Ich hab vor ein paar Tagen noch eine schöne alte Postkarte von St. Anna entdeckt:
Interessant, mit redaktioneller Falschbezeichnung als Kloster-Kirche.
Und nach wie vor vollkommen irre, diese psychedelischen Muster in Kombination mit der gründerzeitlichen Formenstrenge. Das ist wirklich mutige Architektur, um eine der Plattitüden der Neuzeit zu bemühen.
Besonders abgefahren in Kombination mit tropisch-österlicher Palmdekoration:
Leider nein. Ich denke, dass -wie so oft- die historische Fassung den meisten Personen überhaupt nicht bekannt ist.
Vor einiger Zeit bin ich zufällig mit einem Kirchenmitarbeiter ins Gespräch gekommen, der meinte, die alte farbige Fassung sei furchtbar dunkel gewesen und die weiße, hellere gefalle ihm besser. Ich bin natürlich fundamental anderer Meinung
Weil's so schön ist, anbei noch ein (letztes) Mal die verschiedenen Fassungen zum Vergleich (Datierung mithilfe von Leonhards Recherche):
Kurz nach der Fertigstellung 1891: (damals übrigens noch mit anderen Kronleuchtern im Altarbereich: vier kleinere anstatt den zwei größeren, die bereits 1892 aufgehängt wurden). Hier sieht man gut, dass damals auch die Fenster noch stärker unterteilt waren als heute.
Mit Apsisbild, "neuen" neoromanischen Kronleuchtern im Altarbereich, aber noch ohne Wandreliefs und Pfeilerleuchten (nach 1892, aber vor 1909):
1950 noch in seiner vollen Pracht, ohne Wandvorhänge, aber dafür mit Wandbemalung und Reliefs (vor der ersten Purifizierung 1954): (abgebildet ist eine Erstkommunion)
Inmitten der Purifizierung: Die Wände sind weiß übermalt, die Wandreliefs abgeschlagen, die neoromanischen Kronleuchter im Altarraum abgehängt. Die Altarschranke wurde entfernt und ein Volksaltar in der Vierung aufgestellt. Noch vorhanden sind allerdings sämtliche Kirchenbänke und die historischen Pfeilerleuchten.
(Hier müsste eigentlich noch der Entwurf des Grauens aus den 70ern rein, ich werde ihn nachreichen sobald ich seiner habhaft werde)
Und schließlich der heutige Zustand 2024 ( Leonhard, ich hoffe es ist ok, dass ich Dein Foto hier nochmal einbinde): Rückkehr der neoromanischen Kronleuchter, aber Entfernung der Pfeilerleuchten und Installation von (sehr dezenten) Hängeleuchten. Und trotz sicherlich verbesserten Sichtverhältnissen, im direkten Vergleich schmerzt der Verlust des Mittelganges schon sehr:
Wie schön, dass Du von der Kirche meiner Heimatgemeinde berichtest.
Soweit ich mich erinnere gingen die Pläne in den 70ern damals sogar so weit, sämtliche Dekoration des Innenraumes zu entfernen, Apsisbild und historischen Altar zu entfernen und die Kirche zu einem multifunktionalen Gemeindezentrum mit absenkbarem Boden umzubauen. Hierzu gibt es eine geisterhaft anmutende Modelldarstellung des Kirchenraumes, die ich leider gerade nicht zur Hand habe, ich meine im Buch "Pfarrkirche St. Anna München Lehel" von Siegfried Grän oder "100 Jahre Pfarrkirche St. Anna in München 1892 - 1992" von Aemilian Alberter und Veronika Biebl.
Als die Arbeiten hierzu bereits im Gange waren, unter anderem die historischen Beichtstühle zerschlagen wurden, hat das bis dato uninformierte Denkmalamt den Irrsinn gestoppt.
Ich habe noch folgende Fotos ergänzend anzubieten:
Der Altarraum kurz nach Erbauung, das Apsisbild fehlt noch:
...und mit Apsisbild:
Innenraum kurz nach Fertigstellung: Das Apsisbild ist vorhanden, die Ausmalung aber noch nicht und die Reliefs seitlich sind geplant und vorgezeichnet, aber noch nicht angebracht:
Die Altäre nach Fertigstellung aber noch vor Ausmalung des gesamten Kirchenraumes. An dieser Fassung hat man sich wohl grob bei der Wiederherstellung orientiert:
Die Decke über dem alten Altar mit dem Schriftzug "GLORIA PATRI ET FILIO ET SPURITUI SANCTO" wurde allerdings nicht wiederhergestellt:
Rechts im Bild erkennbar einer der historischen Beichtstühle (in den 70ern entsorgt):
Schöne Detailansicht der individuellen alten Bänke:
Was mir leider noch fehlt, ist eine historische Abbildung des Orgelbereichs. Die gegenwärtige Orgel ist ja offensichtlich eine moderne Schöpfung.
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Hat hier jemand nähere Informationen zum Schicksal des Deutschen Opernhauses in Berlin von Heinrich Seeling?
Sowohl Wikipedia als auch die Opernwebsite sprechen nonchalant von einer Zerstörung im Krieg und dann der Fertigstellung des brutalen Beton-Neubaus 1961.
Die 16 Jahre dazwischen werden leider nicht beleuchtet. Kann hier jemand helfen?
Ich hab heute mal die Baufirma, die für die Sanierung der Maximilianstraße 6 und 8 zuständig ist, angeschrieben und nach dem Verbleib der Statuen gefragt. Die Antwort kam schnell, überaus höflich und mit beruhigender Auskunft: nach Abschluss der Bauarbeiten in den oberen Geschossen werden die Figuren selbstverständlich wieder auf der Attika angebracht werden. Sehr schön
Ich hab jetzt bzgl. der Attikafiguren von Maximilianstraße 6 & 8 vom Denkmalschutzamt eine Auskunft erhalten, nachdem die Baufirma auf zwei neuerliche Mails von mir nicht reagiert hat. Die Bauarbeiten scheinen immer noch nicht abgeschlossen zu sein (3 Jahre, nachdem die Gerüste abgebaut wurden...) und von daher müssen die Figuren noch etwas warten. Sie sind auch schon restauriert worden und werden wiederaufgestellt werden, sobald die letzten Bauarbeiten abgeschlossen sein werden. Wann dies der Fall sein wird, konnte man mir nicht sagen.
Die Attikafiguren auf der Maximilianstraße 6&8 sind auch nach weiteren drei Jahren nicht wieder zurückgekehrt. Wie kann es sein, dass städtebaulich derart wichtige Elemente anlässlich einer Sanierung einfach unterschlagen werden?
Kath. Pfarrkirche Sankt Rupert, 1901-03 von Gabriel von Seidl
"1964–1966 folgte eine „radikale Entschlackung“ mit einer weißen Raumhülle, mit Entfernung des Hochaltars von Anton Pruska und „Minimierung“ der anderen Altäre. "
Von Seiten der Politik und Immobilienwirtschaft wird ja immer gern die Mär vom "Bauen in die Höhe, wenn in die Breite kein Platz mehr ist" bemüht. Danach müsste es in Städten wie New York oder London ja genug Wohnungen für alle geben, der Markt spricht aber eine andere Sprache.
Welches ist denn der erwähnte "Bibliothekstrakt" der stehen bleiben soll?
Der steht ein Gebäude weiter Richtung Norden. Ein Bau aus den 50er/60er Jahren. Dessen Erhalt wurde vom zuständigen Minister Spaenle (CSU) damals als großes Entgegenkommen und "Erhalt der Stadtbildprägung" dargestellt...
Die "Entfernungsorgie" nannte sich 2. Weltkrieg das Stiegenhaus wurde durch eine Sprengbombe schwer getroffen, da dürfte von den Stuckaturen und Figuren nicht viel übrig geblieben sein.
Ob da wirklich der ganze Stuck bis auf den ersten Stock samt sämtlicher Statuen weggesprengt, oder bei der Gelegenheit nicht einfach "mitpurifiziert" wurde, bezweifle ich aber.
Aber ich lasse mich natürlich gern (am liebsten mit Fotos) eines Besseren belehren
das Treppenhaus des Justizpalastes war früher sogar noch weitaus prächtiger. So fehlen heute die Deckenstuckaturen ab dem 1. OG, und einiges an Plastik auf den Treppengeländern.
Ich frage mich: Wohin ist der Bauschmuck (insb Plastiken) nach solchen Entfernungsorgien wohl verschwunden? Einfach auf den Müll? In Depots? Oder stehen sie heute in einem Privatgärtlein am Starnberger See?