Potsdam - sonstiges Baugeschehen

  • ... Der Bau ist sicherlich erhaltenswert, aber schön ist er eigentlich nicht. Ich meine damit hinsichtlich der Nutzung als Krankenhaus. Als Atelierhaus oder Gewerbebau hätte das Gebäude äußerlich eine Art interessanten Loft-Stil anzubieten. Es wirkt eher wie eine historische Fabrik. Für ein Krankenhaus finde ich es irgendwie düster und bedrückend.

    Nun, so waren (und sind teilweise noch heute historische) Krankenhäuser in Italien

    In Trastevere gibt es z.B. gleich mehrere historische Krankenhäuser:

    Dieses hier

    Der monumentale Komplex von Santo Spirito in Saxia - Himetop (wikidot.com)

    ist wohl seit den 1950-ern nicht mehr in Betrieb.


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    OSPEDALE SANTO SPIRITO IN SASSIA INTORNO um 1880

    Aber es gab - zumindest vor 5 Jahren dort in vergleichbarem historischem Gebäudebestand eine noch arbeitende Klinik: Ospedal Nuovo Regina Margherita.

    Rom - Google Maps

    Das mag man als Deutscher Kaum glauben...

  • In der PNN ist ein Artikel eingestellt, der über die zukünftige Nutzung zweier Stadtvillen berichtet:

    PNN

    Es geht um einen ausführlichen Bericht mit Bildmaterial über die Villa Baumgart, in der Friedrich-Ebert-Straße, und die Villa Luisenhof am Templiner See.

  • "Ein weiteres Haus mit Geschichte konnte Locals Immobilien bereits veräußern. Die Villa Luisenhof am Templiner See soll nach einem Umbau Platz für sieben Wohnungen und ein Penthouse im Turm bieten. Der bisherige Eigentümer habe aus gesundheitlichen Gründen seine Pläne für die Immobilie aufgegeben. Auf dem rund 7000 Quadratmeter großen Wassergrundstück sollen 20 Reihenhäuser entstehen. Planung und Baurecht seien bereits vorhanden, so Schöneburg, der von „erschwinglichen Häusern am Wasser“ spricht. Die bestehenden Pläne hätten energieeffiziente Holzhäuser aus Mondholz vorgesehen."

    Ähm, die wollen doch wohl nicht den Bereich zwischen der Villa und der Havel mit 20 Reihenhäusern voll klatschen...?

    Zumal es in einem älteren Artikel von 2013 heißt, der Bereich dürfe nicht bebaut werden:

    "Der hintere Teil des Grundstücks, also ungefähr die Fläche zwischen der Villa und dem – laut Exposé nicht zum Grundstück gehörenden – Uferweg, ist nach Ansicht des BLB „baulich nicht nutzbar“. Zudem ist nicht nur die Villa selbst ein Denkmal, auch die Außenflächen um das historische Gebäude herum stehen seit 2010 auf der Denkmalliste des Landes."

  • Ein aktueller Spaziergang von der Breiten Straße zur Garnisonskirche, zum Stadtschloss, Quartier III und zum Alten Markt

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  • Eine Betrachtung des aktuellen Zustandes und der Entwicklungsmöglichkeiten der Posthofstraße und des Quartiers südlich davon.

    Die Straße entstand im Verlauf der Ersten barocken Stadterweiterung. Sie trug zu Ehren von Friedrich I. den Namen „Friedrichstraße“. Seit 1950 trägt die Straße ihren heutigen Namen in Anlehnung an einen einst unweit von hier gelegenenen Hof einer ehemaligen Poststation.

    Der erste Blick in die Posthofstraße sieht ganz gut aus. Es gibt zwei erhaltene Eckbauten und traditionelles Straßenpflaster. Im Rücken befindet sich allerdings das große Klinikum. Im Hintergrund befindet sich der Hotel-Neubau Am Kanal / Französische Str.

    Laut Schadenskarte gab es vor allem auf dem Quartier zur Südseite starke Schäden, was auch dem heutigen Zustand entspricht.

    Das Eckhaus Posthoftstr. 1 wurde 1785 von Andreas Ludwig Krüger und ist das barockeste der erhaltenen Häuser. Das Haus daneben ist ebenfalls von Krüger, aber erst aus dem Jahr 1788. Wahrscheinlich hatte es ursprünglich bereits weniger Dekoration, da Friedrich II. 1786 verstorben war und der Zeitgeist zum reduzierten Klassizismus ging. Das schlichte, zweistöckige Haus daneben ist ebenfalls Krüger 1788. Daneben gibt es den mäßigen, orangen Neubau mit 3 Geschossen plus Riesengauben, welcher die Baulücke beginnt zu schließen.

    Auf der anderen Seite gibt es dieses weiße, klassizistische Wohnhaus von 1802 ohne Zuordnung eines Architekten, links daneben ein zweistöckiges Haus von 1803. Das zweistöckige Eckhaus ist der Rest der „Kleinen Kaserne“ des Garde-Jäger-Bataillons, errichtet von Heinrich Ludwig Manger 1775-1779.

    Das ganz große Haus vor Ort mit 19 Achsen ist das Logierhaus, auch bekannt als Schauspielerkaserne. Den Schauspielern aus Berlin wurde hier Unterkunft und Verpflegung angeboten.

    Laut Dehio (2012):

    Sog. Schauspielerkaserne. 1796 von M. P. Boumann d.J. als Unterkunft für das künstlerische Personal des Schauspielhauses. Breitgelagerter dreigeschossiger Putzbau von zarter Gliederung. Der flache fünfachsige Mittelrisalit akzentuiert durch eine wenig eingetiefte, über die ganze Höhe der Fassade geführte und flachbogig geschlossene Nische mit feinlinigem, antikisierendem Bauschmuck von J.G. Schadow, ausgeführt von den Gebr. Wohler. Im Bogenfeld qualitätvolles vielfiguriges Relief: der Altar des Apollo flankiert von Melpomene und Thalia, den Musen von Tragödie und Komödie; ihnen zugeordnet Todes- bzw. Lebensgenius sowie Daedalus mit Ikarus, Ajax (?) und Narziss, bzw. die drei tanzenden Grazien mit musizierenden und kränzeflechtenden Putten. Unter dem Relief in den Fensterachsen Kopfmedaillons, Apoll, sowie ein Tragödien- und ein Komödiendichter. – Im Innern eines der seitlichen Treppenhäuser erhalten.

    Auffallend ist wie durchweg egalitär die Fenstergrößen und Geschosshöhen sind. Eine Beletage gibt es nur noch durch Dekoration angedeutet.


    Morgen Teil II mit den Entwicklungsmöglichkeiten

  • Was kann man in der Straße und dem Quartier noch machen? Zunächst gibt es zwei Lücken in der Posthofstraße.

    Auf der Nordseite ggü vom Logierhaus gibt es diese breite Lücke (laut Schadenskarte war dort allerdings nur ein Haus zerstört), wobei rechts angeschnitten bereits ein Neubau ist. Auf dem Hinterhof sind Spannungswandler der staatlichen e.dis, welche dem Land Brb gehört. Ich bin mir nicht sicher, wie es hier mit Abstandsregeln aussieht, aber bisher geht es den vorhandenen Anwohner wohl gut.

    Neben dem Logierhaus auf der Südseite gibt es diesen zurückversetzten Werk-/Bürogebäudekomplex der Stadtwerke Potsdam. Vor Ort sind auffällig viele Kastenwagen, eventuell ist es ein Depot/Werkstatt. Ob der Streifen zur Straße langfristig in ein Wohngrundstück umgewandelt werden kann, hängt vom politischen Willen ab, wenn der Wohnraum knapper wird.

    Wieder auf der Nordseite gibt es diese erhaltenen Bauten, die anscheinend keinen Denkmalschutz haben (kein Eintrag in der Liste).

    Die Dachlandschaft des Grauens.

    An der Ecke zur Französischen Straße gibt es dann diese ungewöhnliche Bausituation. Theoretisch wäre hier Platz für ein vollwertiges Eckhaus, wenn man die seitlichen Fenster des Neubaus schließt und den Verbinder abreißt oder integriert. Vorteil wäre mehr Wohnraum, welcher knapper wird in Potsdam.

    Der leicht postmoderne Neubaukomplex ggü ist auf den zweiten Blick besser als erwartet. Zunächst entspricht die Kubatur ungefähr dem Vorkriegszustand. Es gibt zudem Steinverkleidung im Erdgeschoss und um die Eingänge verteilt, Fensterproportionen und Dachgestaltung sind akzeptabel. Wenn man das Erdgeschoss noch horizontal profiliert, die Farbgebung weniger dröge macht und langfristig schönere Fenster einbaut, hat man einen akzeptablen Füllbau.

    Der Blick zurück in die Posthofstr. ist dann zerfledderter. Im Hintergrund sieht man das große Klinikum.

    Wenn an hier willige Architekten ransetzt, die sich an den vorhandenen klassizistischen Bauten orientieren, kann die Posthoftstraße eine Wilhelm-Staab-Str. des Potsdamer Klassizismus werden. Auf jeden Fall ist die Situation besser als in der Französischen Str. wo nichts Originales mehr vorhanden ist.

  • An der Ecke Charlottenstraße / Am Kanal gibt es diese Grünfläche, die prinzipiell bebaut werden kann in Anlehnung an den Vorkriegszustand. Der Stadtraum ist hier maximal zerklüftet.

    Schräg gegenüber ist ein gut erhaltenes Bürgerpalais von Unger 1777, um den verunklärten Gesamteindruck abzurunden.

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    Etwas weiter Am Kanal gibt es wieder das Büro/Depot der Stadtwerke, wo langfristig eine Umwandlung in ein Wohngrundstück angestrebt werden kann. Links im Bild ist wieder der leicht postmoderne Neubau, der die Ecke Posthofstraße, Franz. Str. und am Kanal bildet. Vielleicht wird im Vordergrund der Stadtkanal irgendwann wieder fließen.

    Auf der Südseite von Am Kanal befinden sich dann diese DDR-Bauten, für die in den 70er Jahren auch erhaltene Häuser abgerissen wurden.

    Die ganze Bausituation Am Kanal / Berliner Straße ist ziemlich zerfahren. Wirklich gute Perspektiven sind hier schwierig, man kann hier nur Stück für Stück nachbessern.

  • Ich sehe das Problem der Posthofstraße darin, dass dieser Teil der Potsdamer Innenstadt quasi losgelöst ist vom Rest der historisch erhaltenen westlichen Quartiere und deshalb kaum Beachtung findet. Die Straße ist umzingelt von langweiligen Wohnriegeln aus den 60ern, die gesamte Umgebung bietet wenig urbanes Flair, dass zum Verweilen anregt. In meinen Augen lässt sich diese Gegend langfristig nur mit der Rekonstruktion des Stadtkanals wiederbeleben, sodass die ungenügende Bebauung als Missstand erkannt wird.

    Meiner Ansicht nach, gibt es ein zu geringes Bewusstsein dafür, dass diese Gegend zu den ältesten Bereichen der Potsdamer Innenstadt gehört und eine entsprechend aufwendige Gestaltung verdient.

  • Naja, die Friedrichstraße (heute: Posthofstraße) leidet etwas unter den Blicken an den Enden - dem häßlichen Hotel und dem Klinikum. Ansonsten herrscht die Altbausubstand vor und das zieht sich ja auch in die Elisabethstraße (heute auch Charlottenstraße) durch. Die Holländerhäuser am Klinikum sind rekonstruiert. Der Stadtkanal berührt die Friedruchstraße gar nicht.

  • Ein schoenes hallo! Diese Haeuser sind Nachwende, Hat jemand Bilder von den Platten die hier noch 1990 standen?

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    Bilder sind von unify weiter oben, danke unify!

  • Auf Youtube kann man Straßenbauaufnahmen aus den 90ern anschauen. Dort kann man sehen, dass sich an der Stelle kein Gebäude befand.

  • Der neue Potsdamer Denkmalpfleger Mark Jumpers hat seinen Dienst angetreten. Parallel dazu hat das Landesdenkmalamt die Kneipe "Waschbar" in der Brandenburger Vorstadt unter Denkmalschutz gestellt.

    Das früher als Verkaufspavillon errichtete Gebäude sei bereits 1931 nach dem Entwurf von Hans Liepe (1876-1969) entstanden, hieß es zur Historie des Baus. Architekt Liepe habe sich damals vor allem durch Landhäuser und Wohn- und Geschäftshäuser in Berlin einen Namen gemacht. Zunächst war die heutige Kneipe dann vom seinerzeit größten deutschen Molkereiunternehmen gepachtet, der Meierei C. Bolle AG. Zu DDR-Zeiten diente das Gebäude vorübergehend als „Konsum-Verteilungsstelle“ und von 1963 bis 1992 als „Konsum-Verkaufsstelle für Lebensmittel“. Danach wurde es wie andere Verkaufsstellen in Potsdam für einige Jahre von der Potsdamer Handelskontor e. G. betrieben. 2003 wurde laut Denkmalamt die Waschbar gegründet: ein Waschsalon mit Gastronomie. Denkmalamtssprecher Krauskopf sagte, „in seiner modernen Formensprache“ und seiner Konstruktion aus Beton, Stahl und Glas sei das Gebäude ein bemerkenswerter Vertreter der klassischen Moderne, „zumal innerhalb eines von gründerzeitlicher Bebauung geprägten städtebaulichen Umfeldes“.

    Hier ist der "bemerkenswerte Vertreter der klassischen Moderne". Dem Eigentümer wird jetzt ein Antrag auf Abriß und Blockrandschluß mit neuem Wohnraum abgelehnt.

    Noch im Vorjahr stand ein Abriss im Raum: Potsdamer Waschbar steht jetzt unter Denkmalschutz
    Ein bemerkenswerter Vertreter der klassischen Moderne mit Seltenheitswert: Die Kiezkneipe in der Geschwister-Scholl-Straße mitsamt dem Mietshaus dahinter…
    www.tagesspiegel.de



  • Ich finde die Nachricht, dass die Waschbar erhalten wird, sehr positiv, da für mich sehr viele positive Emotionen mit der Kneipe verbunden sind.

    Fragwürdig finde ich allerdings, dass hier in meinen Augen der Denkmalschutz zweckentfremdet wird. Herausragende architektonische Besonderheiten sind für mich bei diesen sehr einfachen Gebäude nicht erkennbar. Da dies zudem zu Lasten des Eigentümer geschieht, finde ich das keine gute Lösung.

    Ich sehe hier ganz klar ein politisch motiviertes Eingreifen, um der Gentrifizierung entgegen zu treten. Dafür ist der Denkmalschutz nicht da.

  • Naja, er hat ein Grundstück erworben/besessen, dass er perspektivisch verdichten konnte, diese Möglichkeit besitzt er nun nicht mehr. Wie gesagt, finde ich die Nachricht über den Erhalt positiv, weil ich weiß, welche positiven Qualitäten die Waschbar für das Wohnviertel hat. Ich finde nur nicht gut, dass der Erhalt in meinen Augen durch politisch motivierten Denkmalschutz erfolgt ist.