Beiträge von Georg Friedrich

    Ein Abriss von Brüderstraße 7 wäre ein Skandal. Ich halte es aber für eher unwahrscheinlich, dass das Gebäude abgebrochen wird, zumal der Stadtrat fest hinter einem Erhalt des Hauses zu stehen scheint.

    http://www.halleforum.de/go/35936


    Das kommunale Wohnungsunternehmen HWG konnte als Besitzer das Gebäude bisher angeblich deshalb nicht sanieren, da noch vermögensrechtliche Ansprüche der Alteigentümer bestünden und dem Unternehmen somit die Hände gebunden seien.

    http://www.halleforum.de/Halle-Nachrich…ht-retten/35992

    Abriss Schwarzer Adler (Markt 7)


    Im niederösterreichischen Türnitz wurde im Juli 2011 der Gasthof "Schwarzer Adler" (Markt 7), ein "hunderte Jahre" altes Gebäude, abgerissen. Das Bundesdenkmalamt hatte einen Abriss zwar ausdrücklich untersagt. Der Bürgermeister des Ortes gab jedoch daraufhin ein statisches Gutachten in Auftrag, welches feststellte, dass von dem renovierungsbedürftigen Gebäude eine Gefahr ausgeht. Das Gutachten in der Tasche schritt man ans Werk. Das Bundesdenkmalamt brachte den Vorfall lobenswerterweise zur Anzeige, das Verfahren wurde allerdings schnell wieder eingestellt. Alles lief offenbar im rechtlichen Rahmen der niederösterreichischen Bauordnung ab. Im geplanten Neubau soll betreutes Wohnen untergebracht werden.


    http://mobil.noen.at/lokales/noe-ue…s;art2315,44384
    http://www.noen.at/lokales/noe-ue…;art2315,365607
    http://www.bvz.at/lokales/noe-ue…;art5329,365606

    Ach ja, das liebliche Bayerland mit seinen so traditionsverbundenen Menschen, die noch dazu so auffallend viel südländisch-italienische Leichtigkeit versprühen... Wenn sie nur wüssten, welcher Teil Deutschlands heute am ehesten dem negativen Klischee des knausrigen, bieder-verklemmten Deutschen entspricht, dem die eigenen kulturellen Werte nichts bedeuten und für den nur Arbeit und Wirtschaft zählen. Wirtschaftlich mag man so durchaus sehr erfolgreich sein, der Rest muss dagegen auf der Strecke bleiben.

    Das altbekannte Problem: Der Denkmalschutz folgt einem reinen Substanzfetischismus. Für die Bewahrung des unmittelbar erlebbaren Stadtbildes, für das die Häuser jenseits der Fassade zunächst sekundär sind, hat er bisher noch kaum etwas übrig. So sind immer mehr stadtbildprägende, äußerlich erhaltene oder wiederhergestellte, aber im Laufe der letzten Jahrzehnte stark substanzerneuerte Altbauten mittelfristig vom Abbruch bedroht, da der Denkmalschutz sich plötzlich für sie nicht mehr verantwortlich fühlt. Besonders perfide ist es, wenn der Denkmalschutz ein Objekt aus seinen Listen streicht, nachdem er zuvor einen größeren Eingriff in die Bausubstanz ohne bedeutende Gegenwehr durchgewunken hatte.

    Zitat von "Markus"

    Nachwievor akut abrissbedroht sind die Häuser Neustadt 441 (ehem. Duschlbräu) und 442, schräg gegenüber den bereits abgebrochenen ehem. denkmalgeschützten Bürgerhausern Nr. 532 und 533. Die Nr. 441, der ehem. Duschlbräu, auf der W-Seite der Neustadt, wurde zwischenzeitlich, wie auch 3 weitere Häuser, aus dem Denkmalschutz genommen. Insgesamt stehen jetzt auf der Westseite nur noch 17 Gebäude unter Denkmalschutz (1986 noch 21). Es handelt sich ja nur um einen der besser erhaltenen Straßenzüge Bayerns, eigentlich Deutschlands....


    Liegen denn bereits Abbruchanträge vor oder schließt du die Gefahr allein aus der Streichung aus der Denkmalliste und dem sanierungsbedürftigen Zustand?

    Die spätgotischen Universitätsbauten in Oxford sind sicherlich ziemlich einmalig. Die Bürgerhäuser jedoch überzeugen auch mich in England grundsätzlich nicht. Prachtvolle Bürgerhäuser wie in Lübeck oder Erfurt, die aus einer entwickelten lokalen Handwerkerkultur entstanden, oder mittelalterliche Stadtpaläste wie Regensburg gibt es dort schlichtweg nicht - das sind Städte in einer Liga, an die keine britische Altstadt heranreicht. Auch englische Fachwerkstädte wirken verglichen mit ihren deutschen Pendants immer recht mickrig. Und die britischen Barockbauten lassen mich als katholischen Mitteleuropäer sowieso meist völlig kalt.

    Zweifellos höchst beeindruckend ist dagegen wiederum die englische Kathedralenlandschaft aus dem 11. bis 14. Jahrhundert, die an Umfang allenfalls noch der französischen nachsteht. Die Größe dieser Bauten, die vornehmlich in ihrer Länge besteht, täuscht allerdings häufig: Das höchste mittelalterliche Kirchenschiff in England besitzt die Westminster Abbey mit 31 m, wobei die meisten englischen Kathedralen weit darunter liegen. An wirklich herausfordernde konstruktive Brocken, die mit über 40 m Höhe des Mittelschiffs an die Grenze des damals Machbaren gingen - wie in Beauvais, Amiens, Köln oder Ulm -, hat man sich in England nie herangewagt.

    Zitat

    Nirgendwo sonst, weltweit, gibt es bislang mehr jüdische Grabsteine aus dem Mittelalter als in Würzburg.


    Keine Städtelandschaft Europas dürfte archäologisch so gut erforscht sein wie die deutsche. Das ist nichts, worauf man stolz sein müsste, da Bombenkrieg und großflächige Abrissmaßnahmen die traurige Grundlage für solche wissenschaftlichen Untersuchungen bilden. Es ist doch einfach unglaublich, dass man Ende der 1980er Jahre ein altes Klostergebäude tatsächlich abgerissen hat. So aufschlussreich der Fund der jüdischen Grabsteine für die Landesgeschichte auch sein mag, der Preis war viel zu hoch. Der wissenschaftlichen Erkenntnis ging ein nicht hinnehmbarer Akt der Kulturbarbarei voraus. Die jetzigen Selbstlobhudeleien lassen für solche Gedanken freilich keinen Platz.

    Ein geradezu einmaliger Glücksfall für die Geschichte des Fachwerkbaus dürfte das Überleben von Ackerhof 2 gewesen sein. Dieses seltsamerweise weitgehend unbekannte Haus ist inschriftlich (!) auf 1432 datiert. Bereits 1906 wurde es in "Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braunschweig" als das Gebäude mit der "älteste[n] erhaltenen oder wenigstens sichtbare[n] Datierung" in Braunschweig bezeichnet. Es könnte sogar der älteste durch Inschrift datierte Fachwerkbau in Deutschland überhaupt sein. Der gegenwärtige Zustand des Gebäudes ist angesichts der geschichtlichen Bedeutung freilich eine Sauerei.

    Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Ackerhof_2

    Früher galt Alter Markt 54 in Hildesheim als "das älteste datierte Holzhaus Deutschlands" (1418).

    Auch in den Dehio-Handbüchern finden sich häufig recht kritische Kommentare zum Wiederaufbau und zu den Altstadtsanierungen der Nachkriegszeit. Es wäre nur konsequent, wenn ein solches Problembewusstsein seitens scheinbar gar nicht einmal so geringer Teile des Denkmalschutzes darin münden würde, dass diese sich an die Spitze der Rekonstruktionsbewegung stellten. Leider klafft jedoch in der abgekapselten Welt des Denkmalschutzes eine riesige logische Lücke zwischen der Kritik an den Verfehlungen der Vergangenheit und den Handlungsvorschlägen für die Gegenwart.

    Völlig unverständlich, dass man den denkmalgeschützten Bau aufgrund der Gefahr eines "unkontrollierten" Einsturzes noch am selben Tag einfach schnell abreißen durfte. In einem abgesperrten, menschenleeren Bereich dürfte wohl kein größeres Risiko bestanden haben. Die Außenmauern des Gebäudes standen noch weitgehend. Zum Klösterle 14 hätte zumindest äußerlich vermutlich gerettet werden können, wenn mehr Menschenverstand als Bürokratengeist geherrscht hätte.

    http://www.nordbayern.de/nuernberger-na…terle-1.1770591

    Bekanntes Prinzip: Altbauten erwerben, jedoch von Anfang an deren Sanierung oder Einbeziehung in das geplante Projekt gar nicht erst in Erwägung ziehen, sondern stur an einem standardisierten Neubauplanverfahren festhalten. Das Verhalten, das Herr Nettekoven in Sachsen an den Tag legt, ist einfach nur noch beschämend. Jeder Altstadtfreund muss sich fürchten, wenn irgendwo der Name dieses Mannes auftaucht. :kopfschuetteln:

    Die gründerzeitliche Überformung war in Augsburg relativ gering, kein Vergleich zu München oder wirtschaftlich dynamischen Städten wie [lexicon='Leipzig'][/lexicon] oder Köln. Dass einige Bauten im Laufe der Zeit verlustig gehen, ist freilich unausweichlich. Man darf jedoch niemals übersehen, dass der Bombenkrieg Augsburg ins Herz der Altstadt getroffen hat und dort Veränderungen bewirkte, die ohne ihn niemals stattgefunden hätten. Den Abriss eines unzerstörten Bäckerzunfthauses, des Schaurhauses, des Höchstetterhauses oder der Drei Mohren in der Nachkriegszeit kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Genau solche unersetzlichen Bauten (die übrigens als profane Glanzstücke höchsten Anspruchs ganz andere Kaliber waren als das Augsburger Massenbürgerhaus, welches sich durch eine traditionelle, zumeist giebelständige Neubebauung gut hätte imitieren lassen) müssen rekonstruiert werden - sie durch neue Architekturen ersetzen zu wollen, musste von Anfang an scheitern. Dass sich diesbezüglich in Augsburg nichts bewegt, ist höflich ausgedrückt sehr schade.

    Augsburg steht städtebaulich heute zwar ohne Zweifel viel besser da als etwa Nürnberg oder Würzburg, aber eben weil es schlichtweg weniger hart im Krieg getroffen wurde und nicht etwa weil ein besonders gelungener Wiederaufbau betrieben worden wäre.

    Willkommen im Forum, Datschi!

    Die Kritik an Augsburg in diesem Forum darf man nicht falsch verstehen. Jeder, der sich mit der deutschen Altstadtlandschaft näher beschäftigt hat, weiß, dass auch das heutige Augsburg noch eine der bedeutendsten Altstädte unter den deutschen Großstädten besitzt. Was Leute wie mich jedoch geradezu zur Verzweiflung treibt, ist die Selbstgefälligkeit mit der man insbesondere in Bayern den miesen Großstadt-Wiederaufbaubrei hinnimmt, ihn teilweise sogar noch lobt, wo man doch nicht einmal bis nach Warschau und Danzig blicken müsste, um zu wissen, dass es deutlich besser gegangen wäre - ein Blick nach Rothenburg oder (mit Abstrichen) Donauwörth würde genügen.

    Süddeutschland verharrt in Untätigkeit, während andernorts größere Rekonstruktionsprojekte angegangen werden (Dresden, Frankfurt, Potsdam, Berlin etc.). Die Überzeugung, dass man nach dem Krieg in Bayern alles genau richtig gemacht hätte und sich nun verdientermaßen gemütlich zurücklehnen könnte, während die anderen (aus bayerischer Sicht weniger schlauen) Deutschen heutzutage eben noch etwas nachzuholen hätten, ist verfehlt, die Vorstellung, dass im vermeintlich traditionsbewussten Laptop- und Lederhosenland die Belange des Denkmalschutzes eine höhere Beachtung fänden naiv, wie etliche hier im Forum diskutierte schlimme Abrissskandale belegen.

    Man müsste in Augsburg einige wertvolle Bürgerhäuser unbedingt rekonstruieren. Ihr Fehlen ist in der neben Nürnberg und Regensburg historisch bedeutendsten freien Reichsstadt Süddeutschlands einfach unerträglich. Doch es tut sich im selbstgerechten Süddeutschland einfach nichts. Dass man sich an anderen deutschen Städten vielleicht einmal ein Beispiel nehmen könnte... Fehlanzeige... :weinenstroemen:

    Vielfach sehr einfache und zudem schlecht hergerichtete Fassaden, teilweise aber auch recht beeindruckende ältere Häuser mit vielen Erkern und aufwendiger Bemalung, die man in diesem Umfang im Inn-Salzach-Land sonst kaum findet. Die Stadt wirkt insgesamt eine Spur altertümlicher als der Großteil der Inn-Salzach-Städte. Brucktor und Ferstlhaus erinnern fast ein wenig an Regensburg (Goliathhaus).

    Ich habe für diesen Reduktionswiederaufbau bei derart herausragenden Gebäuden kein Verständnis. Wie soll man da noch für die so bitter notwendige Rekonstruktion von Bürgerhäusern argumentieren, wenn selbst das eigene Rathaus als verzichtbar gilt? Eine solche Stadt hat jeden Sinn für den Wert ihres kulturellen Erbes verloren.

    Ginge es nach mir, müsste die Fassade des jetzigen Rathauses genauso weichen wie der Palast der Republik in Berlin. Handelte es sich um einen Neubau auf der grünen Wiese, könnte man zwar glatt ein Lob aussprechen. An dieser Stelle und als Ersatz für das alte Rathaus ist der status quo dagegen jedoch inakzeptabel.