erstmal: ich bin auch für´s verschieben ...
QuoteIn der Regel bauen wir immer für die Bürger, bzw. den Bauherren. Und was an modernen Bauten in den Städten steht ist ja nicht vom Himmel gefallen sondern nach monatelangen Planungen mit allen Beteiligten entstanden. Und wenn es nicht auch außerhalb der Architekten- und Künstlerschaft Leute gäbe, denen modernes gefällt, wäre das gar nicht möglich.
Studi
Ein paar gibt´s ganz gewiss ...
Du darfst nicht vergessen, dass in den Fachgremien, die Politiker in puncto Architektur beraten, eigentlich nur Architekten sitzen.
Falls Du´s noch nicht weisst: Bürger haben bei der Vergabe von Bauprojekten der öffentlichen Hand i.d.R. keinerlei Möglichkeiten, sich bei gestalterischen Fragen einzubringen! Die Beratungsfunktion haben hier ausgebildete Architekten und da die alle die gleiche Gehirnwäsche hinter sich haben, kommt natürlich nahezu ein immer gleiches Votum pro Moderne... Die obige Argumentation von Dir ist also eine Art Gewissensberuhigung für Dich, mehr aber nicht ...
Den Politikern (z.B. Bürgermeister, Bundespolitiker) mache ich bei diesem Spiel übrigens den geringsten Vorwurf: Beratung durch Fachgremien ist auch in anderen Bereichen bei Entscheidungen ganz normal und notwendig!
Unterschied bei diesen Beratungen abseits von Architektur und Bau-Ästhetik ist aber, dass dort viel ausgewogenere Meinungen der Experten vorherrschen. Bei Beratung hinsichtlich Architektur ist wirklich "Gleichschaltung" angesagt, leider ... Traurig ist halt, dass nicht einmal unter den Studenten ein Hinterfragen der offiziellen Lehrmeinung stattfindet.
ein paar Beispiele, die man hinterfragen könnte:
-respektiert der "International Style" den Ort, die Geschichte?
-wie sieht´s mit der CO2-Bilanz bei Verwendung von künstlichen Materialien wie Stahl/Glas/Kunststoff im Vergleich zu natürlichen, lokal vorhandenen Rohstoffen aus? (Transportkosten, Energieeinsatz beim Bau, Energiebilanz von Vollverglasten "Würfeln" usw.)
-was muten wir den Stadtbewohnern der Zukunft zu, wenn wir Gebäude entwerfen, die nicht in Würde altern können, sondern im Alter nur schäbig und billig aussehen (kennst du die "Broken-Windows-Theorie" ...?)
-stellt die moderne Architektur den Menschen in den Mittelpunkt/bietet sie ihm Orte, an denen er sich wohl fühlt?
-reflektiert die zeitgen. Architektur in Deutschland die besondere Situation? (nahezu vollständige Zerstörung der Großstädte eines Landes und damit einhergehender Verlust von gebauten Zeugnissen aus bis zu 30 Generationen/Verlust der geschichtlichen Tiefe)-usw.usw....
Aber irgendwie schlafen die meisten Architektur-Studenten doch auf diesem Gebiet, oder? Traut ihr euch jetzt schon nicht mehr?
Ich war ja während meines Studiums auch nicht der Revoluzzer (bin jetzt 35 und also kein 68er) aber das die Profs manchmal etwas "verkrustet" sind, war uns allen bewusst - bei euch ist das anscheinend anders: die Architektur-Opis müssen ja richtige Big-Massas für euch sein ... so ne Art Götter, oder?