• mmh . . . die Laterne passt irgendwie nicht dazu, finde ich. Beide Kuppeln jeweils so, wie es die Urheber geplant haben - wäre für mich authentischer

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • ...und steht sie nicht schon unter Denkmalschutz? Meine ich, irgendwo gelesen zu haben.
    Die moderne Domkuppel ist ja ein Stück niedriger,dadurch wirkt die Schloßkuppel dann höher (obwohl sie immer noch niedriger ist).

    Allerdings finde ich die vier Eckkuppeln zu schlicht und plump, auch wenn sie jetzt vielleicht preußischer wirken.
    Wenn es nach mir ginge würden die vier Eckkuppeln und auch die Hauptkuppel rekonstruiert werden, denn sie passten besser zu den prachtvollen Fassaden. Außerdem ist die Laterne wirklich ein Stilbruch, obwohl sie genaugenommen gar nicht so übel auf einer modernen Kirche aussehen würde.

  • Was die Laterne angeht, gebe ich Dir durchaus recht. Über Authentizität braucht man auch gar nicht zu diskutieren …

    Ich denke, ich kann mich allgemein mit dem Raschdorff'schen Dom an dieser Stelle nicht so wirklich anfreunden. Er ist für mein Empfinden einfach zu groß und massiv für die Museumsinsel als letztem Rest von Spree-Athen. Der Vorgängerbau in Schinkels Umgestaltung paßte m.E. deutlich besser und hätte auch weiterhin als Hofkirche funktionieren können (s.Bild). Den großen Neubau hätte man damals einfach woanders errichten sollen. Frage mich, wo ein guter Standort gewesen wäre.



    gemeinfrei

  • Ganz genau das habe ich auch immer empfunden. Der
    Wilhelminische Dom ist zwar in meinen Augen gelungen und hat eine wirklich
    imposante Ausstrahlung, doch dominiert er die Museumsinsel und den alten
    Lustgarten deutlich. Nun ja, es ist ja ein Dom, also darf er auch etwas
    dominieren...

    Es war ganz klar eine Sünde den Vorgängerdom abzureißen. Er hätte für den Platz
    die richtige Größe, so dass das alte Museum und das Schloß wesentlich größer
    wirkten.

    Aber sehen wir es mal so. Selbst wenn die modernen Kuppeln bleiben (die
    Denkmalkirche sollte natürlich rekonstruiert werden) dann hat der Platz schon
    etwas einzigartiges:

    Man stelle sich vor, dass eines Tages auch der kleine Apothekenflügel rekonstruiert
    werden wird, denn der Platz ist ja frei. Dann kann man an diesen beiden
    Gebäuden fünf Architekturepochen ablesen. Das ist wirklich phänomenal und ich
    wüsste momentan nicht wo es vergleichbares gäbe.

    Auf dem Lustgarten stehend könnte man die Renaissance der Schloßapotheke,
    dann den Barock der Schloßfassade erleben, dann auf dem barocken Baukörper des
    Schlosses die klassizistische Schloßkuppel. Dann schwenkt man den Blick auf den
    benachbarten Dom und sieht den sprühenden Historismus, bekrönt von einer
    modernen Kuppel. Ein Zeitraum von 1500 bis 1986 - einzigartig.

    Weil das Schloß mehrere Stilrichtungen aufweist, wäre es am Dom ja auch nicht
    so verkehrt, wenn es dort durch den Krieg nun auch so ist...

  • Weil das Schloß mehrere Stilrichtungen aufweist, wäre es am Dom ja auch nicht
    so verkehrt, wenn es dort durch den Krieg nun auch so ist...

    Das ist ein sehr guter Punkt. Viele historische Gebäude in Berlin zeigen diverse Umbau- oder Erweiterungsphasen (Dt. und Frz. Dom, Humboldt-Uni, Kronprinzenpaiais, Staatsoper, Schauspielhaus, Schloß [bald] etc.). Sofern die Veränderungen vor dem Krieg erfolgten, nehmen wir es sie kritiklos hin. Erfolgten sie nach dem Krieg, sind sie nur akzeptabel, wenn sie von Richard Paulick stammen?

  • Das Problem ist m.E., dass die jetzige Kuppelsituation am Dom einfach nicht denselben Geist atmet wie Raschdorffs Ursprungslösung. Stichwort: Silhouettenwirkung (dazu hat Ludwig Hoffmann anschaulich geschrieben). Ich finde den Dom im Detail nicht wirklich schön, aber seine Proportionen sind insgesamt schon so abgestimmt, dass der wuchtige Unterbau durch die nach oben aufragenden Türme und Laternen abgemildert wird und das Ganze relativ stimmig ist. Mit seinen originalen Aufbauten "funktioniert" das Gebäude. Der Architekt hat die ganze Gestalt aus diesem Prinzip entwickelt. Alle vertikalen und horizontalen Details versteht man nur vor dem Hintergrund dieser Gesamtwirkung. Die DDR-Architekturauffassung hat sich insgesamt von diesem Prinzip gelöst, wie wir an den völlig unproportionalen Straßenzügen, Gebäudeachsen etc. sehen können. Sie hat das Architekturkonzept negiert. Da sind wir heute eigentlich wieder weiter. Selbst wenn die jetzige Situation am Dom denkmalgeschützt ist, müsste es sich nach architektonischen Gesichtspunkten doch nachweisen lassen, dass die Ursprungsgestalt dem Gebäude gerade angesichts seiner stadtraumprägenden Wirkung wesentlich besser zu Gesicht stünde. Man müsste sich halt nur trauen, eben dies auch öffentlich zu vertreten!

    "Die Qualität städtischen Bauens resultiert aus einer Generationen währenden, kollektiven Leistung." Hans Kollhoff

  • Die neuen Kuppeln des Domes geben ihm meiner Meinung nach mehr Würde und Ruhe und passen besser zu der eigentlich recht streng gegliederten Hauptfassade zum Lustgarten hin, die mehr Neorenaissance ist als Neobarock. Die alten Kuppeln waren mir viel zu überladen und wirkkten wie eine gigantische, kitschige Hochzeitstorte. Ich bin aber nicht ganz zufrieden mit der etwas zu mickrig erscheinenden Laterne auf der Hauptkuppel. Etwas größer/höher hätte den Proportionen noch gut getan und hätten den Berliner Dom auf immerhin über 100m Höhe gebracht. Irgendwie eine magische, adelnde Marke. So reichts nur für 98m, genau so hoch wie die Dresdener und die Münchener Frauenkirchen übrigens. :)

  • Auf den Dom gehören die Originalkuppeln. Der Dom hatte nahezu gotische Proportionen, und die gehören wiederhergestellt, der heutige Eindruck ist entsetzlich unhistorisch.

  • Guten Abend,

    nun ich möchte euch hier auf den Eintrag von Wikipedia verweisen:

    "Die Demontage des Kuppelkreuzes beflügelte eine Diskussion darüber, ob die fünf Kuppellaternen, wie sie vor dem Krieg das Bauwerk zierten, wieder aufgesetzt werden sollten. Kritiker des Kuppelkreuzes aus DDR-Zeiten bemängeln insbesondere, dass die ursprünglich umgesetzten Proportionen des Bauwerks mit der reduzierten Lösung nur unzureichend wiedergegeben werden. Entsprechend setzte sich insbesondere der Evangelische Kirchenbauverein für eine Rekonstruktion des Urzustandes ein und erhielt hierfür auch Unterstützung von der Gesellschaft Historisches Berlin. Im Streit hierüber wurden die Kritiker jedoch von der Domgemeinde, die diesem Ansinnen ablehnend gegenüberstand, buchstäblich vor die Tür gesetzt.[7] Erschwerend für eine Rekonstruktion wirkt sich auch der Umstand aus, dass der derzeitige Zustand unter Denkmalschutz gestellt wurde."

    Viele Grüße :cool:

  • Im Streit hierüber wurden die Kritiker jedoch von der Domgemeinde, die diesem Ansinnen ablehnend gegenüberstand, buchstäblich vor die Tür gesetzt.


    Ein prominentes Bauwerk an prominenter Stelle in Berlin mit einem großen Bekanntheitsgrad. Neben dem bestehenden Denkmalschutz kommen noch viele weitere Details in Betracht, die ebenso beachtet werden müssen. Aus Gründen der Optik, Ästhetik und der Proportionen sollte man aber die Diskussion sachte und kontinuierlich fortführen - man darf sicher sein, daß sich in 15 Jahren das typisch deutsche verkrampfte Denken ein wenig gelockert hat.

  • Ja das denk ich auch... der Dombauverein müsste eigentlich nur kontinuierlich auf die falschen Proportionen Aufmerksam machen. Bei der nächsten Generalsanierung der Kuppeln, wenn evtl. weite Teile ausgetauscht werden müssten aufgrund maroder Substanz, kann dann sehr gut argumentiert werden, dass ja sowieso nicht mehr viel von diesen Kuppeln übrig bleiben würde und man das Geld doch besser in die Rekonstruktion der ursprünglichen Fassung stecken solle. Hier würde der Substanzfetischismus der hiesigen Denkmalpflege zupasskommenn...
    Generell hätte der Dom mal eine Generalüberholung notwendig. Dem Dom würde das sonst mittlerweile zu viel in Berlin eingesetzte Milchkaffe-Braun auf einer gereinigte und ausgebesserten Fassade sehr gut stehen. Obwohl ich sonst ein großer Fan von Patina bin, aber hier schauts ziemlich schmuddelig und dem Dom nicht würdig aus. Vor allem auch weil es überhaupt nicht einheitlich ist: anders als z.B in Dresden, wo ein relativ einheitliches schwarz vorherrscht, ist die Fassade hier extrem "fleckig" und die tieferen Teile der Fassade scheinen auch überhaupt nicht mehr nachzudunkeln, die exponierteren Teile hingegen sind kohlrabenschwarz.
    Ad Freiluft-Lapidarium der Denkmalskirche: Der Dombauverein steht (gottseidank) hinter der Idee eines Wiederaufbaus der Denkmalskirche. Auf der Homepage wird das auch als langfristiges Ziel genannt. Um mal Schwung in die Geschichte zu bekommen wäre es schön, wenn wenigstens die Bauteile geborgen und katalogisiert würden und ähnlich wie damals bei der Frauenkirche in so einer Art überdimensionierten, geschützten Regal auf der ursprünglichen Fläche zu lagern. Sozusagen als ständige Mahnung, dass da noch etwas fehlt. (Sollten Teile der Fassade fehlen, ab 2017 werden ein paar hochqualifizierte Steinmetze/Bildhauer nicht all zu weit weg nach neuen Aufträgen suchen ;) ) Parallel wären dann noch Pläne anzufertigen und dann könnte man etappenweise loslegen. Zum Schluss stünde auf meiner Wunschliste noch ein Ausbau des aktuellen doch eher kleinen Geläuts. So, genug geträumt... :biggrin:
    Ich fürchte allerdings, dass man in den kommenden Jahren das eh schon knappe Geld für die flickenweisen Ausbesserungsarbeiten an der Fassade oder wie auf der Hompage angegeben für die Restaurierung des Gipsmodells ausgeben wird.

  • Grundsätzlich halte ich den Dom auch für zu mächtig und überladen. Auch wenn seine Wirkung beeindruckend ist. Stülers Variante wäre die Bessere gewesen. Da man aber nun mal den Entwurf von Raschdorf umgesetzt hat, würde ich auch gerne die originale Variante sehen wollen. Die Proportionen sind in dem Fall harmonischer. Für die Denkmalkirche müsste sich doch eine Verwendung, die den Wiederaufbau rechtfertigen würde, finden lassen - vielleicht als Konzertraum, für Ausstellungen, Konzerte etc. Ja vielleicht sogar als Erweiterung der Museumsinsel . . .

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Was ist eigentlich aus den beiden Bronzeengeln geworden, die beim alten Dom in den Nischen standen?
    Am neuen Dom haben sie ja keine Verwendung gefunden.


    Das kann ich leider nicht beantworten. Ins Blaue geraten: Vielleicht wurden Sie auf einem Friedhof aufgestellt?

    Die beiden Ionischen Säulen harmonierten sehr gut mit den Ionischen Säulen des alten Museums.


    Das hat der Schinkel bestimmt extra so gemacht, der alte Fuchs …

  • Könnte ich mir auch vorstellen, dass die Engelsfiguren (das Material ist aber doch eher ungewiss?) einen Friedhof zieren.

    Zwei der korinthischen Kapitelle der Säulen des Innenraums des alten Doms stehen seit 2012 recht bräsig nördlich des Doms auf einer Bodenplatte, nachdem sie zuvor recht seltsam am Neuen Pavillion Charlottenburg rumstanden (wg. Schinkel?).

    Ein weiteres Kapitell in Frohnau neben dem Dixi-Klo

    Die Kapitelle des wilhelminischen Doms erscheinen mir übrigens irritierend ähnlich zu den des alten Doms - ob da nicht doch eine gewisse "Resteverwertung" stattgefunden hat.

    Eine der ionischen Säulen des Eingangs des alten Doms befindet sich heute im Garten der TU in Charlottenburg. Die andere ist wohl verschollen...

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Kapitelle des wilhelminischen Doms erscheinen mir übrigens irritierend ähnlich zu den des alten Doms - ob da nicht doch eine gewisse "Resteverwertung" stattgefunden hat.


    Was? Die am alten Dom waren ionisch, am aktuellen sehe ich nur Kompositkapitelle.

  • Ist ja schön, dann halt Kompositkapitelle. Ein Bonuspunkt für Atticus. cclap:)
    Ändert aber nichts an meiner Aussage zu den annähernd tupfengleichen Kapitellen des alten Doms, die ich sowohl verlinkt als auch abgebildet habe. So what?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Entschuldige. Vielleicht kann ich Dir gerade nicht ganz folgen. Könntest Du mal die zwei Bilder zusammen posten, auf denen Du dieselben Kapitelle siehst.

  • Ich finde, die Nachkriegskuppeln haben irgendwie etwas orientalisches an sich, insbesondere mit den goldenem Zierrat in recht glatter Form. Hoffentlich wendet sich die Stimmung nochmal und die Raschdorff'en Kuppeln kommen zurück. Er wirkt zwar etwas erdrückend, aber mein Gott, woanders werden Hochhäuser gebaut, die wirken noch 10x schlimmer.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)