• Fällt das eigentlich nur mir auf oder finden andere auch, dass das Innere des Berliner Doms "unfertig" wirkt?

    Auf diesem Bild erkennt man gut, dass die In­krus­ta­ti­onen nur in den unteren Bereichen des Doms ausgeführt wurden. Außerdem kann man erkennen, dass es mehrere leere Wandflächen gibt, die anscheinend für Fresken oder Mosaiken vorgesehen waren. Darüber hinaus beschränken sich die Vergoldungen hauptsächlich auf den Altarbereich, obwohl die gleichen Ornamente in der ganzen Kirche wiederholt vorkommen.

    Diese Un­ge­reimt­heiten haben allerdings nichts mit den Kriegszerstörungen und der anschließenden Rekonstruktion zu tun, wie man an einer Aufnahme aus der Vorkriegszeit sieht.

    Ein Blick in die hier schon öfters erwähnte Stephansbasilika in Budapest verdeutlicht hoffentlich noch einmal, was ich mit "unfertig" und "fertig" genau meine.

  • Jetzt, wo Du es sagst. Die nackten hellen Flächen wirken schon etwas unfertig. Da gibt es aber wohl nur zwei mögliche Erklärungen. 1. Das war so geplant und gewollt. 2. Das war anders geplant, aber den Bauherren ist das Geld ausgegangen. :tongue:

    Ich finde die Innenansicht aber trotzdem sehr schön.

  • Die nicht bemalten Felder über der Kaiserloge und der südlichen Loge waren scheinbar schon damals bei der feierlichen Eröffnung des Doms nicht ausgeführt gewesen und wurden später auch nicht nachgetragen. Geldmangel/Zeitmangel/späteres Vergessen/Desinteresse...keine Ahnung.
    Dass sich die Vergoldungen nur im Altarbereich befinden, bin ich mir sicher, war allerdings genau so geplant, um eben die Aufmerksamkeit auf den Altarbereich zu lenken. Der Berliner Dom ist ein Zentralbau und kein lat. Kreuz, wie die Kirche in Budapest, wo sich automatisch der Blick zum Altar hin ausrichtet. Stellt euch vor, im Berliner Dom wäre alles vergoldet, da würde ja der Altar komplett untergehen und man wüsste nicht wohin man überhaupt blicken sollte. Meine These wird auch davon unterstützt, dass alle Kolossalsäulen im Dom aus hellem Stein bestehen, nur die des Altarraums sind passend zum vergoldeten Stuck auch aus rotem Marmor. Das war sicher ein künstlerischer Kniff und keine Sparsamkeit.

    Übrigens, habt ihr schon diese absolut überwältigen 360° Panoramen des Berliner Doms gesehen?
    http://www.schaefer24.com/360gradansichten/berliner-dom/

    Auch vom Kaiserlichen Treppenhaus gibt es wunderschöne Aufnahmen. biggrin:)

  • Jetzt, wo Du es sagst. Die nackten hellen Flächen wirken schon etwas unfertig. Da gibt es aber wohl nur zwei mögliche Erklärungen. 1. Das war so geplant und gewollt. 2. Das war anders geplant, aber den Bauherren ist das Geld ausgegangen. :tongue:


    Ich tippe mal auf Letzteres.


    Die nicht bemalten Felder über der Kaiserloge und der südlichen Loge waren scheinbar schon damals bei der feierlichen Eröffnung des Doms nicht ausgeführt gewesen und wurden später auch nicht nachgetragen. Geldmangel/Zeitmangel/späteres Vergessen/Desinteresse...keine Ahnung.


    Ein Blick auf die Entwürfe von Raschdorff zeigt, dass Fresken und auch ein neuer Altar geplant gewesen sind:


    Dass sich die Vergoldungen nur im Altarbereich befinden, bin ich mir sicher, war allerdings genau so geplant, um eben die Aufmerksamkeit auf den Altarbereich zu lenken. Der Berliner Dom ist ein Zentralbau und kein lat. Kreuz, wie die Kirche in Budapest, wo sich automatisch der Blick zum Altar hin ausrichtet. Stellt euch vor, im Berliner Dom wäre alles vergoldet, da würde ja der Altar komplett untergehen und man wüsste nicht wohin man überhaupt blicken sollte. Meine These wird auch davon unterstützt, dass alle Kolossalsäulen im Dom aus hellem Stein bestehen, nur die des Altarraums sind passend zum vergoldeten Stuck auch aus rotem Marmor. Das war sicher ein künstlerischer Kniff und keine Sparsamkeit.


    Ich glaube schon, dass dies an den begrenzten Mitteln lag, weil einerseits der Altar in protestantischen Kirchen nicht allein im Zentrum steht und anderseits der Grundriss der Stephansbasilika eher einem griechischen als einem lateinischen Kreuz entspricht.


    Übrigens, habt ihr schon diese absolut überwältigen 360° Panoramen des Berliner Doms gesehen?
    http://www.schaefer24.com/360gradansichten/berliner-dom/


    Die Panoramen sind wirklich gut gelungen und verdeutlichen noch einmal, wo das "Problem" liegt.

    Einmal editiert, zuletzt von Klinker (2. September 2015 um 13:41)


  • Ein Blick auf die Entwürfe von Raschdorff zeigt, dass Fresken und auch ein neuer Altar geplant gewesen sind:

    Das war ein später verworfener Entwurf der Innengestaltung des Doms. Wenn du genauer hinschaust, wirst du große Abweichungen zum letztendlichen Zustand bemerken. Am auffälligsten sind die großen Felder über den Kuppelpfeilern, die hier mit großen Wappen gestaltet werden sollten und nicht, wie letztendlich, mit Figurenreliefs. Der Altarraum sieht komplett anders aus, und sollte in diesem verworfenen Entwurf eher bemalt als wie jetzt mit viel plastischem Stuck und Gold ausgetattet sein.

    Ich glaube schon, dass dies an den begrenzten Mitteln lag

    Das denke ich wirklich nicht. Es hätte ehrlich gesagt grausig ausgesehen, wenn der komplette Innenraum ebenso von roten Marmorsäulen umstanden und mit vergoldetem Stuck überladen worden wäre. Entgegen landläufiger Meinung galt es auch damals nicht nur einfach alles mit Kitsch zuzuladen. Man achtete schon auch auf eine gewisse Würde und Ruhe. Der in Sandstein und in Weiß gehaltene Kuppelraum vermag das sehr gut. Von ihm wird der Blick angezogen zur vergoldeten Kuppel, zur prächtigen Sauerorgel, zur Kanzel, zur Apisis...
    Die Felder über den Logen mögen aus Zeit und Kostengründen nicht umgesetzt worden sein und nach dem Krieg hat man sich nicht mehr daran gewagt (und das ist womöglich gut so!) aber als Designer bin ich mir ganz und gar sicher, dass der restliche Innenraum des Doms abichtlich von Raschdorff so würdevoll gestaltet wurde und nicht aus Geldmangel.
    Ich weiß übrigens auch nicht, warum unbedingt die Basilika aus Budapest als Vergleichsbeispiel herangezogen wird. Sie hat zwar einige Gemeinsamkeiten mit dem Dom, vor allem die Zeit der Erbauung und einige äußerliche Merkmale, wie die Kuppeln, aber die Innenraumgestaltung folgt einem ganz anderen Muster/einer anderen Architektursprache. Sie ist zwar prächtig und golden, aber eher streng aufgebaut nach Renaissancemuster, während der Berliner Dom innen eher fluffig, heiter, hell, hochbarock ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Treverer (31. August 2015 um 15:43)

  • Das war ein später verworfener Entwurf der Innengestaltung des Doms. Wenn du genauer hinschaust, wirst du große Abweichungen zum letztendlichen Zustand bemerken. Am auffälligsten sind die großen Felder über den Kuppelpfeilern, die hier mit großen Wappen gestaltet werden sollten und nicht, wie letztendlich, mit Figurenreliefs. Der Altarraum sieht komplett anders aus, und sollte in diesem verworfenen Entwurf eher bemalt als wie jetzt mit viel plastischem Stuck und Gold ausgetattet sein.


    Natürlich sind ein paar Abweichungen zum jetzigen Zustand vorhanden, aber sie halten sich in Grenzen. Wilhelm II. soll sich ja immer wieder bei der Gestaltung des Doms eingemischt haben.


    Das denke ich wirklich nicht. Es hätte ehrlich gesagt grausig ausgesehen, wenn der komplette Innenraum ebenso von roten Marmorsäulen umstanden und mit vergoldetem Stuck überladen worden wäre.


    Also unter grausig verstehe ich etwas anderes als Marmor und Gold. :wink:


    Entgegen landläufiger Meinung galt es auch damals nicht nur einfach alles mit Kitsch zuzuladen. Man achtete schon auch auf eine gewisse Würde und Ruhe. Der in Sandstein und in Weiß gehaltene Kuppelraum vermag das sehr gut. Von ihm wird der Blick angezogen zur vergoldeten Kuppel, zur prächtigen Sauerorgel, zur Kanzel, zur Apisis...


    Dann hätte man lieber auf jeglichen Marmor außerhalb des Altarbereichs verzichten sollen.


    Die Felder über den Logen mögen aus Zeit und Kostengründen nicht umgesetzt worden sein und nach dem Krieg hat man sich nicht mehr daran gewagt (und das ist womöglich gut so!) aber als Designer bin ich mir ganz und gar sicher, dass der restliche Innenraum des Doms abichtlich von Raschdorff so würdevoll gestaltet wurde und nicht aus Geldmangel.


    Angesichts anderer historistischer Kirchen und der Vorliebe Wilhelms II. für Pomp fällt mir das weiterhin schwer zu glauben.


    Ich weiß übrigens auch nicht, warum unbedingt die Basilika aus Budapest als Vergleichsbeispiel herangezogen wird. Sie hat zwar einige Gemeinsamkeiten mit dem Dom, vor allem die Zeit der Erbauung und einige äußerliche Merkmale, wie die Kuppeln, aber die Innenraumgestaltung folgt einem ganz anderen Muster/einer anderen Architektursprache. Sie ist zwar prächtig und golden, aber eher streng aufgebaut nach Renaissancemuster, während der Berliner Dom innen eher fluffig, heiter, hell, hochbarock ist.


    Das dürfte wohl daran liegen, dass es nicht so viele andere große Kirchen aus der Zeit, die trotz allem stilistisch immer noch recht ähnlich sind, gibt.

    Außerdem finde ich, dass die barocken Vorbilder des Berliner Doms aus Rom nicht gerade durch besondere Bescheidenheit auffallen.

    Einmal editiert, zuletzt von Klinker (2. September 2015 um 19:55)

  • Warum kommt eigentlich nicht die evangelische Kirche für den Unterhalt des Doms auf, sie bekommt doch Milliarden Kirchensteuer ? Oder meinetwegen die Stadt Berlin ?
    Es ist doch lächerlich, dass viele bekannte Kathedralen Europas kostenlos besucht werden können, nur die größte Berliner Kirche nicht, zumal Berlin ohnehin nicht mit bedeutenden Kirchenbauten in großer Zahl gesegnet ist. Eine Stadt, die auch vor allem vom Tourismus lebt, sollte sich den Unterhalt des Doms leisten können...

  • So viel ich weiß, ist die Domgemeinde nur Mieter bzw Nutzer der Kirche und muss für den Unterhalt aufkommen, die Kirche selbst ist Eigentum des Staates, dieser sorgt für den Erhalt des Gebäudes. Trotz des Namens ist der Berliner Dom keine Bischofskirche, denn Kaiser Wilhelm II. sah sich selbst als der höchste Repräsentant der Protestanten in Deutschland. Vielleicht weiß jemand da Genaueres.

    Wenn man einen Gottesdienst besucht, zahlt man keinen Eintritt, z. B. mittags die kleine Andacht um 12:00vUhr. Man kann dann auch drin bleiben solang man will, allerdings nicht, um Gruft, Kuppel etc zu besuchen, das kostet dann auch.

    Ich finde, man könnte den Besuch der Predigtkirche frei geben und für den Rest, über einen anderen Eingang, Geld verlangen.

  • Ich kann es auch nur näherungsweise ausführen: ich bin mir nicht sicher, wem der Dom tatsächlich gehört; jedenfalls muss die Domgemeinde für die Betriebskosten des Domes aufkommen. Früher stand ihr dabei das Kaiserhaus zur Seite, heute muss sie die Mittel selbst bereitstellen. Einnahmen aus der Kirchensteuer erhält sie nur nach einem Umlageschlüssel bezogen auf die Zahl der Gemeindemitglieder. Da sie eine reine Personalgemeinde ist (also kein zugewiesenes Gemeindegebiet hat, dessen evangelische Einwohner automatisch Mitglieder wären), hat die Domgemeinde gerade mal 700 Mitglieder, was einer sehr sehr kleinen Dorfgemeinde entspräche und in entsprechend geringen Steuerumlagen resultiert. Hinzu kommen bauliche Zulagen, die ebenfalls nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind. Dem gegenüber stehen Betriebskosten von mehreren tausend Euro am Tag für Heizung, Beleuchtung, Personal etc. Der Gemeinde tut es übrigens selbst leid, dass sie die "Domerhaltungsgebühr" an der Pforte verlangen muss, aber die Konsequenz, es nicht zu tun, wäre die, den Dom nicht mehr öffnen zu können, auch nicht für Gottesdienste.

    "Die Qualität städtischen Bauens resultiert aus einer Generationen währenden, kollektiven Leistung." Hans Kollhoff

  • Danke für die Antworten. Möglicherweise war die Kirche ursprünglich im Besitz der Hohenzollern (eine Art Eigenkirche ?) , daher auch der große Einfluss der Kaisers auf die Baugestaltung.

  • Wilhelm II. war nicht oberster Repräsentant der evangelischen Kirche für Deutschland sondern nur für Preußen. Seit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 waren die evangelischen Landesherren "Summus episcopus", also oberster Bischof der Kirche in ihrem Land. Folglich gab es bis 1918 eine Vielzahl solcher Kirchenherren, landläufig als Verbindung von "Thron und Altar" bezeichnet.
    Der Thron des Kaisers im Dom ist daher nicht mit dem deutschen Reichswappen geziert sondern mit dem des Königreiches Preußen, denn nur in seiner Eigenschaft als König von Preußen war Wilhelm II. Haupt der Landeskirche.
    Einen obersten Repräsentanten der evangelischen Kirche für ganz Deutschland gab es also nicht.

  • Ich habe mich über die 7 Euro auch immer gewundert (und geärgert). Aber immerhin sind in diesem Eintrittspreis der Besuch der Kuppel, der Hohenzollerngruft, (einer) der Logen und das Dommuseum (mit Modellen auch nicht verwirklichter Entwürfe etc.) enthalten. Daher ist der Eintrittspreis im Grunde genommen gerechtfertigt.

    Allerdings würde ich es auch begrüßen, wenn die Predigtkirche frei zugänglich wäre und nur die anderen Bereiche Eintritt kosten würden - dann wäre der Dom sicher ein wahrer Besuchermagnet und würde den Lustgarten noch mehr beleben. Wenn man dann noch ein paar Spendenkästen aufhängt, wie in anderen Kirchen auch, bin ich davon überzeugt, dass die Gesamt-Einnahmen zusammen mit dem "musealen" Teil noch höher wären als jetzt.

  • Das müssten sie wirklich mal untersuchen, ob sich so nicht mehr Publikum anziehen ließe und somit sogar mehr Geld verdienen ließe. Wie ich schonmal hier schrieb, ich kenne keinen Ottonormal-Tourist, der nicht im Nachhinein begeistert vom Dom war. So eine Pracht und Eleganz erwarten die meisten nicht mal mehr in Berlin. Der Dom besitzt also schon ein Alleinstellungsmerkmal in der Stadt. Abseits der Schlösser und Museen, die auch alle Eintritt kosten, lässt sich nur hier die unberührte Pracht der Kaiserzeit erleben.

  • Ein knappes Dutzend Beleuchtungsvarianten für den Dom zum Betrachten.

    Dies ist doch mal eine Inspiration für einen Fassadenanstrich. floet:)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich bin - bei allem Konservativismus schon der Ansicht, dass ephemeren Künsten mehr erlaubt sein sollte.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Also, ich find´s gut. Könnte mir eine Anleuchtung, wie sie auf dem letzten Bild von Vulgow zu sehen ist, auch gut als Dauerzustand nachts vorstellen, wenn etwas dezentere Farben verwendet werden. Da kommen die Architekturelemente gut zur Geltung, was der geschwärzte Sandstein bei gleichmäßiger, dezenter Beleuchtung nicht leistet.
    Ansonsten: "Geht ja nichts von ab dabei", wie man hier im Norden sagt...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Sehe ich ähnlich. Die letzte Illuminierung bezieht sich auf die Architekturglieder und betont diese. Davon gerne mehr Variationen! Die anderen Farbdias sind der popart oder der Sprayerszene entlehnt und benutzen den Dom nur als Hintergrundsfläche zur Projektion mit wenig(Schriftzug) bis keinen Bezug (Fingerdruckmuster) zur Architektur!

  • Interessante Information: die Überreste der Denkmalskirche, des heute fehlenden Anbaus des Berliner Doms, liegen in Arendsfelde:

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