Letzten Sonntag, also am 24. Oktober 2010, habe ich anbetrachts des schönen Wetters dann auch mal 10 KG Fotoausrüstung die über 300 Stufen des Domturms in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] hinaufgeschleppt. Anbetrachts dessen, wie viele Kirchtürme Europas ich schon hochgekraxelt bin, war ich dann doch erstaunt, wie stressig der Aufstieg ist. Der noch überwiegende mittelalterliche Teil der engen Wendeltreppen mit den sehr steilen Stufen ist ganz offensichtlich nicht für den heutigen Massentourismus konzipiert worden. Leider ist von den insgesamt drei für Besucher vorgesehenen Plattformen momentan nur eine in 66 Metern Höhe geöffnet, ob sich das mal ändern wird oder aufgrund von Brandschutzvorschriften dauerhaft so bleibt – keine Ahnung.
Genug geredet, die nachfolgenden Bilder entstanden mit der Canon 1Ds Mark II und dem Canon EF 70-200mm 4 L USM IS, also einem Teleobjektiv. Totalen werde ich demnächst wohl mal irgendwann nachreichen. Es sei noch angemerkt, dass es sich hier mehr um Schnappschüsse bzw. erste Eindrücke denn eine Bestandsaufnahme oder eine Serie mit einem bestimmten Fokus handelt und etwaige Kommentare, soweit nicht ohnehin explizit gekennzeichnet, einzig meine subjektive Auffassung darstellen.
Zunächst ein Bild des „corpus delicti“ vom [lexicon='Römerberg'][/lexicon], im Detail ist anhand der dort befindlichen Menschen gut die erwähnte Aussichtsplattform zu erkennen.
Dreikönigskirche in Sachsenhausen, erbaut 1875–80 nach Entwurf von Franz Josef Denzinger, im Zweiten Weltkrieg als eine von wenigen Frankfurter Kirchen nicht zerstört.
Deutschordenskirche in Sachsenhausen, Kirche 14. Jahrhundert, der barocke Teil 1707–15 nach Plänen von Daniel Kaiser, Wiederaufbau nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1963–65; im Vordergrund der Neue Portikus auf der Maininsel, 2002–06 nach Entwurf von Christoph Mäckler.
Henninger Turm in Sachsenhausen, 1959–61 als Getreidesilo nach Plänen von Karl Lieser, mit 118,5 Metern bis 1974 höchstes Gebäude der Stadt und, ob man nun will oder nicht, mittlerweile auch eines ihrer Wahrzeichen.
Main Plaza am Deutschherrenufer in Sachsenhausen, erbaut 2000–01 nach Entwurf von Hans Kollhoff mit deutlichen Anleihen an die amerikanische Hochhausarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts – meiner Meinung nach einer der schönsten Neubauten der letzten 10 Jahre. Vielleicht auch das letzte wirklich postmoderne Gebäude in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon].
Wohnbauten zwischen etwa 1880 und 1930 jenseits der Dreikönigskirche in Sachsenhausen, eingesprengt einige Bauten v.a. der 1960er und 1970er Jahre von fragwürdiger städtebaulicher Wirkung.
Der Römerkomplex – im Kern frühes 14. Jahrhundert, heutiges Erscheinungsbild weitgehend 1900–08 nach Plänen von Max Meckel, Franz von Hoven und Ludwig Neher. Im Vordergrund die Dächer der „[lexicon='Römerberg'][/lexicon]-Ostzeile“, rechts das des Steinernen Hauses, im Hintergrund v.a. markant der Bundesrechnungshof. Mit letzterem, 1951–53 nach Entwurf von Werner Dierschke und Friedel Steinmeyer errichteten Gebäude wird man noch einige Zeit leben müssen.
Saalhof mit wohl noch unter Konrad III. errichteten staufischem Palas aus der Mitte des 12. Jahrhunderts (nur das Dach hinter Bäumen im Vordergrund erkennbar), dem nach Plänen von Stadtbaumeister Eberhard Friedberger 1454–56 errichteten Rententurm (ebenfalls nur das Dach mit Spitzhelmen erkennbar), dem längs am Main liegenden Bernusbau, 1715–17 nach Entwurf von Bernhard Kirn, sowie dem gerade in neuer Eindeckung befindlichen Burnitzbau von 1840–42, benannt nach seinem Architekten Rudolf Burnitz.
Der 1971–72 im Stil des Brutalismus an den Saalhof angesetzte Bau des Historischen Musems wird (wohl nach übereinstimmender Meinung zum Glück) bald weichen. Im Hintergrund die Leonhardskirche, die zweite im Zweiten Weltkrieg nahezu unzerstörte Innenstadtkirche, erbaut in den 1220er Jahren.
Untermainkai mit dem so genannten Nizza-Ufer, an dem erstmals im 19. Jahrhundert aufgrund eines einzigartigen Mikroklimas ein Landschaftspark mit teils mediterranen Pflanzen angelegt wurde. Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung zeigt sich dieser aufgrund einer Generalüberholung anlässlich der Fußball-WM 2006 nun wieder in seiner alten Pracht – ein stadtbekanntes Motiv ist vor allem die Platanenallee – und herbstlichen Farben.
30,37 Megapixel-Panorama des Paulsplatzes mit der Paulskirche aus drei Bildern – begonnen 1789 an der Stelle der hier 1786 abgebrochenen mittelalterlichen Kirche der Barfüßer, aufgrund der Revolutionswirren fertig gestellt erst 1833. Erste Entwürfe lieferte noch der Frankfurter Stadtbaumeister des Spätbarock, Andreas Liebhardt, nach dessen Tod 1788 übernahmen der neue Stadtbaumeister Johann Georg Christian Hess sowie der bedeutende, damals in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] weilende französische Architekt Nicolas de Pigage, schließlich hatte auch noch Hess Sohn Johann Friedrich Christian Hess seine Finger mit im Spiel, der 1816 das Amt des Vaters übernahm. 1944 ausgebrannt, äußerlicher Wiederaufbau mit Flachdach 1947–48.
Der Eiserne Steg, die historisch zweite Frankfurter Mainquerung für Fußgänger nach der Alten Brücke, erbaut nach Plänen von Johann Peter Wilhelm Schmick 1868–69 im neogotischen Stil als reines Bürgerprojekt, da die wie immer sparsame Stadt für die Finanzierung nicht gerade stehen wollte. 1910–12 Höherlegung und auch auf Druck des BDA Purifizierung (Beseitigung der neogotischen Zierelemente) aufgrund des zunehmenden Mainverkehrs, nach Sprengung 1945 nahezu unverändert wieder aufgebaut.
Es folgen Untermainbrücke (1872–74 nach Plänen von Johann Peter Wilhelm Schmick, Sprengung 1945, veränderter Wiederaufbau auf alten Pfeilern), Holbeinsteg (1990 nach Entwurf von Albert Speer Jr.) und schließlich die Friedensbrücke (1950–51 anstelle der leider trotz fast keiner Schäden im Zweiten Weltkrieg abgebrochenen, sehr aufwändigen Wilhemsbrücke von 1844–48) am Westhafen. Hier fällt der nach Plänen von schneider+schumacher 2001–04 errichtete Westhafen Tower ins Auge, nach meinem persönlichen Empfinden ebenfalls eines der schönsten Projekte der letzten zehn Jahre – und sei es nur wegen der baulichen Hommage an das „Gerippte“, also das typische Frankfurter Apfelweinglas.
Die Liebfrauenkirche an der Ecke Liebfrauenstraße / Töngesgasse, im Kern 14. und 15. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert reich barockisiert, im Zweiten Weltkrieg 1944 so stark beschädigt, dass der Bau komplett neu aufgemauert werden musste. Der dahinter angrenzende Kirchhof ist wahrlich ein Hort im Trubel der Großstadt, das Innere wirkt aufgrund des Philistergeschmacks der Wiederaufbauzeit dagegen nun leider wie das einer Bettelordenskirche. Links ragt ein Kran beim Technischen Rathaus in den Vordergrund.
Der 170 Meter hohe Opernturm am Opernplatz, 2007–10 nach Entwurf von Christoph Mäckler, aber das wissen wohl die meisten. Ich muss sagen, dass ich persönlich über ihn in nicht solche Begeisterungsstürme verfalle wie viele, aber alleine die Tatsache, dass dieses Gebäude ganz entsetzliche Brutalismusbauten an gleicher Stelle ersetzte, kann man nicht anders als nur begrüßen. Ebenso, dass der Rotschildpark dadurch eine Revitalisierung und Vergrößerung erfahren hat.
Das Dominikanerkloster mit Heiliggeistkirche zwischen Battonnstraße, Kurt-Schumacher-Straße und Dominikanergasse – auch von dieser noch aus dem frühen 13. Jahrhundert stammenden Anlage ließ der Zweite Weltkrieg fast nichts übrig. Beim Wiederaufbau 1955–61 sah man sich leider verpflichtet, nicht einmal das Langhaus, sondern nur den alten Chor in eine ansonsten fast völlige Neuinterpretation der Anlage nach Plänen des Architekten Gustav Scheinpflug zu integrieren. Etwas mehr Respekt bei einer Institution, deren Stiftungen reicher Patrizier des Mittelalters und der Frühen Neuzeit das Städelsche Kunstinstitut einen nicht unbedeutenden Teil seines „Startkapitals“ (u.a. von Dürer, Grünewald und Holbein) verdankt, hätte man sich schon gewünscht. Gegenwärtig läuft eine Generalsanierung, mehr dazu siehe hier.
Häuser an der Konstablerwache – hier fällt auf, dass sich hinter der Fassade des Gebäudes mit der „Kirchenbauer“-Reklame wohl noch zwei Gründerzeitler verbergen, die ab hier einst die ganze Nordfront dieses Teils der Zeil ausmachten. Erkennbar ist dies an der Brandwand sowie den unterschiedlichen Fensterteilungen. Vielleicht eine Chance bei einer mehr denn je fälligen Neugestaltung der Konstablerwache, bedenkt man, was gegenwärtig aus ebenfalls völlig entstuckten Kandidaten im Bahnhofsviertel wieder für Schmuckstücke werden.
Das Gebäude D des Oberlandesgerichts an der „Neuen Zeil“, ein nach meinem Empfinden im Innenstadtbereich wohl nicht mehr zu übertreffendes Beispiel für den autistischen Städtebau vergangener Zeiten (um 1970), das uns als mahnendes Beispiel nach längerer wie erfolgloser Diskussion um ein Justizzentrum an anderer Stelle wohl auch noch eine Weile begleiten wird.
Im Hintergrund das Dächergewimmel des Nordend und Bornheims mit den Türme von ingesamt drei Sakralbauten, von rechts nach links St. Josefskirche, Johanniskirche und schließlich Lutherkirche.
Der obere Teil des Deutschherrenufers mit zahlreichen Neubauten der letzten Jahre auf dem ehemaligen Schlachthofgelände – über den Main führen hier die Ignatz-Bubis-Brücke (1876–78 als Obermainbrücke nach Entwurf von Johann Peter Wilhelm Schmick, Sprengung 1945, fast unveränderter Wiederaufbau 1946–49, Umwidmung 2000) und die Flößerbrücke (1984–86 nach Plänen von Egon Jux), links angeschnitten gerade noch so die Deutschherrenbrücke (1911–13, Sprengung 1945, unveränderter Wiederaufbau 1945–49).
Zum Abschluss noch zwei Panoramen von jeweils 67,5 Megapixeln – einmal das Bankenviertel zwischen Opernturm und Main, gegenwärtig leider noch etwas gestört durch die direkt neben dem Dom aufragenden Kräne beim Technischen Rathaus, zum anderen das Fischerfeldviertel zwischen Main und Battonnstraße.