Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Jedes Denkmal, das dort errichtet werden soll, wird in irgendeiner Form Bezug auf das Nationaldenkmal von Reinhold Begas nehmen müssen, da die Anlage im Zuge der ideologische Abrisse in unmittelbarer Nachkriegszeit lediglich von seinen Aufbauten befreit wurde, bis heute weiterexistiert und auch unter Denkmalschutz steht.

    Ich halte eine Reko der Kolonnaden ohne Siegestrophäen, Kolossalfiguren und Ähnlichem als Kontrast zur jetzigen Leere für erstrebenswert und eine Wiedererrichtung in versachlichter Form für möglich. Alles wird wohl davon abhängen, welchen Idealzustand Schloßfront, Bauakademie + Schinkelplatzbebauung zu ereichen in der Lage sein wird und vor allem ob die restliche Schloßfreiheit bebaut wird ( Baugrund zwischen Nationaldenkmal & Schloßbrücke ).

    Zitat von "Trips"

    ausserdem ging es mit seinen Dimensionen schon deutlich über das hinaus was an dieser Stelle eigentlich möglich war, eingequetscht zwischen Wasser und Schloss.

    Deshalb wurde auch eigens für die Anlage ein Fundamentgewölbe gebaut, welches den ursprünglich vorhandenen Platz bei weitem übertraf.

  • Man findet kaum gute (frontale) Bilder weil man eigentlich keine guten Bilder machen kann, die Kollonaden waren immerhin 75m breit, der Abstand zum Schloss war deutlich kleiner, darum sind die fast alle aus so halbschräger Perspektive.
    Persönlich finde ich die Kollonaden überflüssiger als das Denkmal an sich.

    Nichts gegen Kolonnaden, aber wenn der Platz sowieso schon begrenzt ist, den Raum um so ein Riesendenkmal auch noch künstlich zu verengen...

    Naja, der gute Wilhelm II galt ja nie als sonderlich geschmackssicher.

    Zitat von "Prokovjev"

    Deshalb wurde auch eigens für die Anlage ein Fundamentgewölbe gebaut, welches den ursprünglich vorhandenen Platz bei weitem übertraf.

    Die paar zusätzlichen Meter...

    Ein Denkmal dieser Grösse braucht um wirken zu können eigentlich viel mehr Raum, das KWND stand direkt gegenüber vom Schloss, nur durch die Schlossfreiheit getrennt.

    Und warum sollte man das Schloss rekonstruieren um sich dann den Blick mit einer (zudem wie ich finde relativ plumpen) Kolonnade zu verstellen.

    Nene, bin ich nicht zu überzeugen, das Ding kann mir in der Form gestohlen bleiben.

  • Die paar Meter, von denen Sie reden, beziehen sich eher auf die Schloßfreiheit selber, was Sie folgendem Bild entnehmen können -->Denkmal über der Spree

    Zusätzlich noch der Grundrißdes noch heute bestehenden Sockels

    Es gibt hier nur die Wahl zwischen Rekonstruktion ohne ideologisch überladenem Bilderschmuck ( und dünnem Wilhelm I. ) oder Kontrastarchitektur. Daß die Fläche vor dem Eosanderportal nicht im leeren Jetztzustand verbleiben wird, darauf werden Sie sich wohl verlassen können.

    -->Vogelperspektive

  • Ich kenne das Gelände, das Gewölbe brachte ca 30 Meter, für eine Denkmalanlage dieser Grösse wie ich finde immer noch viel zu klein.

    Und was soll denn die Reko ohne Bilderschmuck? Also dann eine Kollonade gänzlich ohne Funktion?

    Dann doch lieber Kontrast oder gar nichts.

  • Danke! Jetzt weiß ich auch, warum damals (als ich in Berlin war) diese komische Ausbuchtung da war. Da stand ich dann wohl auf dem ehemaligen Denkmal. Man lernt immer dazu. :D
    Da gingen sogar ein paar Stufen rauf, wobei ich mich gewundert habe wozu die Stufen sind, da sie nur zu dieser öden, zugeteerten Fläche hinaufführten. Kann mich erinnern, dass die Fläche ziemlig uneben, bzw. beschädigt war und sehr ungepflegt. Löcher im Belag etc...

    Das Denkmal gefällt mir aber sehr gut. Es würde diese Fläche optimal wieder ausnutzen. Wenn das Schloss steht, muss auf jeden Fall etwas dort gebaut werden. Allein schon, weil die Fläche in den Kupfergraben hineinragt...

  • Da hab ich noch ein paar Bilder zu gefunden, die den jetzigen Zustand zeigen. Auf den Bildern sieht man sehr gut, wie öde die gesamte Fläche wirkt.

    Blick nach Westen

    Blick zum Dom

    Blick zum Staatsratsgebäude

    Blick zum zukünftigen schloss mit Kuppel :zwinkern:

  • Sarkastische Vorwürfe gegen Kaiser Wilhelm II. scheinen heute immer noch geläufig zu sein. Ich dachte, das hätte sich seit den Zeiten des Gemeinschaftskunde-Unterrichts der 80er Jahre etwas verflüchtigt. Eine demokratische Gesellschaft braucht aber offenbar ihre Schenkelklopfer und Vehikel, um von den eigenen Stilunsicherheiten (freundlich ausgedrückt) ein wenig ablenken zu können.

    Doch nun zum eigentlichen. Hier noch ein Info-Link zu dem Denkmal:

    http://www.deutsche-schutzgebiete.de/kaiser_wilhelm_nationaldenkmal.htm\r
    http://www.deutsche-schutzgebiete.de/ka ... enkmal.htm

    Daraus folgendes Zitat, das allerdings nicht mehr ganz den neuen Stand der Diskussion darstellt:

    "Das Denkmal überstand relativ unbeschadet den II. Weltkrieg und stand bis 1949. Die stalinistische Doktrin, wonach die Mitte Berlins auch die politische Mitte zu sein habe, und die politische Programmatik der KPD mussten sich zwangsläufig mit dem Eifer von Bilderstürmerei eben gegen diese Zeugnisse der alten Hoheitsmitte richten. Am 6. Dezember 1949 wurde mit der Demontage des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals begonnen. Zwei Löwen aus dem Denkmal überlebten bis heute im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde, ohne dass den Besuchern klar ist, woher die Figuren eigentlich stammen. Der Adler steht im Innenhof des Märkischen Museums.
    Im Jahr 2000 forderten rund 100 Bundestagsabgeordnete die Bundesregierung auf, den Bau eines Denkmals für die "friedliche Revolution" von 1989 und die deutsche Einheit zu erstellen. Als Ort schlägt die Initiative den Sockel des Denkmals auf der Schlossfreiheit vor. Laut dem Bundestagsabgeordneten Nooke (CDU) hat die Rot-Grüne Bundesregierung aber `kein Interesse an solch einem positiven deutschen National-Denkmal´.
    Am 11.11.2001 melden die Nachrichtenagenturen: `Kein Nationaldenkmal auf dem Berliner Schlossplatz. Den Antrag von 177 Abgeordneten zur Errichtung eines Nationaldenkmals auf dem ehemaligen Standort der Reiterstatue Wilhelms I. ist von der Mehrheit des Bundestages abgelehnt worden. Schon der Kulturausschuss des Bundestages hatte sich gegen ein derartiges Denkmal ausgesprochen. Die Befürworter wollten mit diesem Denkmal ein neues nationales Selbstvertrauen der Weltöffentlichkeit präsentieren.´
    An einen Wiederaufbau des Denkmals, so wie 1993 in Koblenz mit dem `Deutschen Eck´ geschehen, denkt in Berlin momentan niemand. Finanzmittel für Denkmalrestaurationen sind offensichtlich reichlich vorhanden, denn 2004 wurden rund 5 Millionen Euro für das sowjetische Ehrenmal in Berlin-Treptow verwendet."

    Mein Standpunkt: Wenn die Kolonaden wirklich die Sicht auf das Schloß behindern, sollte man darauf verzichten. Gegen das Denkmal und ein paar Kolossalfiguren hätte ich dagegen überhaupt nichts einzuwenden.

  • "heroisch-monarchisches Ungetüm"...Wenn ich das schon höre. Als ob der Marx-Kopf in Chemnitz nicht ebensoein Ungetüm ist...

    Würde auch eher - so schön sie an sich auch waren - auf die Kollonaden verzichten. Was soll ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal oder Kaiser?
    Ich fänds/finds zwar schade, wenn/dass es nicht rekonstruiert werden soll, aber das war ja wohl vorauszusehen...Falls ein mögl. Einheitsdenkmal nicht wieder von Kontrasten geprägt werden sollte (wovon ich jedoch ausgehe), kann ich aber auch damit leben...Obwohl, würde es nicht vielleicht besser auf den "Platz der Republik" vor den Reichstag passen, wie einst die Siegessäule? Und wenn "Vom [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon] aus sei Deutschland unter Bismarck zum ersten Mal von oben geeint worden."ein Pro-Argument (s. Artikel) ist, dann wäre das echte Denkmal doch wiederum am passendsten...*verwirrt**unentschloss*

    Ist aber schon schade, dass von diesem ganzen Reiterstandbild-Ensemble rund ums Schloss nur Fr. d. Gr. übrig geblieben ist - von ehemals 5 Stk. (mit Fr. III. am Bodemuseum). Letzteren könnte man wenigstens ohne großen Aufwand jederzeit rekonstruieren...Aber bei den 3 unmittelbar am Schloss wirds wohl schwer, sowohl architektonisch (Lustgarten, Brücke), wie auch ideologisch.

  • Zitat von "Heimdall"

    Sarkastische Vorwürfe gegen Kaiser Wilhelm II. scheinen heute immer noch geläufig zu sein. Ich dachte, das hätte sich seit den Zeiten des Gemeinschaftskunde-Unterrichts der 80er Jahre etwas verflüchtigt. Eine demokratische Gesellschaft braucht aber offenbar ihre Schenkelklopfer und Vehikel, um von den eigenen Stilunsicherheiten (freundlich ausgedrückt) ein wenig ablenken zu können.

    Das geht jetzt etwas Off-Topic, aber sei's drum, da ich den Gemeinschaftskundeunterreicht der 80er nie mitgemacht habe kann ich versichern dass meine (teilweise) Abneigung gegenüber der Architektonischen hinterlassenschaft FII ganz und gar ehrlich ist.

    Mein Problem ist einfach dass er in einer Zeit in der die Welt der Architektur gerade bereit war die Ehrenrunde des Historismus zu verlassen, weiter diese (häufig) plumpen Neorennaissanceklötze in die Landschaft setzte, und dann bei wichtigen Bauten auch noch selbst an der Gestaltung rumdoktorte. Und (fast) ganz Berlin kaisertreu hinterher.

    Und das wo in Berlin bzw. in Deutschland so Leute wie wie Messel, Möhring, Behrens (der nicht nur Turbinenhallen und Berolinahäuser gebaut hat) und Poelzig aktiv waren.

    Ich frage mich halt oft was uns alles entgangen ist.

    Wenn man polemisieren will kann man sagen dass man sich schon fast nicht wundern darf, dass dann die Holzhammergegenreaktion in Form des Neuen Bauens und allem was folgte kam.

  • Zitat

    Für die Zwischennutzung des Berliner Schlossplatzes ist am Donnerstag ein weiterer Kunsthallen-Entwurf präsentiert worden. Der Wiener Architekturprofessor Albert Krischanittz stellte in Berlin Pläne für einen White Cube genannten Pavillon vor. Das laut Krischanittz "etwas fester gebaute Zelt" soll eine Nutzfläche von 600 Quadratmetern bieten. [...] Der Auftrag für den Entwurf einer ausdrücklich als "temporäre Kunsthalle" deklarierten Einrichtung kam von Coco Kühn und Constanze Kleiner. Die beiden Ausstellungsmacherinnen der White Cube Berlin GmbH schätzen die Kosten auf "unter eine Million Euro, die privat aufgebracht werden sollen". Partner für diesen organisatorischen Teil ist die Stiftung "Zukunft Berlin". "Die Halle wird eine inhaltliche Ergänzung zur auf dem Platz geplanten Grünflächengestaltung", sagte Kleiner. [...] Architekt Krischanittz sieht in dem würfelförmigen Gebäude auch ein Café und einen Buchladen vor. "Die Fassade dagegen wird wechseln, sie wirkt als bespielte Schaufläche für Kunstwerke in den öffentlichen Raum hinein", sagte er.

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/nachrichten/hauptstadt-schlossplatz-kunsthalle/94117.asp\r
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/nachr ... /94117.asp

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Zum vorherigen Artikel
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/nachric…platz/93985.asp
    schrieb ich am 28.02.07:
    "Ich verstehe nicht, warum unbedingt die Zeit zwischen dem Abriß des PdR und dem Baubeginn des Schlosses mit einem aufwendigen Provisorium überbrückt werden soll.
    Erstens wäre es das Beste, wenn sofort nach Abrißende mit den Bauarbeiten für das Schloß begonnen würde,
    zweitens gibt es in Berlin so viele Brachen, die auch "bespielt" werden könnten oder müßten.
    Warum soll es also unbedingt der Standort des Schlosses sein?
    Vielleicht weil man so das Schloß zu verhindern hofft?"

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • "Zwei Geschenke, ein Schloßplatz"
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/…007/3115474.asp
    Wieso "Geschenke"? Diese Monstren werden uns weder geschenkt, noch möchte ich sie haben... 8)
    "Die temporäre Halle in Wien, die Krischanitz 1992 entworfen hatte, wurde mit der Zeit zum „Kultgegenstand“ und stand schließlich zehn Jahre."
    Jaja - genau DAS ist es: man hofft auf die "10 Jahre". :augenrollen:

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Die Brache südlich des Tacheles ist der Standort des New-Urbanism-Projektes "Johannisviertel" .
    Ja, da wäre eine "Zwischenlösung" wesentlich sinnvoller.
    Aber eben nur aus Sicht derer, die das Schloß wollen.

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Reinhard

    kleine Bemerlung: dieses neue Project usw.kommt nicht: es fehlt das Geld und es fehlt ein Investor: es bleibt einfach eine Brache..........
    ich glaube nicht dass hier kuenftig was gebaut wird: die planungen auf sich sind interessant, aber nochmals, es gibt keine Geld: es ist ja nicht ueberall Dresden-Neumarkt!!! :gg:

  • Gestern habe ich auf rbb ein Interview mit der Nachfolgerin auf rbb gesehen. Sie sprach von Hochhäusern (beispielsweise im Bezug auf den Alex) tollen Reibungspunkten von denen die Stadt lebt und eben dem geschichtlichen Ort des Schlossplatzes. Sie sprach sich eigentlich für einen Architektenwettbewerb aus, was erkennen ließ, dass sie eigentlich einen Schlossnachbau in alter Form ablehnt!
    Das einzig positive, was aus ihrem Munde kam, war die Tatsache, dass alles, was in Planung ist auch weitergeführt wird (also in gewohnter Traufhöhe)

  • "Reibungspunkten "

    Ich wundere mich immer wieder, wie die Modernisten versuchen, negative Begriffe in positive umzudrehen.

    "sprach sich eigentlich für einen Architektenwettbewerb aus"

    Man sollte die Dame daran erinnern, dass es bereits zwei gab. Beide mit Ergebnissen, die selbst eingefleischte Modernisten zweifeln ließen.
    Soll sich keiner etwas vormachen: auch ein dritter Wettbewerb würde keine besseren Ergebnisse zeitigen.

    Außerdem sollte man sich erinnern, dass in der Kommission, die sich am Ende für die Reko aussprach, zu Beginn eine deutliche Mehrheit gegen das Schloss vorherrschte. Da allerdings einige der Teilnehmer keine so verbohrten ideologischen Modernisten waren, die ihre Meinung unabhängig jedweder Diskussion behalten, drehte sich das Mehrheitsverhältnis.
    Noch heute schmunzele ich, wenn ich mich erinnere, dass die Schlossgegner, weil sie die anfänglichen Mehrheitsverhältnisse kannten, zu Beginn die Kommission ganz toll fanden, nach deren Reko-Beschluss allerdings doch sehr große Zweifel an der Legitimität dieser Institution hegten. :lachen: Was für plumpe Idioten.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Antiquitus"

    Noch heute schmunzele ich, wenn ich mich erinnere, dass die Schlossgegner, weil sie die anfänglichen Mehrheitsverhältnisse kannten, zu Beginn die Kommission ganz toll fanden, nach deren Reko-Beschluss allerdings doch sehr große Zweifel an der Legitimität dieser Institution hegten. :lachen: Was für plumpe Idioten.

    Einer der schlimmsten war Peter Conradi (Ex-MdB und Ex-Präsident der Bundesarchitektenkammer), was für ein Hetzer! Oder saß der sogar selbst in der Kommission, wurde überstimmt und ist dann vor Wut geplatzt? Jedenfalls hört man von dem gar nichts mehr. Und das ist auch gut so... :zwinkern:

  • Zitat von "Kindvon2dresdnern"

    Gestern habe ich auf rbb ein Interview mit der Nachfolgerin auf rbb gesehen.

    Meinst Du mit "Nachfolgerin" die Stimmann-Nachfolgerin die Dame Regula Lüscher-Gmür aus Zürich? Google die mal ein bisschen. Dir werden die Augen feucht und Du wirst durch Zukunftsangst zerfleischt. :(