An alle Dresdner: Aktion gegen das Gewandhaus am Neumarkt

  • Zitat von "Mjölnir"

    @Attika Ich lese Deine Beiträge sehr gern, hat was erfrischendes :!:

    Nu, mei Guuhdster, das gommt daher: Isch bin Saggsen-Sympathisand, das hält jung, ni wohr! :D

    Ja, also Spass beiseite: Ich bedanke mich sehr für die netten Worte. Ich bin zwar auch häufig sehr ernst, aber wenn ich nicht ab und zu meine Witze machen würde, dann wäre die Betonkuben-Realität ja gar nicht zu ertragen. Wenn ich die gute Laune weitergeben und andere damit anstecken kann, dann freut mich das und nützt uns allen. (Ich frage mich manchmal tatsächlich woher ihc diese gute Laune habe, und dann ooch noch bei diesem Wetter - und bei diesem Gewandhausentwurf, nu.). Zu den Texten: Ihr könnt meine Vorschläge ja nutzen wie ihr wollt, sie stehen zu Eurer freien Verfügung, ihr könnt ooch nur einen Satz rausnehmen und den Rest weglassen....wie ihr möchtet. Nu. :)

    Sagense mal, Herr Mjølnir, wie ist so die Stimmung in Dresden? Ich kann das schlecht einschätzen, die Stadtverwaltung und der Herr Carlo Weber (Betondogma-Architekt) behaupten ja, die Reko-Freunde seien eine "Minderheit" (was ich nicht glaube). Ob sie jetzt aber auch die totale Mehrheit sind, ich kann das nicht einschätzen. Wie ist denn die Stimmung in Dresden? Ich meine nicht Gewandhaus, da werden sicher die meisten dagegen sein, ich meine: allgemein, Neumarkt?

    (Jetzt habb'sch schon wieder das loggere Duzen vergessen.....*lach* Nehmense's als Gombliment, Herr Mjølnir)

    :D

  • Als erstes mal: Juhu, kein Novize mehr! Prost!

    @Attika Ja so ein bisschen Spaß muß sein. Bei den Nachrichten hier könnte man sonst noch depressiv werden.

    Zitat

    Sagense mal, Herr Mjølnir, wie ist so die Stimmung in Dresden? Ich kann das schlecht einschätzen, die Stadtverwaltung und der Herr Carlo Weber (Betondogma-Architekt) behaupten ja, die Reko-Freunde seien eine "Minderheit" (was ich nicht glaube). Ob sie jetzt aber auch die totale Mehrheit sind, ich kann das nicht einschätzen. Wie ist denn die Stimmung in Dresden? Ich meine nicht Gewandhaus, da werden sicher die meisten dagegen sein, ich meine: allgemein, Neumarkt?


    Also alle Leute in meinem Umfeld sind der Meinung, daß der Neumarkt schön ist. Die Staffeldachbauten vom Q1 direkt an der Frauenkirche werden aber als unpassend empfunden. Die restliche Töpferstraße wird neutral bewertet - schick aber irgendwie steril. Einstimmige Begeisterung dagegen für das VVK-Quartier (Q2). Im Allgemeinen sind alle die ich kenne für eine historische Bebauung und der Entwurf für das "Gewandhaus" hat nur kopfschütteln und entsetzen ausgelöst. Daher weiß ich wirklich nicht wie der gute Herr Weber auf seine Aussage kommt. Der sollte sich wirklich mal wieder unter normale Menschen begeben, aber das schrieb ich ja bereits. Kann natürlich auch sein das der unter einer Mehrheit etwas anderes versteht als ich. Ich bin ja auch kein Professor. Vielleicht zählt er aber auch nur Menschen mit, wenn die ein Diplom in Architektur haben. Mehrheiten sind u.U. relativ. Mist, jetzt werd ich schon wieder giftig und komm vom Thema ab. :peinlich:
    Ja, wie gesagt unter den "normalen" Menschen besteht schon die Meinung das man das Areal vom Schloß bis zum Kurländer Palais möglichst zu 100% rekonstruiert. Von den bisherigen "modernen Akzenten" der Architekten in Dresden, wie z.B. Postplatz, Treppe am Landhaus etc. (also all den Objekten die auch der Herr Mücke ansprach), sind die Menschen nicht so begeistert. Und wenn der Altmarkt fertig sein wird, dann gibt es sicher wieder ein Geschrei, weil nämlich keiner die Pläne kennt. Ich leider schon, seit dem habe ich Magenprobleme.
    Nochmal zur Treppe - die wäre ja eigentlich nicht schlecht, wenn man Efeu oder wilden Wein daran hochwachsen ließe. Trotzdem hoffe ich, daß der Seitenflügel vom Landhaus wieder aufgebaut wird, dann hätte sich dieses Problem erledigt.

    Zurück zur Frage: Ich denke, die Mehrheit ist für einen historischen Neumarkt.

    Darf ich da mal eine interessante Frage hier in die Runde werfen, vielleicht was für ein extra Thema: Was sind Rekos eigentlich, Neubauten, Altbauten, alte Neubauten oder neue Altbauten. Ich meine wie erklärt man z.B. einen Touristen, daß das was er sieht nicht alt ist, sondern Neues auf alt gemacht. Und wie verhält es sich mit geschichtlichen Ereignissen die in oder an dem nicht mehr vorhanden Originalbau stattgefunden haben. Nehmen wir z.B. die Salomonisapotheke in der ja Theodor Fontane mal gearbeitet hat. Im Neubau ist ja nun ein Schankhaus, das spielt aber keine Rolle, denn die Nutzung eines Hauses ändert sich nunmal im Laufe der Zeit. Aber kann man nun sagen, das in dem Haus mal der Fontane gearbeitet hat, oder nicht. Und wie soll man das nun einem Ortsfremden erklären. Ich meine das durchaus ernst.
    Für mich steht natürlich außer Frage, daß man den Neumarkt rekonstruiert. Aber ich weiß das ja auch, daß das dann Rekos sind.

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert.

    Oscar Wilde (1854-1900)

  • Zitat von "Mjölnir"

    ch bin ja auch kein Professor. Vielleicht zählt er aber auch nur Menschen mit, wenn die ein Diplom in Architektur haben. Mehrheiten sind u.U. relativ. Mist, jetzt werd ich schon wieder giftig und komm vom Thema ab.


    1. Thema Giftig

    Nein, ich finde das gut, sei ruhig mal ein bischen giftig. Da kommt nämlich oft Interessantes zu Tage. Z.B. das mit dem Carlo Weber und der Minderheit, auf das ich gleich eingehen werde. Ich finde das erstens nicht sehr "giftig", was du sagtest, na und, wenns e bissel giftig ist, man muss doch auch mal motzen dürfen. Oder sollen wir vielleicht durch unsre Städte gehen und sagen "hurrah, so viele gar liebliche Betonkuben"? Nein, wir müssen ooch mal e bissel giftig sein und sagen:
    :schild6:
    Also bei mir kann jeder seine Meinung sagen, und braucht sich dafür ooch ni' zu entschuldigen. Siehste, mir Wessis sin gar nicht so beese. :D Also sag ruhig was du wirklcih denkst und entschuldig dic nicht dafür, ich finde das normal. Wir sind ja auch nicht hier, um unsere verhunzten Kubenkisten-Städte zu loben....


    2. Thema Prof. Carlo Weber:

    Da hast du in deiner Ironie was eigentlich sehr Gutes gesagt (das meinte ich mit "auch beim Giftigsein kommt manchmal Interessantes zu Tage, was sonst verborgen bliebe, folglch ist giftigsein zuweilen kreativ). Du hast das ja so als Witz, als Ironie gemeint, aber du wirst lachen: ich glaube es stimmt. Dass er natürlich nicht die gesamtbevöklerung meinte, kann er ja gar nicht. Als Architekturprofessor ist er zwar nicht ganz richtig im Kopf (Dogmenhirn, ähnlich wie Drogenhirn --> Spätschäden und Verzerrung der Wahrnehmung, siehste ich muss ooch mal bissel rumgiften) , aber dumm ist er nicht: Herr Weber weiss natürlich sehr wohl dass Wiederaufbau (Reko) einem Mehrheitswillen der Bevölkerung entspricht. Aber er wird das natürlich öffentlich nicht zugeben. Er meint natürlich, wenn eine "Minderheit" dafür wäre, eine Minderheit derer, die den Städtebau bestimmen - so wie er. Ich glaube schon dass er es so meinte, ansonsten wäre er ja geistig nicht voll zurechnungsfähig.


    3. Thema Reko:


    [/quote]
    Darf ich da mal eine interessante Frage hier in die Runde werfen, vielleicht was für ein extra Thema: Was sind Rekos eigentlich, Neubauten, Altbauten, alte Neubauten oder neue Altbauten. Ich meine wie erklärt man z.B. einen Touristen, daß das was er sieht nicht alt ist, sondern Neues auf alt gemacht. Und wie verhält es sich mit geschichtlichen Ereignissen die in oder an dem nicht mehr vorhanden Originalbau stattgefunden haben. Nehmen wir z.B. die Salomonisapotheke in der ja Theodor Fontane mal gearbeitet hat. Im Neubau ist ja nun ein Schankhaus, das spielt aber keine Rolle, denn die Nutzung eines Hauses ändert sich nunmal im Laufe der Zeit. Aber kann man nun sagen, das in dem Haus mal der Fontane gearbeitet hat, oder nicht. Und wie soll man das nun einem Ortsfremden erklären. Ich meine das durchaus ernst.
    Für mich steht natürlich außer Frage, daß man den Neumarkt rekonstruiert. Aber ich weiß das ja auch, daß das dann Rekos sind.[/quote]


    Deine Frage ist gut, aber sie ist nicht so schnell zu beantworten. Du musst wissen, wir befinden uns grade in einer Umbruchphase. Es gibt Denkmalpflegerische Dogmen (ein Dogma ist eine "starre" Lehre, von der der, der sie lehrt, nicht abweichen will, also auch symbolisch für "Starrsinnigkeit"). Eines stammt von Dehio, und verbietet jegliche Rekonstruktion. Dehio hat aber den II weltkrieg nicht mehr erlebt, er starb anfang der 1930er. Man kann davon ausgehen, hätte er das noch miterlebt, hätte er sich selbst widerlegt.

    Ich kann dir morgen mehr darübe schreiben wenn du willst, es ist kein leichtes Thema, mich hat Herr Dr. Hertzig von der GHND eine Menge hierüber gelehrt. Ich habe aber eigene Gedanken dazu miteingebraacht, es kann also sein dass Herr Dr. Herzig es wiederum anders sehen würde als ich. Tatache ist: Die Salomonisapotheke ist leider grottenschlecht rekonstruiert, wissenschaftlich völlig falsch. Sie sieht zwar auch für mich als Laie klasse aus, aber bei dem Gedanken, dass dahinter Betonplatten, Plaste und Glaswolle sind, also nur 21.-Jahrhundert Baumaterialien, und der Stuck aufgeklebt ist, der Gedanke lässt mich schon etwas schaudern. Deswegen ist die kein gutes Beispiel. Nimm soch lieber den Zwinger, das Schloss etc.; hier würde ich einem Besucher sagen;: Dsa ist unser Schloss, punkt, nu färdsch. Wieso gross sich "rechtfertigen" müssen? Natürlich auch nichts verschweigen, halt dazu sagen, dass es im Krieg schwer beschädigt war, abre es ist nun halt wieder aufgebaut!

    Bei den Dresdner Bürggerhäusern ist das schwerer, klar: Weil die ganz weg waren, vom Schloss und Frauienkirche war immer noch ein bissel da, von den Häusern fast nix mehr. Lassen wir mal die Salomonisapotheke weg. Auf deine Frage, wie sollst du es einem Dresdenbesucher erklären:

    Ich würde einem Besucher z.B. beim Weigelschen Haus, beim Goldenen Ring, oder einem der wunderschönen VVK-Häuser sagen: Ja, hier war Goethe, Fontane, sonstwer drin, natürlich, so würde ich das sagen. Genau DA war der drin. Ich würde gleich halt dazu sagen: das Haus war 1945 total weg. Aber nun ist es eben wieder da! Das heisst, die Steine, die jetzt dort sind, sind nicht die gleichen, die Herrn Fontane etc. umgaben. Aber: Das "Weigelsche Haus" ist das "Weigelsche Haus", punkt. So sehe ihc das. Und das, was jetzt da steht, ist demvor 1945 identisch (wenn auch nicht exakt, Feinheiten stimmen nicht, aber das siehst du und ich als Laie nicht).
    Also ich habe da ein ganz radikale, pro-dresdnerische Meinung. Es ist schwer zu erklären schriftlich. Mmündlich ginge das besser. Ich weiss auhc was dich stört: Dich stört, dass es nicht dieselben Steine, nicht die selbe Subsanz sind, nicht wahr? Ja, weiss ich, mir wären die "echten" auch lieber, aber schau mal, die Frauenkirche ist über die Hälfte "nicht echt", stört das jemanden? Mich nicht! Herrn Weber störts es, lass ihn doch, der ist alt und hoffetnlich bald in Rente.

    Ich las einmal in einem Essay über Rekonstruktion:

    "Es geht nicht um die Steine, nicht um die "echte" Substanz. Es geht um die Idee, um den geistigen Plan, um den Enwurf."

    Das hat mich überzeugt, und meine Meinung gebildet. Verstehst du? Nicht die "Original"steine des Weigelschen Hauses, oder des Goldenen Ring sind wichtig. Sondern der Mensch, der dahinter steht, die Idee , der Plan. So wie der Zwinger von Pöppelmann ist, so wie die Frauenkirche von Bähr ist, so steht hinter jedem Bauwerk ein Mensch, der etwas fühlte, der etwas empfand, der sich etwas dachte, der etwas WOLLTE und der sagte SO werde ich das machen, so will ich das haben, SO wird es meinem König und den Bürgern gefallen. Verstehst du? Es steht eine Idee dahinter, ein Plan, eine Absicht - eine Idee. Eines Menschen. Das Bauwerk besteht nicht nur aus Steinen .

    Und solange es Menschen gibt, die sagen: Wir wollen das wieder haben, genau so wie es in diesem Entwurf geplant wurde - solange wird niemand das Gebäude entgültig zerstören können. Dann ist die Architektur sozusagen für die Ewigkeit gebaut, und dann ist sie zeitlos gültig, schön und gut.

    Siehst du, und das ist der Grund, warum Dresden weiter lebte, auc nach der schlimmen zerstörung des 13. Februar 1945: Die Steine waren weg, aber war auch die Stadt weg?

    Nein, die stadt war noch da, sie sah zwar so aus in all den ruinen als sei sie weg, aber sie war noch da, weil die MENSCHEN noch da waren. Viele kamen leider um in der Unglücksnacht, aber die Mehrheit war noch da!
    Die Dresdner haben überlebt - das Leben ging weiter!.Und solange es noch Dresdner gibt, sag ich dir, kann man die Frauenkirhce noch 100 Mal zerbomben, und wir werden sie immer wieder aufbauen, weil sie zu Dresden gehört.

    Ich kann es schlecht erklären hier im Internet, aber vielleicht hast du ein bischen verstanden wie ich meinte: ich zitiere noch mal aus dem Buch über Rekonstruktion, welches ich las "Es sind nicht die Steine die zählen, sondern der Enwurf, der Geist, der Gedanke, die Idee die dahinter steht".

    Ich h abe natürlich, wie du siehst, eine radikale pro-Reko Einstellung. Hier gibt es viele Variationen, manche haben ene totale Anti-Reko einstellung, manche ein zwischending, die sagen "ein bischen reko ja, aber nicht überall". Ich weiss, du suchst eine verbindliche Antwort, so wie 1 + 1 = 2.

    Aber die gibt es hier nicht, die findest du höchstens in den offiziellen Büchern, dort stehen dann ganz klare Regeln. Aber das sind dann die Regeln von Weber & Co, die dir nicht gefallen werden. Es ist wie mit dem Gewandhaus: Hier wirst du keine einheitliche Meinung finden, die einen sagen "es ist gut", wir sagen "es ist schlecht".

    Wenn ich dir einen Tipp geben darf: lies viel über rekonstruktion, lies viel über architektur, rede viel mit pro-reko leuten wie mit Dr. Hertzig (der hat absolut Ahnung , ist aber pro-reko), und bilde dir deine eigene Meinung. Und dir einer dumm kommt, von wegen Disneyland, dann stellst du dich ganz cool hin und sagst: "ICH bin Dresdner, ich liebe meine Stadt, und unsere Dresdner Architektur gehört dazu"! Nu färdsch.

    Nix neu, nix alt, lass dich gar nicht ein auf Diskussionen über "Disneyland" oder "man darf doch nicht rekonstruieren was weg war", DOCH MAN DARF sage ich. Neue Steine, alte Steine, modern, historisch, das ist mir alles egal, der Ausweg aus dem Dilemma heisst DRESDNER ARCHITEKTUR.

    Hör zu: Für mich ist die Frauenkirche eines der schönsten und bedeutungsvollsten Bauwerke Deutschlands, Europas, der Welt. Sie ist nicht nur schön, sie ist nicht nur Wahrzeichen Dresdens, sie ist ZEICHEN FÜR WIEDERAUFERSTEHUNG, für das WUNDER; für HOFFNUNG und für LICHT. Es gibt für mich kein Bauwerk, dass es mit ihr aufnehmen kann und dass so viele Dinge in sich vereint wie die Frauenkirche. Ich kann dir das gar nicht beschreiben, was ich fühle wenn ich die Frauenkirche sehe. Es ist eine solch grenzenlose Freude, als ob eine verlorene Person plötzlich vor dir steht und du sie freudestrahlend umarmst und wieder willkommen heisst.

    Mein Rat an Dich: Wenn du nicht weiter weisst, wie du ees jemandemn erklären sollst, ob das Gebäude nu alt, oder neu, oder irgendwie dazzwischen ist, fühle dich doch gar nicht unter Druck, auch nicht unter Zwang, sondern lass doch einfach los und versuche zu fühlen: versuche doch einfach, dich nur zu freuen, so wie ich, spüre diese Freude: Das ist meine Stadt, und sie ist wiederauferstanden, und noch mehr wird wiederauferstehen. Spüre einfach diese Freude, und wenn jemand dich nervt und wissen will ob das Gebäude alt oder neu, "unecht" oder echt ist, dann sag: "Das Gebäude ist für mich einfach eine Freude, eine Freude so gross, wie du es gar nicht erahnen kannst". Mehr brauchst du gar nicht zu erklären.

    Herr Mjölnir, ich hoffe ich habe Sie geholfen. :D

  • Erstmal vielen Dank für die umfangreiche Antwort. Ich sehe wir sind auf einer Wellenlänge, Brüder im Geiste, so zu sagen. :zwinkern:
    Da das Thema nicht so direkt zu diesem Strang hier passt, antworte ich Dir mal unter "Der [lexicon='Neumarkt Dresden'][/lexicon]"! Wir können dort, wenn gewünscht, zu dem Thema weiter diskutieren. 8)

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert.

    Oscar Wilde (1854-1900)

  • Zitat

    "Es sind nicht die Steine die zählen, sondern der Enwurf, der Geist, der Gedanke, die Idee die dahinter steht."

    :applaus:

    Prima, das trifft die Sache auf den Punkt. Wenn wir z.B. den Zwinger nehmen, da ist im Laufe der jahrhunderte schon soviel an Originalsubstanz im Zuge von Sanierungen ausgetauscht worden, daß er nur noch zu wenigen Prozenten aus Steinen der Erbauerzeit besteht. Und Trotzdem wird niemand behaupten, der Dresdner Zwinger wäre eine Kopie. Beim Neubauentwurf gegenüber des Johanneums sind jedenfalls weder Geist, Gedanke noch Idee eines Gewandhauses zu erkennen, die hat man bereits vor über 200 Jahren über Bord geworfen. Und das ist der Geist, der heute in der Fläche steckt. Abgesehen davon haben wir ein echtes Gewandhaus.

    Hätte übrigens eine Idee aus Prag für die Fläche, wenn man sie schon unbedingt vermarkten muß: Dort hat man aus transportablen Leichtbauteilen Markisendächer als open- air- Restaurant errichtet, so daß man bei Sonne ganz im Freien oder bei Regen unter einem wasserdichten Wetterschutzdach Gastronomie der Spitzenklasse erleben kann. Das ganze habe ich im Winter ausbrobiert, das open-air-Restaurant war mit Wärmepilzen ausgestattet und man saß bei Schneefall in wohliger Wärme bei Glühwein mitten auf dem Markt. Das ganze befindet sich direkt unterhalb der Astronomischen Uhr am Rathaus, ähnlich unserer Situation vor dem rekonstruierten Hummel- Entwurf, vor einer Reihe Barockhäuser. Über mangelnde Kundschaft brauchte sich der Betreiber dort nicht zu beklagen. Bei uns könnte man darüber hinaus die Reste der alten Stadtbefestigung in die Gastronomie mit einbeziehen bzw. diese Bereiche für die Präsentation der zu beschaffenden bzw. noch herzustellenden entarteten, äh, Verzeihung, nach monetären Gesichtspunkten als künstlerisch wertvoll einzustufenden Schöpfungen menschlicher Entgleisung nutzen, ohne den Neumarkt durch einen Neokunstbunker entstellen zu müssen.

    "Wer das Weinen verlernt hat,
    der lernt es wieder beim Untergang Dresdens."

    Gerhart Hauptmann (1862-1946)

  • Zitat

    Hätte übrigens eine Idee aus Prag für die Fläche, wenn man sie schon unbedingt vermarkten muß: Dort hat man aus transportablen Leichtbauteilen Markisendächer als open- air- Restaurant errichtet, so daß man bei Sonne ganz im Freien oder bei Regen unter einem wasserdichten Wetterschutzdach Gastronomie der Spitzenklasse erleben kann. Das ganze habe ich im Winter ausbrobiert, das open-air-Restaurant war mit Wärmepilzen ausgestattet und man saß bei Schneefall in wohliger Wärme bei Glühwein mitten auf dem Markt.


    Da gibt es bei der derzeitigen Klimadiskussion sicher massive Proteste seitens der Grünen. :zwinkern:

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert.

    Oscar Wilde (1854-1900)

  • Vier Anmerkungen:
    - Wenn ihr das Originalbild aus urheberrechtlichen Gründen nicht nehmen könnt, dann gibt es noch die Möglichkeiten den neuen Entwurf kreativ nachzuzeichnen. Daran hättet dann ihr allein das Urheberrecht.
    - Ich bitte wirklich darum, die Sprache etwas zu demilitarisieren. Etwas weniger Kampf, Krieg, Widerstand etc. Auch das Körner-Zitat kann kontraproduktiv sein. Wenn fälschlicherweise der Eindruck entstünde, der Protest käme hauptsächlich aus einer Ecke statt aus der Breite der Bevölkerung, wäre mehr verloren als gewonnen.
    - Ich habe eben gesehen, dass schon eine ganze Menge Geld zusammen ist. Deshalb nochmals mein Tipp: macht mehrere verschiedene Flyer mit unterschiedlichen Informationen und für unterschiedliche Zielgruppen. Ihr braucht ja nicht alle auf einmal zu machen. Ich glaube eben, es ist besser, verschiedene zu verteilen, als von einer Version sehr viele. Man erreicht mehr Leute dadurch.
    - Bietet so wenig Angriffsfläche wie möglich. Macht euch so wenig Feinde wie möglich. Beides wird sonst u.U. sehr viel Energie verbrauchen, die für die eigentliche Arbeit dann fehlt.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Jeder Spender wird gebraucht! Bitte nicht nur Vorschläge. Vor lauter Bäumen sieht man sonst den Wald nicht mehr. Willst Du Dich nicht auch beteiligen? Als Moderator dachte ich , hat man eine Vorbildfunktion :zwinkern:

  • Ich weiß gar nicht, was dich, Exilwiener, qualifiziert, den Leuten ständig vorschreiben zu dürfen, was sie zu tun oder zu lassen haben. Selbst wenn Antiquitus sich finanziell nicht beteiligt, ist das seine Privatsache.

  • Zitat

    Willst Du Dich nicht auch beteiligen? Als Moderator dachte ich , hat man eine Vorbildfunktion

    Ich kann mich da spacecowboy nur anschließen. Antiquitus hat im übrigen - wie auch spacecowboy, ich und viele andere - in den letzten anderthalb Jahren nicht wenig an Zeit und Geld in "Stadtbild Deutschland e.V." investiert.

  • @alle
    euer tonfall ist unnuetz kritisch und negativ
    mit nem positiven scherz kommts besser rueber...

    so wie antiquitus, kluge ratschlaege erteilen, abers geld dann allein versaufen...
    mach ich auch so :gg:

  • Meine HAaron !!!

    Lasst uns mal wieder auf's Wesentliche zurück kommen -
    besonders in diesem Strang, in dem es konkret um unsere Planung gehen sollte.
    Alles Andere zur Thematik (vor allem langwierige Diskussion) passt besser in den GH-Parallelthread !

    Leitbegriffe dieses Threads wären:
    Spenden - 15.Mai - 18.Mai - konkrete Aktionen

    :zwinkern:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Wir hatten heute nochmal ein kreatives Meeting. Unser Flyer ist schon sehr konkret. Weitere Infos gibt es erst zu einem späteren Zeitpunkt. Aber es wird für diese Aktion definitiv nur eine Version geben! Wir werden, angesichts der aktuellen Entwicklungen, aber dranbleiben und ggf. einen zweiten machen können.
    Dresdner Original, youngwoerth und ich sind uns aber einig, das wir mehr als nur diese eine Aktion zusammen machen. Wir wollen uns auch in Zukunft aktiv einmischen. Mehr wird nicht verraten.

    Für Dresden, für eine Stadt mit Identität! :zwinkern:

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert.

    Oscar Wilde (1854-1900)

  • Zitat von "Mjölnir"

    Erstmal vielen Dank für die umfangreiche Antwort. Ich sehe wir sind auf einer Wellenlänge, Brüder im Geiste, so zu sagen. :zwinkern:

    Brieder im Geiste, nu. Sag'sch doch :D

    Zitat von "Mjölnir"

    Wir wollen uns auch in Zukunft aktiv einmischen. Mehr wird nicht verraten.

    Wenn ihr mich braucht - ich mische gerne mit. :D

    PS
    [kurzer off-topic excurs]:
    Ich habe noch einen Haufen Sachen geschrieben für dich, wegen deiner Frage, kann/darf man sagen "Fontane hat hier gewohnt", wenn das Haus ja nun ein anderes ist.

    Aber das ist eben die Frage: Ist das Haus wirklich ein "anderes"? Ich kann nicht direkt "ja" sagen, aber "nein" kann ich auch nicht sagen.

    Diese Frage lässt sich eben m.E. nicht mit "ja/nein" beantworten (obwohl ich eher zu "ja" tendiere), daher wurde der Text etwas länger. Ich habe ihn aber im Neumarkt-Thread noch nicht gepostet, ob wir einen ganz eigenen Thread dafür aufmachen sollten? Und noch was: Ich kann dir übrgiens schon mal einen Vorraus-Tip geben. Du kannst auf jeden Fall immer vor der Salomonisapotheke stehen und sagen: "Fontane hat genau an diesem Ort, 2 Meter vor mir, gearbeitet".

    Denn der "Ort" war immer da. Aber diese Sichtweise ist nur eine Zwischenlösung, ich glaube irgendwann wird man sagen: Fontane hat hier, in der Salomonisapotheke , gelebt. Meine Quintessenz ist immer: Weniger Kopf, weniger Ratio - mehr Perception, mehr Sinne, mehr Gefühl. Nicht nur analysieren "darf man Reko, darf man nicht" - FREUDE spüren, dass die Rekos da sind! :) Dann kehrt vielleicht auch der Geist Fontanes, der sich bisher mit dem Boden begnügen musste, in die Gemäuer zurück.....

    [offtopic modus off]

  • Leider wohne ich ja weit weg von Dresden, aber wer Zeit hat und kann, der sollte am 15.05. auf jeden Fall zu der "Konkurrenzveranstaltung" gehen, oder möglichst viele dazu bewegen dies zu tun. Wenn auf dieser Versammlung schon richtig kontra gegeben wird, die Demokratiefähigkeit der Planer und Politiker thematisiert wird, dann haben wir hier eine weitere Chance! Diese Veranstaltung könnte so für die Modernisten zum Eigentor werden!

  • Drei Anregungen zu einem möglichen Flyertext:

    - Von einem Begriff wie "Betonklotz", der sich auf ein konkretes Baumaterial bezieht, rate ich ab. Es ist noch nicht sicher, dass ein Gebäude aus Sichtbeton gebaut werden soll und übrigens wird bis jetzt bei allen Rekonstruktionen am Neumarkt auch Beton benutzt. Das gilt selbst für vorbildliche Rekonstruktionen wie An der Frauenkirche 16/17. Es bringt also nichts, Beton zu verteufeln. "Klotz" passt dagegen, weil gegenüber den kleinteiligen Bürgerhäusern am Neumarkt das geplante Gewandhaus viel zu massig und grobgliedrig wäre.

    - Es sieht zwar im Augenblick ganz danach aus, dass der Entwurf von Cheret und Bozic gebaut werden soll, aber, wie hier schon mehrfach gesagt wurde, ist es immer noch möglich, dass wegen der Proteste der Bevölkerung plötzlich der Mäckler-Entwurf von Prisco und von Döring als "bürgerfreundliches Entgegenkommen" bevorzugt wird. Beim Eckbau Töpfergasse/Augustusstraße vom selben Investor lief es bereits ähnlich mit dem Bachmann-Entwurf. Der Flyer sollte also auch die harmloseren Entwürfe mit berücksichtigen.

    - Ich würde auch nicht moderne Architektur für Dresden generell kritisieren. In einem Plattenbauviertel dürfte eine historisierender Neubau genauso disharmonisch wirken wie umgekehrt ein Betonklotz in historischer Umgebungsbebauung. Im GHND-Gästebuch kritisieren im Augenblick auch Leute den geplanten Neubau, die sonst aufgeschlossen sind für neue Architektur. Die Bausituation am Neumarkt (natürlich im weiten Sinne mit Schloss- und Landhausstraße, Sporergasse usw.) ist ein sehr spezieller Fall und verlangt von allen Beteiligten, dass sie sich sehr genau informieren über die großen Erwartungen und Hoffnungen, die mit diesem Gebiet verbunden sind. Genau das lassen die Entwürfe vermissen, selbst der Entwurf von Mäckler.

  • Zitat von "Mathias"

    Ich würde auch nicht moderne Architektur für Dresden generell kritisieren. In einem Plattenbauviertel dürfte eine historisierender Neubau genauso disharmonisch wirken wie umgekehrt ein Betonklotz in historischer Umgebungsbebauung. Im GHND-Gästebuch kritisieren im Augenblick auch Leute den geplanten Neubau, die sonst aufgeschlossen sind für neue Architektur.

    Das ist genau der Grund, warum ich von der Verwendung der Begriffe "modern" (im Sinne von schlechter Architektur) abrate. Mathias hat völlig Recht, in eine öffentlichen Schrift wie dem Flyer sollte man auf keinen Fall "Modernes" kritisieren. Denn:

    Mit "modern" können zwei Dinge gemeint sein: Das, was heute dem Zeitgeist entspricht, und das, was heute tatsächlich gebaut wird. Beides ist nicht das selbe.

    Wenn wir von "modern" reden, meinen wir in der Regel den "Gegner", also das, was zur Zeit tatsächlich gebaut wird. Aber Vorsicht - einige funktionale Bauten werden auch von der Bevölkerung als gut empfunden - ein paar sogar von mir selbst, das Swissôtel in Berlin beispielsweise, hier möchte ich kein Fachwerkhaus. Das heisst wiederum, wenn wir gegen "Modernes" sind, sind wir aus Sicht vieler Menschen gegen das "Gute". Und machen uns angreifbar.

    "Modern" sagt nichts aus, weder über Qualität, noch über Stil, noch über Angemessenheit. Spalten wir den Begriff auf: für mich gibt es nur gute (adäquate, passende, schöne, menschengerechte, sensible etc. )Architektur, oder schlechte (unangemessene, hässliche, plump-grobe, menschenfeindliche etc.). Dann wird greifbar, was wir wollen. Gegen "modern" zu sein, ist ohne Inhalt. Diesen Begriff sollte man nicht benutzen, und wenn, dann für uns mit positiver Besetzung okkupieren. "Herr Cheret: Das ist ja gar nicht modern was Sie der Bevölkerung hier andrehen, Herr Cheret. Das ist einfach miserabel, hässlich und ein Rückgriff auf 1920er-Architektur".

    Könntet ihr Herrn Cheret schlimmer herabwürdigen? Nein, ihr erklärt ihn damit "rückwärtsgewandt", und das wäre der reputative Todesstoß für einen sich avantgardistisch und linksintellektuell wähnenden Architekten.

    Wir argumentieren überhaupt nicht selbstbewusst genug. "Nein wir wollen ja kein Disneyland, weil, bla bla", "Ja ich bin zwar auch für das Moderne, aber, bla bla" - Fühlen wir uns wohl in der Rechtfertigungsecke? Oder wollen wir nicht lieber die Gegenseite dazu bringen, sich rechtfertigen zu müssen? WIR sind die neue Architektur. WIR sind jung, keine greisen Professoren. WIR kümmern uns um unsere Städte. WIR fordern stadtbildverträglichkeit. WIR fordern, das Optimum aus der Baukunst herauszuholen anstatt im 1960er Brutalismus zu verharren. WIR fordern Reformierung der obsoleten Architektur, kurzum:-

    (Nein, nicht WIR sind das Volk, du Schelm ;) Ja, das möglicherweise auch, doch mein Hauptpunkt ist - ... )

    WIR sind modern.


    Die Obsoletisten geben sich als "Modernisten" aus. Welch infame Lüge. Wann fangen wir an, die Begriffe umdeuten? Dergestalt, dass sie der Wahrheit entsprechen?

  • Ein gute Strategi ist immer die Rhetorik von die Feind zu anzunehmen.

    "Historisches Neumarkt ist Modern"
    Ich denke es ist wichtig weil das Wort Modern ist von Mehrheit eine Postives Wort. Es ist "wieder modern historisch zu bauen". Berlin wollen die Schloss, und so weiter... Menschen akzeptieren viel mehr wenn viele andere die gleiche machst. Es ist wieder "modern schöne Häuser bauen, jetzt haben wir die Chance Dresden noch schöner zu machen."

    "Historisches Neumarkt ist Fortschrittlich"
    Und es ist "Fortschrittlich endlich mal unsere Vergangenheit und Tradition zu erkennen." Fortschritt fodert Rückkehr zu unsere Würzeln.

    Oder slogans wie "Hilft uns Dresden zu die Schönste Stadt in Deutschland zu machen."

  • Bezüglich der Erstellung des Flyers hat sich ja nunmehr eine optimale Prozedur entwickelt: Es gibt jede Menge Vorschläge, Anregungen, Ideen, die von einem Redaktionsklub, der vor Ort aktiv ist, umgesetzt werden. Also ich denke mal, der Flyer ist auf einem guten Weg.
    Jetzt bleibt aber noch eine weitere ganz wichtige Frage: Wie bringen wir es unters Volk? Für die „klassische“ Methode (Verteilung auf der Straße) werden vermutlich unsere personellen Ressourcen nicht ausreichen. Aber es gibt andere Möglichkeiten – und hier appelliere ich an alle Dresdner und Randdresdner im Forum. Jeder hat doch ein „privates Netzwerk“: Verwandte, Bekannte, Kollegen, Kumpel im Sportklub u.s.w.. Man könnte auch die Briefkästen in der jeweiligen Nachbarschaft bestücken. Und man könnte auch die verschiedenen „artverwandten“ Vereine und Bürgerinitiativen um Hilfe bitten (so in der Art, dass die ihrerseits in ihrem Einzugsbereich verteilen).
    Ich möchte diese Frage hier gern mal zur Diskussion bringen.

    P.S. Ich würde den Verein Schloss Übigau "übernehmen" - also was die Anfrage betrifft, ich hatte mit denen mal Kontakt.

  • auf jeden fall auch eine version ins netz stellen, damit man flyer im freundeskreis rumschicken kann. schneeball/kettenbriefeffekt...wenig arbeit aber damit werden auch viele leute erreicht.