Erstmal vorweg: wo ein Wille ist, ist immer auch ein Weg. In Frankfurt sind schon oftmals Gebäude wenige Jahre nach der Sanierung komplett abgerissen worden, von daher sehe ich Sanierungen überhaupt nicht als Hindernis, wenns hoch kommt wird man damit um 5 bis 10 Jahre zurückgeworfen, aber bei den Zeiträumen die man mittlerweile für die Umsetzungen von größeren Projekten braucht, fällt das kaum ins Gewicht.
Und auch der Denkmalschutz hat in Frankfurt schon viel zu oft an viel erhaltenswerteren Gebäuden eindeutig klar gemacht, was er wirklich taugt: nämlich gar nichts. Beim Bundesrechnungshof hat der Wille gefehlt (nur die FDP und BFF waren für Abriss), deswegen gibts dort jetzt diese furchtbare Krücke die die total verhunzte städtebauliche Situation für die nächsten 20 Jahre (aber länger geb ich dem Unfug dort nicht, bis neuerliche Abrissforderungen kommen) zementiert.
Mit genügend Überzeugungsarbeit kann man aber sicherlich einiges reißen, insbesondere wenn man die CDU auf seine Seite zieht, die die letzten Jahre ja zu Verkehr und Städtebau überhaupt keine eigene Meinung mehr zu haben scheint, sondern nur noch den Erfüllungsgehilfen des grünen Koalitionspartners gemimt hat. Zusammen mit der für sowas sicherlich auch eher offenen AFD hat man auch im aktuellen Stadtparlament schon fast die nötige Mehrheit zusammen. Also seid mal nicht so pessimistisch.
Sicherlich gibt es Projekte die relativ schnell verwirklicht werden können, und solche die einiges an Überzeugungsarbeit brauchen, aber trotzdem sollte alles mit ordentlich Elan vorangetrieben werden. Von den realistischeren Projekten, die auch nicht mal von den Mehrheiten im Parlament abhängig sind:
- Reko Langer Franz und Kleiner Cohn hat schon gar keinen Widerstand mehr, braucht nur genügend Geld aufgetrieben werden. Wenn das Geld reicht, sind sogar noch die Treppentürme drin. Kämmerei-Dach wurde zwar kürzlich saniert, aber glücklich ist mit dieser hässlichen Krücke sicherlich auch unter den Politikern keiner. So in 10 Jahren kann man auch da sicherlich nochmal einen Anlauf wagen.
- Saalgassen-Südseite wird sich demnächst einiges tun müssen, wobei mir dort ein Orientieren am historischen Grundriss soweit möglich (gerade auch um weitergehende Wiederherstellungen für die Zukunft nicht zu verhindern) und Kleinteiligkeit schon reichen. Konkrete Reko-Forderungen hab ich da keine
- Fassadenreko Haus zum Kranich, und Dachrekos entlang der Braubachstraße dürften auch keinen allzu großen Widerstand hervorrufen.
Schwieriger, aber bei guter Überzeugungsarbeit oder einfach genug Druck aus der Bevölkerung keineswegs unmöglich:
- südlich des Römers (bekannt als "Reanimation Altstadt 2.0") - das POA steht zwar unter Ensembleschutz (ob und welche Teile tatsächlich Denkmalschutz haben weiß ich nicht), aber diese städtebauliche Ödnis mitten im Herzen der Stadt kann doch wirklich keiner akzeptieren wollen.
- Reko Salzhaus, Frauenstein und Wanebach, wobei man für das Phoenix-Mosaik des Salzhauses einen geeigneten Platz in der Umgebung finden muss
- Reko Dach und vor allem Innenraum der Paulskirche, dieses kalte weiße etwas das den aktuellen Innenraum darstellt, ist in keinster Weise geeignet die Bedeutung des Gebäudes für die Deutsche Demokratie herauszustellen
- auch einen Abriss der Schirn (der Gelegentlich ja immer wieder auch in der politischen Debatte gefordert wird) würde ich gar nicht als so unrealistisch einschätzen. Zwar kann man dann nicht Saal- und Bendergasse komplett rekonstruieren, aber Markt-Südseite, das Handwerkerhöfchen, das Fünffingerplätzchen mit Pesthaus und zum Hasen, und sogar die Scharnhäuser wären definitiv mögliche Reko-Kandidaten.
Was tatsächlich einen sehr langen Atem brauchen wird, aber absolut lohnenswert wäre:
- Weckmarkt-Südseite, mit Reko von Stadtwaage, Roseneck, Fürsteneck und Mehlwaage, eventuell sogar die Kannengießergasse; würde der einst bedeutenden und heute nur noch tristen Fahrgasse etwas Altstadtfeeling zurückgeben und den Dom endlich eine anständige städtebauliche Einbindung wiederverschaffen. Sind halt ein paar 50er Jahre-Zeilenbauten die dafür zumindest teilweise abgerissen werden müssen. Wird Widerstand unter den üblichen Verdächtigen und einigen Anwohnern hervorrufen, aber gerade von den Letzteren hat nunmal absolut niemand das Recht mitten im belebten Zentrum einer 2Millionen-Einwohner-Stadtregion und dabei trotzdem ruhig dörflich im Grünen zu leben.
- In die gleiche Kategorie fallen die 50er Gebäude am Mainkai zwischen Leonhardskirche und Dom. Diese Gebäude schaffen es tatsächlich der beliebtesten Skyline-Ansicht der Stadt einen extrem provinziellen Beigeschmack mitzugeben.
Sicherlich ambitioniert, aber mit genug Willen definitiv machbar das alles noch vor meinem Ableben umzusetzen.