Beiträge von Kardinal

    Da, das habe ich hier leider in letzter Zeit schon öfter geschrieben, geht es um die Geisteshaltung, ob man jeden, der eine anderen Aspekt einbringt, gleich als Feind kategorisieren und entsprechend beleidigend bekämpfen muss.
    Es geht weder um fachliche Fragen, noch um eine Wertung irgendeines inhaltlichen Beitrags oder irgendeiner inhaltlichen Position oder wer was geleistet hat. Es geht nur und ausschließlich um den Umgang miteinander (der sich dann in der Öffentlichkeit wieder finden könnte mit genannten befürchteten Folgen).

    Jeder, der hier auftritt, hat entsprechende Visionen. Dahingehend gibt es meines Erachtens keine verschiedenen Gruppen. Auch bei jedem "Fachmann" fängt es mit einer Vision an. Manchmal kann man diese dann durch Erfahrung der Durchführbarkeit und der Umstände noch etwas kanalisieren, bevor man die Gedanken veröffentlicht.
    Und es ging auch nie darum, ob die, die das nicht vorprüfen können, jetzt "Spinner" seien. Insofern sind wir wohl sowieso alles Spinner. Es gibt auch keinen Streit mit denen, die ihre Gedanken, auch laienhaft zum Ausdruck bringen und dann in eine Diskussion eingehen als sachlichen Austausch.

    Nur Beleidigungen und Diffamierungen sind vollkommen fehl am Platz.

    "Es gibt nur eine Antwort: JEGLICHE Rekonstruktionsbewegung traditioneller Architektur sollte von uns bei Stadtbild Deutschland vorbehaltlos unterstützt werden, ob nun Renaissancebau, Barock oder Historismus. Wenn wir da nun auch noch mit der Klassifizierung und Ausschlusskriterien anfangen sind wir nicht mehr glaubwürdig."

    Genau das ist doch das, was gerade in Potsdam parodiert wird. Natürlich muss jedes Rekonstruktionsvorhaben auf seinen Sinn und seine Seriosität geprüft werden. "Vorbehaltlos" hieße ja dogmatisch und das ist nie ein vernünftiger Weg. Wenn wir nach diesem Prinzip agieren, entsprechen wir der Parodie und machen uns mit Recht lächerlich. Aber aus diesem Anspruch resultiert auch die überzogene Reaktion auf Leute, deren Engagement außer Zweifel steht, welches aber genau mit solchen Beschimpfungen bestritten werden soll.

    Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich begriffen wurde.

    Wird er nicht, weil er den Unterschied zwischen Diskussion und Beschimpfen anderer Ansichten nicht kennt.
    Und daher auch nicht merkt, dass es nicht um "Grad von Expertise" geht (jeder kann alles vertreten, er sollte seinen Gedankengang aber sachlich begründen können und auch vermeintliche Experten können immer irren), sondern um die Art des Umgangs. Und jemanden zu beschimpfen oder "unlautere" Absichten zu unterstellen, nur weil er einen andere Sichtweise in die Diskussion einbringt, hat nichts mit "Majestätsbeleidigung" oder sonstwas zu tun, sondern nur etwas mit mangelndem Respekt dem Mitmenschen gegenüber.

    Auch ein deutliches Zeichen, wie die Mitgliederentwicklung gleich wieder diesen "Bösen" in die Schuhe geschoben wird.

    Du verwechselst Ursache und Wirkung. Meine Wut muss nicht durch ein thematisches Forum kanalisiert werden (was vielleicht in Deinem Fall dann wohl so war), sondern meine Wut richtet sich punktuell gegen Deine unverschämten Diffamierungen und den vollkommen unangebrachten Tonfall, durch die diese ausgelöst wurde.
    Wenn der Grund für dieses Forum darin liegt, Mitmenschen in einer Art anzufeinden, wie Du das machst, dann ist meines Erachtens Dein Beitrag zwar ein technisches Hilfsmittel, dessen sich andere in vernünftiger Weise bedient haben, aber kein Verdienst im Sinne der Sache, den ich Dir anrechnen würde. Dass dieser Geist des Beschimpfens und der Unfähigkeit der Diskussion leider immer wieder durch dieses Forum zieht, sieht man auch daran, dass immer wieder engagierte Akteure ihre Tätigkeit hier einstellen, weil manche Wortbeiträge (wie die des "Gründers") dann stellenweise eben diffamierend, auch persönlich beleidigend und zu alle dem dann noch fachlich vollkommen unsinnig sind. Lustigerweise offenbart sich immer, dass die, die hier verbal am Schäbigsten auftreten, auch meist am weitesten von Fachwissen entfernt sind.

    Wenn das dann auch in Deinem Sinne ist, dann herzlichen Glückwunsch. Die wesentlichen Initiativen gab es schon vor dem Forum. Das ist gut so, denn auf so einer Diskussionskultur basierend, wird aus diesem Forum keine einzige wirksame Initiative hervorgehen.

    Wahrscheinlich wird genau deshalb auch das DAF von Fachleuten (mit-)gelesen, was ich schon an vielen Stellen mitbekommen habe. Dieses hier nicht, zumindest hat noch kein Architekt in meiner Umgebung auf einen Eintrag dieses Forums verwiesen, wenn er nicht durch ein Forumsmitglied direkt darauf gestoßen wurde. Damit wären wir wieder beim Ansehen und der Gewichtung auch des Vereins in der Öffentlichkeit, dem man damit keine Hilfestellung leistet. Daher solltest Du die Idee der Vereinsgründung aus dem Forum heraus nur bedingt als Deinen Verdienst ansehen, bzw. die "Größe" des Gewordenen mal nicht zu überschätzen. Den Verdienst tragen die, die trotz solcher albernen Auswürfe noch die Seriosität nach außen tragen.

    Dann stelle ich erstmal bis auf Weiteres meine Beiträge wieder ein, bin ja anscheinend mit meinem Fachwissen und meiner Initiierung verschiedener Rekonstruktionsprojekte vom "Forumsgründer" unerwünscht. Und warte erstmal ab, ob dieser nochmal erwachsen wird.

    reklov2708:
    Aber sonst noch alles in Ordnung?!?
    Was schlägst Du denn hier für einen Ton an?

    Mit solcher verallgemeinernden, auf Diffamierung einzelner abzielenden abschließenden Verurteilung ist jede Diskussion nutzlos. Dann werde ich halt von Dir in die Nähe von "Modernisten" gerückt (woran sind die erkennbar? Da muss es doch eine Kennzeichnung geben, wenn man die Menschen so schön simpel in gut und böse einteilen kann). Habe ich nun für Dich den Schafspelz abgestrichen?
    Wenn es schon so persönlich wird, dann verrate mir mal, welchen historischen Bau Du aktiv schon gerettet hast (auch gern Historismus, also ich hätte da berufsbedingt eine Auswahl anzubieten). Und an welchem Rekonstruktionsprojekt Du Dich schon beteiligt hast und mit welchem Einsatz.
    Kurzum: welches Recht nimmst Du Dir eigentlich heraus hier rundum Leute zu verurteilen, nur weil sie in Kleinigkeiten von Deinem felsenfest gezurrten Weltbild abweichen? Wenn Du Dich tatsächlich schon mal im Sinne des Vereins aktiv eingesetzt hättest, dann könntest Du die Fragen nachvollziehen, ob nach bestimmten Kriterien es sich lohnt für dieses Vorhaben zu kämpfen. Ironischerweise schießt Du genau gegen die Forumsteilnehmer, die alle schon knietief in genau diesem Kampf gesteckt haben und Unmengen an Zeit, persönlichen Entbehrungen und nicht zuletzt auch privates Geld investiert haben, um genau diese Projekte überhaupt zu ermöglichen, die jetzt so Leute wie Du als Referenz anführen um genau über die, die diese Referenzen erst ermöglicht haben, abfällig zu urteilen.
    Und die sich, abgesehen davon, wahrscheinlich alle um Welten besser mit den entsprechenden Baukonstruktionen und die Probleme, die damit verbunden sind auskennen, als nur so ein schmachtendes Foto mit dem für Dich einzigen Argument: Ach, ist das schön!
    Aber auch nochmal: Mit diesem Argument rettest Du kein einziges Gebäude, wirst keinem einzigen Rekonstruktionsvorhaben behilflich sein, geschweige denn, es anstossen. Dann kannst Du weiter Postkartenmotiven nachtrauern und alle beschimpfen, die nicht Deiner diktatorisch vorgegebenen Meinung folgen. Wenn Du für dieses Projekt streiten willst, und zwar konstruktiv, dann bring bitte zitierfähige Argumente für das Gebäude und suche nach Machbarkeitsnachweisen. Informiere Dich, welche Nutzung dort verlangt wird und dann plane eine kostendeckende Alternative oder beauftrage jemanden damit oder setze Dich mit jemandem zusammen, der Dir diese Informationen liefert. Mit solchen Informationen ist sicherlich JEDER bereit, dann auch diese in eine Diskussion mit einzubringen und somit für einen solchen Wiederaufbau zu kämpfen. Aber verurteile gefälligst nicht ohne irgendeine Sachkenntnis diejenigen, die sich damit rumschlagen und genau diese Kämpfe schon zigfach durchgestanden haben. Nicht zuletzt hat Riegel diese Überlagerung von aktuellem Zustand und erhaltener Bausubstanz gemacht. Ohne ihn (der das hunderte Kilometer entfernt liefern kann und sich auch sonst wohl wesentlich besser in Frankfurt auskennt als viele weitere, die ihn hier so diffamiert haben) hättest Du ja noch nicht mal diese grundsätzlichsten Information.

    Da ist es schon wieder... man kann nicht diskutieren und sachlich mit (auch nur geringfügig!!) abweichenden Meinungen umgehen, sondern beleidigt denjenigen, der fachlich ausgebildet ist und mal eine tiefergehende Sichtweise einbringt.
    Wieso?
    Es ist auch schon gesagt worden, wenn man nicht mal diese Diskussionsebene mit grundsätzlich wohlwollenden Diskussionsteilnehmern (die abgesehen davon wahrscheinlich faktisch und reell wesentlich mehr zum Erhalt und Rekonstruktion wertvoller Bausubstanz beigetragen hat, als entsprechend andere nur aufzählen könnten) aushält, wie soll man da bestehen in der Diskussion mit entschiedenen Gegnern und dann (worauf es ankommt) in der Öffentlichkeit gegenüber neutralen oder noch unentschiedenen Beobachtern eine gute Figur abgeben.

    Wenn man die Diskussion auf dieser Ebene in der Öffentlichkeit führt, wird das Schauspielhaus definitiv nicht rekonstruiert (die sachlichen Argumente werden dann nämlich schlicht fehlen) und alle weiteren Rekonstruktionen unmöglich. Dann heißt es nämlich nur, "da kommen schon wieder die unrealistischen Spinner".

    Es gäbe heute keine Frankfurter Altstadt, wenn nicht über jahrelange Kleinarbeit die Details und die Durchführbarkeit geprüft worden wäre, damit man bei den Architekten die Gegenargumente parat hat. Mit "och, das wäre doch viel schöner" wäre man nicht wirklich weit gekommen und der KSP-Engel-Kasten würde jetzt dastehen.

    Wieviel Originalsubstanz ist den noch da? Gibt es eine Kostenschätzung für eine Rekonstruktion und ist diese Ausführung mit den Anforderungen an die Nutzung in Einklang zu bringen? All diese Informationen standen bei der Altstadtdebatte für die Bebauung zur Verfügung. Und ohne diese hätte ich dort keine Diskussion angefangen, weil ich von vorne weg verloren hätte.

    Nein, nicht unbedingt bzw. nicht ausschließlich und nicht so drastisch (deshalb auch "viele äußern..."). Natürlich werden solche Dinge nicht "aus Versehen" erstellt, aber einige Beteiligte haben sicherlich andere Zielsetzungen als Priorität, wahrscheinlich gemäß ihres vertraglichen Auftrags und/oder einfach nicht das Wissen und die entsprechende Gewichtung.

    Es ist hier aber eine Tendenz (eben allgemein, gar nicht mal speziell nur Dein Beitrag) vielen am Bau Beteiligten, die nicht ausschließlich die reine Konstruktion betreiben, irgendwelche Umtriebe mit der Zielsetzung perfide die Rekonstruktion zu hintertreiben und lächerlich zu machen zu interpretieren. Da wird es dann aber langsam albern. Ich möchte eben, dass sich hier alle mal prüfen, wie realitätsnah solche Unterstellungen sind, ob man selbst schon darin und sich somit nicht in ein etwas paranoides Weltbild verstrickt und sich selbst und anderen das Leben schwer macht. Letztendlich glaube ich nicht, das ganz Architektenscharen hier mitlesen und penibel Strategien entwickeln, um gewisse Aussagen gegen Rekonstruktion zu nutzen (solche Befürchtungen vom Zeitvertreib des angefeindeten Berufssand wurde ja auch schon mal ansatzweise geäußert und entspräche einem Anflug entsprechender Paranoia). Aber der ein oder andere, der hier ohne Vorfestlegung einer bestimmten Gestaltungsrichtung mitliest, kann bei der ein oder anderen Aussage schon etwas erstaunt und erschrocken reagieren.

    Ich ärgere mich auch immer wieder über das Fehlen ausgerechnet der meines Erachtens so wichtige, eigentlich für den historischen Bezug sogar wichtigste Seite im Osten.
    Trotzdem versuche ich mich nicht daran soweit hochzuziehen und damit auch das Gelungene in Abrede zu stellen, dass ich mich wegen einer Kleinigkeit wie der Dachterrasse auch noch aufrege. Besonders wenn ich den Planungsverlauf gar nicht kenne und wer welche Anforderungen an die Nutzung zu beschreiben hatte.
    Letztendlich muss das Ganze auch bewirtschaftet werden. Mir äußern hier zu viele viel zu schnell irgendwelche Verschwörungstheorien, in denen sie die Akteure sofort in Gut und Böse einteilen und dann auch diejenigen, die mit Kompromissen für das Erreichte gekämpft haben und noch mehr erreichen wollen sofort dem "Bösen" (und dann auch noch mit unterstellter Absicht) zuordnen, weil sie von der "reinen Lehre" abweichen (was ist diese denn überhaupt?).

    Es macht einen gewaltigen Unterschied, hier in einem Forum unter mehr oder weniger gleichgesinnten Forderungen zu "erkämpfen", als vor Ort gegen wirkliche Gegner und dann auch noch im Hinblick mit einer Nachweisführung, wie so ein Vorhaben überhaupt Zustimmung einer Mehrheit (das nennt man Demokratie) erhalten und dann noch finanziert werden kann. Diesen Leuten sollte es man nun mit aus der Luft gegriffenen Vorwürfen oder Unterstellungen nicht noch schwerer machen.

    @aldilette Doch, das Museum hätte sogar sehr gut in die Vorkriegsstruktur gepasst mit sehr guter öffentlicher Präsentationsmöglichkeit über die wieder hergestellte Saalgasse (von der aus man auch in Zukunft fortführend hätte anschließen können). Herr Prof. Rang hatte hierzu einen hervorragenden Wettbewerbsentwurf, der wahrscheinlich genau wegen des historischen Bezugs gleich im Vorfeld aussortiert wurde.
    Denn während er das ganze Museum auf einer Untergeschossebene bzw. sonstige auch absolut barrierefrei mit hervorragenden Bespielmöglichkeiten im alten Saalhof untergebracht und noch die zusätzliche (vermiet- oder auch veräußerbare) Bebauung Saalgasse/Bendergasse mit dem absolut städtebaulich prägenden Haus Landeck funktioniert hätte, musste der jetzt gebaute Wettbewerbssieger die Barrierefreiheit erst im Nachhinein mit viel Mühe nachweisen, weil das schlicht vergessen wurde. Der Sandstein in der Form ist auch ziemlich bemüht (sollte ursprünglich sogar eine für Lederer typische, aber für Frankfurt vollkommen unpassende Ziegelaußenwand werden) und die ganze bauliche Struktur vollkommen atypisch für den Altstadtbereich. Wenn man dorthin kommt, offenbart sich leider exakt der immer befürchtete Eindruck des S-Bahn-Lokschuppens.
    Es ist tatsächlich eine unverzeihliche, verpasste Gelegenheit, städtebaulich und eben auch schon von der Museumsstruktur. Das Konzept von Prof. Rang war wirklich beeindruckend, und das in rekonstruierten Strukturen! Aber damals war man auch noch in der Altstadtdebatte auf einem ganz anderen Stand. Wahrscheinlich kam der Museumsneubau einfach ein paar Jahre zu früh.

    Beides ist richtig.
    Olaf Cunitz war auch Historiker, hat aber gleich nach der Wahl erstmal Unmengen von Fachliteratur gewälzt, um sich ein Grundwissen drauf zu schaffen.
    Es ist, wie von "Andreas" geschrieben, absolut legitim, wenn der Posten nicht mit einem Fachmann besetzt wird, allerdings sollte dieser dann den Willen haben, sich ein grundlegendes Fachwissen anzueignen (oder zumindest solange bei den ihn beratenden Fachleuten nachzufragen, bis er wirklich jedes Problem verstanden hat).

    Leider ist es so, dass die Auffassung des politischen Postens in der Regel so verstanden wird, dass der entsprechende Dezernent außer reden nichts können muss (dazu habe er ja seine Fachleute). Aber gleichzeitig immer so tut, als würde er der Fachmann schlechthin sein, damit die Opposition ihm nicht nachsagen kann, er wäre eine Fehlbesetzung, weil er keine Ahnung habe (was leider jedoch meist der Fall ist, allerdings kann oft auch die Opposition keinen entsprechenden Fachmann aufbieten).
    Wenn es doch Fachleute gibt, kann es mitunter schon bizarr werden. z.B. wenn der Baudezernent, der aber Lehrer ist, dann dem oppositionellen Bauingenieur erklärt, er sehe technisch die Sachlage falsch. Wenn der Bauingenieur dann bittet, ihm zu erklären, was denn genau er technisch falsch sieht und dann keine Antwort kommt, weil das tatsächlich nur eine Phrase war... live erlebt.
    Genau das ist, was derzeit allerorten politisch falsch läuft. Nix Flüchtlinge, nix Bundesregierung. Das Problem ist, wenn Hobbyfachleute meinen den großen Kenner spielen zu müssen, weil alles nur auf den politischen Schlagabtausch für die Schlagzeile reduziert wird. Und Medien wie Bürger machen das mit, weil man dort sich genau verhält (nicht nachfragen, nicht mal zwei Sätze mehr lesen, aber alles wissen und allen die Welt erklären können). Es ist auch an den Bürgern, mal genau zu hinterfragen, wie die Zusammenhänge sind. Das ist meist nicht mit einem einfachen Ja oder Nein zu beantworten, da muss man sich mal Zeit nehmen und nicht irgendwelchen AfD-Scharlatanen hinterherlaufen, nur weil die Ja oder Nein sagen, weil diese Scharlatane die Frage noch nicht mal kapiert haben.

    Weil für die Vergabe des Amtes in erster Linie das Engagement in der Partei ausschlaggebend war. Ist leider eher die Regel als die Ausnahme. Deshalb wird eine gegenteilige Besetzung eines städtischen Postens in der östl. Nachbarstadt auch gleich ebenfalls unter diesem Eindruck bewertet, obwohl die dort genannte Person mal wirklich ausweislich fachlich absolut geeignet ist.

    @ Kaiserpalast, Haus in der Mainstraße
    Das Gebäude wurde vom Baustoffhändler Ermold errichtet. Dahinter befanden sich früher seine Produktionsstätten. Sehr aufwendiges Gebäude. Es gibt in Offenbach den Spruch für ein qualitativ minderwertiges Mörtelmischungsverhältnis "eins zu Ermold"... man mag dann etwas böswillig unterstellen, er habe sich den Bau damit entsprechend teurer leisten können...aber das sind nur Unterstellungen durch Verdachtsmomente aus lang zurückliegenden Tagen.

    Die Sanierung sollte nach denkmalpflegerischen Grundsätzen erfolgen. Leider sind diverse Bauherrenvorstellungen (preislich und terminlich) etwas unrealistisch gewesen und haben so mindestens zu Verzögerungen, vielleicht auch zu Qualitätseinbußen geführt. Aber ich hoffe das Beste. Äußerlich wird es sicherlich auf den ersten Blick ganz anständig aussehen.

    Ich kann die Beklommenheit von Loggia ja nachvollziehen, teile sie auch. Aber ein klassizierender (oder sonstiger nachempfundene Epoche) Entwurf ist dann genau das, was die Seriosität der Rekonstruktion vernichtet.
    Das hat dann nicht mehr mit Geschichte des Ortes zu tun oder Stadtplanung, sondern ist mehr die romantische Modelleisenbahn im Keller.
    Ist nicht persönlich gemeint, bitte nicht als Angriff werten. Aber aufgrund der langjährigen Diskussionen habe ich einfach auch gesehen, wie dann solche Vorstellungen gern als Gegenargument (leider berechtig) genutzt werden. Ich habe ncihts dagegen, einen gefälligeren Entwurf zu machen, aber eben nicht eine vergangene Epoche stilistisch zu kopieren. Das nimmt dem ganzen Rekonstruktionsgedanken die Berechtigung.

    Ich muss jetzt leider auch noch mal, weil ich einen eklatanten Denkfehler zu erkennen meine.

    Es geht um die Frage Rekonstruktion ist auch Neubau und warum dann nicht den Plan aufgreifen und einfach eine vierte Barockseite neu dazusetzen (mal stark verkürzt zusammengefasst).
    Vor allem im Bezug auf den Einwurf, man hätte auch damals auf den Bestand nicht unbedingt Rücksicht genommen und diesen dann durch eine vierte Barockseite ersetzt (um in etwa Loggias Einwand wieder zu geben). Aber das wäre dann das Barockbauwerk der entsprechenden Zeit gewesen, weil man dann in der entsprechenden zeitgemäßen (!) Epoche umgebaut hätte. Somit entspricht gerade der von Dir ungeliebte Anblick gerade der Argumentation, die Du hier anführst, da man einen älteren Bereich durch einen zeitgemäßen Neubau ersetzt.
    Wie auch die westlichen Anbauten, es wurde hier schon mal erwähnt, nicht mehr wirklich barock sind, sondern immer, wenn auch den Bestand berücksichtigend, eine leichte Modifikation im Sinne ihrer Zeit.

    Rekonstruktion will aber etwas anderes und muss daher auch, unabhängig von den romantisierenden Vorstellungen, originalgetreuer agieren, weil sonst, nach der alten Theorie zur Denkmalpflege, dieser gänzlich die Legitimation abzusprechen ist.
    So sehe ich es eben auch als Frevel an, das die St. Bartholomäuskirche von Frankfurt (gemeinhin "Dom" genannt) nach dem Brand von 1867 ihres basilikalen Charakters beraubt und zur Hallenkirche umgebaut wurde, die sie ursprünglich nicht war. Hierzu wurde sogar die Schadensberichte gefälscht um für den Zweck des Umbaus auch unbeschädigte Originalsubstand abreißen zu können. Des Weiteren wurde der historisch bedeutsame (im Bezug auf das erste, richtige Kaiserreich ;) )Kreuzgang fast zur Hälfte niedergerissen.
    Und das alles nur, weil der zuständige Architekt, der natürlich nie das Mittelalter gesehen hat, meinte, er könne Gotik besser als die gotischen Baumeister.
    Der einzige meines Erachtens legitime Umbau war die Weiterführung der Turmspitze, weil diese sich auf die originalen Pläne bezogen hat.
    So eine Gefahr droht eben auch, wenn man in heutiger Zeit versucht, solche Dinge weiter zu denken.

    Nur das man mich jetzt nicht falsch versteht... ich wollte dem Vorgreifen, dass sich der eine oder andere vielleicht z.B. mit einer Forderung nach einer zusätzlichen, niemals existenten Barockfassade (gab ja auch Wettbewerbsbeiträge mit dieser Idee) in romantisierende Nesseln setzt, die dann begleitet und im Unterbewusstsein begründet werden von Vorstellungen oder Interpretationen über eine Bedeutung des Schlosses, die es so nie gab.
    Die meisten der genannten geschichtlichen Details sind mir ja durchaus bekannt und widersprechen auch nicht meiner Argumentation im Hinblick auf das "Einbremsen" des ein oder anderen Enthusiasmus, der über das Ziel hinaus zu schießen droht. Es ist ja eine politisierte Diskussion und da ist die rein ästhetische subjektive Beurteilung der "vorbarocken" Ostfassade nicht das Kriterium. Aber auch das bitte nicht als Einzelkritik an einem Beitrag verstehen, sondern nur als allgemeinen präventiven Hinweis.

    Obwohl es hier schon ausgiebig hin und her gewälzt wurde, muss ich doch aufgrund des voran gegangenen Beitrages nochmal meine Meinung zum Thema Ostseite anbringen.
    Ich habe ja den Diskussionsverlauf, gerade auch den politischen, verfolgt und kenne die Entstehung der Entscheidung und weiß eben auch, dass viele Kompromisse nötig waren, um Zustimmung zu dem Erreichten zu bekommen.
    Trotzdem finde ich den Verzicht auf die Ostseite sehr traurig, weil gerade diese überhaupt die historische Bedeutung des Schlosses begründet, gerade mit all seinen unterschiedlichen Zeitschichten. Es ist ein Spiegel, eine Dokumentation der Berliner Geschichte und der Kern dieses Schlosses.
    Die Konzentration auf die Barockseiten (mal das Wissen um die Genese außen vor gelassen) wird dem Schloss in seiner Historie nicht gerecht und lässt es leider fast zu einer Kulisse herabfallen, unterstützt durch den Verzicht auf Innenrekonstruktionen und die Nutzungsänderung der Kuppel gegenüber der Originalnutzung.

    Als "deutscher Kaisersitz" taugt es meines Erachtens eh nicht, da die eigentlich Kaiserstellung mit dem eigentlichen, wenn auch nie wirklich erreichten Universalanspruch, die des ersten Reiches war und die des zweiten Reiches nur der etwas klägliche Versuch, an die Bedeutung des ersten anzuknüpfen. In dieser Zeit wurde jedoch dann der Titel inflationär von jedem beansprucht und dann auch einfach installiert, was alle Kaisertitel nach 1806 entwertete (Kaiser von Indien für die englischen Könige, Napoleon, wobei dieser eben sich wirklich auch als Nachfolger von Karl installieren wollte, also mit dem europäischen Universalanspruch). Die Kaiserkrone war zu diesem Zeitpunkt also nicht mehr als ein noch bunterer Orden für einen König, den man noch königlicher machen wollte.
    Wenn man einen Schritt weiter geht, war, wie schon geschrieben, dieser Anspruch auch nur bedingt schon beim ersten Reich erreicht wurde. Erstens durch die Beschränkung auf das ostfränkische Reich, also nicht mal ganz West-Europa diesen Status respektiert haben, zweites durch den byzantinischen Kaiser, der sich als wahren Erben der römischen Kaiser sah (und alles weitere mit Kirchenspaltung etc, etc.). Und wenn wir dann sogar noch zum Äußersten der Respektlosigkeit aufsteigen, erkennen wir, dass der lateinische Name Caesar (im alten Latein C wie K ausgesprochen) eben nichts weiter als ein Nachname war.
    "...so trugen sie ihm als höchste Würde die Müllerkrone an. Und er sicherte durch seine Weisheit und Umsicht den Frieden im ganzen Müllerreich."

    Meines Erachtens kann somit das Schloss in seiner Bedeutung nur bedingt national begründet werden, viel wichtiger ist die Bedeutung für die Stadt selbst und die funktioniert eigentlich nur richtig mit der Ostseite (dafür ist es dann aber eigentlich zu teuer gewesen... wobei die Berliner ja ganz gern kommunale Interessen mit einer ausgeprägten Selbstüberschätzung durch den Länderfinanzausgleich von allen anderen bezahlen lassen). Ich würde sogar sagen, dass die Ostseite entsprechend die Wichtigste ist.

    Eine künstliche vierte Barockseite über die gesamte Länge würde dann das Ganze dementsprechend lächerlich machen und eine oft vorgeworfene romantische Verklärung auf Kindergartenniveau seitens der Befürworter bestätigen. Wenigstens bis zur Kapelle, inklusive, hätte man es führen müssen (Kollhoff-Entwurf?) um hier zumindest die gotische Grundsteinlegung mit einzubeziehen. Dann hätte man auch den besseren Übergang an eine damals schon vorhandenen "Epochen-Fuge". Und gerade im Osten gibt es hervorragende Handwerker und auch Fortbildungseinrichtungen, die auch das Kapellengewölbe originalgetreu wieder hätten herstellen können. Das wäre große Baukunst gewesen.

    Nur eine Fassade zu errichten ist statisch gesehen etwas schwierig, weil die wahrscheinlich bei Windlasten einfach umkippen kann. Sinn würde es meiner Meinung nach machen, die Giebelseite und dann noch jewils zwei bis drei Nischen der Traufseite, sowie in dieser Länge dann auch das Dach zu errichten, damit ein in sich stehender und ausgesteifter Baukörper, im Rohbau, aber trotzdem schon in sich witterungsgeschützt steht. Da das Ganze ja aus Backstein ist, ist ja entlang der Fugen ein entsprechend guter Schnitt zu machen, damit man dieses dann jederzeit fortsetzen kann. Ich würde das auch, soweit kann man dann Zugeständnisse machen, als zwieschaligen Mauerwerk mit Kerndämmung machen, für die spätere Nutzung.
    Somit hätte man nur einen Teil der Baumasse und damit der Kosten, aber eben, wie schon geagt eine Initialzündung. Wenn es um fach- und sachgerechte Planung geht, würde ich mich hier mal auch einfach dafür anbieten.

    Ich finde es ziemlich schlimm und es ist leider auch Zeichen der Politikverdrossenheit, dass man politisch aktiven Menschen (dieser hier ist ja als Stadtrat meines Wissens sogar nur ehrenamtlich tätig) bei entsprechenden Meinungsäußerungen gleich unlautere Absichten unterstellt. Pressevertreter fragen dann immer nach, was er damit wohl politisch beabsichtigt.
    Vielleicht gar nichts? Vielleicht ist das mal einfach seine Meinung? Allein hier in dem Forum tummeln sich ja schließlich genug Leute, die sogar der gleichen, "ach-so-blödsinnigen" Meinung sind.

    Das war bei Uwe Becker in Frankfurt genauso. Als er zu Bedenken gab, dass das dortige Stadthaus noch gar keinen Zweck hat und damit für 20 Millionen vielleicht etwas zu teuer (hätte man das Geld mal in qualitativ bessere, und mehr Rekonstruktionen gesteckt...), wurde ihm, obwohl Kämmerer und davor Vorsitzender des Sonderausschusses, gleich irgendwelche politischen Winkelzüge unterstellt. Obwohl er mit den Fragen absolut richtig lag und man bis heute nicht so recht weiß, was man eigentlich mit diesem Stadthaus anfangen soll.

    Gerade die Leute vor Ort und vielleicht auch die hier im Forum sollten Herrn Brehm bestärken, an seiner Meinung festzuhalten und auch dafür zu kämpfen und ihn damit zu unterstützen.

    Im Übrigen ist dieses Verhalten von Presse (und Bürger) genau das, was mittlerweile einen normalen Austausch so schwer macht und weshalb man nicht mehr offen diskutieren kann, ein ehrenamtlich tätiger Mandatsträger wird ja von solch vernichtenden Unterstellungen auch eventuell eingeschüchtert und dann traut er sich eben diese klaren Worte beim nächsten mal nicht. Auch weil es gleich immer unter die Gürtellinie geht.
    Mit dem gefährlichen Schwachsinn, den die AfD unterstellt (und dem hier leider wohl auch einige auf den Leim gehen), hat das nichts zu tun. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Wenn die Presse Unsinn schreibt, dann hat das nicht mit Vertuschen oder irgendwelchen politischen Vorgaben zu tun, sondern weil sich der Dorfjournalist als großer Pulitzer-Anwärter sieht und meint hinter jeder Aussage steckt nur politische Taktik und er könne sie aufdecken. Mehr Beteiligung durch Bürger ist wichtig, mehr Unterstützung für die, die wirklich Interessen im Sinne der Stadt vertreten und auch bohrende Nachfrage bei denen, die sich nur darstellen und den "Experten". So hat es damals in Frankfurt auch funktioniert.

    Es ist wirklich schlimm, wie oft ich mit meinen relativ wenigen Berufsjahren schon allein in Stadt und Kreis Offenbach erlebt habe, dass abschließende Beurteilungen über Denkmalwert ohne eine einzige Untersuchung am entsprechenden Objekt beschlossen wurden. Meist war das Ergebnis dann so ein billiger Investorendreck... was dafür vernichtet wurde, ist gar nicht abzuschätzen, weil es ja niemand untersucht hat. Es waren aber schon, wenn man langsam mal den Blick dafür entwickelt hat, einige Schätze von großer Bedeutung darunter. Ich glaube, dass das auch bei diesem Gebäude der Fall sein kann. Allein schon die Vermutung, es sei von 1610. Die Anzahl der Gebäude in den nicht befestigten Gemeinden des nördlichen Kreises Offenbach (also außerhalb von Steinheim und Seligenstadt), die noch vor dem dreißigjährigen Krieg gebaut wurden und diesen überstanden, kann man aufgrund des damaligen hohen Zerstörungsgrad (einige Gemeinden zum Bistum Mainz, andere reformiert) fast an zwei Händen abzählen. Wahrscheinlich wäre es sogar das älteste Gebäude von Dietesheim.

    Doch, gibt es. In der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung können für jedes Jahr, welches nachweislich ohne Instandsetzungsmaßnahmen ins Land gegangen ist 25.000 Euro selbstverschuldete Wertminderung angesetzt werden. D.h. dass dort sicherlich die Wirtschaftlichkeit durch Unterlassung kein Argument sein dürfte. Leider folgen allzu oft die mittlerweile schon in Kommunalparlamenten vertretenen Möchtegern-Berufspolitiker augenscheinlichen Standardlösungen ohne durch fachliche Qualifikation eigene Beurteilungen zu erstellen. Das blank geputzte Neubauhaus lässt sich für die Polemik-anfällige Bevölkerung dann auch immer einfach als Erfolg verkaufen, bis man die Identität und Geschichte des Ortes vollständig ausgelöscht hat.