortige Einzelbauten qualitätvoller sein mögen). Vielleicht erkennst ja auch Du irgendwann, daß Ansprüche nicht nur hoch oder niedrig, sondern ganz einfach auch unterschiedlich sein können...

    Zudem möchte ich Dich zum bestimmt zehnten Mal bitten, mir gegenüber nicht mit diesen lateinischen Phrasen um Dich zu werfen. Ich verstehe das ganz einfach nicht und möchte wissen, was Du mir gegenüber äußerst. DANKE!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    ..., suum cuique, ...

    Zitat von "youngwoerth"

    Ich verstehe das ganz einfach nicht und möchte wissen, was Du mir gegenüber äußerst.

    Jedem das Seine
    Ein alter antike Rechtsgrundsatz und Devise der Preußen.
    Das aber nur themenfremd am Rande.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Danke, Aedi!

    Zitat von "ursus carpaticus"


    Stellt sich halt nur die Frage, warum Geld für aufwändige Rekos von komplexen Barockfassaden ausgeben, wenn schon so wenig wie die Seestraße für ausgeprägtes Wohlempfinden ausreicht?

    Ein komplett rekonstruiertes Altmarkt-Seestraßen-Areal würde ich ganz klar bevorzugen, muß aber deswegen den historisierenden Ist-Zustand nicht gleich hassen. Meine Architekturpräferenzen erschöpfen sich nicht in Reko und Hypermodern.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "Aedificium"

    Jedem das Seine


    Weckt bei mir immer unangenehme Assoziationen mit unserer tiefschwarzen Vergangenheit.
    Aber das nur themenfremd am Rande.


    Finde das NH-Hotel am Neumarkt jetzt doch besser als erwartet. Der ornamentale Alternativentwurf wäre aber deutlich(!) besser gewesen.
    Wo hatten wir Bilder davon?

  • Das ist doch alles imgrunde ein Schmarren, das eine mehr, das andere etwas weniger.
    Immerhin muss man zugestehen, dass nach dem erbärmlichen Legohaus eigentlich nichts mehr zu retten war. Aber dieses gleich zu unterbieten, ist eine, wenn man so will, beachtliche Leistung.
    Zu sagen, dass es in Mittel- bzw Osteuropa keinen misslungeneren Zentralmarkt bzw Hauptplatz gäbe, ginge mE dennoch zu weit. Natürlich sind die Ringplätze aller ober- und mähr.-schlesischen Kohlenstädte dem DDer Altmarkt ungleich überlegen, jedoch gibt es immerhin in der Slowakei einige in etwa gleichrangige Ensembles, wie etwa das Zentrum von Waagbistritz. Was die ostslowakischen Industriestädte wie Humenné, Snína, Medzilaborce u.e.a. betrifft, fiele meine Wahl sogar zugunsten des Altmarktes aus.
    So gesehen ist alles eine Frage des Anspruches. Elb-Waagbistritz oder das 'sächsische Humenné' - warum nicht? Nur 'Florenz' sollte man in Zusammenhang mit DD besser nicht in den Mund nehmen, es sei denn, man will an einem Lachanfall ersticken.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "erbsenzaehler"


    Weckt bei mir immer unangenehme Assoziationen mit unserer tiefschwarzen Vergangenheit.
    Aber das nur themenfremd am Rande.

    Ach nee mit "Zum Kwikwe" oder "Jedem det Seine, mir det Mehrste" meinte der olle Fritz doch nur, daß jeder nach seinem façon selig werden sollte oder anders gesagt: Religionsfreiheit.

    Auch heute in unseren Gesellschaften wieder ein hochaktuelles Thema!

    @Ursus: Elb-Waagbistritz :huepfentuerkis:

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • @Ursus: Du hast meine Antworten glatt vollständig übergangen, stattdessen schreibst Du haargenau dasselbe wie zuvor. Da kann man sich die Mühe nun wirklich sparen. :augenrollen:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!