Das Brandenburger Tor hat mit der Friedlichen Revolution in der DDR und mit dem 9. November 1989 nichts, wirklich nichts zu tun. Das Brandenburger Tor wurde erst am 22. Dezember 1989 geöffnet. Es war damit so ziemlich der letzte Ort an der innerdeutschen Grenze, an dem die Mauer fiel. Die erste Grenzöffnung gab es am 9. November auch nicht in Berlin, sondern am Grenzübergang Helmstedt-Marienborn. Es war eine Mutter mit ihrer Tochter, die spontan von Magdeburg mit dem Auto losfuhr, als erste an dem Abend durchkam und Helmstedt oder auch Braunschweig besuchte. Da veränderte sich über Nacht die Geografie. Und mit dem eigenen Kind einfach mal rüberfahren und wieder zurück - das war unglaublich.
Reagan hatte in seiner Berliner Rede 1987 Gorbatschow aufgefordert, die Mauer niederzureißen und das Tor zu öffnen. Es war aber nicht Gorbatschow, der die Grenze öffnete, sondern die Volksbewegung in der DDR. Die "Mauerspechte" waren eine sekundäre Erscheinung. Entscheidend waren die Montagsdemonstrationen in Leipzig und anderen Orten. Entscheidend war die Etablierung der Bürgerbewegung und die Bildung von Runden Tischen. Auf friedlichem Wege wurden die Machtverhältnisse radikal verändert. Deshalb war es eine friedliche Revolution. Daran und nicht nur an die Wiedervereinigung soll das Denkmal vor dem Schloss erinnern. Ein Standort auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag wäre unpassend, weil der in Westberlin liegt.
In Leipzig spielt das Gedenken an die Friedliche Revolution eine große Rolle. Seit 1999 gibt es die Nikolaisäule auf dem Nikolaikirchhof als Denkmal. Dann gibt es die Nikolaikirche als historischen Ort. In der Innenstadt gibt es an verschiedenen Schauplätzen Infostelen, die über Ereignisse im Herbst 89 informieren. In der Dauerausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums im Alten Rathaus wird der Herbst 89 recht umfangreich behandelt. Seit 2009 wird jedes Jahr am 9. Oktober das Lichtfest gefeiert, bei dem Tausende Menschen die entscheidende Montagsdemonstration auf dem Innenstadtring nachstellen. Pläne für ein größeres Denkmal auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, der offiziell den Beinamen "Platz der Friedlichen Revolution" trägt, wurden kontrovers diskutiert und bislang nicht umgesetzt.
Auf der für Berlin geplanten Schale sollen die beiden Losungen stehen: "Wir sind das Volk!" und "Wir sind ein Volk!" Das Ganze auf dem Sockel eines Nationaldenkmals, das für die Vereinigung der Deutschen von oben stand, und vor dem Humboldt Forum, in dem es "Völkerkunde" gibt, aber auch ein Museum des Ortes. Ganz so schlecht, wie das Denkmalskonzept von einigen bewertet wird, ist es, meine ich, nicht.
Die wirkliche Gefahr für das Umfeld des Schlosses geht von den Plänen für eine Badeanstalt im westlichen Lustgarten aus.