Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Zitat von "Philipp Groß"

    Der Tisch soll meines Wissens nach so oder so fallen, wenn - oh Ironie - das Urheberrecht des Architekten das nicht verhindert (sofern dieser nicht dem Abriss zustimmt).

    Ansonsten stimme ich aber der verbreiteten Ansicht zu. Die Schirn muss ganz weg oder gar nicht. In 10 oder 20 Jahren kann die Situation schon eine ganz andere sein, insbesondere dann, wenn sich die "neue" Altstadt wie geplant zur Attraktion ersten Ranges entwickelt. Wenn die Schirn bis dahin noch ein bisschen maroder geworden ist und eine teure Sanierung anstünde, dürfte das die Entscheidung zu unseren Gunsten beeinflussen.

    Wieso soll sich bis dahin die Altstadt zur Attraktion entwickelt haben? Es werden doch gerade mal 8 Häuser rekonstruiert und der Rest wird angepasst modern. Da kann man wohl kaum von einer Altstadt sprechen. Ich würde dir zustimmen, wenn man auf dem Areal alle Häuser rekonstruiert würde. Aber danach sieht es zur Zeit nicht aus. :weinen:

    Man hätte das Ganze per Volksentscheid klären müssen. Wieso wehren sich Politiker immer gegen Elemente direkter Demokratie? Ist ja unerträglich. Aber zum Glück setzt sich neuerdings unser Bundespräsident für Volksentscheide ein. Er hat wohl erkannt, dass unsere repräsentative Demokratie nicht mehr funktioniert und das Vertrauen der Menschen in das System schwindet.

  • Wenn auch nur ein Bruchteil der Touristen und Passanten vom [lexicon='Römerberg'][/lexicon] zum neu erstellten Bereich weitergehen wird, wäre das für dieses Areal schon eine Steigerung um mehrere 100%. Dann wird auch der letzte Zweifler einsehen, dass rekonstruierte Fachwerkhäuser beim Publikum sehr gut ankommen. Spätestens dann, wenn Kneipe A im modernen Haus feststellt, dass Kneipe B im rekonstruierten Haus XY mehr Umsatz macht, dürften auch die künftigen Hausbesitzer das so sehen. Und wenn schon nicht von Anfang an jedes Haus rekonstruiert wird, dann wäre es doch zumindest denkbar, dass im Laufe der Jahre weitere Gebäude hinzukommen, sei es als Ersatz für moderne Bauten oder als Teil einer weiteren Ausbaustufe auf dem südlich angrenzenden Gelände.

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Zitat von "Philipp Groß"

    Spätestens dann, wenn Kneipe A im modernen Haus feststellt, dass Kneipe B im rekonstruierten Haus XY mehr Umsatz macht, dürften auch die künftigen Hausbesitzer das so sehen.

    Das wird eben nicht so sein - das Umfeld machts... und wenn die Stahl-Glas-Kneipe einen Biergarten mit Blick auf ein Fachwerkensemble hat, wird sie deutlich mehr Umsatz machen als die Fachwerkkneipen gegenüber wo man auf Glasklötze gucken muss.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat

    Es werden doch gerade mal 8 Häuser rekonstruiert und der Rest wird angepasst modern.


    Wie kommst du denn darauf?! Die Gestaltung der übrigen Häuser hängt allein von den Investoren und der Gestaltungssatzung ab. Da ist von Komplettreko über Fassadenreko bis hin zu "angepasst modern" (was dann aber heißt: gemäß der Gestaltungssatzung und die schreibt schon ein Bauen vor, das sehr angepasst an den Ort bzw. die lokalen Bautraditionen ist und jedenfalls Totalausfälle à la Glas-Stahl-Kubus ausschließt) alles drin. Und der Trend geht in Frankfurt offenbar klar in Richtung Rekos statt "angepasst modern".
    Ich rechne eher mit mindestens 2/3 Rekos auf dem Areals statt umgekehrt.

  • Zitat

    Ich rechne eher mit mindestens 2/3 Rekos auf dem Areals statt umgekehrt.

    Mensch, Philon - so optimistisch hab ich Dich in diesem Zusammenhang noch nie erlebt! Hoffentlich behältst Du auch diesmal recht... :)

  • Der BDA mal wieder:

    Zitat

    n ungewöhnlich scharfer Form hat der BDA Frankfurt das Verfahren zur Rekonstruktion von Altstadthäusern auf dem [lexicon='Römerberg'][/lexicon] kritisiert und einen unabhängigen Planungsbeirat gefordert. [...] Außergewöhnlich an den Planungen für die Frankfurter Altstadt ist, dass die wesentlichen Weichenstellungen allein durch Laien getroffen werden. [...] Genauso wenig Aufmerksamkeit erhalten die Hinweise der Denkmalpfleger, dass die Mehrzahl der zerstörten Altstadthäuser nicht ausreichend dokumentiert sind, um eine ernsthafte Rekonstruktion zu ermöglichen. [...] Um den Konflikt zwischen nostalgischer Sehnsucht und der Notwendigkeit städtebaulicher Qualität zu lösen, schlägt der BDA vor, einen Planungsbeirat einzurichten, dem – aus gutem Grund – nur „hochkarätige Persönlichkeiten“ angehören dürfen, „die ausdrücklich nicht in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] arbeiten, weder in der Politik, noch in der Verwaltung, als Architekten, Planer oder Denkmalpfleger“. [...]

    Auch die Qualitäten der Schirn werden erwähnt:

    Zitat

    Bei der Schirn handele es sich „um ein voll funktionstüchtiges und gut erhaltenes Bauwerk, das sich sensibel in seine städtebauliche Situation integriert und diese positiv prägt. Angesichts einer solchen Ausgangslage einen Abriss des charakteristischsten architektonischen Elements vorzuschlagen, zeugt von einem gebrochenen Verhältnis zur Geschichte der Stadt und von einem Mangel an Fantasie bei ihrer Entwicklung“.

    http://www.echo-online.de/suedhessen/template_detail.php3?id=483857\r
    http://www.echo-online.de/suedhessen/te ... ?id=483857

    Positives dagegen in der Neuen Presse:

    Zitat

    Bei einem ersten „Altstadt-Nutzer-Stammtisch“ hat gestern ein rundes Dutzend Teilnehmer den Wunsch unterstrichen, dass auf dem Dom-Römer-Areal möglichst viele Gebäude originalgetreu wiederaufgebaut werden. [...] Jürgen Aha, Gründer des Altstadtforums, teilte als Ergebnis des ersten Stammtisches mit, dass die Gründung einer Einzelhandels-Gastronomie-Gruppe geplant sei, um in der laufenden Diskussion „mit einer Stimme zu sprechen“. [...] Angestrebt werde, dass Frankfurter Traditionsfirmen – und Hersteller Frankfurter Spezialitäten wie Ebbelwei, Rindswurst und Frankfurter Kranz – als Investoren oder Nutzer bevorzugt angesprochen werden. Im Römer finde man für diesen Anliegen auch offene Ohren. [...] Nachdrücklich stellten Aha und Albrecht heraus, dass die Altstadtgebäude nicht nur außen, sondern auch innen „denkmalgerecht“ rekonstruiert werden sollen, zumindest in den Erdgeschossen. Albrecht sagte, er könne sich durchaus vorstellen, dass Handwerker – zu denen auch Metzger und Bäcker zählten – in dem Areal angesiedelt werden. Deshalb werde er die Handwerkskammer auffordern, sich für die Altstadt zu engagieren. Aha meinte, er könne sich auch vorstellen, dass eine Frankfurter Bank den Wiederaufbau der Altstadt dadurch unterstütze, dass sie dafür etwas günstigere Baukredite anbiete. In diesem Zusammenhang wies Aha Behauptungen zurück, die Rekonstruktion historischer Gebäude sei doppelt so teuer wie die herkömmliche Bauweise. Tatsächlich seien es etwa 20 Prozent Mehrkosten, sagte Aha. [...] Frank Albrecht regte an, ein Mal im Jahr mit Veranstaltungen auf dem Krönungsweg, im Dom und im Kaisersaal an historische Ereignisse zu erinnern. Auch die [lexicon='Römerberg'][/lexicon]-Festspiele könnten wiederbelebt werden. Frankfurt werde bisher zu schlecht vermarktet und müsse künftig mit seinen Pfunden wuchern.

    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.php?page=fnp2_news_article&id=3811012\r
    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.p ... id=3811012

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Ganz ruhig, bei dem Projekt hat der BDA schon seit Wochen nix mehr zu vermelden und lässt jetzt halt die Maske fallen, frustiert darüber, dass man die Mitwirkung verspielt hat. Also kein Grund, sich aufzuregen, eher amüsant, dass sich die jetzt aufführen wie ein Kind, dem man die Rassel weggenommen hat...

  • Wie Recht du hast! Unabhängig heißt für die, dass unabhängige Modernisten drin sitzen - mit vorbestimmten Ergebnissen. Lächerlich und frech zugleich, aber vom BDA erwartet man nichts Positives.

    Dabei wäre gegen einen wirklich _neutralen_ Beirat nichts zusagen. Aber leider gibt es in diesem wie in vielen Fällen kein "neutral". Entweder man mag das eine oder das andere. Nimmt man mehr Vertreter des einen in den Beirat, setzt sich das eine durch, vice versa das andere. Je nachdem, wie man den Beirat besetzt, weiß man vorher, wie das Ergebnis aussieht. Deshalb kann man solche angeblich neutralen Beiräte in die Tonne kloppen. Man muss _entscheiden_ und _durchsetzen_, egal wie, alles andere kostet nur Geld, ist Blabla und bringt nichts Neues.

    Und, um das nochmals zu betonen: Ein Beirat wäre für den BDA nur neutral, wenn am Ende deren Ansichten raus kämen. Totalitarismus halt. Ein breiter Streifen Klebeband wäre für das Beste...

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • In der Rhein-Main-Zeitung (= Regionalteil der FAZ) vom vergangenen Freitag ist ein kurzer Artikel mit dem Titel "Nicht noch mehr Rekonstruktionen" erschienen. Die wesentlichen Inhalte:

    - Mäckler fordert, dass auf dem Areal wirklich nur die 7 bereits genannten Häuser rekonstruiert werden sollen. Der Aufbau weiterer Häuser werde nur "zu endlosen Streitereien" führen.
    - Weiterhin plädiert Mäckler für einen Gestaltungsbeirat mit höchstens 5 Mitgliedern. Letztere sollten aber keine "dogmatischen Modernisten" sein, sondern interessiert an einer "Weiterentwicklung der Moderne". Als Beispiel führte Mäckler Rafael Moneo an.
    - Damit eine "abwechslungsreiche Gestalt" entstehe, sollten laut Mäckler unterschiedliche breite Parzellen und unterschiedliche Geschosshöhen vorgesehen werden.
    - Mäckler betonte zudem wieder, dass sich mit der Absenkung des Krönungsweges auch die Frage nach der Umgestaltung der Schirn stelle. Auch der Leiter des Historischen Museums, Jan Gerchow, sei der Ansicht, die geplante Bebauung des Areals und der jetzige Zustand der Schirn seien "nicht vereinbar". Anders als Mäckler zieht Gerchow jedoch daraus nicht den Schluss, dass in die Gestalt der Schirn eingegriffen werden müsse, sondern dass die Pläne für die Bebauung des Areals so nicht umsetzbar seien.

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    ...

    - Mäckler fordert, dass auf dem Areal wirklich nur die 7 bereits genannten Häuser rekonstruiert werden sollen. Der Aufbau weiterer Häuser werde nur "zu endlosen Streitereien" führen.
    ...

    Mäckler hat keine Ahnung. Die Menschen haben kein Vertrauen mehr in die Architekten, daher fordern die Menschen vollständige Rekonstruktion. Mäckler soll seine Phantasien in Schanghei oder Oman verwirklichen, aber uns mit seinen Illusionen verschonen. :neinnein:

  • Für "Weiterentwicklung der Moderne" gibt es so viel Platz. Altstädte sollten von Moderne geschützt werden, und in Frankfurt muss diese eizigartige Gelegenheit von Wiederaufbau am besten genutzt werden (nicht nur 7 Häuser). Moderne Architektur veraltet sich schnell (wie das Technische Rathaus) im Gegensatz zu schönen Altstädten!

    Forse un giorno il cielo avrà pietà di me.

  • Zitat von "Stephan"

    Der BDA mal wieder:

    Was wollen diese Onkels eigentlich? Wenn Joerg weiss, wie diese Haeuser ausgesehen haben sind sie fuer mich ausreichend dokumentiert, denn ich weiss, dass er sein virtuelles Modell nicht aus der Luft gegriffen hat. :D Das sind imho schlaffe Ausreden. :augenrollen:

    Weiter unten im thread sehe ich, dass Herr Maeckler die (noch nicht aufgestellten) Baugestaltungsleitlinien ueberhaupt nicht erwaehnt. Wieso nicht? Zu unbequem? :gg:

  • Ich hatte dem BDA kürzlich angeboten, dochmal umfassend über meine Art der Planung zu informieren...die Antwort dazu war geballte Arroganz und die Absprache jedweder Kompetenz meinerseits...

    Nun ja...wenn man dann die Denkmalpfleger vorschickt, um nicht verifizierte Informationen zu verbreiten für deren Feststellung mehrere Jahre Zeit notwendig sind (fast ohne einem üblichen Tageswerk nachzugehen) und der WILLE (!) auch etwas zu finden, mit dem man arbeiten kann, dann ist die Glaube auf Meinungshoheit schon etwas unverschämt...

    Mit Herrn Cuadra (Sekretär des BDA) wurden leider alle Vorurteile Gegenstand, die man als Ingenieur gegenüber Architekten haben kann. Der Mann ist eine Schande für seinen Berufsstand.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Zitat von "Kardinal"

    Ich hatte dem BDA kürzlich angeboten, dochmal umfassend über meine Art der Planung zu informieren...die Antwort dazu war geballte Arroganz und die Absprache jedweder Kompetenz meinerseits...

    Nun ja...wenn man dann die Denkmalpfleger vorschickt, um nicht verifizierte Informationen zu verbreiten für deren Feststellung mehrere Jahre Zeit notwendig sind (fast ohne einem üblichen Tageswerk nachzugehen) und der WILLE (!) auch etwas zu finden, mit dem man arbeiten kann, dann ist die Glaube auf Meinungshoheit schon etwas unverschämt...

    Mit Herrn Cuadra (Sekretär des BDA) wurden leider alle Vorurteile Gegenstand, die man als Ingenieur gegenüber Architekten haben kann. Der Mann ist eine Schande für seinen Berufsstand.

    Hallo. Ich möchte dir an dieser Stelle meine Hochachtung aussprechen für deine geleistete Arbeit. Einfach toll!

    Wie gefährlich ist denn nun der Vorstoß des BDA? Drohen weniger Rekos als angedacht? :weinen:

  • Zitat

    Wie gefährlich ist denn nun der Vorstoß des BDA? Drohen weniger Rekos als angedacht?

    BDA?? Wen interessiert der BDA??? Nach denen kräht doch kein Hahn.

  • Der BDA ist in Frankfurt, zumindest was die Altstadt-Debatte angeht, unten durch. Deswegen verhalten die sich ja auch so offen unverschämt, weil sie genau wissen, dass sie nichts mehr ändern können.

    P.S: Weiß jemand, warum die Altstadtbebauung gestern nicht auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung war? Sollte die nicht am 05. Juli endlich verabschiedet werden? :?: