Potsdam - Garnisonkirche

  • Die Brücke für die FWG soll wohl sein, daß das Grundstück nicht an die Stadt zurückgegeben sondern der Stadt auf 50 Jahre in Erbpacht überlassen wird. Das gut 1500 m² große Grundstück des Kirchenschiffs hat einen Bodenrichtwert von 1200 Euro/qm und mithin einen Wert von ca. 1,8 Mios. Erbbaurecht wären also etwa 70.000 Euro p.a., die die Stadt an die Kirchenstiftung zahlen müsste, 50 Jahre lang. Das summiert sich dann auf 3,5 Mios.

  • Und das heißt jetzt was? Zahlt die Stadt den vollen Betrag im Voraus oder wird der Turm dann erst in 50 Jahren fertiggestellt, wenn das komplette Geld eingegangen sein wird? Und was ist mit einem Inflationsausgleich? Für 70.000 Euro bekommt man in 50 Jahren wohl nur noch ein Pfund Kaffee, wenn das so weitergeht...

    Und wenn dann tatsächlich Libeskind o.ä. zum Zuge kommen: Was passiert mit dem Bau nach den 50 Jahren? Darf man den dann überhaupt abreißen (Urheberrecht)? Hat man auch berücksichtigt, dass beim Heimfall vom Grundstückseigentümer eine Entschädigung in Höhe des Zeitwertes an den Gebäudeeigentümer gezahlt werden muss, soweit mir bekannt ist? Das ist doch alles eine sehr unausgegorene Sache.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ja, wenn Libeskind rückstandslos beseitigt wird, dann kann man auch das Kirchenschiff wiederaufbauen! Nur verändern darf man nicht, dann kommt das Urheberrecht zu tragen, bei kompletter Beseitigung hat der Architekt 0 Mitsprache. Und nach 50 Jahren kannst Du den Mist ohnedies nur noch wegschieben.

  • Wenn es so kommt, wie es in der PNN steht, dann wird es ein häßliches Stückwerk – und zwar mit Absicht.

    Das Rechenzentrum hat gerade erst den Denkmlaschutz verweigert bekommen, soweit ich weiß, weil die Fassade nicht mehr original ist und der Flachbau mit dem Rechnersaal inzwischen abgerissen wurde. Es ist also, abgesehen von den Mosaiken, ein belangloses Verwaltungsgebäude.

    Das Nutzungskonzept überzeugt nicht, das Stadtparlament gehört ins Rathaus.

  • Hand aufs Herz und auch wenn das nun eine herbe Enttäuschung ist, aber wer eine dieser aktuell regierenden Parteien gewählt hat, der musste mit so einer irrationalen Entscheidung auch stets rechnen. Vermutlich ist das, was uns da neben den Garnisonskirchenturmdauerrohbau blüht, noch das geringste Übel im Lande. Dieses kann man dann wenigstens in ein paar Jahrzehnten wieder revidieren. Verstehen kann ich die Stiftung nicht, dass sie sich so hinter die Fichte führen ließ. Wie auch immer, auf den Kirchturm freue ich mich trotzdem, denn er wird wie ein Zeigefinger auf dieses ganze Drama hinweisen.

  • https://m.maz-online.de/Lokales/Potsda…WthqP5pO-vJck9E

    So langsam beschleicht mich das Gefühl, dass in der Entwicklung dieses Sachverhaltes (also noch gewählter kann ich mich nicht ausdrücken) seit Monaten mit gezinkten Karten gespielt wurde.

    Ganz zufällig ist auf der heutigen Pressekonferenz bekanntgegeben worden, dass ganz zufällig das "Bauhaus der Erde" rein zufällig seit September nach Räumlichkeiten in Potsdam gesucht wird und natürlich noch viel zufälliger im vollvermieteten Haus doch direkt mal 40 Quadratmeter für so einen Zufallsinteressenten zur Verfügung gestellt werden könnten.

    Zufälle gibt's - die gibt's doch eigentlich gar nicht.

  • Potsdam ist nun Kanzlerstadt!

    Vor einigen Tagen habe ich dargelegt, warum ich für die Potsdamer Garnisonkirche nicht spende und ich sollte Recht behalten. Nun werden einige Mitglieder austreten und die, die noch spenden wollten werden es sich genau überlegen.

    Es ist ein wenig her, aber ich habe immer gesagt, ich möchte in Potsdam keine zweite Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche oder Christuskirche wie sie in Nürnberg-Steinbühl steht.

    Innerhalb von wenigen Tagen zwei schlechte Nachrichten.

    1. das Berliner Stadtschloss (HuF) bekommt ein Leuchtband, womit der Bibelspruch überdeckt werden soll

    2. das Rechenzentrum bleibt erhalten

    Nachdem ich mich schon wieder geärgert habe, lehne ich mich zurück und warte nur bis die Meldung kommt, der Staudenhof wird nicht abgerissen und bleibt und als modernes Ostgebäude erhalten. Dabei ist es nur ein WBS 70 Gebäude.

  • Sehr ärgerliche Entwicklung, aber Der Turm war für Potsdam sehr wichtig und wird auch kommen. Darüber sollte man sich immer noch freuen. Warten wir ab, was alles noch mit dem RZ passiert. Da muss noch eine Menge Geld gefunden werden.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Immerhin gibt es deutlichen Widerstand der örtlichen CDU-Opposition:

    Ideologie und vermeintliche Kompromisse tun unserer Stadt nicht gut. Die herbeigeschriebene „Lösung“ ist der Versuch, mit viel Steuergeld einen vermeintlichen und im stillen Kämmerlein ausgedealten Kompromiss zu erkaufen, der in Wirklichkeit keiner ist. Die Garnisonkirche ist ein kulturelles Erbe. Sie gehört aus geistes- und kulturgeschichtlichen sowie religiösen und städtebaulichen Gründen zu Potsdam. Für die CDU Potsdam bekräftige ich einmal mehr, dass wir weiter für das Kirchenschiff mit einer multifunktionalen Nutzung streiten werden! Das Rechenzentrum wird aus ideologischen Gründen auf ein extrem teures Podest gehoben, wo es nicht hingehört.

    :applaus:

  • Für die Linken hat sich ihre unermüdliche Hartnäckigkeit in Sachen RZ leider gelohnt.

    Wie kann man dieser kleinen vollkommen kompromisslosen Minderheit nur das Feld überlassen und die Stadtplanung für einen so bescheuerten Plan über den Haufen werfen?

    Wir sehen mal wieder als ein Lehrstück, dass sich auch eine recht kleine Gruppe durchsetzen kann, wenn sie ausreichend laut und beharrlich ist. Wenn sie kompromiss- und rücksichtslos ihr Ziel verfolgt. Wenn sie sich zudem noch ein paar Fürsprecher im politischen Apparat oder kulturellen Überbau sichert. Wenn sie Förderer im Medienapparat hat.

    Und wenn sie auf ein ängstliches Gegenüber tritt, dass sich vor allem (faulen) Frieden durch Nachgeben und Leisetreten zu erkaufen hofft.

    Das Stadtschloss konnte noch nicht gekippt werden, vermutlich weil dort der Großspender Plattner die Diskussion zügig beendete. Die FH konnte noch nicht erhalten werden, weil da womöglich das finanzielle Interesse zu stark einem Erhalt entgegen stand. Das waren für sie zwei Niederlagen, aus denen sie gelernt haben. Bei der Garnisonkirche war die Situation für sie günstiger, weil das Gebäude als "NS-belastet" geframed werden konnte und die Stiftung bereits durch die vorangegangenen Streitigkeiten (Stichwort: Max Klaar) weich geschossen war bzw. sich in die Defensive treiben lies.

    Ich beobachte das nur aus der Ferne. Der Turm ist ja nicht mehr zu verhindern. Und ich bin aber mal gespannt, wie es mit dem Staudenhof-Areal weitergeht.

  • In der PNN und in einem TV-Bericht vom RBB gibt es die allerneuesten Updates vom heutigen Tag.

    Zum Kurswechsel der Stiftung heißt es in der PNN:

    Den größten Schritt hat die Stiftung gemacht. Deren Kuratoriumsvorsitzender Wolfgang Huber sagte: „Wir gehen diesen Weg aus Überzeugung.“ Der neue Ort solle für „zeitgemäßes verantwortliches Christsein“ stehen, so der Altbischoff. Ein Kirchenschiff sei an der Stelle jedenfalls nicht nötig – an Kirchen im Umfeld gäbe es „keinen Mangel“. Was "jetzt vorgestellt wird, ist die sinnvollste Nutzung" der Fläche des Kirchenschiffs. Die geplante Nutzung durch die Stadtverordnetenversammlung sei Ausdruck gelebter Demokratie, der Kompromiss erfülle ihn als Demokraten und Christen „mit sehr viel Hoffnung“.

    Nicht zum ersten Mal in der deutschen Geschichte verwechselt man in der evangelischen Kirche "zeitgemäß" mit "Zeitgeist". :kopfschuetteln:

  • Nebenan wurde mit der Bibliothek am Platz der Einheit ein besseres Bauwerk der Ostmoderne völlig umgebaut, ohne dass sich jemand daran gestört hatte. Es ging also nie um den Schutz der Moderne, auch wenn diese Bauphase in der originalen Form tatsächlich langsam verschwindet, aber das Rechenzentrum war nie ein herausragendes Beispiel.

    090120Landesbibliothek.jpg

  • Naja,das sagt W.Huber jetzt so weil es jetzt so ist.Zufrieden und Überzeugt ist er mit dem Ganzen innerlich sicher nicht.Letzendlich hätte auch er die GK architektonisch als ganzes gesehen.Aber man redet es alles dann so zurecht wie die Situation eben gerade ist. Am Ende ein bitterer Kompromiss für die Stiftung,und ein Triumph für die Gegner.

  • Das Fenster der Geschichte schließt sich. Die Garnisonkirche hat es nicht mehr rechtzeitig geschafft.

    Mal sehen, wann damit begonnen wird, die ersten Bestandsbauten ideologisch zu korrigieren.

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Ein Kompromiss besteht immer daraus, dass beide Seiten sich aufeinander zubewegen und auf der einen Seite von Positionen abrücken, dafür aber auch etwas bekommen.

    Was ich nicht verstehe: Was hat die Stiftung Garnisonkirche bekommen, was sie vorher noch nicht hatte? Diese Frage bleibt weiterhin unbeantwortet.

    So sieht es aus, als wäre die Stiftung über den Tisch gezogen worden für nichts. Da bleibt einem als Außenstehenden nur Unverständnis und tiefe Enttäuschung.

  • Was mich besonders ärgert sind die gebrochenen Versprechungen. Denn das Kreativzentrum wurde von Anfang an nur als Zwischennutzung vor dem versprochenen Abriss vereinbart. Dieses Versprechen ist also nun gebrochen. Ein Kompromiss ist das nicht, sondern eine Unterminierung politischer Glaubwürdigkeit.


  • Wenn man sich die Geschichte von Potsdamer Großprojekten anschaut gab es immer wieder ein Hin und Her. Beim Thema Garnisonkirche sehe ich noch viele offenen Fragen, die auch heute auf der Pressekonferenz niemand beantworten konnte oder wollte. Dafür gab es, auch in der SVV heute abend, viel Pathos und Selbstbeweihräucherung. Nach der besinnlichen Zeit wird das vermutlich wieder anders.

    1. Warum hat die SGP zugestimmt?

    Offiziell sagt Bischof Huber von der SGP : „Wir gehen diesen Weg aus Überzeugung.“ Der neue Ort solle für „zeitgemäßes verantwortliches Christsein“ stehen. Das ist natürlich nur Geklimper, die Spatzen speifen von den Dächern, da die SGP mit massiven Baukostensteigerungen beim Turm zu kämpfen hat und deshalb dringend frisches Geld braucht. Es habe hier seitens der Stadtpolitiker eine "Bemühenszusage" gegeben sich bei einer Einigung auch um eine weitere Förderung des Turmes durch das Kabinett Scholz zu bemühen. Den Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt würde ich als SGP erst dann unterzeichnen, wenn das Geld auf dem Konto ist.

    2. Was soll auf dem Kirchenschiffgrundstück gebaut werden?

    Ein Holzgebäude (Klima!) dür den SVV-Saal, den Bereich Bürgerbeteiligung der Stadtverwaltung (von dem ich garnicht wußte, daß es ihn gibt) und eine Aussenstelle des Potsdam-Museums, die üebr die Geschichte der Demokratie in Potsdam seit der ersten SVV 1808 informiert. Diese Nutzungen schätze ich vom Platzbedarf her auf 200 plus 400 plus 400 qm - maximal. Das passt alles ins Erdgeschoß der Kubatur des Schiffes. Drei weitere Etagen stünden dann leer oder wären ein 22 Meter hoher Luftraum. Eine Finanzierung oder einen Haushaltsposten für den Bau gibt es nicht, momentan tingelt die SVV reisend monatlich durch die Säle der Stadt, was erstaunlich gut funktioniert und andere Säle auslastet.

    3. Was passiert mit dem Rechenzentrum?

    Das soll für eine "soziokreative Nutzung", also ein selbstverwaltetes "Kultur"zentrum linker Gruppierungen für ca. 10 Mio. saniert und an die Truppe vermietet werde. Die Miete ist unklar, würde aber - subventioniert man nicht - um 18 Euro/qm liegen, was 95 % der potenziellen Nutzer ausschließt. Also wäre hier seitens der Stadt der Ankauf des Grundstücks (ca. 5 Mio, die Sanierung (9 Mios 2019, bei Baubeginn in drei Jahren also 15 Mio, plus einer dauerhaften Subvention von ca. 3600 qm Nutzfläche nötig. Wer die Gesamtkosten von um 20 Mio tragen soll bleibt offen - man hofft auf den Bund.

    Insgesamt sind also alle drei Seiten mit einer Art Scheckbuchdiplomatie in den Kompromiß gezwungen worden, wobei der Scheckverteiler Mike Schubert für keine einzige der Zusagen über finanzielle Mittel verfügt. Es ist also ein klassisches Geschäft zu Lasten nicht anwesender Dritter. Wenn man Revue passieren läßt was alles unterlassen wird, weil die Finanzmittel nicht vorhanden sind, kann neuen Verpflichtungen nach den suventionierten Räumen im KKZ nicht zustimmen.

    Und die "neue Einigkeit" (PNN) hielt nicht lange an: linke Gruppen kündigten an weiter gegen den Kirchturm und dessen Fertigbau zu kämpfen. Diese Gruppe um die Anderen hat nie einen Kompromiß geschlossen und wird es auch weiterhin nicht tun.

    „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen

    Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“

    Bertolt Brecht, Der gute Mensch von Sezuan

  • Agon

    Bin voll bei dir! Es ist eben nicht mehr das Deutschland eines Herrn Kohl, aber das Kind ist eh schon in den Brunnen gefallen. So ehrlich muss man sein, diese Parteien wurden allesamt demokratisch gewählt und sie regieren nun einmal mehr schlecht als recht, aber legitim. Wer das nicht akzeptieren will, der muss eben anders wählen und darf sich nicht beschweren. Die Karten werden alle Jahre neu gemischt. Wer weiß ob der Dampfplauderer eines OB nicht wieder nur heiße Luft produziert und das Pendel nicht bald einmal in die andere Richtung schlägt. Etwas Zeit ist ja noch…auch das Theater der DDR wurde nie fertiggestellt und heute steht dort das Stadtschloss. Wer weiß, vielleicht passiert ja doch noch das eine oder andere Wunder. Wäre nicht das erste Mal!

  • Konstantindegeer

    Den Bereich Bürgerbeteiligung gibt es seit (??) etwa 2008 denke ich - da gehört ein aus Freiwilligen ausgeloster Beteiligungsrat dazu.

    Für 2021 werden 120.000 Euro aus dem Haushalt der Stadt "zur Verfügung gestellt" - keine große Sache könnte man denken.

    Dieses Geld wird zur Bezuschussung mit maximal 5.000 Euro pro Projekt für Aufgaben bereitgestellt, die eigentlich "freiwillige städtische Aufgaben" sind und durch Bürgergruppierungen ausgeführt werden.

    Da dadurch wie weiland im NAW viele unentgeltliche Arbeitsstunden für die Gesamtaufgabe zusammenkommen, kann das Geld aus dem Bürgerhaushalt hauptsächlich für Material verwendet werden.

    Beispiel Anfertigung einer Ruhebank, die dann durch Freiwillige aufgestellt wird.

    Beispiel Austausch von Bäumchen in den Plattenbau-Ortsteilen, die durch Anwohner selbst gepflanzt und gewässert werden.

    Etc - sowas in diese Richtung.

    Der Bürger freut sich, "weil was geht" und macht dafür die Arbeit, damit was geht.