Ja, ich habs geahnt...
Während ich ganz klar dafür bin Denkmäler abzubauen und in Museen zu verfrachten, die Sklavenhändler verherrlichen (wie in dem prominenten Fall von Bristol), die Generäle verherrlichen, die für die Sklaverei kämpften und die heutzutage offen von US Neonazis verherrlicht werden (Konförderationsdenkmäler in den USA) oder Denkmäler die Rassismus offen darstellen (Roosevelt-Denkmal in New York, wo dem weißen Mann auf hohem Ross ein Ureinwohner und ein Afrikaner hündich ergeben hinterlaufen) sind Teile der Bevölkerung leider auch immer so radikal und unreflektiert, dass sie generell keinen Halt mehr vor allen Denkmälern und aller Kunst im öffentlichen Raum machen.
Das ganze sind doch Interpretationen von Leuten, die eine heutige Sichtweise mit eigener Bewertung haben.
Die Statue in Bristol zeigte einen Mann, der zwar u.a. mit Sklavenhandel sein Geld verdient hat. Das Denkmal wurde ihm aber nicht deshalb gesetzt, sondern weil er seinerzeit als Mäzen der Stadt viel Gutes getan hatte. Nun kann man natürlich sagen, das war "schmutziges Geld" (was es aus heutiger Sicht sicher ist), ähnlich, als würde man einen großzügigen Drogenhändler verehren. Allerdings wissen wir nicht, was in Zukunft als "schmutziges Geld" interpretiert wird. Vielleicht der Handel mit Schlachtvieh?
Übrigens wurde dort nun ein Denkmal einer schwarzen Aktivistin eigenmächtig aufgebaut, das die Stadt aber nun wieder entfernt.
https://www.zeit.de/gesellschaft/z…velt-entfernung
Die Generäle der Konföderierten kämpften höchstwahrscheinlich nicht für die Sklaverei, sondern für die Unabhängigkeit der Südstaaten von den USA. Ählich dürfte es bei den Generälen der Dt. Wehrmacht gewesen sein. Aber auch hier wird sich ein Zug zur historischen Vereinfachung fortsetzen, und irgendwann werden aus Leuten wie Rommel einmal Generäle werden, die eben für den Holocaust ins Feld zogen.
Die Denkmäler der Konföderierten waren eigentlich Gesten der Toleranz und der Großzügigkeit, die den Südstaaten trotz deren Niederlage und Eingliederung in die Union so etwas wie die Ehre lassen wollten. Es war also ein Integrationsversuch.
Dass Theodore Roosevelt ein Indianer und eine Schwarzer hündisch ergeben hinterherlaufen, sehe ich bei dem Denkmal überhaupt nicht. Sie gehen gerade und stolz. Für mich ist das ein Integrationsdenkmal. Es zeigt, dass die US-Nation nun auch Schwarze und Indianer als Bürger achtet, die dem Präsidenten nahe stehen. Eigentich ist es eine Ehrung für sie, neben dem Präsident schreiten zu dürfen. Eher könnte man das Denkmal sogar dahingehend "rassistisch" interpretieren, als kein weißer oder asiatischer Bürger berücksichtigt wurde.
Dass das Staatsoberhaupt zu Pferd sitzt, somit erhöht ist, hat nichts mit der Rasse zu tun, sondern ist ein altes Mittel der Herrschaftsdarstellung.
Oder sind die Figuren beiderseits von König Ludwig I. in München hündisch? (Siehe hier) Oder die Engelsfigur neben Wilhelm I. am Deutschen Eck? (siehe hier)
Das alles sind heute Interpretationen, die einfach gewissen Bedürfnissen dienen. In den aktuellen Fällen sind das Bedürfnisse nach Zerstörung, nach tabula rasa, nach weißer Buße, nach Abkehr von der Geschichte, nach schwarzer Weltrevolution und neuer Gleichheit (Zerstörung des "weißen" Kapitalismus und neuer Kommunismus). Und da die Interpretationen nur der eigenen Agenda dienen, kann auch einfach Bismarck (wie in diesem Fall) attackiert werden. Er steht dann eben für Kolonialismus, Ausbeutung von Schwarzen, deutschen Nationalismus. Das das fehl geht und platt ist, tut nichts zur Sache. Es funktioniert bei den oben genannten Beispielen ja auch ganz einfach und wird einfach so geschluckt. Man kann dann weitermachen. Alle Fürsten-, Königs- und Kaiserdenkmale müssen weg, weil es "Antidemokraten" waren. Die Denkmäler aller, die in irgendeiner Weise mit Afrika zu tun hatten, müssen weg, weil sie sich an "Ausbeutungsketten" beteiligt hätten. Usw.usf. Wer A sagt, muss auch B sagen. Wer den kleinen Finger reicht, wird in Zukunft keinen Arm mehr haben.
Da also keine echte geistige Gegenwehr gegen diese Tendenzen vorherrscht, sondern mindestens halbes Verständnis, darf nicht auf Schonung gehofft werden. Die Hoffnung liegt allenfalls darin, dass bald eine neue Sau durch den Medienwald gejagt wird und das Interesse der Akteure etwas verlagert wird. Dann geht es erst einmal wieder gegen Rechts, gegen Fleischverkauf, gegen Kirchen, gegen Grenzen usw.usf. Bis die nächste Welle kommt.