Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • ....und wieder einmal das Standardargument beleidigter "Künstler": Der Pöbel ist einfach viel zu blöd und zu faul, um sich der unglaublich reichhaltigen Symbolik moderner (Bau)Kunst bewusst zu werden...Ich frage mich, wer hier mehr beleidigt sein sollte.

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Zitat

    Was machen wir jetzt mit Bilbao (Guggenheimmuseum), Paris (Centre Pompidou), Sydney (Oper) oder Ulm (Münsterplatz).

    Was machen wir jetzt mit solchen schwachsinnigen Vergleichen?

    Paris ist bekanntlich nicht im Krieg zerstört worden, hat sein historisches Erscheinungsbild (abgesehen von den Abrissen im 19. Jahrhundert) erhalten, konnte also ein Centre Pompidou (das ich nicht schön finde) durchaus vertragen.

    Die Oper von Sydney ist auf einer künstlichen Halbinsel am Hafen gebaut worden, da wo vorher nichts als Wasser gewesen war. Es kommt doch auch auf den Standort an! In Ffm geht es eben um den Baugrund der historischen Altstadt. Dort würde ich auch keine Sydney-Oper haben wollen (die ich da, wo sie ist, liebe!). Die Schirn würde in einem anderen Stadtteil eine recht gute Figur machen, und selbst mit dem TR könnte ich zur Not leben, wenn es irgendwo anders stünde.

    Zitat

    Man ignoriert das Neue - zu faul, um sich damit auseinander zu setzen

    Das ist es eben, was die Modernisten nicht verstehen (wollen): Ich will mich nicht mit allem auseinandersetzen müssen - ich will ein Bauwerk einfach anschauen und es mögen. Ein Gebäude ist kein Kreuzworträtsel, mit dem man sich beschäftigen oder es weglegen kann. Steht es einmal da, wird man zur "Auseinandersetzung" gezwungen.

    Es ist hoffnunglos - solche Leute sprechen einfach eine andere Sprache... :augenrollen::boese: :x

  • Köstlich, der BDA-Workshop mal wieder. Selbst die Altstadt '44 sah schöner aus als das, was die da ausgekotet haben. Wie bescheuert muss man eigentlich sein, um immer noch an diesem Käse festzuhalten? Sorry für die Wortwahl, aber langsam pack' ich's echt nicht mehr. Ist ja schlimmer als im Kindergarten... :lachen:

  • Gestaltungsleitlinien, WTF? Es war doch die ganze Zeit von einer Gestaltungssatzung die Rede... hat der BDA jetzt doch genug korrupte Politiker gefunden? Positiv ist andererseits der Plan, da gibt's keinen gefaketen Tuchgaden mehr, und auch der Vorsprung von Haus Flechte scheint dort berücksichtigt...

    Das Nutzungskonzept sieht auch ganz gut aus, insbesondere dieser Punkt...

    Zitat

    - Goldene Waage (Bürgerliche Wohnkultur des 17. Jahrhunderts – Migration der Niederländer)
    - Rotes Haus (Darstellung der Frankfurter Zünfte)
    - Tante Melber (Goethes Erinnerungsstätte – Bürgerliche Wohnkultur des 18. Jahrhunderts)

    Auch wenn man dieses saudämliche neudeutsche Wort der "Migration" der Niederländer offenbar mal wieder nicht vermeiden konnte. Wieso nicht einfach Zuwanderung? :augenrollen:

    Andererseits muss man sich auch mal freuen. Schon in 5 Jahren könnten wir im Innenhof des Goldenen Lämmchens im Biergarten sitzen... :gg:

  • Ich habe mir das zwar nicht alles durchgelesen, aber ist es richtig, dass die Altstadt im Ganzen nicht wieder aufgebaut wird? Stattdessen nur 6 Häuser rekonstruiert werden und der Rest modern gestaltet wird? Damit ist das Vorhaben gescheitert und die Modernisten haben auf ganzer Linie gesiegt.

    :weinen: Deutschland ist bezüglich Architektur und Städtebau echt nicht mehr zu retten. Wir leben hier in einem ideologisch verseuchten Land. Traurig!

  • Ich bin dann lieber da wo der Herr Possmann rekonstruiert ;)
    Gestaltungssatzung soll auch kommen, eben basierend auf diesen jetzt schonmal festgelegten Leitlinien, wenn ich das richtig verstanden habe.
    Der Plan sieht an zwei Stellen aber immer noch mies aus (ganz abgesehen davon dass die Grundrisse von Goldener Waage und Rotem Haus nicht so ganz der Realität entsprechen): Durchgang von der Neugasse zum Rebstock ist zu weit südlich, und vor Allem den Mist beim Kunstverein kann sich ja kein Mensch antun. Fälschlicherweise wird in der Magistratsvorlage sogar behauptet das Kunstverein-Gebäude stünde unter Denkmalschutz (was nicht stimmt, nur das Steinerne Haus ist denkmalgeschützt). Stellt euch mal diesen miserablen Flachdach-Kasten umgeben von Klein-Nürnberg und Steinernem Haus vor - mag gar nicht daran denken.

    @ saibo: so schlimm ist es jetzt nicht gerade. Es sind mindestens 6 oder 7 Rekos, aber weitere Rekonstruktionen sind auf jeden Fall möglich und dürften allein nach den Altstadtforen so gut wie sicher sein (beispielsweise der Würzgarten wo der Herr Albrecht noch den Türschlüssel von hat). Und moderne Bebauung wird es keine, das was dahinkommt wird sich schon einfügen, auch wenn noch längst nicht gesichert ist dass die dann auch die Typologie der Frankfurter Altstadt widerspiegeln. Das was mich aber wirklich aufregt ist, dass in der Vorlage nicht nur von Ensembles und Einfügen sondern auch von Brüchen die Rede ist. Bitte nicht!

  • Die Vorlage für die Gestaltungssatzung ist gut. Wenn "zum Teil auch Brüche" zugelassen werden, klingt das bedenklich. Die Formulierung sollte aber aus dem Gesamtzusammenhang interpretiert werden: Ziel ist es, ein Ensemble zu schaffen, das Stadtgeschichte wiederspiegelt. Diesem Ziel dienen die vielen detaillierten Einzelbestimmungen bis hin zu "detailreichen Fensterrahmen und Dachtraufen" und einem Farbgebungskonzept, das am historischen Bild orientiert ist. Grobe und provozierende Brüche wie das Dresdner "Gewandhaus" dürften damit in Frankfurt mit Sicherheit durch die Gestaltungssatzung ausgeschlossen sein. Wenn die Gestaltungssatzung verabschiedet und damit rechtlich verbindlich wird, kann dies für den Altstadt-Wiederaufbau ein Riesenschritt nach vorn werden.

    Das Schirncafe war zwar bisher erforderlich, um die gewaltige Masse der Schirngalerie halbwegs zu kaschieren. Diese Aufgabe können aber zukünftig näher herangerückte Bürgerhäuser der wiederaufgebauten Altstadt viel besser übernehmen. Das wertvolle Rote Haus und die Häuserzeile am Markt bzw. Krönungsweg würden dagegen erdrückt werden, wenn sie direkt mit der freistehenden Monumentalarchitektur der Schirn konkurrieren müssten.

  • Zitat von "Oliver"

    Die FAZ stimmt gerade über die Rotunde der Schirn ab. Soll der Glaklotz für die neue Altstadt abgerissen werden ? Hier bitte abstimmen, damit dort ein repräsentativeres Stimmungsbild steht:
    :D
    http://www.faz.net/s/RubFAE83B7DD…n~Scontent.html

    Vielleicht könnte mal jemand zu den an den Artikel angehängten Kommentaren, die sich mal wieder über Kitsch und Disneyland auslassen, eine sachliche Antwort schreiben.

    Ansonsten halte ich auch den Abriss der Rotunde zum gegenwärtigen Zeitpunkt für unnötig. Derartiger Maximalismus stammt ja auch von Mäckler nicht von den Altstadtvereinen. Vielmehr ist der Vorschlag derzeit auch eher kontraproduktiv, da er nur wieder Anlass für derartige Polemiken, wie in den faz-Leserkommentaren zu lesen, bietet.

  • Mein Bruder hat mir berichtet, dass der Wiederaufbau eines Teils der Frankfurter Altstadt heute Thema in der Hessenschau war. Der Beitrag kann hier http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=5300&key=standard_document_31705214&mediakey=fs/hessenschau/20070623_altstadt&type=v&jm=5&jmpage=1\r
    http://www.hr-online.de/website/fernseh ... 5&jmpage=1 angesehen werden.

    Zitat

    Der Magistrat hat beschlossen, das technische Rathaus abzureißen um für die neue Altstadt in Frankfurt Platz zu schaffen. Diese soll allerdings nicht komplett rekonstruiert werden. Nur einzelne Häuser sollen orignialgetreu entstehen. Dazwischen sind auch moderne Häuser geplant, die sich im Stil anpassen. Das ist vielen Frankfurtern jedoch zu wenig.

    http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=5300&key=standard_document_31705214\r
    http://www.hr-online.de/website/fernseh ... t_31705214

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Ich gehöre auch zu denen, die STRIKT gegen einen Abriss der Rotunde der Schirn sind. Aber nicht weil ich das Ding optisch als gelungen oder als Bereicherung für das Stadtbild Frankfurts betrachten würde. Meine Meinung geht in eine andere Richtung: Die Rotunde sollte zusammen mit der Schirn in 10-15 Jahren abgerissen werden. Die Schirn blockiert nämlich etliche historisch bedeutsame Bauwerke, die sich nur wiederherstellen lassen, wenn das Bauwerk vollständig verschwindet, z.B. die komplette Bendergasse. Im Fall einer jetzt schon abzureißenden Rotunde könnte man die Wiedererbauung des Fünffingerplatzes in den Wind schreiben, weil ein Teil der alten Häuser auf dem Boden des Hauptgebäudes der Schirn stehen, v.a. das Pesthaus, das Haus zum Hasen unter den Bendern, aber auch das Haus Zum Widder (Goldhutgasse 16) und das Haus Haderkatze (Nr. 18 ) wären davon betroffen, also sämtliche pittoreske Gebäude des Plätzchens. Dann müsste man jetzt schon einen neuen Fünffingerplatz entwerfen, und ich bezweifle sehr, dass das Ergebnis bei euch auf Zustimmung stoßen würde. Im Fall der Schirn ist Geduld gefragt: Die Lage des Gebäudes stört bereits jetzt viele Frankfurter, und mit dem Neuaufbau des kleinteiligen Altstadtviertels auf dem Areal des Technischen Rathauses wird sich dieser Eindruck noch verstärken. Letztlich nützt es uns wahrscheinlich mehr, die nächsten Jahre diesen optischen Zusammenprall zu ertragen, um im Anschluss eine große Lösung durchzusetzen. Vielleicht gelingt das auch schon eher, da die Schirn ja bekanntlich jetzt schon vor Bauschäden nur so strotzt.

  • Nun ja, da ist was dran. Nur dann sollten in 15 Jahren die entsprechenden Leute im Stadtrat sitzen, die dann wirklich den großen Wurf durchsetzen wollen. Ansonsten geht der Schuß nach hinten los ! :zwinkern:

  • Es darf nur keiner auf die Idee kommen, die Schirn zu sanieren. Bereits jetzt gammelt das Gebäude an allen Ecken und Ecken, so dass eine Sanierung längst überfallig ist. Ein Abriss der Rotunde käme wohl derzeit einem Frontalangriff auf die linke Intellektuelle gleich. Abriss ausgeschlossen.

  • Ich meine, man sollte vielleicht mit einem Rotundenabriß erst einmal warten, um nicht gleich zu Beginn noch mehr Angriffsfläche für das Altstadt-Projekt zu erzeugen. Kritik an dem Abrißvorschlag gibt es ja bereits genug, in der FAZ waren auch schon mehrere ablehnende Leserbriefe, und die Angst vor einer "Abrißwelle" zugunsten des Reko-Projekts könnte irgendwann die Stimmung umschlagen lassen.

    Wenn die neue Bebauung - aus wievielen Rekos und welchen Füllbauten auch immer bestehend - erst einmal steht (also vielleicht in rund fünf Jahren), dann kann man diesen Vorschlag immer noch aufgreifen. Dann wird auch jeder sehen, daß das Nebeneinander von Altstadtbebauung und der Schirn (die dann wegen der Absenkung des Areals noch höher als jetzt wirken wird) unharmonisch ist und daß eines von beiden weg muß.

  • Auch wenn ich die Rotunde nicht brauche, wäre ich auch gegen einen Abriss. Sollen sie erst einmal die bisher angedachten Häuser ordentlich bauen. Wenn das klappt und ein Erfolg ist, dann kann man immer über weitere Abrisse nachdenken.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Es gibt nicht nur die Rotunde, die in das Wiederaufbaugelände hineinragt, sondern auch den Gastronomiebereich neben der Rotunde und den seltsamen überdimensionierten Betontisch. Diese Bauwerke erfüllen (wenn überhaupt) ganz unterschiedliche Funktionen und unterscheiden sich erheblich in ihrem architektonischen Wert. Auch wenn es nur um eine Zwischenlösung für die nächsten Jahre gehen sollte, muss nicht alles so bleiben, wie es jetzt ist.

  • Der Tisch soll meines Wissens nach so oder so fallen, wenn - oh Ironie - das Urheberrecht des Architekten das nicht verhindert (sofern dieser nicht dem Abriss zustimmt).

    Ansonsten stimme ich aber der verbreiteten Ansicht zu. Die Schirn muss ganz weg oder gar nicht. In 10 oder 20 Jahren kann die Situation schon eine ganz andere sein, insbesondere dann, wenn sich die "neue" Altstadt wie geplant zur Attraktion ersten Ranges entwickelt. Wenn die Schirn bis dahin noch ein bisschen maroder geworden ist und eine teure Sanierung anstünde, dürfte das die Entscheidung zu unseren Gunsten beeinflussen.

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I