Dresden, Altstadt - Quartier VII/1

  • Dass dieser Person überhaupt noch nicht die Ehrenbürgerschaft aberkannt wurde.

    Das nur mal als kurze Anmerkung. Um etwas richtig zu stellen, und weil das immer mal durch die Diskussion geistert.

    Eine Ehrenbürgerschaft erlischt ohnehin automatisch mit dem Tod der betreffenden Person. (siehe z.B. hier) Aus diesem Grund sind z.B. solche "Aberkennungen" durch heutige Stadtparlamente (vor kurzem traf es Paul von Hindenburg in Frankfurt am Main) eher schwammige, inhaltsleere Verwaltungsakte ohne jede reale Bedeutung. Die Forderungen nach so etwas (z.B. hier) sind reine Symbolpolitik zur eigenen politischen Profilierung, denn es kann eben rechtlich keine richtige Aberkennung von etwas geben, was schon erloschen ist. Insofern wäre auch eine Aberkennung der Ehrenbürgerschaft von Herrn Weidauer, der 1986 verstorben ist, nur ein politisches Statement. Ebenso gut könnte das Stadtparlament auch beschließen, dass am Rathaus ein Transparent mit der Losung "Weidauer ist ein dummer Heini" (oder ähnliches) angebracht wird. Es geht bei diesen Dingen also nur darum, mal ein politische Stellungnahme für die Presse herauszuhauen. Kann man machen oder lassen. Hat mit der Ehrenbürgerschaft nichts zu tun.

  • Heimdall

    Nicht ganz, denn wenn dem so wäre, dann hätte (womöglich sogar berechtigterweise) man auch post Mortem nicht auch dem einen oder anderen lt einem eigenen Ratsbeschluss nachträglich die Ehrenbürgerschaft in Dresden aberkannt:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…ger_von_Dresden

    Vielleicht war es aber auch nur eine symbolische Geste, die rechtlich nicht notwendig gewesen wäre, aber das Symbol, dass ein Verbrecher ohne (wenn auch nur symbolische) Aberkennung auf derselben Liste wie ein Hans Nadler steht, das tut schon sehr heftig im Herzen weh.

  • Zitat

    Zitat von Centralbahnhof


    Auf dem Gebiet der ursprünglichen West-BRD würden Leute hier aus dem Forum sagen "hässlicher Nachkriegsschrott, weg damit", auf dem Gebiet der ehemaligen DDR ist es plötzlich ein "schützenswerter Vertreter der Ost-Moderne". Ich verstehe das nicht.

    Auch auf dem Gebiet der DDR gibt es Bauten, über deren Abriß ich nicht traurig bin, obwohl ich mit ihnen aufgewachsen bin. Z.B. die Wilsdruffer Str. in Dresden, das spätere Linde - Haus, früher Haus des Buches. Fand ich immer häßlich, monotone Glasfassade, klotzig. Der berühmte Fresswürfel war auch keine architektonische Meisterleistung, was jetzt dort steht auch nicht! Doch die Altmarktgebäude aus DDR- Zeiten finde ich total cool, passen dorthin. Ich finde den Neumarkt im Wesentlichen gelungen, diese modernen Füllbauten (Bruch muss sein!) abartig. Doch ,,drüben'' ist es nicht anders. Da gibt und gab es Bauten, wo man nur den Kopf schütteln kann.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Ja, der Wikipedia-Artikel zu Walter Weidauer ist wirklich schlecht. Seine Teilnahme am antifaschistischen Widerstand muss man eher zwischen den Zeilen herauslesen. Besser man schaut hier nach: Klick

    KPD-Funktionär und Reichstagsbgeordneter, nach dem Reichstagsbrand verhaftet, KZ Sonnenburg, Ende 1933 entlassen, arbeitet im Untergrund weiter, nach wenigen Monaten 1934 erneute Verhaftung, Emigration 1935 in die Tschechoslowakei, 1936 nach Dänemark, Arbeit in der Auslandsleitung der KPD, nach der deutschen Besetzung Dänemarks im Sommer 1940 verhaftet, Anfang 1941 der Gestapo übergeben, 1942 vom Volksgerichtshof zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.

    Ob Seinsheim das meinte mit Lückenhaftigkeit?

    Weidauer ist nicht verantwortlich für die Zerstörung Dresdens im Februar 1945. Im Gegenteil: Er hat aktiv gegen die Nazis gekämpft. Ab Mai 1945 in Dresden politisch tätig. In seine Zeit als Oberbürgermeister 1946-1958 fällt (im Wesentlichen) der Wiederaufbau des Dresdner Zwingers und der Kreuzkirche. Der Wiederaufbau der Hofkirche wurde begonnen. Bis Anfang 1961 Vorsitzender des Rates des Bezirkes. Die Ruine der Sophienkirche wurde erst danach abgetragen. Der Wiederaufbau der Frauenkirche wäre während seiner politisch aktiven Zeit bis 1961 selbst wenn es den politischen Willen dazu gegeben hätte, nicht möglich gewesen.

    Aber ich frage mich, was Weidauer jetzt mit Q VII oder den angeblich so schlechten Füllbauten am Neumarkt zu tun hat. Er ist auch nicht für den Kulturpalast verantwortlich oder die Prager Straße. In seine Zeit fällt der Wiederaufbau im Stil der nationalen Tradition (z. B. Westseite und Ostseite des Altmarktes).

    Danke, Heimdall, für deine sachlichen Anmerkungen zum Thema Ehrenbürgerschaft. Dass die Weidauer 1969 verliehen wurde, erscheint mir nicht ganz unverständlich. Der nach ihm benannte Platz wurde 1990 wieder umbenannt (was ich auch richtig finde).

  • Heimdall

    Nicht ganz, denn wenn dem so wäre, dann hätte (womöglich sogar berechtigterweise) man auch post Mortem nicht auch dem einen oder anderen lt einem eigenen Ratsbeschluss nachträglich die Ehrenbürgerschaft in Dresden aberkannt:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…ger_von_Dresden

    Vielleicht war es aber auch nur eine symbolische Geste, die rechtlich nicht notwendig gewesen wäre, aber das Symbol, dass ein Verbrecher ohne (wenn auch nur symbolische) Aberkennung auf derselben Liste wie ein Hans Nadler steht, das tut schon sehr heftig im Herzen weh.

    Aberkannt wurde die Ehrenbürgerschaft Dresdens am 25. Juni 1945 Wilhelm Frick und Martin Mutschmann, die beide zu dem Zeitpunkt noch lebten, und Adolf Hitler. "Womöglich sogar berechtigterweise"? Und nein, Exilwiener, mit diesen dreien kannst du Weidauer nicht auf eine Stufe stellen. Das ist inaktzeptabel.

  • Zitat von Centralbahnhof
    Du lobst ja sogar die Ostfassade vom Humboldt-Forum in den höchsten Tönen.

    --- oder, noch absurder, auch einen Wiederaufbau, der gar nicht stattfand, wie die Hinterhoflandschaft am Prager Altstädter Ring...

    Natürlich ist das, was Centralbahnhof betreibt, Jammern auf hohem Niveau. Indes, wo wäre darin ein Fehler zu erblicken? Im hohen Niveau vielleicht?

    Es wäre interessant zu wissen, wie nachfolgende Generationen auf den NM reagieren werden. Ich halte für möglich, dass sie auf gewisse Marotten, wie die Strichcode-Fenster, die mir persönlich noch etwas besser gefallen, als der 70er-Wiederaufbauschrott, genauso allergisch reagieren wie ich auf den Letzterwähnten. Es ist auch möglich, dass man seinen Frieden findet wie in Nürnberg der Fall: dort ist man glücklich auf das "Flächendenkmal Wiederaufbauzeit". In DD könnte man es als eigenen späteren, postmodernistischen, dh diesen eigentlich auch schon überwunden habenden Stil sehen. Bemerkenswerterweise hat man derlei Verrenkungen in der Warschauer Altstadt nicht nötig.

    Jedenfalls wird der Neumarkt in unserer Generation nicht abgeschlossen sein, da viele WDS bald zu vergammeln beginnen und zu umfangreichen Neufassadierungen zwingen werden. Wahrscheinlich wird man dann auch gewisse entbehrliche zeitgeistige Zutaten mit ersetzten, sofern sich kein Verrückter finden sollte, der das als "Zeitdokument" unter Denkmalschutz stellen will.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ein guter Wikipedia-Artikel sollte die ganze Bandbreite einer Person und ihres Wirkens samt ihren Brüchen ausleuchten.

    Im übrigen ist mir der Begriff "antifaschistischer Widerstand" zuwider, weil er kommunistischer Provenienz und zudem auch historisch falsch ist. Nach der von Stalin und Dimitroff formulierten Antifaschismusdoktrin sind letztlich alle Feinde der Arbeiterklasse Faschisten, also auch das Bürgertum, die Kirchen, die Monarchisten usf. Noch heute diffamiert die Linke - in bester stalinistischer Tradition - Andersdenkende pauschal als Faschisten. Zugleich verharmlost sie damit aber auch den Nationalsozialismus, der hinsichtlich seiner Verbrechen ein ganz anderes Kaliber war als der eigentliche Faschismus Mussolinis. Und sie verharmlost den Kommunismus, der in seiner historischen Gesamterscheinung den Gräueln des Nationalsozialismus in keiner Weise nachsteht.

    Daher steht für mich ein kommunistischer Funktionär, der ihm Widerstand gegen die Nazis agierte, moralisch nicht auf derselben Stufe wie beispielsweise ein Dietrich Bonhoeffer, ein Pater Rupert Mayer, ein Carl Friedrich Goerdeler, ein Stauffenberg oder die Mitglieder der Weißen Rose (eine ehrenvolle Ausnahme unter den Kommunisten bildet für mich Georg Elser ). Ebensowenig bin ich bereit, Nazis oder Rechtsextremisten, die gegen den Kommunismus kämpf(t)en , mit dem Glorienschein eines Widerstandskämpfers zu ehren. Oder um es ganz platt zu sagen: Wenn ein Gangster einen anderen erschießt, macht dies ersteren nicht zum Retter und letzteren nicht zum Märtyrer für Recht und Ordnung.

    In diesem Sinne bleibt ein Walter Weidauer ungeachtet seiner Verfolgung durch die Nazis für mich eine sehr problematische Figur. Dasselbe gilt für Honecker, Mielke und andere SED-Genossen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Du lobst ja sogar die Ostfassade vom Humboldt-Forum in den höchsten Tönen.

    Eine differenzierte Haltung zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses überfordert dich wohl? Wer nicht jedes Stück moderner Architektur möglichst wortgewaltig in den hintersten Winkel der Hölle verdammt, wird hier im Forum nicht verstanden. Schade.

    Aber zurück nach Dresden: Wo bitte am Neumarkt gibt es "Strichcode-Fenster"?

  • Rastrelli, über die Ostfassade könnte man einen eigenen Strang eröffnen. Da scheiden sich wohl die Geister. Ansonsten wird moderne Architektur/ Stadtplanung nicht perse geächtet. Gerade die Vielschreiber sind sehr tolerant.

    Beauty matters!

  • Also zurück zum eigentlichen Thema. Auslöser der jüngsten Diskussion war diese Mitteilung von eryngium:

    ich war gestern auch vor Ort und ein wenig entsetzt, dass das mittlere Haus der Sporergasse eine ganz wilde Barcode-Schießscharten-Schüttelfenster-Fassade bekommt.

    In den Visualisierungen findet man das nicht. Eine Planänderung? Oder hat eryngium die Baustelle falsch interpretiert? Denn allzu weit ist der Rohbau doch noch gar nicht gediehen.

  • Kann dieses Haus gemeint sein? Übereinander stehende Fenster, aber mit versetzten Öffnungen?

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ja, der Wikipedia-Artikel zu Walter Weidauer ist wirklich schlecht. Seine Teilnahme am antifaschistischen Widerstand muss man eher zwischen den Zeilen herauslesen. ....

    KPD-Funktionär und Reichstagsbgeordneter, nach dem Reichstagsbrand verhaftet, KZ Sonnenburg, Ende 1933 entlassen, arbeitet im Untergrund weiter, nach wenigen Monaten 1934 erneute Verhaftung, Emigration 1935 in die Tschechoslowakei, 1936 nach Dänemark, Arbeit in der Auslandsleitung der KPD, nach der deutschen Besetzung Dänemarks im Sommer 1940 verhaftet, Anfang 1941 der Gestapo übergeben, 1942 vom Volksgerichtshof zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.

    ....

    Weidauer ist nicht verantwortlich für die Zerstörung Dresdens im Februar 1945. Im Gegenteil: Er hat aktiv gegen die Nazis gekämpft. Ab Mai 1945 in Dresden politisch tätig. In seine Zeit als Oberbürgermeister 1946-1958 fällt (im Wesentlichen) der Wiederaufbau des Dresdner Zwingers und der Kreuzkirche. Der Wiederaufbau der Hofkirche wurde begonnen. Bis Anfang 1961 Vorsitzender des Rates des Bezirkes. Die Ruine der Sophienkirche wurde erst danach abgetragen. Der Wiederaufbau der Frauenkirche wäre während seiner politisch aktiven Zeit bis 1961 selbst wenn es den politischen Willen dazu gegeben hätte, nicht möglich gewesen.

    Wenn einer -hier Weidauer- im politischen Untergrund gekämpft hat, mag die danach herrschende Elite diesen Menschen fördern und ihm Macht verleihen. In der Aufzählung seiner Heldentaten finden sich jedoch keine städtebaulichen Leistungen.

    Ich meine gehört zu haben, dass eher Menschen wie Nadler sich für den Wiederaufbau von Zwinger und Co. engagiert hatten und dabei von der Obrigkeit gelinde gesagt wenig unterstützt wurden. :wink:

    Am Ende von Weidauers Amtszeit 1958 sah der Blick auf die Prager Straße jedenfalls "aufgeräumt" aus:


    Bundesarchiv_Bild_183-U0816-0010%2C_Dresden%2C_Prager_Stra%C3%9Fe.jpg


    [url=https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bund…Stra%C3%9Fe.jpg]Bundesarchiv Bild 183-U0816-0010, Dresden, Prager Straße[/url]

    Bundesarchiv, Bild 183-U0816-0010 / Löwe / CC-BY-SA 3.0 / CC BY-SA 3.0 DE (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)


    Andere sind besser im Suchen und Sammeln. Vermutlich gibt es bei WIKIPEDIA kaum Fotos vom DDR-Neumarkt in Dresden, weil da eh nur Steppe war.

    Weitere MEINUNG.

  • Leider hat die kommunistisch dominierte Dresdner Stadtpolitik in den ersten Nachkriegsjahren aktiv den Wiederaufbau privater Profanbauten verhindert. Damit hätte man wichtige Pflöcke einschlagen und eine vollständige Umkremplung des Stadtgrundrisses vielleicht verhindern können. Initiativen von Eigentümern gab es durchaus. Aber die Leute durften nicht, man wollte erst eine übergeordnete Planung haben. Die solange auf sich warten ließ, bis die städtebaulichen Weichenstellungen schon zentral aus Berlin kamen.

  • Es wird das Gebäude aus der Visualisierung sein.

    Schüttelfenster kann man eigentlich vor Ort noch garnicht feststellen, da bis jetzt nur das EG und ein Obergeschoss steht. Ich weiß nicht was eryngium da gesehen hat.

    Zu der Visualisierung. Das Grundraster ist ja optisch da und die Schießscharten sind immerhin symmetrisch angeordnet und dunkel abgesetzt.

    Sollte nicht so negativ in der engen Gasse auffallen. Da gibts schlimmere Varianten am Neumarkt.


    Und kann mal jemand diesen ganzen Berliner- und SED,KPD,DDR-Kram nach Off-Topic schieben. Danke :kopfschuetteln:

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • In einer Woche passiert natürlich nicht allzuviel, trotzdem hier ein paar Eindrücke von gestern Nachmittag.

    Ich wünsche allen ein schönes Osterfest.

    Dies dürfte der Durchgang von der Schloßstraße in den Innenhof werden. Ich bin echt auf die Arkaden gespannt...

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    Tatsächlich sind die Fenster im Füllbau in der Sporergasse asymmetrisch, ich gehe mal davon aus, dass es dann "Vorblenden" geben wird, die eine Regelmäßigkeit im äußeren Erscheinungsbild erreichen sollen. Schon ein bissel merkwürdig, aber warten wir es ab. :smile:

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  • Also manchmal frage ich mich, wer wann welche Kriterien festlegt, um Gebäude zu "genehmigen".

    Der Füllbau, also Neubau in der Sporergasse hat so schmale, kleine Fenster - die Fassade ist nach Norden ausgerichtet und die Südseite einer schmalen Gasse - die Sporergasse. Wie ist das mit den Lichtverhltnissen und Richtwerten?

    Wenn ich mir das Theater um das Palais Riesch anschaue und was dort wegen Beleuchtungsverhältnissen gejappst wurde. Und da sind die Fenster sehr viel größer und die Straße auch etwas breiter.

    Bert - ich glaube schon, dass die Fensteröffnungen richtig angeordnet sind. Die Abstände sind folgen nur keiner gleichen Abmessung. Und sie bekommen dann wohl ne Blechverkleidung, die an der Wand angebracht wird und nicht wirklich Teil des Fensters sind. Evtl nur als Verdunkelung zum schieben/ziehen.

    schau mal: https://docplayer.org/docs-images/64/51505011/images/2-0.jpg

  • Der Füllbau, also Neubau in der Sporergasse hat so schmale, kleine Fenster - die Fassade ist nach Norden ausgerichtet und die Südseite einer schmalen Gasse - die Sporergasse. Wie ist das mit den Lichtverhltnissen und Richtwerten?

    Da komme ich mal wieder auf daß Thema "Himmelsrichtungen bei Gebäuden" - die Nordseite hat sehr konstante Lichtverhältnisse, ist für Kunstmaler als Attelier ideal. Ich persönlich mag reine Nordseiten nicht so recht, da ich gern mal ab und zu einen Sonnenstrahl im Zimmer hätte. Nun zur reinen Südseite - eine Südseite mit großen Fenstern wird im Hochsommer schnell mal zum Backofen...in so fern macht es schon Sinn daß man auf der Nordseite große Fenster und auf der immer währenden Sonnensüdseite eher schmale Fenster einbaut.

  • Ähm, das ist ja meine Frage: Warum hat man auf der Nordseite (Fassade Sporergasse) des Komplexes so kleine Fenster, wenn sie doch NACH Norden geöffnet sind. Und es geht mir um den Punkt, dass an anderer Stelle (Palais Riesch) so gezetert wurde, dass die NordFASSADE, also die SüdSEITE der Rampischen Straße, größere Fensteröffnungen haben muss und eben deswegen keine Reko in Frage kam. Argument seiner Zeit: Beleuchtungsrichtwerte.

    Kann sein, dass die Formulierung unglücklich ist, weil ich die NordFASSADE als SüdSEITE der Sporergasse bezeichne.

    in so fern macht es schon Sinn daß man auf der Nordseite große Fenster und auf der immer währenden Sonnensüdseite eher schmale Fenster einbaut.

    Von daher hab ich genau das gesagt und frage mich, warum es eben in benanntem Füllbau NICHT so ist. Dort ist: Nordseite schmale Fenster - die Südfassade sprech ich nicht an. Keine Ahung wie die aussieht. Die ist ja im Hof.

  • Genau die Frage stellt sich mir in der Sporengasse auch.
    Kann eigentlich nur eine Hotelnutzung sein, die mit so geringer Beleuchtung auskommt (?)

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    Am Riesch war das Hauptproblem ein anderes, wenn ich es richtig verstanden habe.

    1. Um die Fassade des Riesch zu rekonstruieren, müssten naturgemäß alle Fensteröffnungen in Geometrie und Lage wieder so kommen, wie sie historisch waren. Das Palais Riesch beherbergte jedoch ursprünglich im 1.OG sehr niedrige Räume (z.B. die Sattelkammern und andere Nebenräume der Hoymschen Hofhaltung), die man als Mezzaningeschoss bezeichnen kann. Deren geringe historische Raumhöhe war für eine zeitgemäße Nutzung nicht ausreichend und ggf. auch nicht genehmigungsfähig nach Bauordnung.

    2. Es bestand zunächst die Idee beim Neubau eines neuen Gebäudes mit der Fassade des alten Palais Riesch die Decke des 1.OG nach oben zu legen. Aus den historisch niedrigen Räumen im 1. OG wäre eine neue Raumhöhe von 2,4 bis 2,6m rauszubekommen gewesen. Aus den Fenstern der Belletage des 2. OG wären etwa bodentiefe Fenster geworden. Zwei Vollgeschosse. Klingt erst mal gut; doch der Teufel lag hier im Detail:

    Durch den Ausbau des 1. OG zu einem Vollgeschoss wären seine Fenster sehr weit unten in den Räumen zu liegen gekommen und von OK (rel. kleines ) Fenster bis OK Decke wäre noch sehr viel Platz gewesen. Und hier war eben keine ausreichende Belichtung mehr gegeben, sodass Vorgaben der Landesbauordnung nicht eingehalten werden konnten*.

    3. Seitens der GHND wurde als nächstes die Lösung ins Feld geführt, die Räume im EG und 1. OG des Riesch zusammenzufassen. Eine solche Lösung wurde ja für das Hostel im Palais Hoym gemeinsam mit der CG-Gruppe gefunden, um dort die zu hohen Räume sinnvoll und wirtschaftlich vertretbar zu nutzen.

    Im Riesch wären aber auf dieses Art ebenfalls sehr hohe Räume entstanden, die an der Rückseite eine Art niedrige Galerie mit geringer Raumhöhe in einem eingeschobenen Halbgeschoss hätten haben können. Auf diese Lösung wollte sich der Bauherr aus wirtschaftlichen Gründen nicht einlassen, weil bei gleichen oder höheren Baukosten ("Balkonbrüstung" und Treppe je Raum nötig) nur ca. 75% nutzbare Grundfläche entstanden wären. Auch hatte er keine Idee für eine sinnvolle Nutzungsmöglichkeit für solche speziellen Räume, die ja auch letztlich vermietet werden müssen.

    Der Käufer jedenfalls - eine Versorgungswerk, wenn ich es mir richtig gemerkt habe - hat natürlich Interesse an einfachen und flexibel vermietbaren Grundrissen und keinen komplizierten Sondernutzungen...

    4. Seitens der CG-Gruppe wurde letztlich eine (wirtschaftlich begründete) Vorgabe gemacht, wie viele QM Nutzfläche aus dem rekonstruierten Riesch rauszuholen sein müssten.

    *Die GNHD hatte dann das Architekturbüro Henke beauftragt, eine Lösung für "die Quadratur des Kreises" zu finden. Leider ohne Erfolg.

    Herr Henke war übrigens derjenige, der die ersten Forschungen zur Baugeschichte der Hoymschen Residenz mit dem Riesch um die Jahrtausendwende zu Wege gebracht hatte. Er hat alles daran gesetzt, hier eine Lösung zu finden.

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    Besonders ärgerlich fand ich damals, dass

    - wegen zu niedriger Räume am Riesch eine Fassadenreko scheiterte und gleichzeitig

    - Herr Blobel seine im Au Petit Bazar - historisch vorgegebenen - normal hohen Räume zu Anderthalbgeschoss-Räumen überhöhen wollte und damit auch an seinem Haus eine Fassaden-Reko ausschloss.

  • Hab mir gestern das Haus in der Sporergasse noch mal angeschaut.

    Die mittigen Barcode-Schießscharten belichten ein Treppenhaus. Rechts und links gibt´s im 1. OG normal große Fenster.

    Unruhig wird das Fensterraster durch die vergrößerte Türöffnung im EG rechts, eine Schießscharten-Unterbrechung durch ein Treppenpodest und den Eingang links...

    Mal sehen wie es weiter geht.