Berlin - Reichstagsgebäude und Spreebogen

  • Ja, und zwar zu einer Zeit, als Berlin noch Berlin war.

    Im Hintergrund erkennt man die Komische Oper an der Weidendammer Brücke, nach dem Krieg abgerissen. :sad:


    Naja, selbst "als Berlin noch Berlin war" hat man bereits abgerissen, umgebaut und entstuckt:
    So sieht man z.B. dass bereits der Bahnhof Friedrichstraße modernisiert wurde und diese wirklich wunderschöne, filigrane Eckkuppel bereits flöten gegangen war:

    Berlin_Bahnhof_Friedrichstrasse_Schluetersteg_1900.jpg
    Bildquelle: Wikipedia

  • Einfach wunderschön! Gibt es die Pferde noch irgendwo oder sind die schon beim Brandanschlag oder später im Krieg zerstört worden?

    Vermutlich ist in Berlin beim Reichstag aktuell an keine Rekonstruktion daran zu denken, aber vielleicht ist die „Kulturstaatsministerin“ dafür zu begeistern, wenn man aus den Pferden einfach Einhörner macht 😉. Man muss nur wissen wie.

  • Exilwiener,

    kurz zu den beiden Reiterstandbildern auf dem Reichstagsgebäude: Der Münchener Bildhauer Rudolf Maison schuf diese beiden Reiter 1895 für das Reichstagsgebäude.

    Es gibt heute noch zwei etwas kleinere Reiterstandbilder, erstellt von G. Knodt in Frankfurt. Diese beiden mit denen des Reichstagsgebäudes völlig identischen Herolde wurden für die Weltausstellung 1900 in Paris hergestellt. In Kupfer getrieben, gelangten diese kleineren Ausfertigungen nach Beendigung der Weltausstellung als Schenkung eines in Paris wohnhaften, aus Bremen stammenden Bankiers, an die Stadt Bremen. Diese Herolde befinden sich seit 1901 an der Südostseite des Bremer Rathauses.

  • Die Reiterstandbilder wurden möglicherweise erst als letzter Bauschmuck aufgesetzt.

    b_0827v3du6.jpg

    Großformatige Detailaufnahme eines Exemplars:

    10110_380jcz2.jpg

    Bildquelle jeweils: Architekturmuseum der TU Berlin

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich stehe hier sicherlich alleine, aber ich finde die "Entornamentierung" des Reichstags nach dem Krieg fast als eine gelungene Idee.
    Es verwandelt den überbordenen, generischen Renaissance-Palast, wie wir ihn sehr ähnlich von vielen Regierungs-oder Justitzpalästen des Kaiserreichs (und aus anderen Nationen) kennen, in einen strengeren, aber auch erhabeneren, klassischeren, einprägsameren Bau, der besser als die Hülle des Parlaments dient.
    Die Betonung liegt allerdings auf fast, denn ich finde, man hat diese Entornamentierung teils zu weit getrieben. So z.B am Mittelrisalit der Rückseite des Reichstags. Der wirkt nun zu kahl. Dort fehlen die Trophäen, die auf einer Ebene mit den noch vorhandenen säulenbekrönenden Statuen um den Rest des Gebäudes stehen, sowie die Simse, welche die nun kahlen Seiten des Risaliten nicht mehr gliedern. Das sieht einfach blöd aus.
    Außerdem sind einige Ungereimtheiten entstanden. Z.B. dass an den Eckpavillions teilweise die Schlusssteine der großen Fensterbögen noch von Köpfen geschmückt werden, und teilweise nicht mehr. Also, wenn schon, denn schon, und nicht wild durcheinander, als hätte man sich nicht entscheiden können. Was man anscheinend tatsächlich nicht konnte. :kopfschuetteln:

  • Ich finde die "Purifizierung" des Reichstagsgebäudes auch verschmerzbar, wünsche mir aber dennoch an der einen oder anderen Stelle eine Ergänzung des historischen Bauschmucks. Vor allem im Inneren wären mehr historische Spuren auch schön und hilfreich, als visueller Schlüsselreiz für Parlamentarier, Besucher, Medien usw.

  • Ich finde die "Purifizierung" überhaupt nicht verschmerzbar. Der Reichstag war durch und durch symbolisch repräsentativ gestaltet. Jede Ornamentik und jede Figur hatte eine tiefere Bedeutung. All diese Ornamente wurden bewusst nach dem Krieg zerstört. Ich persönlich möchte das der Reichstag weitestgehend dem Ursprungsentwurf von Paul Wallot entspricht. Das man heute im Nachgang die damaligen Zerstörungen als "Sanierung" schön redet halte ich für einen Skandal.

    DEM DEUTSCHEN VOLKE...

  • Exilwiener,

    kurz zu den beiden Reiterstandbildern auf dem Reichstagsgebäude: Der Münchener Bildhauer Rudolf Maison schuf diese beiden Reiter 1895 für das Reichstagsgebäude.

    Es gibt heute noch zwei etwas kleinere Reiterstandbilder, erstellt von G. Knodt in Frankfurt. Diese beiden mit denen des Reichstagsgebäudes völlig identischen Herolde wurden für die Weltausstellung 1900 in Paris hergestellt. In Kupfer getrieben, gelangten diese kleineren Ausfertigungen nach Beendigung der Weltausstellung als Schenkung eines in Paris wohnhaften, aus Bremen stammenden Bankiers, an die Stadt Bremen. Diese Herolde befinden sich seit 1901 an der Südostseite des Bremer Rathauses.

    Die beiden Herolde bzw. Lanzenreiter in der Eingangshalle der deutschen Kunstgewerbeabteilung auf der Weltausstellung 1900 in Paris. Sie sind rechts und links des Eingangs auf hohen Sockeln frontal zu sehen.

  • Ich finde die "Purifizierung" überhaupt nicht verschmerzbar. Der Reichstag war durch und durch symbolisch repräsentativ gestaltet. Jede Ornamentik und jede Figur hatte eine tiefere Bedeutung. All diese Ornamente wurden bewusst nach dem Krieg zerstört. Ich persönlich möchte das der Reichstag weitestgehend dem Ursprungsentwurf von Paul Wallot entspricht. Das man heute im Nachgang die damaligen Zerstörungen als "Sanierung" schön redet halte ich für einen Skandal.

    DEM DEUTSCHEN VOLKE...

    Hättest Du vielleicht einige Beispiele zur "tieferen Bedeutung" der Figuren und zur Ornamentik? Das würde mich brennend interessieren!

  • Mich auch! Hier gibts ja Kunsthistoriker im Forum die diese Frage beantworten könnten.

    Ich habe schon länger vor ein neues Video zum Reichstag zu machen und den alten und jetzigen Zustand gegenüber zu stellen. Vielleicht kann man daraus auch ein Forumsprojekt machen. Wer kann helfen?

    ... ich