Frankfurt a. M. - Paulskirche

  • Paulskirche - Sanierung erst 2023

    Die Paulskirche soll erst nach der 175-Jahr-Feier am 18. Mai 2023 saniert werden.

    Im Auftrag des Baudezernats, stellte das Architekturbüro Meixner Schlüter Wendt eine Machbarkeitsstudie zum Demokratiezentrum vor. Dabei gibt es mehrere Varianten. Für uns, als Rekonstruktionsfreunde, ist sicher diese Aussage wichtig:

    (...) Die zweite mögliche Variante (Entwurf B) sehe ein Gebäude entlang der Neuen Kräme vor. Dort stand von 1840 bis 1952 die Alte Börse, deren Grundrisse der Entwurf aufgreife, führte Architektin Claudia Meixner aus. Allerdings verfolgten die Architekten nicht die Idee, die Alte Börse zu rekonstruieren. Vielmehr sieht das Entwurfskonzept viel Glas und ein durchlässiges Erdgeschoss vor, um die Besucher zum Paulsplatz zu führen. (...)

    Da hoffe ich mal, daß dieses Büro nur für die Studie verantwortlich war, und nicht wirklich bestimmt, was am Ende gebaut wird.

  • Das ist natürlich ein schlechter Witz. Statt die Alte Börse wieder aufzubauen, ein Gewächshaus vor die Paulskirche zu setzen kann nicht wirklich ernst von dem Architekturbüro gemeint sein. Respektloser kann man mit diesem Ort wohl kaum umgehen.

    ...

  • Allerdings ein schlechter Witz. Die wollen offenbar nicht nur den Platz für die Eiscafé-Tische mit dem Gewächshaus bebauen, sondern ihre Glasvitrinen auch noch wild auf dem Platz verteilen und vor die Fassade der historischen Kämmerei stellen.

    Nie und nimmer passiert das, Jungs. Ihr werdet einen Sturm der Entrüstung ernten, den ihr Euch noch nicht vorstellen könnt. :zwinkern:

  • Eigentlich sollte jetzt schleunigst der Altstadtverein ein Gegengutachten in Auftrag geben mit mehreren Varianten: Rekonstruktion Paulskirche alleine, evtl mit Unterbringung einer kleinen, feinen Demokratieausstellung in einem (u.U. neu auszuhebenden) Kellergeschoss, eine Variante mit Rekonstruktion Paulskirche und Rekonstruktion Börse, eine Variante mit Rekonstruktion Paulskirche und die Börse als größeres Demokratiezentrum und angepassten Neubauten an der Kräme (u.U. Nutzung Nachbargebäude Börse als zusätzliche Wirtschaftsräume des Demokratiezentrums) und eine Variante Rekonstruktion Paulskirche, Börse und Rekonstruktion Häuser an der Kräme. Aufzeigen Finanzierungstöpfe für Rekonstruktion, z.B. Städtebauförderung, Einnahmen aus evtl Vermietung Läden, Wohnungen der Häuser an der Kräme etc. Prominente Unterstützer gewinnen, Aufzeigen des Erfolgs nebenan in der Altstadt, Bedeutung einer rekonstruierten Paulskirche, erste Visualisierungen und halbwegs seriöse Kostenabschätzungen. Wenn man etwas vorlegen will und Rekogegnern den Wind aus den Segeln nehmen will fängt man schon mal an belastbare Pläne für die Rekos (mindestens der Paulskirche) zu erstellen, die dann aufzeigen können, ja es ist möglich und bei einer Entscheidung pro Reko als Sachspende eingebracht werden können, analog Berliner Schloss.

  • Neugestaltung der Paulskirche : Ein unmoralisches Angebot

    https://www.faz.net/aktuell/feuill…t-17071841.html

    Hinter Bezahlschranke. Somit ein Zitat daraus:

    Bemerkenswerterweise gehören zu den Verächtern der Paulskirche in ihrer Nachkriegsgestalt nur wenige Frankfurter, und zwar unter den Bürgern wie in der Politik. Die Fraktionen im Römer und die Mitglieder des Magistrats haben beinahe einstimmig für die Wahrung der jetzigen Gestalt gestimmt. Zu den Ausnahmen gehört eine konservative Gruppierung namens BFF. Und dann ist da noch Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), der lange laviert hat. Es ist vor allem ein Punkt, der Feldmann am Ist-Zustand stört, und wieder kommt der Begriff ins Spiel, den auch Münkler, Hütter und Schmal benutzen, nur in einem negativen Sinn. Es ist die „Erhabenheit“ des Redners am steinernen, kanzelartigen Pult, die das Stadtoberhaupt nach eigenem Bekun den irritiert. Dieses Unbeha gen am Herausgehobensein kennen auch andere Redner. Die Tradition des Ortes, die Leere des Raumes – man muss mit einem großen Selbstbewusstsein und mit Vertrauen in die eigenen rhetorischen Fähigkeiten gesegnet sein, um die Paulskirche auszu füllen. Vom gesprochenen Wort lenkt hier nichts ab. (...)
    Nur zwei Dinge aus den Tagen der Nationalversammlung haben sich erhalten: eine Parlamentsglocke und das riesige Transparent der Germania, das der Nazarener Philipp Veit in Eile gemalt hatte, damit es über dem Sitz des Präsidiums aufgehängt werden konnte; es befindet sich heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Wer eine authentische Paulskirchen-Erfahrung wünscht, müsste dann auch die Frage beantworten, wie er es mit der Germania hält. (...)Außerdem soll dort Bildungsarbeit zur Extremismusprävention und Stärkung der Demokratie geleistet werden (...)

    Dazu vier Anmerkungen:

    1. Bemerkenswert ist also, dass den Moderne-Verfechtern a la Cachola Schmal auch die jetzige Fassung der Paulskirche noch zu viel "Erhabenheit" ausstrahlt. Dass sich ein Feldmann aber wirklich daran stört, dürfte vorgeschoben sein. Auch z.B. das Rednerpult im Frankfurter Stadtparlament hat einen Kanzel-artigen Charakter. Er ist so etwas also gewohnt.

    2. Wenn mehr vom gesprochenen Wort einer Rede ablenken soll, böten sich in heutiger Zeit viele Möglichkeiten. Man könnte z.B. hinter dem Pult einen Bildschirm installieren, über den die aktuellen Börsenkurse laufen, unterbrochen von Promi-News. Auch Twitter-Meldungen böten sich an, um die nötige Ablenkungsathmosphäre zu schaffen.

    3. Wie man es mit der Germania hält? Ganz einfach, die Germania ist wundervolles Symbol unseres Landes. Sie gehört - zur Not als Kopie - in die Paulskirche. Das wird Matthias Alexander natürlich als Antwort weder erwarten noch gefallen. Vermutlich wollte er an die Selbstzerknirschtheit der deutschen Bedenkenträger appellieren.

    4. Was unter "Bildungsarbeit zur Extremismusprävention und Stärkung der Demokratie" zu verstehen ist, dürfte unter der Ägide der aktuelle Regierenden klar sein. Naheliegende Objekte wie das Klapperfeld oder die Au in Frankfurt werden dort garantiert nicht mit einer kritischen Zeile erwähnt.

  • Rational zu erklären ist das alles nicht. Ich habe nach 30 Jahren Einheit festgestellt, dass ich endlich in Worte fassen kann, was mir seit dieser langen Zeit immer wieder aufgefallen ist: Es gibt sehr viele Persönlichkeitsstörungen in unserer Gesamt-Bevölkerung (maligner Narzissmus, Projektionsstörungen, Bindungsstörungen, Wahrnehmungsstörungen, Asoziales Verhalten, ganz ausgeprägt sind Angststörungen. Alles eine Folge der Weltkriege - bei Angststörungen direkt einsichtig, bei Narzissmus teils eine Folge von Verwöhnung durch Schuldgefühle, teils durch Angstgefühle der Eltern. Bindungsstörungen sind zumeist bedingt durch fehlende Empathie der Eltern oder verwirrendes ambivalentes Verhalten, welches das Kind verunsichert. Auch logisch nach 5 Jahren Bombenkrieg. Was folgte war Schweigen. Scham und Schuld wurden verdrängt. Viele Menschen der Kriegsgeneration erkranken an Demenz, Parkinson und Alzheimer, die schlechte Mundhygiene der Nachkriegsjahre in Kombination mit ungelösten und unaufgearbeitenen Traumata.

    Projiziert man diese ganzen pathologischen Verhaltensmuster auf die Unerklärlichkeit der Ablehnung von Schönheit wird deutlich, das starre Festhalten am Hässlichen ist eine Folge von Angst. Angst vor der Vergangenheit, vor der Einordnung, vor der Energie der erkrankten Psyche, die den Rest an Integrität der jeweiligen Person zerstören könnte. Deshalb wird unter Schutz gestellt, deshalb wird die Argumentation so lange verbogen, bis sich die Balken biegen. Es darf nicht sein, was nicht sein darf. 75 Jahre sind seit der Stunde Null ins Land gegangen. Eine lange Zeit, aber im Durchschnitt nur eine Generation weiter. Mit all ihren Schäden und Verletzungen. Mustern aus Traumata der Mutter oder des Vaters, direkt projiziert auf die Kinder. Erst nach 3 Generationen dürften die meisten Projektionen überwunden sein. Deshalb habe ich mittlerweile Verständnis für die Vorgänge, aber eigentlich ist es pathogisches Verhalten.

  • Danke Goldstein. Eines fehlt noch: Das "Stockholm Syndrom". Auch sehr ausgepraegt heute.

    Man ist zwiegespalten: Auf der einen Seite will man die Demokratie hochjubeln, andererseits

    will man aber nicht die damalige Situation aufzeigen. Auch hier duerfen Aengste eine Rolle spielen.

  • "Goldstein", ich vermute, dass das nicht die einzige Erklärung ist, aber sicherlich als Teil-Erklärung richtig.

    "Bohnenstange" führt einen weiteren Aspekt an - Stockholm-Syndrom. Das liegt natürlich auch daran, dass man für die Selbstverleugnung uns Selbstverzwergung belohnt wurde, während man für die aggressiven Versuche der Selbstbehauptung und Selbstüberhöhung hart bestraft wurde. So werden Reaktionsmuster im Unbewussten abgespeichert. Das geht das bis zur Architektur oder zur "Germania"-Figur. Was auf das Eigene und die Tradition in positiver Weise verweist ist in dieser Logik ein historisch widerlegter Irrweg. Was den Anschluss an eine internationale und möglichst ahistorische Moderne feiert, wird mit kleinen Leckerlis belohnt.

    Und das pflanzt sich insofern in Teile der jungen Generation fort, weil diese in diesen Verhältnissen aufgewachsen ist, nichts anderes mehr kennt, die Historie zunehmend Comic-haft verkürzt aufnimmt und ohnehin unter diesbezüglich starken Wissen- sowie Differenzierungsdefiziten leidet.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (27. November 2020 um 23:10)

  • Frankfurts OB Peter Feldmann im FAZ Interview: "Die Stadt hält an den Beschlüssen fest, die Paulskirche in der von Rudolf Schwarz und anderen in der Nachkriegszeit geschaffenen Form zu sanieren. Das ist die Aura, die wir uns vorstellen. Nüchterne Formsprache, aus der eine neue Bescheidenheit spricht, als bewusster Gegenentwurf zum Gigantismus der Nazi-Diktatur."

    Hab ich was verpasst? Stammt die Paulskirche aus der Nazizeit?

    ...

  • Dort ist nichts, aber gar nichts verstanden worden.

    Die Paulskirche steht für 1848 und nicht für 1949.

    Man fährt doch nicht an den Geburtsort der Demokratie in Deutschland und schaut sich Geschichtskitsch an.

    Im Prinzip ist der 1949er Stil sogar demokratiefeindlich, weil er das Gewesene völlig negiert und sich dessen schämt.

    Stattdessen wird einer BRD gehuldigt, die Homosexuelle aus dem KZ als zu Recht dort inhaftiert sah und dann direkt ins Gefängnis gebracht hat. Deren Richter, Architekten und Politiker zum großen Teil Altnazis waren. Das ist die Aura, die sich Feldmann vorstellt. Widerlich.

  • Das sind keine Argumentationen mehr, sondern eine bundesdeutsche Form von Gottesdienst. Solange der Zustand der Vorkriegsstädte in direkten Schuld-Zusammenhang mit dem Holocaust gestellt wird und diesen ‚steinernen Zeugen‘ eine Mitschuld am Nationalsozialismus unterstellt wird, ist eine Entpolitisierung des Themas Rekonstruktion nicht möglich. Ich danke dem CDU-Mann für diese Ehrlichkeit, die jedem die letzte Illusion darüber raubt, dass es sich bei dem Widerstand gegen Rekonstruktionen um rein ästhetische Fragen handelt. Es ist eine kollektive Bußübung. Deutsche Städte dürfen nicht schön werden, weil damit rückwirkend die historische Schuld ungeschehen gemacht würde und die rekonstruierte Lebensumwelt eine Wiederholung dieser Geschichte wahrscheinlich macht (dieser irrationale und im Magischen verhaftete Gedankengang lässt sich nur „theologisch“ verstehen). Nur darum geht es. Alles andere (wie Probleme im Baurecht, angeblich „demokratische Findungsprozesse“, Jubelarien auf potthässliche Modernistenbauten und was es derlei noch gibt) sind vorgeschobene Ausreden, die die eigentlichen Gründe verschleiern sollen und den teils irrationalen, teils sadistischen Motiven eine sachlich-nüchterne Grundlage geben sollen.

  • Soll das Kunstwerk „Germania“ in die Frankfurter Paulskirche?

    https://www.fr.de/frankfurt/soll…e-91110584.html

    Wenn die "Frankfurter Rundschau" so etwas rhetorisch fragt, liegt die Antwort auf der Hand: "Selbstverständlich nicht." Um das für den letzten Dummen aber nochmals deutlich zu machen, wurde ein Kommentar nachgeschoben, der sich gegen eine "politische Instrumentalisierung" wendet (welche natürlich nicht beklagt würde, wenn der Vorschlag von einer anderen Partei gekommen wäre).

    Kommentar

    „Germania“-Debatte in Frankfurt: Kunst nicht instrumentalisieren

    https://www.fr.de/frankfurt/germ…n-91110574.html

  • Der Kommentar von Florian Leclerc in der Frankfurter Rundschau zeigt mal wieder, wie krank Deutschland ist. Er distanziert sich sogar von gesprengten Ketten - traditionelles Symbol für gewonnene Freiheit - und von der Nationalflagge. Und für diese gestörten deutschen Befindlichkeiten bemüht er die "internationalen Gäste", die angeblich ein Problem mit der Germania haben könnten. Nein, es sind nur verkrampfte Deutsche, die ein Problem haben.

    Dann wollen wir mal die Germania von Philipp Veit für unser Forum "instrumentalisieren". Die Aufnahmen entstanden an einem 3. Oktober. Das ist unser Nationalfeiertag.

    Nürnberg, die Germania von Philipp Veit im Germanischen Nationalmuseum (Foto: Ziko van Dijk, 3. Oktober 2017, CC-BY-SA-4.0)

    Nürnberg, die Germania im Germanischen Nationalmuseum (Foto: Ziko van Dijk, 3. Oktober 2017, CC-BY-SA-4.0)

    Nürnberg, die Germania (Foto: Ziko van Dijk, 3. Oktober 2017, CC-BY-SA-4.0)

    Nürnberg, die Germania (Foto: Ziko van Dijk, 3. Oktober 2017, CC-BY-SA-4.0)

    Nürnberg, die Germania (Foto: Ziko van Dijk, 3. Oktober 2017, CC-BY-SA-4.0)

    Mit Eichenlaub im Haar. Einfach schön! Für die Paulskirche sollte man aber eine Kopie anfertigen. Dass dies möglich ist, beweist das Haus der Geschichte in Bonn.

    Bonn, Kopie der Germania und ein Modell der Paulskirche im Haus der Geschichte (Foto: Ziko van Dijk, 5. Februar 2015, CC-BY-SA-4.0)

    In Tschechien wurde übrigens im vergangenen Jahr 100 Jahre Nationalflagge gefeiert.

  • So viel Dummheit in einem Artikel...

    Unglaublich. So kann man natürlich auch demokratische Symbole durch den Dreck ziehen. Kein einziger Ausländer wird sich bei der Germania etwas so negatives denken. So viel wie der da reininterpretiert, könnte er ja glatt Deutschlehrer sein.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland