Beiträge von zeitlos

    Bemüht und doch nicht zu Ende gedacht, das Beispiel aus Eppingen. Während die Dachziegel natürlich altern, also bestenfalls patinieren, wird das im Falle der roten PV-Anlagen wohl nicht in dieser Form geschehen. Das wird verschwiegen oder zumindest wird dieser Punkt in der Verlinkung nicht thematisiert. Dem ersten Eindruck nach gut gemeint ist nicht automatisch gut gemacht. Das Beispiel ist kein adäquater Ersatz für historische Ziegeldächer und auch keine Lösung für die Dachlandschaften der alten Stadt- und Ortskerne. Abgesehen davon wird der Kunde mehrheitlich nach der tatsächlichen Effizienz und den Kosten im Vergleich zur günstigsten Variante für ein durch die Politik verursachtes Problem fragen.

    Und ich widerspreche auch dahingehend, dass hier mehr Bewusstsein für den Verlust herrscht als in Deutschland. Das ist in meinen Augen absurd. Hier wird es NIE eine Rekonstruktion geben. Undenkbar. Weil alles ja so gewollt war.

    Den besonderen Fokus auf die Heimatstadt, in deinem Fall die kritische Sicht, kenne ich. Die baulichen Verluste historischer Bausubstanz, die Du und Heinzer beschreiben, betreffen die innere Altstadt wie die der Vorstädte innerhalb der ehemaligen Festungsanlagen.

    Dieser bauliche Druck wie er von mir bezeichnet wird, äußert sich sichtbar in der Industrialisierung der äußeren Arealen und entspricht jenem Basler „Fortschritts“-Denken, das sich als Rückkoppelung in den Altstadtarealen niederschlug.

    Damit ist aber keine meiner Aussagen und Fragen widerlegt bzw beantwortet.

    Ich erwähne auch nichts von einem vermeintlichen „Bewusstsein über den Verlust“, dem du hier widersprechen möchtest. Das sehe ich in Basel auch nicht.

    Ich schreibe hingegen von, übrigens schweizweit ersichtlich, vorbildlicher Instandsetzung vorhandener, traditioneller Bausubstanz sowie ganzer Ensembles, von denen es entgegen von Heinzers Fotos glücklicherweise zahlreiche hervorragende Beispiele in Basel gibt und diese sind von einer Qualität und einem Gestaltungsvermögen wie es in Deutschland leider fast gänzlich abhanden gekommen ist. Ich empfehle dazu beispielsweise nochmal einen Blick in die Galerie von Fachwerkliebhaber über Allschwil.

    Zitat

    Sieht so das Zentrum einer Stadt aus, die keinen einzigen Bombentreffer abbekommen hat? Das hat selbst Westdeutschland besser hinbekommen. Auf dem letzten Foto muss jedes einzelne alte Haus abgerissen worden sein.

    Das hat Westdeutschland nicht. Ich empfehle beispielhaft die Galerie zu Schömberg, eine westdeutsche Kleinstadt. Dort werden und sind Häuserzeilen ohne Bombentreffer radikal ausgelöscht worden. Zur Ehrlichkeit gehört ebenso, dass Basel als Industriestandort baulich einem hohen Druck ausgesetzt ist, es aber trotz der berechtigten Kritik mittels der hier einseitigen, bildlichen Auswahl in den verschonten Bereichen (!) für eine Stadt dieser Größe und den Rahmenbedingungen eine für die Schweiz typische Qualität im Umgang mit traditioneller, historischer Bausubstanz kennt und pflegt, nach der man in Westdeutschland weitgehend vergeblich sucht.


    Zitat

    Wir waren dann später noch näher im Kern und da gibt es natürlich einmalige Straßen und Blicke, am Rhein entlang - aber selbst der Marktplatz ist nicht "sauber", sondern von mindestens zwei auch noch echt hässlichen Neubauten gesäumt, erneut ja völlig ohne Grund, da nichts kaputt war.

    Interessant, was ist denn der Grund für die zahllosen, verhunzten Marktplätze mit hässlichen Neubauten - ohne Kriegseinwirkungen - in Deutschland?

    Ich finde die Entwicklung insofern pikant, weil gleichzeitig viele alte Gebäude aus den Denkmallisten herausfallen, und weil die Finanztöpfe sowie die Kapazitäten der Verwaltung ja nicht unbedingt größer werden, bleibt automatisch jedem einzelnen Objekt weniger. Auch dürften solche riesigen Bauten deutlich höhere Summen verschlingen, als irgendein Altbau. Und ich hoffe es wird klar, dass die Funktürme hier nur als gut isolierbarer Stellvertreter stehen für all die Nachkriegsbauten, die nun verstärkt in die Denkmallisten Einzug halten. Da verschiebt sich recht klar der Fokus, und leider - so zumindest mein Urteil - nicht dahingehend, dass die stadtbildverträglichen Bauten an vorderster Stelle stehen.

    So auffällig wie voreilig die Zeitzeugen des Modernismus unter Denkmalschutz gestellt werden, geschieht die Aberkennung desselben für Gebäude des traditionellen Bauens. Jüngstes Beispiel: Historisches Schömberger Rathaus

    Welcher normale Mensch kommt denn auf solche abwegigen Ideen? Mich wundert fast, dass der nicht auch fordert, die Burg abzureißen, …

    Es ist das selbe Argumentationsmuster wie es im aktuellen Fall des Schömberger Rathaus von der dortigen Verwaltung und dem kompletten Gemeinderat herangezogen wird. Was für Nürnberg die Burg, das Opernhaus,… ist für Schömberg das denkmalgeschützte Rathaus. Dass eine Sanierung auch bei einem Neubau über kurz oder lang fällig wird und der Aspekt der Wirtschaftlichkeit daher als Totschlagargument unredlich ist, wird abgesehen von der Kulturvernichtung von solchen Leuten außer Acht gelassen.

    Nachtrag:

    Von einer "Gestaltungssatzung" ist nach Rücksprache in Schömberg nichts bekannt. Sofern es eine gibt, hat sie bisher keine Wirkung und unzählige Bausünden im Bereich Altstadt/Marktplatz zugelassen.

    Im Ortsrecht der Stadt Schömberg (https://www.stadt-schoemberg.de/politik-verwal…haus/ortsrecht/) ist das Instrumentarium einer Gestaltungssatzung nicht aufgeführt. Die gelistete "Sanierungssatzung" trifft über Gestaltungsaspekte ebenfalls keine Aussage.

    Auf die ausschließlich kritischen Kommentare des Instagram-Auftritts der Stadt Schömberg zum beabsichtigten Abbruch des historischen Rathaus, kommt eine Reaktion der Stadt in einem äußerst schwachen Kommentar:

    Zitat
    Viele Kommentare zum Abbruch des denkmalgeschützten Rathauses befassen sich mit Frage, wie sieht ein neues Gebäude aus? Hierzu ist zu sagen, dass es in Schömberg eine Gestaltungssatzung für den Altstadtkern gibt deren Verpflichtungen, denen sich selbstverständlich auch die Stadt bei Bauvorhaben zu unterwerfen hat, von vornherein Bausünden verhindern. Überdies haben die bisherigen Diskussionen schon erbracht, dass im notwendigen Wettbewerbsverfahren auch bislang gestalterische Elemente wie Dachreiter, Rathausuhr etc. wieder Verwendung finden können. Gemeinderat und Verwaltung ist wohl bewusst dass mit der Aufgabe Neubau Rathaus ein hohes Maß an stadtgestalterischer Verantwortung übertragen ist - wir wollen dieser auf jeden Fall gerecht werden!

    Die Verantwortlichen dieser Zeilen leiden offensichtlich an Realitätsverlust. Die Reaktion der Stadt erscheint mir als blanker Hohn und spottet jeder Beschreibung der Tatsachen. Spätestens nach Durchsicht des Altstadtrundgangs, den Fachwerkliebhaber gepostet hat, wird jedem Betrachter das Ausmaß der Schömberger Baupolitik vor Augen geführt.

    Von einer "Gestaltungssatzung" ist nach Rücksprache in Schömberg nichts bekannt. Sofern es eine gibt, hat sie bisher keine Wirkung und unzählige Bausünden im Bereich Altstadt/Marktplatz zugelassen.

    Entlarvend ist auch das Wörtchen "können" bezüglich einer Wiederwendung von Rathausuhr und Glockentürmchen (Dachreiter) im Rahmen des angekündigten Wettbewerbsverfahren.

    Gemeinderat und Verwaltung lassen mit ihrer Baupolitik, dem Drängen auf Aufhebung des Denkmalschutzes und der Abrissforderung des Rathaus die beschriebene "stadtgestalterische Verantwortung" gegenüber dem Schömberger Stadtbild vermissen. Bürgervertretung und Verwaltung sind mit dieser ihr übertragenen Verantwortung gleichgültig umgegangen und ihrer Aufgabe nicht gerecht worden. Es ist auch nicht zu weit gegriffen, hierbei von einem kompletten Versagen zu sprechen.

    Stadtbild Deutschland e.V. Regionalverband Zollernalb hat einen Artikel auf seiner Facebookseite zur Abrissgenehmigung des Schömberger Rathaus erstellt, in dem Position zur Aufhebung des Denkmalstatus bezogen wird. Der Artikel kann hier vollständig nachgelesen werden:

    Facebook

    In den Kommentaren ist das Schreiben des Vereins aufgeführt.

    Bitte nach Möglichkeit teilen.

    Majorhantines

    Ich hatte deine Zeilen hingegen dahingehend verstanden, dass aus deiner Sicht ohnehin nur die modernistische Lösung infrage käme. An dem Punkt machte eine weitere Diskussion wohl keinen Sinn. Ich muss dich ja nicht vom Gegenteil überzeugen. Indes hattest Du tatsächlich keine Idee/Entwurf vor Augen wie eine traditionelle Lösung aussehen könnte. In dem Fall ist mir Civitas fortis zuvorgekommen und mit dieser beschreibenden Hilfestellung konntest Du dir ein Bild machen und selbiges visualisieren. Zum Ergebnis: Ob der Giebel überhaupt von Relevanz oder zumindest in dieser Form angebracht ist, darüber kann man natürlich streiten. Ich sehe ihn wenn, dann mit der Fassade bündig, so dass das vorspringende Dach an dieser Stelle unterbrochen wäre. Ein Detail fiel mir noch auf: die Dacheindeckung. Hier wäre entsprechend der ursprünglichen Situation eine farblich lebendige Dachhaut passender, auf die in der Schweiz anders als in Deutschland noch Wert gelegt wird.

    Wie gefällt Dir denn nun selbst diese traditionelle Lösung gegenüber der modernistischen Ausführung?

    Majorhantines

    Von einer Unterbringung von zwei Geschossen im ursprünglichen (!) Dach war nicht die Rede. Das habe ich nicht geschrieben.

    Doch sofern ein neues Dach nutzungsbedingt ein höheres Volumen erzeugt, gibt es keine Notwendigkeit auf eine formal modernistische Lösung wie hier geschehen zurückzugreifen.

    Ernsthaft: Fällt es Dir so schwer anstelle dieser unpassenden Dachform eine traditionelle Gestaltungslösung unter Einhaltung der geforderten Geschosse vorzustellen?

    Die Seitenansichten sind umso bitterer.

    Die ursprüngliche Dachform mit ihren zurückhaltenden Gauben war angemessen. Selbst bei einer nutzungsbedingten Erhöhung wäre eine klassische Dachkonstruktion denkbar und möglich gewesen. Aber es musste leider auch hier der ideologische, modernistische Bruch vollzogen werden. Das unpassende Material der Dacheindeckung sowie die Dachflächenfenster tragen ihr Übriges bei.

    Meinem Eindruck nach entsteht auch aus der Fußgängerperspektive bei dieser Dachkonstruktion ein Unbehagen, so als ob das Dach nach vorne hin wegklappt. Ein unnötiger, modernistischer Gag. Insofern „funktioniert“ es nach menschlichen Maßstäben eher nicht.

    Um einmal die „Begründung“ zur Aufhebung des Denkmalschutzes in den Fokus zu nehmen:

    Wer kennt vergleichbare Vorgänge, die wegen Schiefer im Baugrund und daraus resultierenden Sanierungskosten zur Beseitigung der Denkmaleigenschaft eines Gebäudes und infolge zum Abbruch führten?

    Die Art der Begründung lässt auch Fragen offen, warum dieses wie andere Schömberger Gebäude auf dem Bergsporn der Altstadt mit Baudatum um/nach 1750 solange dem Schiefergrund standhalten konnten und wie kann garantiert werden, dass der Baugrund für den angedachten Neubau nicht erneut zum Problem und somit zum noch teuren finanziellen Fiasko für die Stadt wird?

    Flankiert wird die Durchsetzung des Abbruchs vom bis dato denkmalgeschützten Rathaus leider auch durch die üblichen, im Ausdruck gleichgültigen Aussagen:

    Zitat

    Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Diese alten Buden kann man aber betrachten wie man möchte. Die werden nicht schön.

    oder

    Zitat

    Der Schaden hält sich aber sehr in Grenzen. Schön ist ja Schömberg nirgends.

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