Es wird gelegentlich kolportiert, die Amerikaner hätten Heidelberg als künftiges Hauptquartier ihrer Bestzungstruppen ausersehen und daher bei den Briten interveniert, die Stadt nicht zu bombardieren. Dasselbe wird aber praktisch von jeder anderen unzerstörten westdeutschen Stadt auch kolportiert.
Plausibler scheint mir daher eine These, die ich in Heidelberg auch öfter gehört habe: nämlich, dass viele hochrangige Militärs in Großbritannien und den USA noch vor dem 1. Weltkrieg die Stadt als Studenten oder während ihrer "Kavalierstour" durch Kontinentaleuropa (bei der Heidelberg, anders als z.B. Dresden oder Frankfurt, praktisch immer auf dem Programm stand) kennengelernt hätten.
Heidelberg war dementsprechend ein Ort, mit dem sie schöne Jugenderinnerungen verbanden. Deshalb hätten sie bei ihren "Kollegen" darauf hin gewirkt, dass es nicht zerstört wird.
Die vorherigen Thesen habe ich auch schon oft gehört. Ich vermute, in jeder steckt ein Tupfen Wahrheit.
Bzgl. der Hauptquartierthese
Nach dem Krieg wurde ja auch aus der ehemaligen Großdeutschland-Kaserne die "Campbell Barracks" mit dem Hauptquartier der "USFET" und anschließend weiteren US-Streitkräften. Außerdem liegt Heidelberg geostrategisch gut gelegen mit Zugang zum Neckar und somit auch zum Rhein und der ganzen Rheinebene. Im Umkreis wurden weitere Kasernen hochgezogen wie bspw. in Mannheim oder bei Kaiserslautern (Ramstein Air Base), die ja auch heute noch in Betrieb ist. Ich würde das ganze Rhein-Neckar-Gebiet als Hauptquartier der US-Streitkräfte betrachten.
=> Hauptquartier (check)
Bzgl. "Heidelberg wollen wir schonen, denn dort wollen wir wohnen"
Nach dem Krieg bezogen einige Generäle die Villen auf dem Schloß-Wolfsbrunnenweg, oberhalb des Heidelberger Schlosses.
"Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Gebäude am Schloß-Wolfsbrunnenweg für mehrere Jahre von der US-Armee besetzt, die dort höhere Offiziere einquartierte. Auch nach der Rückgabe der Gebäude an die Eigentümer blieben einige US-Militärs als Mieter dort wohnen. Darunter der US-General Frederick J. Kroesen, der am Karlstor unterhalb des Schloß-Wolfsbrunnenwegs im Jahr 1981 zum Anschlagsziel der RAF wurde."
Sogar Albert-Speer wohnte nach dem Krieg in einer der Villen.
"Speer lebte nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in Spandau 1966 überwiegend in der Heidelberger Villa, Schloss-Wolfsbrunnenweg 50, die sein Vater im Jahre 1905 erbaut hatte und die sich auch heute noch im Familienbesitz befindet."
Außerhalb Heidelbergs wurde das PHV für US-amerikanische Militärangehörige und deren Familien gebaut.
Ob es die Flyer gab oder nicht, kann ich nicht sagen, aber gewohnt haben sie letztendlich dort.
=> In Heidelberg wohnen (check)
Bzgl. "Liebe/Bezug" zu Heidelberg
Betrachtet man die Liste der bekannten Persönlichkeiten, die in Heidelberg studiert haben, ist dieser Aspekt gar nicht so weit hergeholt.
Wer weiß schon, welche Familienlinien und Beziehungen eine Rolle gespielt haben könnten. Hierfür bedarf es einer tieferen Recherche, bezogen auf die Zeit vor und nach des Krieges und der Persönlichkeiten.
Vor allem der Bezug zu den vielen traditionellen Studentenverbindungen, in denen man damals üblicherweise war, hätte sogar eine Rolle spielen können. Verbindungshäuser in den USA haben höchstwahrscheinlich Ihren Ursprung in den europäischen Studentenverbindungen.
"Ihren vermuteten geschichtlichen Ursprung haben die Fraternities und Sororities – ebenso wie die europäischen Studentenkorporationen – in den Studentenorden der Aufklärung des 18. Jahrhunderts."
Es wurde sogar ein Film über Heidelberg gedreht "Alt-Heidelberg". Sogar vor dem Krieg gab es mehrere Verfilmungen davon.
"Dieser Film stellt die fünfte Verfilmung von Alt-Heidelberg dar. Erstmals wurde der Stoff 1915 in den USA mit Wallace Reid und Dorothy Gish in den Hauptrollen verfilmt. In der 1923 erschienenen Verfilmung von Hans Behrendt spielten Paul Hartmann und Eva May das Liebespaar und Werner Krauß die Rolle des Dr. Jüttner. In Ernst Lubitschs Hollywood-Verfilmung von 1927 waren Ramón Novarro und Norma Shearer als Liebespaar und Jean Hersholt als Privatlehrer besetzt. 1954 wurde der Stoff zum vierten Mal verfilmt, diesmal von Richard Thorpe für MGM unter dem Originaltitel The Student Prince. In Deutschland lief der Film ebenfalls unter dem Titel Alt-Heidelberg. Kathie und Karl wurden hier von Ann Blyth und Edmund Purdom verkörpert, Professor Jüttner von Edmund Gwenn."
Marlene Dietrich ließ sich auch auf dem Heidelberger Schloss fotografieren.
Anscheinend hatte die damalige Film-Branche ein großes Interesse an Heidelberg.
General S. Patton ist in Heidelberg gestorben. (Hier ein altes Video der Beerdigung)
Auch interessant: Hier findet man Bilder des alten Heidelberger Bahnhofs und weitere Bilder aus der Heidelberger Nachkriegszeit)
=> "Liebe/Bezug" zu Heidelberg (etwas, benötigt weitere Recherche)
Es haben bestimmt noch viele weitere Faktoren eine Rolle gespielt, weshalb Heidelberg mehr oder weniger verschont wurde. Ich denke aber schon, dass Heidelberg im Vergleich zu anderen bombardierten Städten eine "besondere" Ausnahme war. Ludwigshafen und Mannheim hat es da schon aufgrund der Industrieanlagen schlimmer erwischt. Interessantes Thema 