Ich habe das Ganze nicht mitverfolgt, aber Dirk hat eine Mail von Herrn Klemm erhalten, die ich gerne hier einstelle (ich hoffe, er hat das noch nicht selbst getan, sonst ist sie jetzt doppelt
QuoteDisplay MoreSehr geehrter Herr XYZ,
in dem von Ihnen verantworteten Forum APH finde ich mich im Zusammenhang mit einem
Leserbrief an die nzz zitiert und mit zahlreichen Mutmaßungen über meine Person
konfrontiert:http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=2124\r
http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=2124http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=139&postdays=0&postorder=asc&start=1860\r
http://www.architekturforum.net/viewtopic. ... start=1860http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=2124&postdays=0&postorder=asc&start=12\r
http://www.architekturforum.net/viewtopic. ... c&start=12Über die Mail eines Tim Weberdikt erhielt ich den Hinweis darauf mit der Bitte um
eine Stellungnahme.Da ich die anonym vorgetragenen Kritiken nicht erwidern kann, darf ich Sie bitten,
diese Klarstellung zur Kenntnis zu nehmen und den betreffenden Mitgliedern Ihres
Forums zu übermitteln. Ich hoffe, damit einen Beitrag zur 'Abrüstung' zu leisten -
denn mit den unhaltbaren Vermutungen über meine Person haben die Mitglieder Ihres
Forums den Bogen sicher ebenso überspannt, wie meine sehr subjektive Assoziation im
Leserbrief lediglich sehr zugespitzt formuliert ist: seit Thomas Manns Reden während
und nach der Nazizeit ist das Thema auf der Tagesordnung und wird - zugegeben -
unterschiedlich beantwortet.Genie und Wahnsinn liegen in Deutschland nahe beieinander. Die deutsche
Gründlichkeit ist zu beidem fähig: zu größter technischer, künstlerischer und
geistiger Leistung. Und sie stand leider auch Pate beim größten Verbrechen, was
Deutsche je anderen Menschen zufügten.Steine in Regalen zu sortieren zum Zweck der Rekonstruktion einer zerstörten Ruine
ist Bestandteil einer insgesamt als ingenieurstechnisch sicher genial zu wertenden
Tat. Doch gerade die Ruine der Dresdner Frauenkirche war und ist auch das Symbol
deutscher Schuld und deutschen Verbrechens, sie war der "ground zero" des 2.
Weltkrieges, Opfer auch der Zerstörung durch die Alliierten. Über die Einstufung
dieser Tat als Verbrechen sind sich die Historiker wohl noch uneins. Wir haben also
hier die geniale und originalgetreue Rekonstruktion und dort die Verbrechen der
Deutschen während des Weltkrieges. Und wir haben den Holocaust als unermessliche
Schuld, die uns als Nation niemand abnehmen kann.Diesen nicht aufzulösenden Widerspruch benennt das von mir geschilderte Erlebnis. Es
denunziert niemanden, sondern beschreibt einen Fakt: den, dass deutsche
Gründlichkeit seit Auschwitz immer auch in die andere Richtung gedacht werden muss:
die Frage, was der Grund der Gründlichkeit ist, wohin sie führen, was sie
demonstrieren soll. Dies in Erinnerung zu rufen, ist keine "Geschmacklosigkeit", wie
mir unterstellt wird, sondern eine bittere Notwendigkeit. Mehr habe ich nicht getan,
sondern im Gegenteil dazu aufgerufen, den Vorwurf des Revisionismus besser zu
begründen, als das in dem Artikel der nzz geschehen war, weil allein Assoziationen,
Befürchtungen und diffuse Ängste zu solchem Vorwurf nicht ausreichen. Solche zu
benennen, darf einem künstlerisch, nicht wissenschaftlich tätigen Menschen aber
erlaubt sein. Ich habe niemanden der Nähe zum Nazismus bezichtigt. Aber das
beschriebene Bild rief in mir in aller Dringlichkeit die Frage hervor, was wir mit
der Rekonstruktion der Kirche wollen, eine Frage, die angesichts der stark
touristisch und kommerziell orientierten Nutzung mehr denn je steht. Der Heilige
Geist jedenfalls hat in dem Gemäuer im Moment noch einen schweren Stand. Davon kann
sich jeder Besucher von Konzerten und Veranstaltungen schnell überzeugen. Übrigens
auch von Gottesdiensten und Andachten, die nur zu oft zu Besichtigungen genutzt
werden. Dies vielleicht zum Inhaltlichen vorab.Unhaltbar sind nun die Vorwürfe der Forumsmitglieder, ich erläge einem "aggressiven
Drang nach Vernichtung": vielleicht kann ich ihren Benutzer 'heimdall' mit der
Auskunft beruhigen, dass ich als Besitzer eines Stifterbriefes in Silber den Bau der
Frauenkirche sogar unterstützt habe, lediglich in Umsetzung, Ästhetik und
inhaltlicher Ausgestaltung des Projektes mir herausnehme, andere Meinungen zu
beziehen und Dinge zu benennen, die ich als Defizite empfinde.Sehr umfangreich sind die Vermutungen über meinen Namen, der umstandslos mit
Nazigrößen in Beziehung gesetzt wird (was Benutzer 'heimdall' gottlob selbst ad
absurdum führt), auch die Wortspielerei "ver-klemmter Kommentar" darf natürlich in
diesem Zusammenhang nicht fehlen. Ich kann alle so gründlich recherchierenden
Forumsteilnehmer beruhigen: der Name Klemm ist in Mitteldeutschland beinahe so
häufig wie Meier, Müller oder Schulze, ein Blick ins Telefonbuch reicht. Mit den
erwähnten Nazigrößen ist mir keinerlei Verwandtschaft bekannt. Meinen Namen trage
ich nicht vor mir her, ich habe ihn 1958 erhalten und lebe mit ihm, so wie andere
auch. Meine Eltern haben den Weltkrieg als Jugendliche erlebt und sind beide
existenziell vom Erlebnis der Bombardierungen betroffen gewesen.Ganz arg aber treibt es Freund 'mjölnir', Zitat: "Und die Gesinnung kann ich sehr
wohl ableiten. 1. war es in der DDR durchaus üblich nur Leuten mit der
entsprechenden Gesinnung studieren zu lassen (ich weiß wovon ich spreche - ich habe
die DDR noch an eigenem Leib erfahren); 2. war er später ( '88 ) Chefdirigent -
durchaus ein Posten von dem man annehmen kann, daß dort ein Parteibuch eine
Voraussetztung war". Diese Ansicht ist offenbar bereits eine Reaktion auf die Kritik
eines anderen Benutzers, der 'mjölnir' vorwarf, man könne aus dem Geburtsort und
einigen wenigen Daten nicht das Bild einer 'roten Socke' entwerfen. 'mjölnir' hatte
auf die Frage, wie man in Dresden Professor wird, ursprünglich festgestellt: "Dazu
gehörte damals wirklich nicht viel, nur das Parteibuch der SED und immer schön mit
den Wölfen heulen. Ich habe den Namen mal gegoogelt: Ekkehard Klemm wurde 1958 in
Chemnitz (früher Karl-Marx-Stadt) geboren. + 1979 begann er sein Studium in Dresden.
Das Beides und sein Kommentar reichen mir, um mir ein Bild von dem Herren zu machen.
Ist bloß eine frustrierte rote Socke die immer noch vom Sieg des Weltkommunismus
träumt und heute eben auch das Recht der freien Meinungsäußerung wahrnimmt und sei
die eigene Meinung auch noch so krank."Mit Verlaub, diese Einlassungen Ihres Forumsmitgliedes erfüllen wohl eher den
Tatbestand der Beleidigung, sind jedenfalls nicht mit den Richtlinien Ihres Forums
vereinbar (2. Netiquette). Herrn/Frau 'mjölnir' zur Kenntnis: ich bin seit meiner
Taufe 1959 Mitglied der evangelischen Kirche, war 1968 - 77 Mitglied des Dresdner
Kreuzchores und habe nie einer Partei angehört, weder vor noch nach der Wende. Im
Gegenteil haben meine Aktivitäten wohl eher einige Eintragungen in den Archiven der
Stasi bewirkt. Sowohl in Altenburg als auch in Greifswald war ich aktives Mitglied
dortiger Kirchgemeinden und habe diese Haltung sowohl in den von mir geleiteten
Theaterensembles als auch in der Öffentlichkeit dokumentiert, ohne diese Haltung
'vor mir her zu tragen'. Aber in beiden Städten erklang bspw. eine abendfüllende
eigene Komposition nach christlichen Texten und auch bei Gottesdiensten gehörte ich
eher zu den regelmäßigeren Besuchen. Auch die Taufen unserer Kinder waren (in den
80-ern) öffentlich. Ich stilisiere mich keinesfalls als Held oder Opfer - beides
bin ich nicht gewesen. Ich war kein Mitglied der Pioniere, dem Eintritt in die FDJ
habe ich 1972 als 14-jähriger nach mancherlei Drangsal leider nicht widerstanden
(ein Tatbestand, mit dem frau immerhin Kanzlerin werden kann). Ich bin nicht bei der
Jugendweihe gewesen, sondern konfirmiert worden in Dresden. Ich habe einfachen
Wehrdienst geleistet ohne jegliche Privilegien, wurde dort gar wehrkraftzersetzender
Tätigkeit kurzzeitig verdächtigt, habe danach allem Werben um längere Dienstzeit
sowie um Reserveoffizierstätigkeit (die als Abiturient eine logische Folge war und
die von den meisten unterschrieben wurde) trotzen können - kein einfaches
Unterfangen bei meinem Berufswunsch, aber beileibe keine Heldentat. Es ist mir
peinlich, dies so minutiös aufzulisten, aber bei solcherlei Vorwurf ist es die
einzige Art, 'mjölnir' das Gegenteil zu bezeugen.
Falls 'mjölnir' zu den ganz wenigen gehört, die größeren Widerstand geleistet haben,
verdient er meinen uneingeschränkten Respekt; das Recht, Vermutungen in die Welt zu
setzen über andere würde ich ihm dennoch absprechen. Das Musikstudium gehörte
durchaus zu den Möglichkeiten, die man auch ohne Parteibuch hatte. Und von den
Chefdirigenten der DDR wüsste ich kaum einen, der eines besaß. Allenfalls das einer
Blockpartei, doch auch das nur im Ausnahmefall. Das hat einen besonderen Grund:
musiziert wurde in den christlichen Häusern - ohne dieses Reservoir musizierender
Menschen hätte es keine so lebendige Musikszene in der DDR gegeben. Übrigens rührt
so manche Streiterei zwischen Intendanten und Dirigenten gerade daher: die
Intendanten standen in der Regel der SED tatsächlich näher. Weder Suitner in Berlin,
Masur in [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Kurz oder Neuhaus in Dresden, Hauschild in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] und Berlin,
Reuter in Weimar und Berlin, Winkler in Schwerin noch Neumann oder Turnowski in
[lexicon='Leipzig'][/lexicon] und Dresden (beide verließen 68 aus Protest die DDR) noch Gülke in
Stralsund, Dresden und Weimar waren Parteikader. Einige (Hauschild, Gülke, Sommer
u.a.) verließen das Land, was sie konnten, weil sie reisen durften. Reisekader für
den Westen war ich nicht.Meine Professur habe ich 2003 nach einem üblichen und langwierigen Auswahlverfahren
aufgrund meiner Leistungen erhalten, die durch meine Tätigkeit als Dirigent auch
jederzeit öffentlich nachgeprüft und zuletzt in München und Dresden insgesamt wohl
als recht erfolgreich bezeichnet werden können. Ein in die Klinik einzuweisender
Fall (wie Ihre Schreiber attestieren) könnte wohl nicht täglich mit großen Ensembles
arbeiten wie denen eines Staatstheaters, einer Musikhochschule oder eines
leistungsfähigen Laienchores mit über 120 Mitgliedern, der mit jährlich beinahe 20
chorsinfonischen Konzerten auftritt. Im Rahmen der Berufung wurde ich zweifach auf
Stasi-Tätigkeit untersucht, wofür sich keine Anhaltspunkte fanden - anders wird man
heute in Deutschland nicht mehr Professor. Das von 'mjölnir' entworfene Bild ist
also nicht nur hinsichtlich einer mutmaßlichen DDR-Szenerie realitätsfern, es ist
hinsichtlich meiner Person einfach nur falsch und - mit Verlaub - ehrverletzend.Wenn ich die Art und Weise der Rekonstruktion der Frauenkirche kritisiere, so tue
ich das aus einer zutiefst christlichen Überzeugung heraus, nicht um den Sieg des
Weltkommunismus heraufzubeschwören. Ich habe als Kind und auch später noch sehr oft
an den Trümmern der Ruine gestanden. Dieser Dresdner "ground zero" war ein Ort der
Stille, ein Ort, an dem die Größe der Verbrechen körperlich und geistig so
unmissverständlich spürbar waren wie sonst nirgends. Und zwar die Verbrechen beider
Seiten. Von einer Seite sind sie ausgegangen. Und der Ort der Stille ist definitiv
einem Ort des Kommerzes gewichen, der das Gedenken zumindest sehr erschwert. Das
beklage ich als Verlust. Es hätte andere, eindrücklichere Lösungen gegeben als die
der detailgenauen Rekonstruktion. Der bonbonfarbene Beigeschmack eines Disneylandes
ist leider kein Eindruck, der in diesem Zusammenhang selten geäußert wird. Ganz
anders sind die Verletzungen in der nahen Kreuzkirche zu spüren, wo Rauhputz und
Kriegsbeschädigungen ein Gefühl für das erhalten, was die Stadt verwundet hat und
das deutlich mehr ist als nur die alliierten Bomber: das Versagen eines ganzen
Volkes.Die Synagogen in Dresden, Chemnitz oder München übrigens sind nicht rekonstruiert
worden, stattdessen entstanden sehr selbstbewusste moderne Gebäude - Symbole eines
Neuanfangs, die im Deutschland des Jahres 2008 mehr denn je vor Übergriffen
geschützt werden müssen. Wer aber hatte den Neuanfang wirklich nötig angesichts des
Geschehenen? Dieser Frage sollten wir nicht ausweichen. Diesen Widerspruch
auszuhalten sind wir aufgerufen so wie den im Bild der Schuhe oder Steine in den
Regalen. Die Rekonstruktionsleistung der Frauenkirche beantwortet ihn mit: 'es ist
wieder alles so wie früher'. Das ist mir persönlich zu wenig.Ich musste noch nie Unterstellungen wie den oben zitierten begegnen: ich hoffe, mit
dieser sehr ehrlichen Stellungnahme Ihre Forumsmitglieder etwas von ihrem allzu
hohen Ross herunterzuholen. Von meiner Tätigkeit als roter Socke, als in die Klinik
einzuweisender Altkommunist oder Alt-68-er können sie alle sich im März bspw. bei
der Aufführung der Matthäus-Passion von Bach überzeugen. Und auf dem von 'RMA'
entdeckten Weblog checken durchaus einige Leser/innen ein, die meine Texte speziell
zu musikalischen Themen interessieren. "hab dem professor ekkeab in seinen supa
lalla weblog ein ei gelegt", notiert 'marc!'. Wenn der dazu zu lesende Text das
Niveau des APH-Forums darstellen soll, hat 'marc!' sich möglicherweise selbst ein Ei
gelegt: mit meinen Aufsätzen zu Mendelssohns Elias, Fanny Hensel, Beethovens Missa
solemnis oder anderen kann dieser Stil wohl eher nicht mithalten.
Mit freundlichen Grüßen!
Ekkehard Klemm
Ich darf an dieser Stelle vielleicht gleich die Beteiligten resp. Angesprochenen um etwas Mäßigung bitten. Manchmal dürfte es zudem besser sein, eine inhaltliche Meinung (bei konstanter Aussage) in weniger persönliche Begriffe zu verpacken (sprich z.B. "absurd" anstelle von "krank" zu schreiben etc.). Die Verbindung Internet-Forum plus Pseudonym sollte nicht zu Äußerungen (ver-)führen, die man realiter in keiner Weise anbringen würde/könnte/dürfte.
Danke für euer Verständnis!