Dresden, Neumarkt - Quartier III/2

  • Ist natürlich richtig, ändert aber nichts an der Problemstellung. Leute wie Kimmerle, die Profitdenken mit kulturellem (und letztlich sozialem) Bewusstsein unter einen Hut zu bringen vermögen, sind leider die totale Ausnahme. Selbst Blobel scheint ein wenig zur Enttäuschung zu mutieren. Natürlich wäre es primärPflicht des SPA, so wie ein Kimmerle zu agieren

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die DNN berichten heute, am 07.04.2015, dass der Investor, die CG-Gruppe, eine Rekonstruktion des Palais Riesch kategorisch ausgeschlossen hätte. Ein Weiterverkauf der Fläche sei ebenfalls nicht vorgesehen; ein Angebot dafür auch nicht eingegangen.
    Aktuell wird ein durch die Schubert-Horst-Architekten betreutes Wettbewerbsverfahren durchgeführt. "Zehn renommierte nationale und internationale Büros sollen Entwürfe für das „Riesch“ vorlegen, die einen Ausgleich zwischen Tradition und Moderne schaffen sollen", so die DNN.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ohne das Riesch wird die neue Rampische Straße wohl für die nächsten 50 Jahren misslungen bleiben. Also, ein ganz großes Dankeschön an die Stadt Dresden, denn das Stadtplanungsamt hat hier auf einmal die vielen schönen Rekos, die schon stehen, zum "Disneyland" degradiert. Denn gegenüber einem modernen Bau werden sie ihre Wirkung mit Sicherheit weitgehend verlieren. Und auch die Begeisterung übers Ganze wird sich im Ende im Grenzen halten und weniger Nachfolge haben (Neustädter Markt!), ganz im Sinne der "Moderne".

  • Auf zum neuen Menschen. Weg von der regionaltypischen Verwurzelung - hin zur blöd konsumierenden leicht steuerbaren Masse. Die Moderne mit ihren gesichtlosen Bauten ist das perfekte Werkzeug dazu.

    PS.: Natürlich Ideologisch einwandfrei begründet, weil ja sowas von demokratisch dieses Bauen.

  • ...die CG-Gruppe, eine Rekonstruktion des Palais Riesch kategorisch ausgeschlossen hätte. Ein Weiterverkauf der Fläche sei ebenfalls nicht vorgesehen...


    Nun, das liegt zum Glück nicht in der Hand des Investors. Wenn sie also nicht selber rekonstruieren wollen müssen sie das nicht vorgesehene wählen, wenn es ein echtes Angebot gibt.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Man muss nochmal sagen dass man ohne die GHND einen Postplatz 2.0 um die Frauenkirche herum hätte. Es ist einfach nicht mehr rational zu fassen mit welcher Vehemenz eine kleine Gruppe ob in Potsdam oder Dresden gegen eine gemessen am Stadtgebiet so kleine Anzahl an Rekonstruktionen kämpft als ginge davon die Welt unter.

    Dass sich diese immer stärkeren Polarisierungstendenzen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen mittlerweile so durchschlagen wird zu einem immer größeren Problem. Auch dass immer mehr nur noch das Dagegensein zählt.

    Ich kann nur hoffen dass der Investor zumindest wenn er schon nicht selber rekonstruieren will dann doch das Grundstück verkauft. Trotzdem möchte ich noch einmal in Erinnerung rufen dass der Investor mal gesagt hat dass wenn die Dresdner eine reko wollen Dann kommt sie auch. Davon will man ja anscheinend jetzt nix mehr wissen wo der Vertrag unterzeichnet ist. Schön wie man sich da bei wieder hat hinters Licht führen lassen.

    APH - am Puls der Zeit

  • @ Lingster, wie meinst Du das genau!? Wieso müssen sie das nicht vorgesehene durch ein echtes Angebot wählen!?
    Das Grunstück ist doch bereits verkauft, oder? Ursprünglicher Eigner ist der Freistaat. Dieser hatte nur im Ganzen verkaufen wollen. Müßte sich ein anderer Investor nun an den Freistaat wenden oder an die CG-Gruppe!? Was hat die Stadt noch zu sagen, welchen Einfluß hat sie noch?

    Henry: Du sagst es! Hinter all dem steckt eine menschenverachtende Strategie!

  • Das Grundstück wurde mit der Auflage zu rekonstruieren verkauft. Nach dem Kauf erklärte CG jedoch eine Rekonstruktion für unwirtschaftlich. Dadurch wollten sie sich von diesem Passus befreien und ohne Auflagen bauen.
    Wenn es nun aber ein ernsthaftes Angebot für das Grundstück gibt, samt dem glaubwürdigen Versprechen zu rekonstruieren, gilt die "unwirtschaftlichkeit" als wiederlegt.

    Somit hat die CG-Gruppe nur noch drei Möglichkeiten, sobald ein solches Angebot wirklich eingeht:
    - selber rekonstruieren
    - Grundstück verkaufen
    - eine neue rechtliche Lücke finden, die es ermöglichen würde die Auflage zu ignorieren (Angesichts der verstrichenen Zeit ist es aus meiner Sicht nahezu ausgeschlossen, dass es eine solche Lücke gibt, die sie nutzen könnten)

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Eine explizite "Auflage" gab und gibt es nicht. Wo hast Du das gelesen, Lingster? Natürlich ist in der Gestaltungssatzung eine Reko vorgesehen (wenn es die Dokumentenlage hergibt). Rechtlich bindend oder einklagbar ist das Ganze (wie überhaupt die gesamte Gestaltungssatzung) nicht.
    Somit kann der Investor relativ frei entscheiden, wie und was er dort baut, so lange er sich an die gesetzlichen Vorgaben hält (bzw. an den Bebauungsplan).

    Über eine Widerlegung meiner Aussage würde ich mich natürlich sehr freuen. :P

  • Natürlich ist eine Gestaltungssatzung bindend und einklagbar. Wie kommst du auf das Gegenteil?

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  • Was mich eher stutzig macht, das ist, dass Gröner meint, dass es kein Angebot für das Riesch Grundstück gibt? Herr Kimmerle hat sein Angebot sogar via Presse offen ausgesprochen und sogar eine Preis genannt. Oder irre ich da etwa?

    Es ist schon zu verzweifeln, wie durch ein paar Hanseln im SPA der Neumarktbereich immer wieder versucht wird, diesen zu verunmöglichen und zu schaden, wo es nur geht! Die Stadträte sollten deren Dienern einmal eine vor den Bug verpassen und sie daran erinnern, wer der Herr im Hause ist! Dresden und sein Neumarkt sind zu schade für ein Stadtentwicklungsversuch Dortmund2.1.. Postplatz und Wiener Platz sind doch schon erschreckendste Beispiele genug, wie der Neumarkt nach Ansicht des SPA aussehen sollte! Die haben einfach kein Gespür für Dresden!

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (7. April 2016 um 13:09)

  • @Lingster
    es wäre schön, wenn Du Deine Aussage belegen könntest.
    Bis dahin bleibt es bei meinem obigen Beitrag. :)

    edit:
    \/
    Wo steht explizit, dass die Gestaltungssatzung rechtlich bindend ist? Ich weiß nicht so richtig, ob Du mich veräppeln willst...
    Nach meinem Kenntnisstand wurde darauf verzichtet, um potentielle Investoren nicht zu verschrecken und einen gewissen "Spielraum" zu erhalten (siehe z.B. Aufstockung "Haus zur Glocke", ahistorische Verdopplung der Fassade AdF Ecke Landhausstraße im Q III, kompletter Verzicht auf die Rekonstruktion des Zechschen Hauses im Q VIII und, und und...)

    2 Mal editiert, zuletzt von Bert (7. April 2016 um 12:00)

  • Wie jetzt? Von der Gestaltungssatzung weißt du ja bereits, was also soll ich belegen?

    EDIT:

    Zitat

    Wo steht explizit, dass die Gestaltungssatzung rechtlich bindend ist?

    Eine Gestaltungssatzung ist immer rechtlich bindend. Der Sinn einer solchen ist die rechtliche Sicherung der Gestaltung eines bestimmten Gebietes. Alles andere ist keine Satzung.


    Zitat

    Nach meinem Kenntnisstand wurde darauf verzichtet, um potentielle Investoren nicht zu verschrecken und einen gewissen "Spielraum" zu erhalten (siehe z.B. Aufstockung "Haus zur Glocke", ahistorische Verdopplung der Fassade AdF Ecke Landhausstraße im Q III, kompletter Verzicht auf die Rekonstruktion des Zechschen Hauses im Q VIII und, und und...)

    Ja, es gibt unterschiedliche Auflagen auf den einzelnen Grundstücken und Quatieren.
    Aber beim Riesch ist eine Reko der Fassade festgeschrieben. Hier auf die schnelle ein Artikel vom August 2015, wo zumindest bestätigt wird, dass es dort eine Gestaltungssatzung gibt, die durch Bürgerbegehren und Stadtratsbeschluss legitimiert wurde. Aus dem Kontext lässt sich erlesen, dass inhaltlich eine Rekofassade festgeschrieben ist.
    Ergo kann CG nur "frei" bauen, wenn sie eine rechtliche Lücke finden oder (was hoffentlich noch unwahrscheinlicher ist) wenn die Stadt umkippt und entgegen dem Bürgerbegehren die Satzung ändert.

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    Einmal editiert, zuletzt von Lingster (7. April 2016 um 12:35)

  • Dieser Stadrratsbeschluss für die Fassade des Riesch wurde doch nie bestätigt. Das Thema gabs doch schonmal hier. Der Beschluss liegt seit Jahren quasi rum.
    Aber wenn er noch bestätigt wird, dann muss die CG Gruppe die Fassade errichten.

    War das nicht so?

    Also hängts wohl am Stadtrat diesen alten Beschluss endlich mal rechtskräftig zu machen.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • @Vulgow

    Die Stadträte sollen der GHND bitte die Stadtplanung - zumindest für dem Neumarktbereich - übertragen. Dem SPA sind deren Schuhe einfach zu groß. Danke nochmals für die Aufklärung!

  • Edit - Vulgow ist mir zuvorgekommen, vielen Dank für die Mithilfe, genauso ist die Sachlage. :thumbup:
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    @Lingner

    der Artikel ist spannend, trägt aber nicht zur Untermauerung Deines Standpunktes bei. ;)

    hier zum Nachlesen:
    http://www.sz-online.de/nachrichten/ve…rt-3133330.html

    dazu eine kleine Passage zitiert:
    "...Zwar sei der Wiederaufbau des früheren Palais Hoym Teil der Pläne für das Areal, sagt Vorstand Torsten Kulke. Das Palais Riesch und ein historisches Gartenhaus aber nicht. Beide Gebäude sollten nach einem Beschluss des Stadtrats im Jahr 2008 Teil einer separaten Gestaltungssatzung und ebenfalls wieder aufgebaut werden. Eine solche Satzung wäre für den Käufer der Immobilie bindend. Das Stadtplanungsamt habe über sieben Jahre hinweg jedoch nichts unternommen, dem Stadtratsbeschluss nachzukommen und diese Satzung zu erarbeiten..."

  • "Die Stadträte sollen der GHND bitte die Stadtplanung - zumindest für dem Neumarktbereich - übertragen. "

    Wir müssen aber davon ausgehen, dass das nicht passieren wird. Also kommt das Riesch einfach nicht, ebenso wie das Gartenhaus und die Alte Post.


  • Beide Gebäude sollten nach einem Beschluss des Stadtrats im Jahr 2008 Teil einer separaten Gestaltungssatzung und ebenfalls wieder aufgebaut werden. Eine solche Satzung wäre für den Käufer der Immobilie bindend. Das Stadtplanungsamt habe über sieben Jahre hinweg jedoch nichts unternommen, dem Stadtratsbeschluss nachzukommen und diese Satzung zu erarbeiten..."

    Wie bitte? Wieso hat das nicht zur Abberufung der Verantwortlichen im Stadtplanungsamt geführt?
    In was für einem Staat leben wir, in dem Behörden den demokratischen Anordnungen nicht Folge leisten?