Überlingen - Was die Denkmalpflege noch wert ist...
...zeigt ein aktuelles Beispiel aus Überlingen am Bodensee. Vor allem letzter Satz im folgenden Artikel muß ziemlich verwundern. Dort heißt es: "...Mit einem Gutachten über die eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten des bestehenden Gebäudes sei die Denkmalpflege sicher schnell zu überzeugen.
Soweit sind wir also nun. Früher hat man so etwas noch heimlich gemacht, auch wenn alle wußten, die sich in der Materie auskennen , wie es in der Praxis läuft. Mittlerweile scheinen die Verantwortlichen gar keinen Hehl mehr daraus zu machen, wie sie den Denkmalschutz aushebeln können. Es scheint eine legitime Praxis zu werden den Denkmalschutz zu unterwandern.
Bei aller Euphorie um Rekonstruktionsvorhaben in Deutschland stimmt dieser Artikel deshalb einmal mehr nachdenklich. Was ist der Erhalt von Denkmalen der Vergangenheit unserer Gesellschaft noch wert?
Offensichtlich nicht mehr viel...
Der Artikel zeigt zudem einmal mehr, welchen Gefahren unsere Stadtbilder nach wie vor ausgesetzt sind.Man darf annehmen, dass der Investor bei der Neubebauung ohne Rücksicht auf die Fassade des ehemalige Gasthauses eine Fassade erstellt, die nur wenig Einfühlungsvermögen beweist - leider kein Einzelfall.
Das ehemalige Hotel "Traube" in Überlingen wurde durch einen Brand weitgehend vernichtet. Die Überreste des Gebäudes werden derzeit abgebrochen. Eine große Lücke tut sich auf. Bild: Walter
Ruine weicht einer Baulücke
Nach dreieinhalb Jahren Abriss der "Traube" - Seniorenwohnungen noch nicht in Sicht
Seit einer Woche schrumpft die Brandruine der "Traube" an der Wiestorstraße. Ein Zeitplan für den Neubau in der entstehenden Baulücke ist allerdings noch nicht in Sicht. Der Investor hält jedoch am Vorhaben fest, betreute Seniorenwohnungen zu erstellen.
Überlingen - Wem das Stadtbild Überlingens lieb ist, der ist schon froh, dass der Abrissbagger in einem ersten Schritt wenigstens die Bauruine beseitigt, auf der schon die ersten Bäume Wurzeln geschlagen hatten. Die Überreste des Brandes vom April 2001 schienen an der Wiestorstraße inzwischen schon zum Bestand zu gehören. Das sukzessive Abtragen der Bausubstanz gewährt dabei vorübergehend sogar höchst interessante Einblicke in die enormen Ausmaße des Gebäudes. Doch mehr als eine offene Wunde in der historischen Häuserzeile wird dabei zunächst noch nicht entstehen.
Die Schließung der Baulücke wird noch geraume Zeit auf sich warten lassen. Umso mehr als bislang noch kein konkreter Bauantrag gestellt wurde. Bestand hat nach wie vor das positive Votum des Gemeinderats zu Art und Umfang der Bebauung, das auf eine Voranfrage der Investorenfirma Becker & Weber aus Radolfzell-Böhringen gefasst wurde. Dieser Beschluss liegt inzwischen allerdings um mehr als ein Jahr zurück. Nach dem Vorentwurf, der auch das Gebäude der Glaserei Geis mit einbezog, waren in zwei versetzt angeordneten Gebäuden insgesamt 28 Wohnungen vorgesehen und in einer zweigeteilten Tiefgarage 39 Auto-Stellplätze. Mit drei Vollgeschossen bewegt sich der Umfang der Bebauung etwa im Volumen des bisherigen Bestands. "Die Investoren halten nach wie vor an dem Projekt fest", betont Franz Zohner von der Architektengruppe Überlingen, die ein Konzept zu Bebauung und Nutzung erstellt hat. Nachdem eigene Initiativen im Hinblick auf eine Hotelansiedlung gescheitert sind, konzipierten sie für die Radolfzeller Immobilienfirma eine Anlage mit betreuten Seniorenwohnungen. Die Umsetzung hänge allerdings eng mit einem vergleichbaren Vorläuferprojekt in Engen zusammen. Dort konnte nun vor kurzem Richtfest gefeiert werden. Möglicherweise bringt dies etwas Dynamik in das Geschehen. Allerdings hat die Architektengruppe Überlingen das Projekt "Traube" zunächst abgekoppelt vom benachbarten Areal Geis und würde es unabhängig davon realisieren, wie Franz Zohner sagt. Zum einen steht das Gebäude der derzeitigen Glaserei noch unter Denkmalschutz, zum anderen seien die Pläne für das Gebäude noch nicht eindeutig klar. In der Tat war hier im mittelalterlichen Überlingen eine Mühle untergebracht und ein kleiner Bach durchströmte das Anwesen. Zumindest das Radhaus ist an der Grenze zur ehemaligen "Traube" hin noch erhalten, wenn auch ohne Mühlrad. Wobei dies aus Sicht des Planers kein Hindernis für eine neue Überbauung des Areals darstellt. Mit einem Gutachten über die eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten des bestehenden Gebäudes sei die Denkmalpflege sicher schnell zu überzeugen.