Dresden, Neumarkt - Allgemeines

  • Sowas gibt es in den Neumarkt-Quartieren nicht. Die modernen Füllbauten fügen sich alle recht gut ein. Wenn überall in Deutschland zumindest dieses Niveau erreicht würde, dann wäre schon viel gewonnen.

    Ist das etwa kein Platz, der sich sehen lassen kann? Die Frauenkirche, die historische Platzanlage mit den vielen historisierenden Fassaden - ist das nichts? Man fühlt sich auf dem Neumarkt wohl. Der Platz wird von den Menschen angenommen. Ich halte nichts davon, die Neumarkt-Quartiere schlechtzureden.

    Erstens, ist das einfach mal gelogen, dass es keine modernistischen Aussetzer rund um den Neumarkt gibt:

    Q7_02.jpg
    Bildquelle: https://www.stellwerk.org/projekte/q7/

    das-dresden-1900-museumsgastro.jpg

    Bildquelle: https://www.tripadvisor.com/LocationPhotoD…den_Saxony.html

    Nichts an diesen Gebäuden "fügt sich gut ein" oder wäre im Rest von Deutschland "viel gewonnen".

    Zweitens, hast du meinen Beitrag mal wieder komplett in den falschen Hals gekriegt (aber dich ständig echauffieren ist ja genau was du willst).
    Er war überhaupt nicht als Kritik am Großen und Ganzen des Neumarkts gedacht (hier und überall sonst lobe ich den Neumarkt hoch), sondern vor allem im Bezug auf historisierende Neubauten und deren Potential gedacht.

  • Ich argumentiere ja auch gerne hin zu einem möglichst abgestimmten Stadtbild je nach Stilepoche, das eine Immersion zulässt ohne zu viele Störungen, selbst wenn das Manche als Künstlichkeit abstrafen wollen. Was aber ein Vorteil ist von diesen Kontrasten hier auch in Dresden, dass die Neubauten recht zuverlässig den direkten Vergleich verlieren und unbeholfen wirken. Allein diese Fotos hier oben sind (wenn noch etwas mehr von den Nachbarbauten drauf wäre) reines Werbematerial für Uns.

  • Erstens, ist das einfach mal gelogen

    Wir sind ein Forum, in dem über Architektur diskutiert wird. Diskutieren heißt: Es kann verschiedene Meinungen geben. Konkret geht es hier um die Bewertung von Gebäuden, um ästhetische Aspekte. Sowas lässt sich nicht in Kategorien von Lüge und Wahrheit fassen. Deine Wortwahl weise ich daher entschieden zurück. Zu den von dir gezeigten Gebäuden habe ich eine andere Auffassung und kann diese auch begründen. Das werde ich dann aber gegebenenfalls im allgemeinen Neumarkt-Strang tun, nicht hier.

    (aber dich ständig echauffieren ist ja genau was du willst)

    Das ist völliger Nonsens. Ich habe einen differenzierten Diskussionsbeitrag verfasst, wie man das in einem Forum so macht. Das hat nichts mit sich aufregen zu tun. Was ich will, ist informative Beiträge mit Architekturbezug schreiben. Das trifft schon seit Längerem auf die Mehrzahl meiner Beiträge zu. Meinungsäußerungen in Reaktion auf andere Meinungen gibt es von mir eher selten. Solche Postings sind übrigens normaler Bestandteil von Diskussionen.

    Ein Teil entfernt (Mod)

  • Wir sind ein Forum, in dem über Architektur diskutiert wird. Diskutieren heißt: Es kann verschiedene Meinungen geben. Nun gut, ich gebe zu, das ein oder andere Mal hätte ich auch eine Nacht vor meiner Antwort darüber schlafen sollen. Ab jetzt möchte ich zur Sachebene zurückkehren, damit wir hier uns auf das eigentlich Wesentliche konzentrieren. Denn es gibt noch genug andere Leute, die uns mit Lehm bewerfen, da sollten wir untereinander damit erst gar nicht anfangen.

    Das finde ich gut. Den ersten Schritt aufeinander zu machen statt endlos weiter streiten. Danke Dir!

  • Ich möchte der vorab geäußerten Ansicht, dass es am Neumarkt keine architektonischen Entgleisungen gäbe, ebenfalls widersprechen.

    Das meiner Meinung nach mit Abstand schlimmste Beispiel wurde hier noch nicht genannt - die QF-Passage.

  • HelgeK

    In diesem Strang geht es ja um das Q III/2, also um Hoym und Riesch und die unmittelbar westlich anschließende Bebauung zwischen Landhausstraße und Rampischer Straße. Die von dir genannte "Entgleisung" gehört zum Q I, liegt also ganz woanders, weshalb ich vorschlagen würde, die Diskussion um "Bausünden" und "Entgleisungen" rund um den Neumarkt im Strang "Dresden, Neumarkt - Allgemeines" fortzusetzen, damit der Thread Q III/2 nicht OT-mäßig entgleist.

    Ich möchte an dieser Stelle nur kurz anmerken, dass mir beim Lesen deines Posts unwillkürlich der Gedanke kam: Ist denn die Hamburger Hafen-City besser? Dort entgleist nichts. Alles ist modern. Angesichts der real existierenden städtebaulich-architektonischen Misere in Deutschland empfinde ich negative Bewertungen der Neumarkt-Quartiere oft als irritierend.

  • Ich möchte an dieser Stelle nur kurz anmerken, dass mir beim Lesen deines Posts unwillkürlich der Gedanke kam: Ist denn die Hamburger Hafen-City besser? Dort entgleist nichts. Alles ist modern. Angesichts der real existierenden städtebaulich-architektonischen Misere in Deutschland empfinde ich negative Bewertungen der Neumarkt-Quartiere oft als irritierend.

    Entschuldige bitte, aber was ist das für ein Vergleich?

    Der Neumarkt ist der (- sehr gelungene!) Versuch, einen Teilbereich des zerstörten historischen Stadtkerns von Dresden wieder zu errichten. Die Hafencity ist ein neuer Stadtteil ohne historische Bezüge, es gab dort trotz der zentrumsnahen Lage nie zuvor eine urbane Bebaung - also eine Art Retortenstadt. Beide Projekte spielen in unterschiedlichen Ligen. Den Neumarkt kann man fairerweise anderen Reko-Projekten wie der Potsdamer Mitte oder der "neuen Altstadt" von Frankfurt gegenüberstellen, aber nicht einem bewusst als solchen geplanten Neubauquartier.

    Ich wollte mit meiner Aussage den Neumarkt nicht abwerten. Es ist ein kleines Wunder, dass es ihn überhaupt in dieser Form gibt. Und er ist ohne jede Frage die bedeutendste und erfolgreichste städtebauliche Reperaturmaßnahme Deutschlands.

    Trotzdem ist Deine sinngemäße Aussage, dass es dort keine archtektonischen Fehlgriffe gäbe, meiner Meinung nach schlicht falsch. Es gibt sie, aber sie spielen im Gesamtbild nur eine untergeordnete Rolle.

  • Sollten nicht alle zentrumsnahen Lagen nach diesen hohen Standards bewertet werden? Ich finde das eine durchaus entmutigende Perspektive, wenn man "nur" Stadtreparatur betreibt, also da wo früher mal was besseres war, dieses Niveau versucht wieder zu erreichen. Ziel sollte doch viel eher sein, da wo wirtschaftlich darstellbar - und das ist nunmal an heutigen zentralen Orten - müssen höhere Ansprüche her, als jene, mit denen heute in der Regel gebaut wird in einer Hafen-City, Hamburg, in einem Europaviertel oder Kulturforum, Berlin, etc.

  • Ich wäre nicht in diesem Forum unterwegs, wenn ich nicht vormoderne Architektur fast immer als ästhetischer, "irgendwie schöner" als die Moderne empfinden würde. Nach meinem persönlichen Wertmaßstab hat die Moderne im Vergleich zur Vormoderne kaum eine Chance.

    Deshalb habe ich das Bild von den unterschiedlichen Ligen bemüht. Trifft Bayern auf den Drittligisten FC Kleckersdorf, wäre alles andere als ein haushoher Sieg ein riesige Überraschung.

    Dennoch gibt es ja innerhalb der jeweiligen Ligen Differenzierungsmöglichkeiten. Die Hafencity würde ich im Spitzenbereich der 3. Liga verorten. Trotz der durchweg modernen Gestaltung ist dort ein lebendiger, funktionierender und wirklich beliebter Stadtteil entstanden. Einer der "Spieler" / Gebäude - die Elbphilharmonie - wäre sogar erstligatauglich, aber eben nicht das Team als Ganzes.

    Umgekehrt ist der Neumarkt als Team ganz klar 1. Liga. Auch wenn einer der Spieler - besagte Passage - gerade mal Kreisklassenniveau hat. Es gibt genügend Topplayer, um das zu kompensieren.

  • Dieser "Dresden 1900" Glaskasten ist im Inneren ironischerweise der reinste Freizeitpark. Ich find's reichlich kitschig, vor allem den Hauptraum. Und dann dieser Fressbuden-Charakter, wie bei den FDGB-Klötzen der DDR, eiei...

    Ich wollte mit meiner Aussage den Neumarkt nicht abwerten. Es ist ein kleines Wunder, dass es ihn überhaupt in dieser Form gibt. Und er ist ohne jede Frage die bedeutendste und erfolgreichste städtebauliche Reperaturmaßnahme Deutschlands.

    Das finde ich auch. Was mich jedoch irritiert: immer wieder nehme ich in Dresden-Gruppen bei facebook, in Kommentaren unter Zeitungsartikeln usw. wahr, dass die Dresdner selbst recht gespalten über den Neumarkt scheinen. So einige scheinen nicht gerade begeistert zu sein oder den Ort irgendwie achselzuckend hinzunehmen, als wäre er eine Selbstverständlichkeit. Woran liegt das?

    Dass Leute sich im Internet eher aus allgemeiner Unzufriedenheit "auskotzen" ist mir klar. Aber diese Meinungen finden sich praktisch nie über die Frauenkirche.

  • Dieser "Dresden 1900" Glaskasten ist im Inneren ironischerweise der reinste Freizeitpark. Ich find's reichlich kitschig, vor allem den Hauptraum. Und dann dieser Fressbuden-Charakter, wie bei den FDGB-Klötzen der DDR, eiei...

    Das finde ich auch. Was mich jedoch irritiert: immer wieder nehme ich in Dresden-Gruppen bei facebook, in Kommentaren unter Zeitungsartikeln usw. wahr, dass die Dresdner selbst recht gespalten über den Neumarkt scheinen. So einige scheinen nicht gerade begeistert zu sein oder den Ort irgendwie achselzuckend hinzunehmen, als wäre er eine Selbstverständlichkeit. Woran liegt das?

    Dass Leute sich im Internet eher aus allgemeiner Unzufriedenheit "auskotzen" ist mir klar. Aber diese Meinungen finden sich praktisch nie über die Frauenkirche.

    Das liegt daran, dass die meisten Leute sich nicht vorstellen können, wie schrecklich eine Alternative Bebauung im modernen Stil ausgesehen hätte und die jetzige Bebauung als Selbstverständlich erachten.

  • Dieser "Dresden 1900" Glaskasten ist im Inneren ironischerweise der reinste Freizeitpark. Ich find's reichlich kitschig, vor allem den Hauptraum. Und dann dieser Fressbuden-Charakter, wie bei den FDGB-Klötzen der DDR, eiei...

    So sehr Freizeitpark ist das nicht, wenn man den Hintergrund dieser Gaststätte kennt. Der Vorgänger, die "Linie 6" oder der "Maygarten", war nämlich eine Kultkneipe in Tolkewitz, die überregional bekannt und auch bei allen möglichen Prominenten beliebt war (Foto z.B. hier oder hier). Der Straßenbahnwagen, Teile der Einrichtung und unzählige der Dekorationsartikel finden sich heute im "Dresden 1900". Natürlich hat dieser Glasbau am Neumarkt nicht den Charme des Originals, aber die Einrichtung an sich ist gelebte Dresdner Geschichte.

  • Das finde ich auch. Was mich jedoch irritiert: immer wieder nehme ich in Dresden-Gruppen bei facebook, in Kommentaren unter Zeitungsartikeln usw. wahr, dass die Dresdner selbst recht gespalten über den Neumarkt scheinen. So einige scheinen nicht gerade begeistert zu sein oder den Ort irgendwie achselzuckend hinzunehmen, als wäre er eine Selbstverständlichkeit. Woran liegt das?

    Kann es sein, dass das mehrheitlich ältere Dresdner sind, die die DDR noch bewusst erlebt haben?

    Die Existenz des Neumarktes in seiner heutigen Form könnte als Abwertung der DDR-Jahrzehnte empfunden werden. Der Kulturpalast ist eines der qualitätvollsten modernen Bauwerke der DDR, dennoch wirkt gegenüber den Rekos am Neumarkt nüchtern und hässlich. Den Markt selbst und sein sonstiges Umfeld hat die DDR als Parkplatzbrache hinterlassen. Das offizielle DDR-Dresden hat zu all der Schönheit nur einen eng begrenzten Beitrag geleistet.

    Das Thema ist so emotional, dass es sehr schwer ist, darüber offen zu sprechen. Was sich nach außen zeigt, ist das von Dir beschriebene Schulterzucken.

  • Die DDR Bebauung am Altmarkt finde ich deutlich besser als den Kultikasten

    Das gilt für viele Städte, zum Beispiel auch für Potsdam oder Berlin (ehem. Stalinallee). Aber diese Art der Architektur konnte sich die DDR auf Dauer nicht leisten.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Die DDR Bebauung am Altmarkt finde ich deutlich besser als den Kultikasten

    Tausendmal besser. Speziell das Haus Altmarkt empfinde ich als großartige Architektur.
    Ich wünsche mir oft in einer alternativen Welt hatte die DDR auch noch die südliche Seite des Altmarkts in diesem Stil bebaut. Leider bleib das alles Brache bis zur Wiedervereinigung, und dann hat man da diese postmodernen Dinger hingesetzt. Sie sind nicht all zu schlimm, aber ein prächtiger Kaufhauspalast im "Zuckerbäckerstil" wär's doch was gewesen. :)

  • Ich seh das gelassen. Die nichtssagenden Nachwendebauten an der Ostseite ergeben immerhin die Möglichkeit, dass man in fernerer Zukunft dort mal ein paar Rekonstruktionen vornimmt. Bei den Zuckerbäckerbauten ist das wohl deutlich unwahrscheinlicher und mE auch nicht wünschenswert, sie bilden ganz eigene Qualitäten ab.