Potsdam - Garnisonkirche

  • Selbstverständlich ist das Rechenzentrum ein zutiefst politisches Gebäude. Schließlich wurde es ganz nah an die Stelle der vorher gesprengten Garnisonkirche gesetzt. Getreu dem Motto: Seht her, wir bauen den besseren Sozialismus auf, beseitigen dazu den reaktionären Boden, der zum Hitlerfaschismus geführt hat, indem wir die Kirche sprengen (1968) und dann machen wir uns nach Sowjetischem Vorbild auf in die Zukunft der sozialistischen Digitalisierung (Bau des ursprünglich für Potsdam-Rehbrücke geplanten RZ zwischen 1969 - 1971). Das Fernziel war der Aufbau eines sozialistischen Stadtzentrums in Potsdam.

    Das gleiche gilt für das Institut für Lehrerbildung (die später sogenannte Fachhochschule), welches auf dem Boden der Altstadt in direkter Schlossnähe eröffnet wurde (1977), nachdem das Schloss nicht mehr existierte (1959). Dieses politisch wichtige Institut bekam damals von Margot Honecker den Namen Rosa Luxemburg verliehen. Es kontrollierte nicht weniger als die gleichgeschaltete Bildung von Schülerinnen und Schülern.

  • Die Frage des Rechenzentrums hat nun mit ostmoderner Architektur überhaupt nichts zu tun, das wird ganz offensichtlich nur vorgeschoben. Tatsächlich geht es um die Besetzung des Bauplatzes der Garnisonkirche und nicht um das RZ.

    Die Gründe sind einfach sichtbar: die heutige Gestalt des RZ hat mit der ostmodernen Fassung nichts mehr zu tun, die einprägsame Lisenenfassade (ob man die mag oder nicht) ist schon vor vielen Jahren von der Stadt selbst genauso entfernt worden wie die Rechnerhalle und der asymmetrische Eingang zur Breiten Straße hin. Deshalb hat auch der Landesdenkmalpflege jeden Schutz (bis auf das Mosaik) abgelehnt, es ist einfach viel zu wenig Originalsubstanz da.

    Da das RZ, sollte es der heutigen Fassung saniert werden, ohnehn eine GEG und klimagerechte neue Fassade bekommt, kehrt die Lisenenfassade auch nicht mehr zurück. Das kann man an der Bibliothek sehen.Die Sanierung wird vom Sanierungsträger auf ca. 17 Mios geschätzt (2020), heute und mit den verschärften Dämmvorschriften dürfe der wert bei 20 Mios liegen.Damit ergäben sich Kostenmieten von 15-16 Euro, also vollig jenseits eines Mietzinses für Künstler, die ja auch mit 9 Euro im KuK versorgt werden.

    Bleibt das RZ kann eine größere Gründfläche, die Potsdam immer benötigt, nicht hergestellt werden, auch unter Klimaaspekten sicher eine falsche Entscheidung.

    Trotzdem hängen Andere, Linke und der OB am RZ - als Grund hierfür bleibt nur das Besetzen des Bauplatzes des Garnisonkirchenschiffes, da alle anderen Sachargumente gegen einen Erhalt sprechen, und Potsdam auch weder 17 noch 20 Mios übrig hat. Deshalb ist Debatte um die Qualität der Ostmoderne in diesem Fall völlig sinnlos.

    Ich setze voraus das ein OB über diese genannten Aspekte dieses Dauerthemas RZ (Sachargumente Kosten usw... ) von Fachleuten aufgeklärt Bzw mit der Zeit informiert sein müsste.Aber das er dennoch jetzt ins selbe Boot der Anderen und Linke steigt ist unverstädlich.Oder gibt es für sein plötzliches Vorpreschen pro RZ, einen begründeten Hintergrund, von der die Öffentlichkeit nichts weiß ? Ist es WIRKLICH seine innere persönliche Meinung zum RZ? -oder spielt da politischer Druck eine starke Rolle, die zu seinem Vorstoß führten?

  • Wenn er seinem Herzen folgen würde, dann wäre er bei "seinem Herzensprojekt Stadtkanal auch schon weiter und würde nicht ein Projekt von Generationen daraus machen wollen.

  • "Herzensprojekt" ist ein schönes Wort.

    Da ich am vergangenen Wochenende (2. Advent) in Berlin war (Besucht des Humboldt - Forums / Stadtschloss), lag es natürlich nahe, auf dem Heimweg nach Ostwestfalen einen kurzen Abstecher nach Potsdam zu machen. Man, was hat sich nach meinem letzten Besuch hier in der Stadt viel verändert. Aber ein Hauptgrund des Abstechers war natürlich live zu sehen, wie der Wiedraufbau des Turms der Garnisonkirche vorangeht. Und auch hier wurde ich wie tags zuvor in Berlin nicht enttäuscht. Auch hier genau im Gegenteil! Zwar hat man schon einiges an Kirchtürmen gesehen (liegt wohl am Beruf), aber dass der Turm dann doch soooo hoch wird, hätte ich nicht gedacht. Sehr beeindruckend! Und wenn dann erstmal die Hüllen fallen, sämtliches Zierwerk angebracht ist und letztendlich die Glocken zum stillen Gebet läuten, dann ... warten und hoffen wir auf den Wiederaufbau des Kirchenschiffes, in welcher Form auch immer.

    Hier nun ein paar Impressionen vom 05.12.2021:

    In der Hoffnung, dass es beim Wiederaufbau des Kirchturms zu keinen Kurzschlusshandlungen in jedlicher Weisen kommen wird! :daumenoben:

  • Weiß jemand, wie es weitergeht? Der Ziegelrohbau müßte ja bald abgeschlossen sein. dann wird noch geputzt und gestrichen.

    Aber wann beginnt der Bau der hölzernen Spitze?

  • Nette rhetorische Frage Konstantindegeer .:wink:

    Die Antwort ist simpel. Wenn genug Spenden eingehen! Ohne Spenden keine Haube.

    Die Diskussion hier dreht sich ständig im Kreis. Wir versteigen uns in Spekulationen über die Motive Schuberts und sollten eigentlich die Frage stellen wie wir, allen Widerständen zum Trotz, die Menschen zum Spenden animieren können.

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Nette rhetorische Frage Konstantindegeer .:wink:

    Die Antwort ist simpel. Wenn genug Spenden eingehen! Ohne Spenden keine Haube.

    Die Diskussion hier dreht sich ständig im Kreis. Wir versteigen uns in Spekulationen über die Motive Schuberts und sollten eigentlich die Frage stellen wie wir, allen Widerständen zum Trotz, die Menschen zum Spenden animieren können.

    Die neue Innenministerin hat den Rechtsextremismus zur Hauptgefahr erklärt, aber keine Trennlinie zur Mitte gezogen. Ich vermute mal, dass diese "alles, was nicht links ist" bedeutet. Sie hat die DDR auch ausdrücklich keinen Unrechtsstaat genannt. Um nicht ebenfalls in die Nazi-Falle zu geraten, wäre bei der Spendenwerbung darauf Rücksicht zu nehmen.

  • Ich gebe Dir Recht, Elbegeist. Der "Kampf gegen Rechts" ist ein Lieblingsprojekt der Linken. Er ist allerdings ein Phantomkampf, denn tatsächlich gibt es in Deutschland nur ungefähr 1% Nationalsozialisten, d.h. dass diese Nichtdemokraten keine ernsthafte Gefahr für den Staat darstellen. Mit "Kampf gegen Rechts" ist aus linker Sicht natürlich alles gemeint, was nicht links ist, also insbesondere Konservative, die als "Rechte" verunglimpft und diskriminiert werden sollen. Früher haben unsere Regierungen den Totalitarismus bekämpft, also Extremisten von allen Seiten.

    Wissen allein bringt nichts. Nur das angewandte Wissen verändert die Dinge.

  • Weiß jemand, wie es weitergeht? Der Ziegelrohbau müßte ja bald abgeschlossen sein. dann wird noch geputzt und gestrichen.

    Aber wann beginnt der Bau der hölzernen Spitze?

    https://www.pnn.de/potsdam/wieder…t/27435852.html

    Die letzte Information lautete, dass die Ausscreibung für die Turmhaube verschoben wurde, weil in dieser Zeit der immens gestiegenen Baukosten mit dem Budget nicht zu arbeiten gewesen wäre. Da es keine (öffentlich zugänglichen) neuen Informationen gibt, heißt es eben abwarten - oder bei den Herren Eschenburg oder Zimmermann anrufen ;)

  • https://m.pnn.de/potsdam/durchb…B2wypRAaandmtbg

    Ich glaube, dass ich mich im falschen Film befinde. Welch ein zum Erbrechen einladender - ach was sag ich, auffordernder - Bruch mit dem Bruch soll an diesem Ort entstehen?

    Wann immer ich durch die Breite Straße fahre, freue ich mich auf die Fertigstellung des Turms - freue ich mich auf den Tag der Beseitigung des "Einheitsbaus" und auf die Vervollständigung des Gesamtkunstwerks aus Turm und Schiff - - - - und nun das - - >


  • Unfassbar!!!Was für eine schlechte Nachricht!!:sad:

    Für die Linken hat sich ihre unermüdliche Hartnäckigkeit in Sachen RZ leider gelohnt.Ein architektonisch städbaulich sehr schlechter Kompromiss.Somit ist Spendenbereitschaft für die Turmvollendung damit wohl ab jetzt endgültig beendet.Das ist ein sehr schwerer Rückschlag für all diejenigen,die sich all die Jahre für die Potsdamer Mitte stark gemacht haben.Ich bin sehr Enttäuscht.

  • Ja ich fürchte deswegen wird ja auch jetzt versucht, eine Mischnutzung zu forcieren: Künstler und "irgendwas mit Demokratie" und sogar einen möglichen Sitzungssaal. Dann können die Millionen womöglich schnell aus ganz anderen Kanälen fließen, und die Lücke, um den Erhalt doch noch durchzusetzen, wesentlich geringer werden zu lassen. Dann noch ein wenig Öffentlichkeitsarbeit wie wichtig und dringend das alles ist.

    Meine Befürchtungen sind also leider eingetreten. Schubert wird nun wahrscheinlich mit irgendwelchen "Fördergeldern" aus Berlin oder Brüssel versuchen das Teil querzufinanzieren, so dass die Mieten näher Richtung "bezahlbar für Künstler" gehen. (Der absolute Knaller und zutiefst demütigend für die Stiftung wäre natürlich, wenn Geld aus dem eine-Milliarde-Topf "Kampf gegen Rechts" käme, was bei den vielen "Demokratie"-Phrasen gar nicht so unwahrscheinlich wäre.) In dem Artikel wird von 7,1 bis 8,7 Mio für die Sanierung und Teilerhalt gesprochen anstatt der 17 bis 20 Mio, die Konstantin genannt hat. Also 10 Mio weniger, die aufgebracht werden müssen. Kann natürlich sein, dass man sich das schönrechnet um überhaupt durch die Tür zu kommen wie so oft bei öffentlichen Projekten, allerdings wir wissen ja: wenn einmal losgelegt worden ist, dann wird das nicht mehr gestoppt, sondern es folgt Nachtrag um Nachtrag wegen "unvorhersehbarer Kostensteigerungen".

    Die große Enttäuschung ist allerdings die Stiftung. Wenn die da so mitspielt, dann ist ihnen wirklich nicht mehr zu helfen. Dort hat man anscheinend den Köder gefressen:

    Zitat

    Außerdem sollen Garnisonkirchenstiftung, Rechenzentrum und Stadt dort weitere Räume flexibel nutzen können.

    Schade. Nie wieder auch nur einen Cent dorthin.

  • Wow, dreißig Jahre kontinuierliche Stadtplanung zunichte gemacht. Was ist jetzt mit dem Stadtkanal der daneben wieder entstehen sollte? Wird das Künstlerquartier dann trotzdem gebaut? Wer bezahlt das "Haus der Demokratie"? Wider aller Vernunft und Sinn!

    Ist das schon durch oder kann man noch was dagegen machen?

  • Ich kann es mir nur so erklären, dass Herr Eschenburg von einer unendlichen Müdigkeit befallen ist - dieses ständige Anreden gegen die immer wiederkehrenden Falschbehauptungen und Polarisierung auf - man verzeih mir bitte den Gauland'schen Vergleich - den "Vogelschiss" im Bestehen der Kirche, nämlich den wenige Sekunden währenden Händedruck. Aber ein so wirkmächtiger Einbruch wird sich hoffentlich nicht auf die anderen Projekte auswirken.

    Der Anblick wird wohl unbeschreiblich aus heutiger Sicht und nur schwer gewöhnungsbedürftig nach der Fertigstellung des Ensembles werden.

    Beobachten wir mal weiter - immer in der Hoffnung, dass dies nur eine kurze Rochade war, die im Endergebnis ein äußerlich ansprechendes Kirchenschiff mit multifunktionaler Innenraumnutzung bringt. (Der "Saal" war ja bei der Bürgerinitiative Mitteschön bereits zur Mitnutzung als Tagungsort für die SVV der LHP angedacht.)