Stuttgart - Das alte Stuttgart - und Vergleiche

  • Oh nein :schockiert:

    Wie es aussieht, steht dem Abriss des Hotel Silber nun nichts mehr im Wege:

    Zitat

    Donnerstag, 23. Dezember 2010 um 22:44
    Stuttgart reißt ab

    "Das ehemalige Hotel Silber, eines der wenigen Häuser, die Stadtgeschichte als Kontinuum im Zusammenhang mit allen anderen historischen und kulturellen Phänomenen begreifen lassen, wurde flugs zum Abriss frei gegeben, damit die (ohnehin zu vielen) Quadratmeter im Neubauprojekt "Da Vinci" beieinander kommen."
    Dieses Zitat aus dem Artikel "Stuttgart reißt ab" des "german-architects.com eMagazin" ist nur eine der kritischen Bemerkungen, die die Autorin über den Umgang der Stadt Stuttgart mit ihrer Architektur macht.


    Quelle und Artikel bei German Architects

  • Als wäre nichts gewesen wird nach dem Stuttgart 21-Debakel unbelehrbar mit dem schändlichen Tun einfach weitergemacht. Wann kommt diese Stadt endlich zur Besinnung? :traurigboese:

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Ich habe ja schon im München-Strang auf Stuttgart hingewiesen, aber wenn ich das so lese, überrascht es mich nicht mehr. Es bringt nichts über diese Stadt zu diskutieren, diese Stadt ist architektonisch sowieso schon am Abgrund. Wir sollten unser Augenmerk auf andere deutsche Städte richten, nämlich die, denen ihre Stadt nicht so gleichgültig ist. Man sollte mal eine Stuttgarter Delegation nach Görlitz oder Quedlinburg schicken, um ihnen zu zeigen was eine echte Stadt ist. Und die Kölner können sie auch gleich mitnehmen.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Wir sollten unser Augenmerk auf andere deutsche Städte richten, nämlich die, denen ihre Stadt nicht so gleichgültig ist. Man sollte mal eine Stuttgarter Delegation nach Görlitz oder Quedlinburg schicken, um ihnen zu zeigen was eine echte Stadt ist. Und die Kölner können sie auch gleich mitnehmen.

    haha, schön pointiert formuliert. :wink::thumbup: Stuttgart und z.B. [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] haben beide den gleichen Nachteil: Dort sitzt eine Menge Geld, den Leuten ging es bereits in den 50er Jahren bereits wieder so gut dass viele Leute ins Krankenhaus mussten - wegen Überfressung. Kein Scherz, sondern Realität.

    Die Schwaben schaffen gerne, die Früchte ihres Erfolges seien ihnen auch gegönnt. Dieser extreme Wohlstand hat aber m.E. nach eine Schattenseite, und zwar dass den Leuten das eigene Haus im Grünen, das Auto, die Gehalts-erhöhung und eben das Vollfressen wichtiger zu sein scheint als ihre Stadt.

    Ich war früher oft in Stuttgart zum Umsteigen. Jedesmal wenn ich durch die Innenstadt lief, dachte ich: Was eine unglaublich nichtssagende Stadt. Besonders grausam finde ich das Rathaus.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Ich glaube, das hat gar nichts mit dem Wohlstand zu tun, sondern mit
    einer Art selektiver Wahrnehmung - so ähnlich, wie für die meisten
    Dresdner ihre Stadt gleichbedeutend mit dem winzigen Gebiet rund um die
    Frauenkirche ist, so ist für den Stuttgarter die Stadt gleichbedeutend
    mit Schloßplatz und Schillerplatz gleich daneben.

    Der Rest hat praktisch und autogerecht zu sein und gute
    Einkaufsmöglichkeiten zu bieten... daß es auch mal anders aussah (und
    heute aussehen könnte), wird nicht zur Kenntnis genommen und
    interessiert auch nicht. Schließlich ist man hier ja "modern"...

  • Weil es früher so schön war in dieser württembergischen Perle, noch ein paar alte Ansichten:


    Zuerst blicken wir auf den Marktplatz, kurz vor der Zerstörung.



    Im Stuttgarter Gassengewimmel




    Gibts das noch?




    So schön war die Stuttgarter Altstadt!


    Stille Erhabenheit strahlt der Bahnhofsturm aus.


    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

    Einmal editiert, zuletzt von Löbenichter (6. April 2016 um 14:24)

  • Das Denkmal am Karlsplatz steht heute noch.

    Auch das Kunstgebäude (erbaut 1910 - 1913
    Arch. Theodor Fischer) gibt es noch:


    Dieses Stück Altstadt ist auch heute noch erhalten.

    In dubio pro reko

  • Vielen Dank! Das erste Foto ist wirklich bemerkenswert. Ein Ensemble voller Identität, unmöglich nach Holstein oder Brandenburg verortbar.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Ich habe drei sehr schöne alte Fotos von ca. 1920 "aufgetan", wie man so sagt.

    Schillerplatz mit Stiftskirche

    Königsbau

    Im letzten Bild schon angeschnitten, der famose Marquartbau.

    Heute immer noch ein feines Gebäude, aber kein Vergleich zum Originalzustand.


    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Stefan-Xp', CC BY-SA 3.0

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die beiden Fotos vom Marquartbau sind aufschlussreich. Ich finde es bemerkenswert, mit wieviel Sorgfalt man nach den Kriegsbeschädigungen versucht hat, eine zwar vereinfachte, aber immer noch noble und stimmige Neufassade im Neorenaissance-Stil zu schaffen. Dies mag durch die prominente Lage im Stadtzentrum erklärbar sein, aber mehr noch durch das Material Sandstein, das auch in anderen Städten häufig eine Hemmschwelle gegen den Wandalismus des rigiden "Modernisierens" gesetzt hat. Hätte der Marquartbau eine Stuckfassade gehabt (wie beispielsweise der Kopfbau der Hackeschen Höfe in Berlin), hätte man sicher alles abgeschlagen und eine glatte Nachkriegsfassade gestaltet. (Die Dachzone ist allerdings eine andere Geschichte - ich weiß nicht ob sie von den wiederaufbauenden Architekten so vorgesehenn war.)

  • Auf diesem Nachkriegsphoto lässt sich, etwas unscharf, erkennen, wie dieser Marquardtbau kurz nach dem Krieg aussah. Es ist müßig darüber zu diskutieren, daß man dieses Haus viel besser hätte herrichten/reparieren können. Für mich ist das einfach nur eines dieser unzähligen lieblos verstümmelten Gebäude der kranken Wiederaufbaujahre. An dem heutigen Zustand sehe ich nichts Positives.

    Hier ist ein weiteres Bild .

  • Zwiespältig, einerseits war das Gebäude im Originalzustand natürlich ein ganze Stück schmuckvoller. Andererseits aber ist es heute besonders auf der Straßenebene wesentlich offener und einladender als damals. Auch die Kinowerbung und die Uhr als Eckbekrönung finde ich schön, ich kenne es nicht anders. In der Summe ist es nach wie vor ein eindrucksvolles Bauwerk, das sich zwar verändert hat, aber nicht so daß man darüber erbost oder unglücklich sein müsste. Man erkennt die Zeitschichten seiner Erbauung und des Umbaus, eigentlich sehr interessant. Ich finde, so wie es ist paßt es gut in die Gegenwart.

    In dubio pro reko

  • Wie gesagt, über Geschmack lässt sich nicht streiten/diskutieren. Mir gefällt der heutige Zustand nicht sonderlich. Wenn man so will, lassen sich an jedem nach dem Krieg vereinfacht wiederaufgebautem Haus die "Zeitschichten" ablesen. Das Kölner Dom-Hotel ist ohne Dach eben auch rein geschichtlich so entstanden. Trotzdem mag ich es lieber im Ursprungszustand.